Als Fremde gekommen, als Freunde gegangen: Zu Gast im Suite & Breakfast Ottmanngut

Auch wenn ich mehr Backpacker als Luxusreisende bin heißt das nicht, dass ich eine schöne Unterkunft auf Reisen nicht zu schätzen wüsste. Dabei sind es nicht nur Pool, Spa und Co, sondern vor allem die kleinen Details, die ein Hotel zu mehr als nur einem Übernachtungsplatz machen. Das Ottmanngut Suite & Breakfast bietet genau das: jedes Zimmer ist individuell in einem Mix aus klaren modernen Linien und ausgewählten antiken Möbeln gestaltet, das Frühstück ist liebevoll aus besten Zutaten angerichtet und die Inhaber kümmern sich um die Gäste als wären es Freunde.

Welcome to the place to be in Merano!

Ja von außen wirkt sie tatsächlich ein wenig unscheinbar die Pension Ottmanngut. Unweit des Stadtzentrums liegt sie in der Verdistraße. Vom Bahnhof sind es rund 15 Minuten zu Fuss und ich nutze diese für einen ersten Eindruck von Meran.

Die traditionsreiche Pension hat gerade einen zweijährigen Umbau hinter sich. Viel Arbeit, Schweiß und Herzblut verwandelten die in die Jahre gekommene Herberge ohne Heizung und mit Stockbädern in eine Wohlfühloase. Die neun Zimmer sind alle individuell gestaltet. Dazu waren die Brüder Kirchlechner regelmäßig auf dem Antikmarkt in Piazzola unterwegs auf der Suche nach antiken Eyecatchern. Was lange wärt, wird endlich gut – dieses Jahr im September war es nun soweit und das Ottmanngut empfing die ersten Gäste. Da kann man heute nur froh sein, dass sich die Familie gegen den Abriss und für die Grundsanierung der einst baufälligen Pension entschieden hat.

Als sich die Hotelzimmertür hinter mir schließt und ich den Rucksack beiseite gestellt habe, atme ich erst einmal tief durch. So eine Anreise von acht Stunden geht auch an einem Reisejunkie wie mir nicht spurlos vorbei. Natürlich muss ich als erstes ein paar Bilder von dem Zimmer machen, bevor es dann im Chaos versinken wird. Auch der Ausblick ist ein Traum – jedenfalls für einen Bergfan wie mich. Vom Fenster aus kann man über die Dächer bis hin zu den schneebedeckten Gipfeln gucken.

Mit Latop und W-Lan mache ich es mir erst einmal auf unserer antiken Couch gemütlich? Unserer? Ja, meine Zimmergenossin, die liebe Christine von Lilies Diary steckt noch im Stau und so genieße ich für ein paar Minuten die Ruhe. Bis wir uns um 19 Uhr Abends mit der ganzen Truppe treffen ist noch ein bisschen Zeit.

Das Ottmanngut bietet als Bed & Breakfast seinen Gästen ein reichhaltiges Frühstück im großzügigen Essensraum an. Für mich ganz sicher eines der Highlights meiner ganzen Meranreise. Mittlerweile habe ich was Frühstück im Hotel angeht schon alles erlebt: von spartanischem Hostelfrüstück bis hin zum gigantischen Frühstücksbuffet. Das Ottmanngut setzt auf Klasse statt Masse. Ein riesiges Frühstücksbuffet sucht man vergebens – wie auch bei nur neun Zimmern – doch alles das, was es gibt hat so eine ausgezeichnete Qualität, dass mir jetzt noch das Wasser im Munde zusammenläuft, wenn ich nur daran denke. Alle Zutaten stammen von regionalen Anbietern – bis auf das Müsli, denn das kommt aus Deutschland. „Weil es einfach so gut ist“ lautet die Begründung. Und dem kann ich nur Zustimmen.

Fantastisch sind auch die reichhaltigen Wurst und Käseplatten. Der Schinken beispielsweise wird anders als üblich nur mit 20 Prozent Wasser anstatt wie üblich mit 100 Prozent zubereitet. Daher schmeckt er viel würziger und fester als man es sonst von handelsüblichem Kochschinken gewöhnt ist. Dazu ein Glas Saft und ein Milchkaffee und schon bin ich glücklich. Als wäre das noch nicht genug, gibt es für jeden Gast einen kleinen Gruß aus der Küche, den man sonst ja nur aus den Abendstunden kennt. Die Gastgeber sind treue Anhänger der sogenannten Slow Food Bewegung, die auch immer mehr bei uns in Deutschland Einzug hält. Weg vom gehetzten Croissant auf dem Weg zur Arbeit und hin zu einem entspannten kulinarischen Highlight mit dem es sich doch viel besser in den Tag startet. Gut, sauber, fair sollen die angebotenen Lebensmittel sein, es sollen regionale Kreisläufe respektiert, nachhaltige Anbaumethoden gefördert, die biologische Vielfalt betont werden. Und glaubt mir, ich habe mich bereits am Abend auf das Frühstück am nächsten Morgen gefreut…

Aber auch Halbpension kann man im Ottmanngut bekommen. Dazu arbeitet das Haus eng mit Gastronomiepartnern aus dem Ort zusammen. Wir hatten das Glück und wurden von einem Caterer direkt im Hotel verwöhnt. Es gab Tagiatelle mit Hirschragout. Wie schön ist es doch, wenn man nach einem langen Tag an der frischen Luft, nach dem Essen nur noch die Treppen hochstapfen muss.

Als wir am letzten Morgen aufwachen, strahlt uns bereits die Sonne entgegen. Nach grauen Himmel am ersten und Schnee am zweiten Tag haben wir nun in drei Tagen wettertechnisch alles durch – auch wenn wir ein bisschen traurig sind, dass sich die liebe Sonne erst an unserem Abreisetag blicken lässt. Dabei hat Meran über 300 Sonnentage im Jahr. Wir machen das beste daraus und starten eine Fotosession von Haus und Garten.

Hinter dem Haus beginnen gleich die Weinberge und das Ottmanngut hat sogar seinen eigenen Wein. Im Wintergarten ist eine kleine Orangerie untergebracht. Palmen und Zitrusfrüchte versprühen ein richtig mediteranes Flair und das obwohl auf dem Boden noch hier und da ein kleiner Schneefleck zu sehen ist. Aber an diese Gegensätze haben wir uns ja inzwischen gewöhnt.

Vor unserer Abreise wartet noch ein besonderes Highlight auf uns. Da wir die einzigen Gäste sind, dürfen wir mit den Gastgebern auf eine Führung durch das ganze Hotel gehen. Erst da merken wir wie individuell jedes der neun Zimmer eingerichtet ist. Während des Rundgangs gibt es ein wenig Geschichte aus dem Leben der Kirchlechner und zum großen Umbau.

Wir erfahren unter anderem, dass den Kirchlechnern das Reisen quasi schon im Blut liegt. Der Urgroßvater war ein großer Reisefreund und hat eine Karte von seinem Reisen gezeichnet. Diese ist auch heute noch im Familienbesitz. Das hätte durchaus ich sein können – vor 100 Jahren – aber irgendwie bin ich dann doch froh, dass man sich heute Karten kaufen oder ausdrucken kann.

Und auch sie darf im Ottmanngut nicht fehlen: Marta Kirchlechner, die adrette Großmutter der beiden Brüder, die sich heute um die Pension kümmern. Marta hat diese über 40 Jahre geführt und stand dem Umbau damals sehr skeptisch gegenüber. Aber auch sie konnten die Jungs eines besseren belehren und so wohnt die alte Dame noch im ersten Stock des Hauses und schaut regelmäßig bei den Gästen nach dem Rechten.

Als Fremde gekommen, als Freunde gegangen: Leicht ist uns der Abschied nicht gefallen, aber irgendwann war die Zeit gekommen und wir müssen uns schweren Herzens verabschieden: vom Ottmanngut, von Meran und von den lieben Menschen, denen wir hier begegnet sind. Und eins ist sicher: ich komme wieder – wo ich wohnen werde weiß ich.

Offenlegung: Vielen herzlichen Dank an das Meraner Land für die Einladung, die Meraner Weihnacht mit eigenen Augen zu erleben. Alle Schwärmereien kommen jedoch von tiefstem Herzen.

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9 Comments

  1. says: Janett

    Na prima, da hast du mich jetzt nicht nur mit einem richtig großen Hunger sondern mit leichten Fernweh-Wellen hier gelassen… Und das wo ich dieses Jahr keinen Urlaub mehr habe. Ein sehr schöner Ort zum Verweilen, ich glaub da kann man ganz gut zur Ruhe kommen.

  2. says: Conny Lomoherz

    Jaaaaaaaaa – wunderbar!! :D
    Das ist ja toll, dass ihr alle Zimmer sehen konntet, ich kenne sie nur von Bildern aus dem Internet. Wart ihr auch in „meinem“ Zimmer, dem Turmzimmer? Das Zimmer mit der offengelegten Wand ist ja auch herrlich. Hach, das war schön dort…

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