Ein authentisches kleines Städtchen an der Algarve, ein perfekter Sandstrand und das ohne Bettenburgen und Touristenmassen? Klingt wie eine Fata Morgana? Gibt es aber! Der kleine Fischerort Tavira an der Sandalgarve, der auch etwas hochtrabend als Venedig am Atlantik bezeichnet wird, bietet beides: einen ursprünglichen Ortskern UND kilometerlange Sandstrände – auf einer vorgelagerten Insel, der Ilha de Tavira. Der kleine Ort wirkt schon fast verschlafen und auf der Insel findet man leicht ein einsames Plätzchen. Hochhäuser und Bettenburgen Fehlanzeige!
Von Faro aus erreicht man das Fischerdorf mit dem Mietwagen in gerade einmal 30 Minuten. Nach unserem Aufenthalt im trubeligen Lagos sind wir nun auf der Suche nach der ursprünglichen, ruhigen Algarve, die man Vielerorts fast vergessen glaubt. In Tavira dagegen findet man sie, die Authentizität, die man in den anderen mehr oder weniger schönen Badeorten an der Algarveküste vermisst. Auch wenn der Ort mittlerweile auch stark vom Tourismus abhängig ist, gucken hier noch die portugiesischen Großmütter aus dem Fenster, die Katzen streifen über die Mauern und die Straßen sind angenehm ruhig.
Bummeln durch die Altstadt
Einen Parkplatz zu finden ist dementsprechend nicht sonderlich schwer. Wir stellen unseren Mietwagen quasi mitten im Zentrum ab und starten mit einem kleinen Stadtbummel durch die Altstadt. Viele Sehenswürdigkeiten gibt es nicht abzuhaken, dafür kann man einfach durch die Gassen bummeln und sich treiben lassen – und das ist ja auch manchmal sehr schön. Der Ort geht übrigens Phönizier oder Karthager zurück, die schon weit vor den alten Römern hier eine Siedlung bauten.
Alle Straßen füren zum Praça da República: Der wunderschöne Platz an der Uferpromenade hat eine dunkle Vergangenheit. Er dienste als Marktplatz für den Sklavenhandel und den weniger verwerflichen Handel mit Fisch, Obst und andere Gütern. Um die Hygienebedingungen zu verbessern wurde der Markt im 19. Jahrhundert in die Jardim do Coreto umgesiedelt.
Das Castelo
Auf dem Burghügel tront die Ruine des Castelo, das leider größtenteils zerstört wurde. Die Burg ist urpsünglich maurischen Ursprungs, wurde jedoch im 13. Jahrhundert unter König Dinis verstärkt. Die Reste der Festungsmauern, die eine wunderschöne Gartenanlage umgeben können heute kostenlos besichtigt werden. Das beste ist: man kann einfach nach Lust und Laune auf den Mauern herumklettern und die grandiose Aussicht genießen. Über die Spitzdächer der Stadt kann man bei guter Sicht bis zum Meer blicken. Ihr wisst ja, bei so einem Anblick werde ich schwach!
Bestimmt wird der Burghügel optisch vor allem von der Pfarrkirche Santa Maria do Castelo (rechts im Bild) und den Wasserturm (links im Bild). Die Kirche wurde auf den Grundmauern eine ehemaligen Moschee errichtet und das Minarett wurde kurzerhand zum Glockenturm umfunktioniert. Im benachbarten Wassertrum kann man eine Camera Obscura besichtigen, welche anhand eines Panoramabilds der Stadt ihre Geschichte erzählt.
Am Ufer des Rio Gilão
Uns zieht es unterdessen weiter zum Fussufer. Seine Lage am Gilão hat die Tavira seinen Namen „Venedig am Atlantik“ zu verdanken. Diverse Brücken verbinden die beiden Stadtteile rechts und links des Flusses miteinander.
Die wohl schönste Brücke ist die Ponte Romana, die am Praca de Republica beginnt. Die Brücke mit den sieben Bögen wurde vermutlich bereits von den alten Römern benutzt, denen sie auch ihren Namen verdankt. Denn sie war ein wichtiges Verbindungsstück auf der römischen Straße von Castro Marim nach Tavira. Ihr heutiges Aussehen geht auf eine Restaurierung aus dem 17. Jahrhundert zurück.
Von dem gegenüberliegenden Flussufer aus hat man einen schönen Blick auf das Altstadtensemble über dem sich der Burghügel erhebt. Wenn sich dann noch die Silhouette der Stadt im langsam fließenden Wasser spiegelt, lacht das Hobbyfotografenherz.
Per Boot zur Ilha de Tavira
Hinter der alten Markthalle, in der sich heute Geschäfte und Andenkenläden tummeln, befindet sich der Boosanleger. Von hier fahren im Stundentakt die Boote zur Ilha de Tavira, einer vorgelagerten Insel, die praktisch nur aus Sand besteht. Nicht mal zwei Euro kostet die dreißig Minütige Fahrt, die auch gleich die Rückfahrt beinhaltet. Hier entdecken wir zum ersten Mal auch ein paar der „typische Touris“, die sich mit Handtuch und Basecap gewappnet auf dem Weg zum Strand machen. Kein Wunder eigentlich, dass Tavira vom Massentourismus verschont bleibt: welcher Ballermanntourist will schließlich jeden Tag erst eine halbe Stunde zum Strand fahren, wenn er das gleiche wo anders schon vor dem Hotel haben kann.
Tavira tut dieser Umstand auf jeden Fall gut und die kleine Insel erinnert mich fast ein klein Wenig an die Gili-Inseln in Indonesien. Auch wenn das Wasser natürlich nicht lange so türkies ist, wie dort – dieses unbeschwerte Strandfeeling ist das gleiche. Das mag auch an den zahlreichen Beach Bars liegen, die man passiert, um vom Anleger auf die andere Seite der Insel zu kommen.
Auf der anderen Seite und damit am offenen Ozean angekommen, muss man erst einmal die Beachclubs mit ihren endlosen Strandliegenreihen hinter sich lassen. Doch nur ein paar hundert Meter hinter ihnen beginnt der fast menschenleere unverbaute (und natürlich unbewachte) Strandabschnitt. Der weiße Sandstrand der die ganze Insel umgibt ist echt ein Traum. Außer ein paar Menschen am Horizont, ist fast niemand mehr zu sehen.
Hier lässt es sich gut und gerne einen ganzen Tag verbringen – es sei denn man heißt Jana und hält es nie länger als zwei bis drei Stunden am Strand aus – so bin ich eben… Toll war`s trotzdem und für jemanden, der auf weite, weiße, menschenleere Sandstrände steht, ist die Ihla de Tavira ein echtes Paradies. Wer also auf der Suche ist nach dem Paradies Algarve, von dem man ja so oft hört, wenn man sich über Portugal informiert, sollte Tavira auf jeden Fall auf seine Todo-Liste setzen.
Wie sieht für euch der perfekte Strand aus und wärt ihr bereit dafür jeden Tag eine Stunde Boot zu fahren (oder auf dem Campingplatz der Insel zu übernachten)?
Auch kleine Orte haben ihren Reiz wie sich aus deinem Bericht herauslesen lässt. Einfach nur schön!
Viele Summer
P.S. Der Newsletter kommt nun auch bei mir an. Danke.
Gerne :-) Stimmt, der Post wäre auch ein toller Beitrag zur Blogparade „Kleine Städte“ gewesen ;-)
Ich reiche das Wort „Grüße“ nach. Sorry.
Toll toll toll :). Zack – ein weiterer Punkt auf meiner To Do List (da steht Portugal eh zurzeit ganz weit oben). Und die Portugalliste scheint auch kein Ende zu nehmen ;).
VG (und bin schon gespannt auf den krönenden Abschluss) Steffi
:-) Freut mich dass meine Berichte dich inspirieren!!! Unsere Reise endet in Faro – so als kleiner Insidertipp vorweg ;-)
Hallo Jana,
seit vielen Jahren reise ich immer wieder nach Tavira, und zwischendrin schaue ich, was andere so dazu sagen. Dein Beitrag hat mir sehr gut gefallen, ich kriege schon wieder heftiges Heimweh ;-) Du beschreibst wirklich wunderbar die Stimmung dort. Und: nein, mich stört die Fahrt mit der Fähre überhaupt nicht. Egal ob ich sie nehme um vom Campingplatz in die Stadt zu kommen, oder von der Stadtwohnung an den Strand. Gehört einfach zum Urlaub dort dazu.
Danke Dir für die schöne Beschreibung meiner zweiten Heimat!
Hallo liebe Jana,
das hört sich ja fantastisch an!
Hast Du, oder auch gerne jemand anderes, Tipps für schöne (eher kleine) Campingplätze in Portugal?
Liebe Grüße, Judith