Nachdem unser Tragebaby mit 10 Monaten langsam zu groß und schwer für die Bauchtrage wurde und auch auf dem Rücken nicht wirklich zufrieden war, stand fest, dass nun langsam eine Kraxe beziehungsweise Kindersitztrage her musste.
Gerade für eine Outdoor-Autorin wie mich, ist solch eine Kraxe nicht nur für private Wanderungen, sondern auch für die Recherche meines nächsten (Wander-)Buches dieses Jahr ein Muss und eine langfristige Investition. Meine Anforderungen an unsere zukünftige Kindertrage waren hoch: denn die Kraxe sollte nicht nur super bequem für mich und das Kind, sondern auch leicht an andere tragende Personen anpassbar sein. Noch dazu wollte ich, dass die Trage auch noch (für meinen Geschmack) gut aussieht. Ein auf den ersten Blick unmögliches Unterfangen.
Bis ich auf die Thule Sapling stieß. Hier treffen – typisch für die Schweden beziehungsweise den schwedischen Hersteller – Funktionalität und gradliniges, schlichtes Design aufeinander. Die eierlegende Wollmilchsau unter den Kraxen also? Nach ausgiebiger Recherche zu allen Vor- und Nachteilen zog die Thule-Kraxe vor etwas mehr als einem Monat bei uns ein und ist seit dem täglich! im Einsatz. In diesem Artikel möchte ich mit euch meine Erfahrungen zur Thule Sapling – insbesondere mit noch kleinem Kind – teilen. Wie immer, schreibt mir gerne eure Erfahrungen in die Kommentare und ob euch mein Artikel weiter geholfen hat!
Übrigens: Für diesen Artikel fand keine Kooperation statt, ich habe mir die Kraxe selbst gekauft!
Thule Sapling: Design
Was bei der Thule Sapling direkt auf den ersten Blick auffällt, ist das schlichte und gradlinige Design. Nicht umsonst hat die Kraxe 2022 den Ret Dot Award für ihr funktionales und durchdachtes Design gewonnen. Im Vergleich zu anderen Herstellern wie Deuter oder Osprey kommt die Thule Sapling optisch eher minimalistisch daher. Es gibt sie (derzeit) in zwei Farboptionen – salbei- beziehungsweise agavengrün oder schwarz-türkis. Ich habe mich – eh klar oder – für ersteres entschieden.
Natürlich sucht man sich eine Kraxe nicht (nur) wegen der Optik aus, aber hey, warum darf eine Kraxe, die man bei einem Kind mindestens zwei/drei Jahre mit sich herumträgt, einem nicht auch optisch gefallen? Und bei mir hat das ganze durchaus auch einen beruflichen Nutzen – schließlich wird das Teil auch für meine Fotoproduktionen zum Einsatz kommen. Und da habe ich einen hohen Anspruch an die Ästhetik, den ich privat vielleicht nicht hätte. Aber auch da macht mir ein schönes Design einfach Freude.
Anpassungsmöglichkeiten & Tragekomfort
Kommen wir mal zu ein paar handfesteren Fakten: Die Thule Sapling zeichnet sich auch durch ihre zahlreichen Anpassungsmöglichkeiten aus. Rückenteil und Beckengurt sind schnell und einfach auf die individuellen Proportionen und Ansprüche des Trägers angepasst. Und so kann die auch während einer Tour easy an einen anderen Träger (mit anderer Statur) angepasst werden, ohne lange Herumfriemeln zu müssen. Auch der Beckengurt kann individuell an die tragende Person angepasst werden. Und hiermit meine ich nicht nur den Gurt (dass der verstellbar ist ist ja logisch), sondern auch der Sitz des Polsters lässt sich bei der Thule Kraxe verstellen.
An dritter Stelle lässt sich auch der Sitz des Babys auf die individuelle Größe des Babys anpassen. Hierzu komme ich aber beim nächsten Punkt, dem Sitzkomfort für das Kind noch einmal genauer.
Da der Trageteil der Kraxe aus luftdurchlässigen Mesh-Gewebe besteht, schwitzt man hier am Rücken kaum. Das ist insbesondere im Vergleich zur Trage ein großes Plus, wo man das Kind ja direkt am Körper trägt und sich an heißen Tagen oder unter der Tragejacke gegenseitig regelrecht anschwitzt. Ich bin auf jeden Fall gespannt wie groß der Unterschied im Hochsommer tatsächlich ist.
Generell ist der Tragekomfort eine sehr individuelle Sache, die man am besten im Laden einmal testen sollte. Man darf nicht vergessen, dass man mit einer Kraxe schnell mit 15+ Kilogramm auf dem Rücken unterwegs ist. So viel Gewicht habe ich sonst nicht einmal bei einer Fernwanderung mit Zelt getragen. Schon mit meinem zugegeben eher großen und schweren – Baby von 11 Monaten bin ich hier mit 14 Kilogramm dabei.
Thule Sapling: Sitzkomfort für das Baby/Kleinkind
Fast noch wichtiger als der Tragekomfort, ist die Sitzbequemlichkeit für das Baby/Kleinkind. Und das ist eine ganz schöne Herausforderung wenn man bedenkt, dass eine Kraxe für Kinder ab 6 Monaten bis etwa 4 Jahre benutzt werden kann. Ich kann aktuell natürlich nur den Komfort für ein kleineres Kind beziehungsweise Baby beurteilen, gebe hier aber gerne ein Update wie das Tragen mit größerem Kleinkind so klappt und ob die Trage immer noch so gut ankommt wie jetzt.
Grundsätzlich ist das Tragesystem des neuen Thule Sapling Modells anders als bei den meisten anderen Kraxen. Die Beine hängen nämlich ähnlich der für Babys empfohlenen Anhock-Spreiz-Haltung in einer Art Hängematte. So sind die Beine auch schon bei kleinen Kindern im rechten Winkel ausgerichtet, was für den Sitzkomfort des Kindes maßgeblich ist. Noch dazu ist der Sitz in der Höhe verstellbar, so dass auch kleine Kinder bereits auf Kopfhöhe des Trägers sitzen und nicht in der Kraxe versinken.
Und so hatte ich bei Mini von Anfang an ein gutes Gefühl, was seinen Sitz in der Kraxe angeht. Auch eine Freundin von Mini hat die Kraxe bei uns getestet. Sie ist kleiner und zierlicher als unser Sohn und auch sie saß in der Thule Sapling so gut, dass sich ihre Eltern die Kraxe ebenfalls zugelegt haben. Für kleine Kinder kann ich die Kraxe also uneingeschränkt empfehlen.
Wobei nicht ganz uneingeschränkt: Die Thule Sapling ist für Kinder ab 6 Monaten zugelassen. Jedoch sollte das Baby schon eine Weile gut und stabil ohne Hilfe sitzen können, um tatsächlich eine Wanderung in der Kraxe mitmachen zu können. Mini sitzt selbstständig seit dem er circa 8 Monate alt ist und die Kraxe kommt bei uns seit dem 11. Monat zum Einsatz. Zusätzlich machen wir regelmäßig Pausen und keine all zu langen Touren. Als Backup habe ich im Gepäckfach der Kraxe auch immer noch die gute alte Trage dabei, falls es Mini einmal zu viel sein sollte oder er müde ist. Geschlafen hat er in der Kraxe nämlich bisher noch nicht. Dazu habe ich ihn bisher einfach in die Trage umgesetzt. Und so hat er unsere erste etwas längere Wanderung halb in der Trage, halb in der Kraxe verbracht. (Dazu muss ich aber sagen, dass unser Sohn einfach noch nie ein Baby war, das überall schlafen kann. Bei uns klappt das bisher nur in der Trage und im Bett.)
Übrigens kann man den Sitz inklusive Kinnstütze auch ganz einfach abmachen und in der Waschmaschine waschen – perfekt für alle Babys und kleinen Kleinkinder, die noch alles in den Mund stecken oder für diverse Essensflecke beim Naschen unterwegs. Kleine Anekdote passend dazu: Noch vor ein paar Wochen habe ich immer gedacht: „Ich werde doch nicht mein Kind unterwegs mit Essen bestechen.“ Tja, auch hierbei gilt mal wieder: Meinungen können sich ändern.
Kompakte Maße
Etwas, das andere Tester an der Thule Sapling oft hervorgehoben haben, sind die mit 35 x 31 x 73 Zentimetern kompakten Maße der Kraxe. Das ist nicht nur auf schmalen, bewachsenen Wanderwegen von Vorteil, sondern auch beim Transport in Auto, Bus und Bahn. Mir fehlt hier zugegebenermaßen leider der Vergleich. Vom Eigengewicht liegt die Kraxe mit 3,2 Kilogramm meinen Recherchen nach im guten Mittelfeld. Ein wenig Gewicht muss eine solche Rucksacktrage auf Grund der Stabilität und des Tragesystems meiner Meinung nach schon mitbringen.
Thule Sapling: Zubehör
Typisch für Thule ist leider das sparen am Zubehör. Denn nur das praktische, zusammenfaltbare Sonnensegel ist bereits beim Kauf der Kraxe mit dabei.
Wer einen passenden Regenschutz braucht, muss diesen leider separat erwerben. Wir haben bei leichtem Regen bisher nur das Sonnensegel benutzt, das auch wunderbar ein paar Regentropfen abhält. Wahrscheinlich werde ich den Regenschutz spätestens dann kaufen, wenn wir das erste mal so richtig nass geworden sind oder eine Wanderung wegen aufkommenden Regen komplett abbrechen mussten.
Wer zusätzlichen Stauraum benötigt, der über das 20 Liter Gepäckfach hinaus geht, kann den passenden Sling Pack Rucksack dazukaufen, der einfach vorne in die Kraxe eingeklipst wird. Das ist insbesondere dann praktisch, wenn man größere Touren ohne Einkehr alleine mit Kind meistert. Ich muss zugeben, dass ich aktuell bereits mit dem Gewicht von Kind und Kraxe gut gefordert bin und daher mein zusätzliches Gepäck so leicht wie möglich halte. Entweder habe ich also Begleitpersonen dabei, die sich um das Tragen der Verpflegung kümmern, oder ich würde Touren auswählen, bei denen wir unterwegs einkehren können. Gerne gebe ich euch dazu aber noch einmal ein Update, falls sich das in Zukunft ändern sollte.
Thule Sapling: Preis
Ein Punkt bei dem die Thule Sapling mal nicht punkten kann ist der – für den Hersteller typische – doch eher hohe Preis der Kraxe. Während der Hersteller diesen mit 429 Euro angibt, habe ich die Kraxe mit diversen Online-Rabatten für grandiose 278 Euro geshoppt. Das ist für mich im Rahmen, wenn man bedenkt, wie viel das Teil in den nächsten Jahren wahrscheinlich so bei uns im Einsatz ist. Und wenn ich das vergleiche mit dem Preis von durchschnittlichen Kinderwägen, die – so wie unserer – tatsächlich nur im Hausflur versauern, ist die Thule Sapling für mich doch eine gute Investition! Leider gibt es das neuste Modell noch nicht gebracht zu kaufen, das wird sich aber in einigen Monaten/Jahren sicher ändern. Ich schaue bei solchen Investitionen (beziehungsweise generell bei Kindersachen) nämlich immer erst einmal, ob ich den Artikel – zugunsten der Umwelt und des Portmonees – auch gebraucht über Vinted oder Kleinanzeigen bekommen kann.
Mein Fazit
Für mich ist die Thule Sapling eine anpassungsfähige Kraxe, die auch schon für kleinere Kinder (unter 1) sehr bequem und ergonomisch ist. Noch dazu ist sie meiner Meinung nach die schönste Kraxe, die es aktuell auf dem Markt gibt.
War dieser kleine individuelle Erfahrungsbericht hilfreich für euch? Dann gerne ab in die Kommentare damit!