Was ich auf Reisen fürs Leben gelernt habe

Das Thema Persönlichkeitsentwicklung und wie wir „zur besten Version von uns selbst werden“ können, ist schon seit ein paar Jahren in aller Munde. Und wenn ich darüber nachdenke, was mich in den letzten Jahren besonders geprägt, verändert und bereichert hat, dann fällt mir da vor allem eins ein: das Reisen. Nirgendwo sonst als auf Reisen lernt man mehr über sich selbst, aber besonders auch über seine Umwelt und die Welt in die wir Leben. Man baut nicht nur eventuelle unterschwellige Vorurteile ab und lernt, wie wunderschön und vor allem schützenswert unser Planet ist, sondern auch ganz viel über sich selbst. Wie man mit Problemen umgeht, dass es sich oft lohnt sich durchzubeißen und wie man in Marokko zum Beispiel so schön sagt: „Humor und Geduld sind zwei Kamele, mit denen du durch jede Wüste kommst.“

Ich bin jetzt schon seit zwei Monaten in Deutschland und merke, wie gut mir diese Reisepause tut. Es fühlt sich wie ein richtiger Reset an, an dem ich verarbeiten, rekapitulieren und planen kann und mir Gedanken machen, wo ich mit mir und meinem Blog noch so hin möchte. Und das nicht nur in Sachen Reisedestinationen. Wenn ich auf die letzten 10 Jahre zurückblicke und an mein 24-jähriges Studenten-Ich denke, merke ich erst, wie sehr mich das Reisen in den letzten Jahren geprägt hat. Klar, da waren auch noch viele andere Dinge, aber wenn ich an alles denke, was mir in meinem Leben wichtig ist und wofür ich dankbar bin, dann ist mir das erst wirklich auf Reisen klar geworden.

Und was mir auch in meiner aktuellen Reisepause klar geworden ist: Dass ich mich neben all der vielen Reisetipps und Destinationsartikel schon seit Ewigkeiten nicht mehr abends mit einem Gläschen Wein und guter Musik hingesetzt habe, und einfach mal meine Gedanken niedergeschrieben habe. Mit diesem Artikel möchte ich nun also ein wenig meine Reisekolumne wiederbeleben und mit euch die Dinge teilen, die ich auf Reisen fürs Leben gelernt habe. Vielleicht findet sich ja der ein oder andere in meinen Gedanken wieder, oder ihr habt ganz andere Dinge auf Reisen gelernt. Dann freue ich mich auf jeden Fall über einen Kommentar unter diesem Artikel.

Ich habe auf Reisen fürs Leben gelernt, dass…

Wie schön Mutter Erde ist

Vielleicht das Offensichtlichste, was man auf Reisen lernt, ist die Schönheit unserer Welt (zu schätzen). Besonders, wenn man im immer gleichen Alltag gefangen ist, verliert man oft den Blick für die Schönheit um uns herum. Und das ist bei mir besonders die Natur. Unterschiedliche Landschaften, klimatischen Bedingungen, Farben machen mich einfach immer wieder sprachlos. Ich hab so oft das Gefühl, dass ich gar nicht fassen kann, wie schön unser Planet ist. Auf der hawaiianischen Insel Kauai ging es mir quasi täglich mehrmals so. Dass ich einfach nur mit offenem Mund da stehe und gar nicht weiß, wie ich so viel Schönheit in mich aufnehmen kann. Und noch schwieriger: wie ich diese Schönheit für euch in Text, Foto und Videoaufnahmen konservieren kann. Zu 100 Prozent gelingt mir das nie, aber wenn ich nur einen Bruchteil von der eigentlichen Magie festhalten kann, dann hab ich schon viel gewonnen. Und schließlich möchte ich mit meinem Blog ja auch erreichen, dass ihr selbst in die Welt zieht und die Magie am eigenen Leib erfahrt.

Wie schön es zu Hause ist

Das klingt erst einmal kontraproduktiv, aber viele Weltreisende werden mir zustimmen, dass man manchmal erst um die halbe Welt reisen muss um zu sehen, wie schön es zu Hause ist. Ich zumindest war immer der Typ Fernweh und kannte Heimweh nur vom Hören sagen. Ich erinnere mich noch daran, als mein Onkel mich und meine Familie in den Sommerferien einmal besuchte. Er war auf dem Weg mit seinen Kindern in den Urlaub. Spontan fragte er mich, ob ich nicht mitkommen will.

Drei Stunden später saß ich zusammen mit ihnen im Auto ohne mich noch einmal um zugucken. Trotzdem merke ich, dass je mehr ich auf Reisen unterwegs bin, auch meine Sehnsucht nach Deutschland und meinem Liebsten steigt. Mittlerweile sind für mich Heimweh und Fernweh zwei Gefühle, die ich am Reisen besonders mag. Dieses Kribbeln, wenn man auf dem Weg in eine unbekannte Destination ist, und dieses Gefühl wenn man sich nach einer langen Reise ins eigene Bett kuschelt ist einfach wunderbar. Aber auch die Landschaft vor meiner Tür weiß ich durchs Reisen mehr zu schätzen. Wenn die Natur im Frühling zum Leben erwacht, die ersten Schneeflocken, unsere wunderschönen Mischwälder, die bunten Blätter im Herbst, die lauen Sommernächte – all dem habe ich vorher einfach viel zu wenig Bedeutung geschenkt.

Das Momente und Erinnerungen wichtiger sind als Dinge

Ich bin und ich war noch nie ein Mensch, der sehr an materiellen Dingen gehangen hat. Trotzdem habe ich nicht selten in meiner Studentenzeit den ein oder anderen Euro für ein neues Kleidungsstück oder einen Cocktail ausgegeben, den ich hätte eigentlich auch für eine Reise sparen können. Erst als ich merkte, dass man schon mit wenig Geld schöne Reiseerlebnisse sammeln kann, steckte ich jeden Cent in mein Sparschwein für die nächste Reise, denn „Reiseerinnerungen sind viel schöner und wichtiger als Dinge“. Und auch jetzt noch kommt das Reisen bei mir budgetär an erster Stelle. Bevor ich mir ein neues Sofa kaufe, reise ich lieber nach Hawaii!

Wie klein ich und meine Probleme sind

Besonders das Reisen in ärmere Länder holt einen schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Was ist schon meine bevorstehende Steuernachzahlung gegen die Herausforderungen, mit denen die Menschen zum Beispiel in Bolivien oder Kambodscha jeden Tag zu kämpfen haben? Wie glücklich wir uns schätzen können, gesund zu sein und genug Geld zu haben um die Welt zu entdecken. Davon träumen die Menschen vielerorts nur, selbst wenn es ihnen generell in ihrer Heimat vielleicht gut geht.

Nicht zu schnell aufzugeben

Auf Reisen bin ich gerne aktiv unterwegs und stelle mich neuen Herausforderungen. Die eigene Comfort Zone verlassen und Neues auszuprobieren, das gehört für mich zum Reisen dazu. Und dabei lernt man sehr schnell, dass man sich oft ganz schön durchbeißen muss, um sein Ziel zu erreichen – ob das nun Torres del Paine, Cerro Toco oder Machu Picchu heißt. Aber auch auf der Reise selbst, kommt man nicht selten an einem Punkt, an dem man „nur noch nach Hause möchte“. An dem man heulend im Hotelzimmer sitzt und nicht mehr weiter weiß. In allen Situationen hat es geholfen nicht zu schnell aufzugeben und einfach weiterzumachen. Und das wiederum hat mir sehr viel Durchhaltevermögen auch für meinen Job als Selbstständige eingebracht.

Mit Problemen und Hürden besser umzugehen

„Wie der nächste freie Bus fährt erst in drei Tagen? Ich muss doch übermorgen in XYZ sein!“ Ich glaube fast jeder (Welt-)Reisende hat so eine Situation schon erlebt. Oft kommt dann noch die Sprachbarriere dazu. Probleme und Hürden gehören zu jeder Reise dazu und lehren uns nur, mit solchen Situationen besser und leichter umzugehen. Denn: Egal ob im Leben oder auf Reisen: in den seltensten Fällen läuft immer alles nach Plan. Sich auf neue und ungeplante Situationen einzustellen und das beste daraus zu machen – wo lernt man das besser als auf Reisen!

Bei aller Liebe - Dinge die ich am Reisen hasse

Dass wir am Ende alle verschieden und doch gleich sind

In fremde Kulturen einzutauschen ist ein guter Grund um auf Reisen zu gehen. Auch ich finde es immer wieder spannend neue kulturelle Erfahrungen zu machen und zu sehen, wie die Menschen am anderen Ende der Welt so leben. Mit dem Ergebnis: so unterschiedlich wir alle sind, so sehr gleichen wir uns auch. Besonders zu solchen Großereignissen wie der Fußball-WM, zu der ich mal auf Bali war, wird einem klar: wir mögen alle unterschiedliche Bräuche, Traditionen, Kleidung oder Hautfarben haben – am Ende sind wir alle gleich.

Dass das Gute manchmal vor der Haustür wartet

Als ich anfing zu Reisen, konnte es meiner Meinung nach nicht „höher, schneller, weiter“ sein. Ich sehnte mich nach Fernreisen, exotischen Destinationen und langen Flügen. Je mehr ich allerdings reiste, desto mehr merkte ich: das Gute wartet oft schon vor der Haustür – in der eigenen Region, in Deutschland oder in Europa, wo günstige Flüge oft schon für wenige Euros zu haben sind. Heute liebe ich es – besonders in den Sommermonaten – mein eigenes Land und vor allem auch meine Heimat, den Harz, zu erkunden. Denn ich sehe meine Umwelt mittlerweile mit anderen Augen.

Dass weniger oft mehr ist

Das hier geht an all diejenigen von euch, die vor einer Reise regelmäßig auf dem eigenen Koffer herumhüpfen, damit er zu geht. Und auch ich nehme mich da manchmal nicht aus – obwohl bei mir der Koffer eigentlich nur durch Equipment und Fotorequisiten gefüllt ist. Trotzdem: Je weniger ich auf einer Reise eingepackt habe, desto unbeschwerter und leichter reiste ich. Ein Vorsatz, den ich mir auch für 2019 vorgenommen habe: wieder weniger einzupacken auch trotz Job und Co. Ich werde euch auf dem Laufenden halten, wie mir das so gelingt.

Dass man mit Gelassenheit am weitesten kommt

Ich habe es eingangs schon erwähnt, aber mein Lieblingssprichwort, dass ich auf Reisen entdeckt habe ist „Humor und Geduld sind zwei Kamele, mit denen du durch jede Wüste kommst.“ Und das trifft sowas von zu. Besonders auf Länder wie Marokko oder Tansania, wo die Mühlen generell etwas langsamer mahlen. Wir als Nordeuropäer und insbesondere als „korrekte Deutsche“ können schnell mal genervt sein, wenn der Cappuccino erst nach 40 Minuten serviert wird, oder das falsche Essen vor einem steht. Wir regen uns gerne auf, wenn das Hotelzimmer nicht so aussieht wie auf dem Bild im Internet oder der Taxifahrer mal wieder zu spät ist. Reisen lehrt einen Gelassenheit und damit eine wichtige Lektion, die einen auch im Leben weiterbringt.

Das geteilte Freude doppelte Freude ist

Alle Verfechter vom Alleinreisen werden mir jetzt vehement widersprechen, aber ich persönlich hab auf Reisen gelernt, dass bei mir geteilte Freude, doppelte Freude ist. Ich liebe es einfach, meine Erlebnisse mit Reisepartnern zu teilen und habe auf Soloreisen, von denen ich so einige unternommen habe, immer als würde mir etwas fehlen. Natürlich ist es auch eine wichtige Lektion zu lernen mit sich selbst klar zukommen und das komme ich auch. Aber als Typ, der seine Kraft aus der Geselligkeit zieht, würde immer die Gesellschaft vorziehen.

Dass die besten Dinge meist spontan passieren

Als ich mit dem Reisen begann, musste bei mir immer alles bis auf das kleinste Detail geplant sein. Ich wollte aus jedem Tag auf Reisen einfach das Maximum herausholen und mich nicht mit Planung und organisatorischen Dingen beschäftigen. Auch hatte ich immer tierische Angst, dass kurzfristig alles ausgebucht sein könnte und neige auch heute noch dazu, kurz vor Abflug dann doch einen kleinen „Panikanfall“ zu bekommen und doch noch alle Unterkünfte im Voraus zu buchen. Fragt meine Schwester, sie lacht sich dann jedes Mal über mich tot, wenn ich sie einen Tag vor Abreise mit Hotellinks zuballere.

Aber hey, ich kann auch noch was lernen! Was ich allerdings auch gelernt habe, ist jede Reise mit genügend Luft für Spontanität anzutreten. Selbst wenn ich gerne alle Hotels im Voraus gebucht habe, lasse ich mich in puncto Aktivitäten gerne treiben und schaue vor Ort wie das Wetter ist und ob ich von Einheimischen noch ein paar Tipps abstauben kann. Denn oft passieren die besten Erlebnisse auf Reisen spontan wenn man mal keinen Plan hat.

Dass deutsches Brot einfach am besten schmeckt

Muss ich dazu noch viel sagen? Nicht oder?

Und jetzt verratet mir sehr gerne in den Kommentaren, ob ihr euch bei dem ein oder anderen Punkt in meinen Gedanken wiederfindet, oder ihr  ganz andere Dinge auf Reisen fürs Leben gelernt habt. Ich freue mich von euch zu lesen!

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