Das Schöne liegt oft näher als man denkt – das trifft auf jeden Fall auch auf Südengland zu. Dabei war es mehr Zufall, dass mich meine Reise Ende Juli über den Ärmelkanal geführt hat. Hinterher muss ich sagen: ein ziemlich toller Zufall!
Denn eine Reise nach Südengland ist nicht nur super spontan auch noch im Hochsommer umzusetzen (gerade jetzt auf Grund der günstigen Flugpreise nach London und das niedrige Pfund), sondern auch noch wunderschön und landschaftlich so abwechslungsreich, dass ich am liebsten gleich nächstes Jahr wieder dort hinreisen würde.
Denn es gibt mit Cornwall und Co noch so viel in Südengland zu sehen, dass ich noch nicht kenne. Dieses Mal hat mich meine Reise allerdings erst einmal von London mit dem Zug nach Brighton und dann mit dem Mietwagen über Bath und Sommerset nach Südwales geführt. Meine Route zum Nachreisen inklusive aller Highlights sowie einem kleinen Exkurs zum Linksverkehr für Anfänger gibt es heute!
Start und Endpunk: London
London geht einfach immer. Und wenn man schon einmal dort ist, kann man sich schließlich ja auch mal wieder ein paar Tage zum Shoppen und Sightseeing in der Metropole gönnen oder? Schließlich verändert sich die Stadt so schnell, neue Gebäude, Museen und Restaurants poppen aus dem Boden und es gibt immer etwas Neues zu entdecken, was beim letzten Besuch noch nicht da war oder man es beim letzten Mal schlicht und einfach nicht geschafft hat.
Und gerade jetzt, wo der Euro im Vergleich zum Pfund so gut dasteht, lohnt sich das Shoppen doppelt und dreifach! Ich habe mich neben dem Bummeln bei meinem dritten Besuch vor allem den grünen Oasen der Stadt gewidmet. Das war bei Temperaturen um die 30 Grad auch einfach perfekt. Einen kleinen Routenvorschlag für London-Wiederholungstäter und Naturliebhaber gibt es demnächst auf dem Blog!
Übernachtungstipp: St. Christophers – The Inn – gemütliches, schönes Hostel mit überraschend gutem Frühstück in der Nähe der London Bridge
Brighton
Von London aus geht es mit dem Zug nach Brighton. Das hat gleich mehrere Vorteile. Als Linksverkehr-Anfänger spart man sich so den stressigen Londoner Straßenverkehr zum Einstieg und ebenso den Mietwagen für die Zeit, die man in Brighton verbringen möchte. Denn die Stadt ist so klein, dass man problemlos alles per Fuß erkunden kann, aber trotzdem groß genug, dass es jede Menge zu sehen und zu erleben gibt. Für das Bummeln in den Lanes, ausgiebige Strandspaziergänge und das vielfältige kulinarische Angebot würde ich mindestens zwei bis drei Tage einplanen.
Übernachtungstipp: schönes Airbnb-Zimmer in einem ruhigen Wohngebiet bei Sarah and Manny (und sichere dir hier 30 Euro Guthaben für deine erste Reise mit Airbnb)
Beachy Head
Dann wird es ernst – obwohl so ernst dann doch wieder nicht. Denn den Linksverkehr habe ich mir viel schwieriger vorgestellt, als er eigentlich war. Mit Ausnahme ein paar Büsche, die ich am Wegesrand touchiert habe, hatte ich grundsätzlich nur wenig Probleme mich auf die neue Verkehrssituation einzustellen. Da war das Nachhausekommen und Zurückgewöhnen tatsächlich schwieriger!
Von Brighton aus machen wir zunächst einen Abstecher nach Osten zu den spektakulären, weißen Kreidefelsen der Beachy Head Road. Diese sind auch unter dem Namen „Seven Sisters“ bekannt, auch wenn es sich mittlerweile um acht Felsnasen handelt. Brighton hat mir ja schon gut gefallen, aber die Felsküste hat dem Ganzen noch einmal eins draufgesetzt. Da merke ich mal wieder, dass ich einfach mehr Natur- als Stadtmensch bin.
Und klar: blauer Himmel und strahlender Sonnenschein bei Temperaturen um die 25 Grad haben natürlich auch ein bisschen dazu beigetragen. Aber wer hätte gedacht, dass das Wasser des Ärmelkanals so wunderbar türkis leuchten kann?
Stonehenge
Viel zu spät können wir uns von den sieben Schwestern trennen – vor allem wenn man bedenkt, dass es von dort bis nach Stonehendge und unserem heutigen Ziel doch mehr als drei Stunden Fahrt sind. Und so sind wir natürlich viel zu spät um noch einen Blick auf die berühmten Felsformationen von Stonehenge werfen zu können. Eigentlich. Denn ein netter Wärter erzählt uns von einer Schafsweide linker Hand der historischen Stätte, von der wir Stonehenge zwar aus ein wenig Entfernung, aber wegen der Schließzeiten ganz ohne Menschen und noch dazu bei Sonnenuntergang bewundern können. Ein absoluter Geheimtipp und auf jeden Fall Glück im Unglück!
PS: Wer das genauso machen möchte, sollte sein Auto auf der kleinen Schotterpiste an der Hauptstraße parken, die an Stonehenge vorbei führt. Der Hauptparkplatz ist nämlich mittlerweile mehr als zwei Kilometer von der Stätte entfernt und natürlich geschlossen, sobald die Öffnungszeiten verstrichen sind.
Übernachtungstipp: super süßes Cottage-Zimmer mit Küche bei Sandy in Combre Town/Bath (und sichere dir hier 30 Euro Guthaben für deine erste Reise mit Airbnb)
Bath
Der nächste Tag auf unserem Südengland-Roadtrip steht ganz im Zeichen von Jane Austen. Wir erkunden zunächst am Vormittag die Bäderstadt Bath, die am Wochenende natürlich voller Touristen ist. Schön sind die historischen Gebäude trotzdem und auf jeden Fall einen Abstecher wert. Wer allerdings das berühmte Thermalbad besuchen möchte muss am Wochenende mit 37 Pfund (und wochentags 34 Pfund) für zwei Stunden ziemlich tief in die Tasche greifen.
Übernachtungstipp: s.o.
Stourhead
Statt der Therme suchen wir die Abkühlung lieber auf dem Land – so wie das die adlige Bevölkerung des 18. Jahrhunderts auch im Sommer zu tun pflegte. Stourhead ist ein ländliches Anwesen mit angrenzender englischer Gartenanlage, das heute noch so erhalten ist (im Gegensatz zu Longleat, das heute einen Safari-Park beherbergt).
Hier kann man sich locker einen Tag aufhalten – wir beschränken uns auf einen Besuch des Adelshauses sowie einen Spaziergang durch die Parkanlage, in der es so manchen Drehort aus der Jane Austen-Verfilmung „Stolz und Vorurteil“ zu entdecken gibt.
Lulworth Cove
Nachdem das Wetter noch herrlich und die Zeit noch früh ist, fahren wir an diesem Tag noch spontan an die Jurassic Coast, genauer gesagt zur Lulworth Cove. Die Jura-Küste bezeichnet den 150 Kilometer langen Abschnitt der Ärmelkanal-Küste, die sich von Exmouth bis nach Swanage erstreckt. Seit 2001 zählt sie zum UNESCO-Weltnaturerbe und ist nicht nur ein Paradis für Naturliebhaber, sondern auch für Fossiliensammler, die hier ebenfalls auf ihre Kosten kommen. Ich zähle mich eher zu ersteren und genieße den Sonnenuntergang über der kreisrunden Bucht von Lulworth.
Übernachtungstipp: schönes Zimmer bei Jasmin und ihrer Familie in Yeovil (und sichere dir hier 30 Euro Guthaben für deine erste Reise mit Airbnb)
Cardiff
Nun wird es Zeit Südengland den Rücken zu kehren und leider auch vorerst dem perfekten Wetter: über die Severn-Brücke bei Bristol (Achtung: mautpflichtig) geht es im Regen hinüber nach Wales. Hier verbringen wir zwei Tage in Cardiff und Umgebung. Im Vergleich zu den anderen Städten auf dieser Reise ist Cardiff eher unspektakulär, aber so „hässlich“ wie es im Reiseführer angepriesen (oder eher nicht angepriesen) wurde, ist es auch nicht.
Zumindest als Ausgangspunkt für Erkundungstouren der Umgebung und für einen netten Abend in den zahlreichen Pubs der Stadt eignet sich die Stadt auf jeden Fall (und auch für die ein oder andere Pokemon-Jagd).
Übernachtungstipp: Safehouse Hostel – eins der schönsten Hostels, in denen ich je war: schönes Haus, super sauber, tolles Zimmer, nettes Personal, leckeres Frühstück!
Brecon Beacons Nationalpark
Nachdem ich einen Abstecher in den Snowdonia-Nationalpark aus Zeitgründen leider aufgeben musste, fand ich mit dem Brecon Beacons Nationalpark eine würdige und nähere Alternative. Nach einem kurzen Abstecher zum Caerphilly Castle auf halben Wege in den Nationalpark macht uns leider schließlich das Wetter einen Strich durch die Rechnung und wir brechen unsere Erkundungstour nach einem kleinen Roadtrip durch die Berglandschaft ab. Da hilft nur: irgendwann wieder kommen und mehr Zeit mitbringen!
Halbinsel Gower
Auf der Halbinsel Grower finden wir schließlich die Sonne wieder. Und mit der Three Cliffs Bay ein weiteres Highlight unserer Rundreise. Noch dazu haben wir großes Glück: denn nur bei Ebbe präsentiert sich der riesige Sandstrand so breit, wie es bei uns der Fall ist. Umringt ist die Bucht von grasbewachsenen Felsen von denen ein kleiner Wanderweg hinab an den Strand führt – atemberaubende Ausblicke inklusive.
Oxford
Die letzte Etappe führt uns schließlich in die Universitätsstadt Oxford, wo wir unseren Mietwagen abgeben und die Gelegenheit nutzen uns die „city of dreaming spires“ ein bisschen anzuschauen. Wenn man dafür wenig Zeit hat, kann ich einen Besuch des Kirchturms der University Church of St Mary the Virgin nur empfehlen. Erst von oben lässt sich das einheitliche architektonische Bild des Stadtzentrums erst so richtig erfassen. Nach dem Stadtspaziergang machen wir uns schließlich auf den Weg zum Bahnhof, von wo uns der Zug innerhalb von gut einer Stunde zurück nach London bringt.
Eins steht fest: ich komme wieder. Denn neun Tage sind lange noch nicht genug, um Wales und Südengland gerecht zu werden. Vor allem Cornwall und Nordwales stehen (nun) ganz weit oben auf meiner Wunschliste.
Meine Tipps für Linksverkehr-Anfänger in Südengland:
- Zunächst einmal: keine Angst, es ist definitiv weniger schlimm als du denkst.
- Linksverkehr ist deutlich einfacher in einem Rechtslenker (also z.B. Mietwagen).
- Hier nicht erschrecken: Man muss in einem Rechtslenker mit Links schalten, was für mich tatsächlich fast die größte Herausforderung war.
- Immer darauf achten, dass man sich als Fahrer nie am Rand der Fahrbahn befindet, sondern immer in der Mitte
- Beim Abbiegen daran denken, dass „links wie rechts“ und umgekehrt ist – also dass das Linksabbiegen das „einfachere“ Abbiegen ist. Ich habe mir das bei jedem Abbiegen am Anfang mantra-artig vorgesagt.
- Je mehr Verkehr ist, umso einfacher ist es eigentlich, weil man sich nur an den voraus fahrenden Fahrzeugen orientieren muss.
- Trotzdem würde ich nicht gerade in einer Megametropole wie London meine erste Linksverkehr-Fahrt unternehmen, sondern lieber in einer kleineren Stadt starten.
- Noch ein Tipp für UK: Bei größeren Kreisverkehren/Roundabouts ist die linke Fahrspur meist für die erste Ausfahrt vorgesehen und die rechte für alle weiteren. Hier am besten rechtzeitig einordnen.
Warst du schon mal in Südengland? Was sind deine Tipps?
Toller Beitrag! Super schöne Bilder und toll geschrieben. Die meisten dieser Plätze habe ich auch schon besucht und fand alles ziemlich toll. Die Seven Sisters haben mich extrem beeindruckt und Oxford ist einfach sooooooo schön.
lg Sabi von smilesfromabroad
Ja, schon schön dort. Aber in Porthcurno muss man unbedingt ins Minak Theatre gehen.
Hallo liebe Jana!
Hast du zufällig noch den Link zu deiner Airbnb Unterkunft in Brighton (bei Sarah und Manny; habe es per Google leider nicht gefunden..) ?
Das wäre super, liebsten Dank :-)
Hallo Jana,
als UK-Liebhaber freuen wir uns total über Deinen Bericht, den wir gerade „er-googelt“ haben. Danke dafür – da sind wieder ein paar Ideen dazu.
Wir (Mama & 2 Kids) waren gerade eine Woche in Wales – ein Traum. Du hast uns motiviert, darüber vielleicht auch einen kurzen Blog-Beitrag zu schreiben. Vielleicht entdecken ja so mehr Leute die Liebe zu England, Wales und Schottland?
Wir schauen uns jetzt noch ein wenig bei Dir um… :-)
Alles Liebe!
Sophie und Sebastian
Liebe Jana,
habe heute deinen Blog entdeckt. Den Bericht über deinen Trekk im Torres del paine park. Dann über Menorca, mein Reiseziel im Herbst wenn es die Lage erlaubt, um den Camin de Cavalls zu erwandern.
Gefreut hat mich aber auch deinen Abstecher nach Wales, da war ich im 2016 für 2x 2,5 Monaten, um u.a. den Offas Dyke Path und den Pembrokeshire Coast Path zu begehen. Beide Wanderungen ein Riesenhighlight für jeden der gerne Längere Distanzen erwandert. Werde deine Tipps für Menorca gerne mit auf meine Reise mitnehmen, so sie dann stattfindet.
Lars aus der Schweiz