Tag Zwei. Während meine Füße den ersten Kontakt mit dem Fußboden suchen, prüfe ich vorsichtig alle Muskeln durch. Kein Muskelkater. Das ist schon mal gut. Denn heute steht eine Panoramatour mit dem Rennrad entlang der Westküste von Mallorca an, die eine der schönsten Routen der ganzen Insel sein soll. Meine Vorfreude können auch die dunklen Wolken nicht trüben, die wie ein Mantel über der Insel hängen. Und auch nicht die frühe Uhrzeit, bei der ich mich gerne noch einmal im Bett umgedreht hätte. Aber wer Radfahren will muss eben auch früh aufstehen.
Bevor wir uns allerdings aufs Rad schwingen, geht es erstmal in rein in den Minivan – mitsamt der Fahrräder. Denn die komplette Westküstentour ist mit rund 80 Kilometern Länge einfach zu lang für unsere Gruppe – und das Streckenprofil hat es in sich. Während die Kilometerjunkies sich also wieder am Abfahrtsplatz versammeln, begleiten wir die Radwanderer mit dem Bus in die Berge und sparen uns somit gut 30 Kilometer der Strecke. An der Kreuzung nach Valdemossa heißt es für uns dann aber auch: raus aus den Sitzen und rein in den Sattel. Das allerdings ist leichter gesagt als getan. Während ich vom Muskelkater verschont geblieben bin, tut das Sitzen auf dem Sattel dafür umso mehr weh. Wenigstens kann ich mich mit tollen Ausblicken ablenken, die immer wieder auf uns warten.
Die Westküste ist gekennzeichnet durch die steilen Gebirgszuge mit kleinen Bergdörfern, die an der schroffen Küste zu kleben scheinen. Auch der mit 1445 Metern höchste Berg der Insel, der Puig Major, liegt hier im Nordwesten der Insel, wo wir unsere heutige Tour starten.
Das gesamte Gebiet nennt sich Serra de Tramuntana, die seit 2011 zum UNESCO Welterbe zählt. Das Gebirge ist durch Straßen und viele Wanderwege gut erschlossen. Glücklicherweise ist die Region noch weitgehendst vom Massentourismus verschont geblieben. Einzig Wanderer und Radfahrer wie wir, haben das Gebiet längst für sich entdeckt.
In einem kleinen Ort namens Banyalbufar machen wir nach einer langen Abfahrt die erste Pause. Denn ab hier führt die Straße entlang der Küste immer rauf und runter, rauf und runter.
Wir passieren den Torre del Verger, einen ehemaligen Aussichtsturm, von dem sich ein fantastischer Blick auf die Steilküste bietet. Die Wolkendecke hat sich inzwischen leicht gelichtet und gibt wenigsten teilweise den Blick auf den knallblauen Himmel frei.
Das obligatorische Groupiefoto darf natürlich auch nicht fehlen und während wir die Aussicht genießen, sammeln wir unsere Kräfte für den uns bevorstehenden Anstieg. Denn die nächsten sechs Kilometer, die uns noch von unserer Mittagslocation trennen, haben es in sich. Verglichen mit den Dolomiten, an denen ich mich ja bereits letzten Herbst versucht habe, ist alles, was ich auf Mallorca erlebt habe, jedoch reines „Genussfahren“. Und das ist auch gut so. Es wäre doch schade, wenn man vor lauter Anstrengung die Wahnsinnsausblicke nicht mehr genießen könnte.
Der Mirador Ricard Roca liegt kurz hinter dem Dorf Estellence und ist auf den Klippen hoch über dem Meer gelegen. Trotz Sonnenschein ist es in den Bergen empfindlich kalt und schon wenige Minuten nach der Ankunft entscheiden wir uns für den gemütlich warmen Gastraum statt der zugigen Terrasse. Hier treffen wir auch wieder auf die anderen Gruppen, die inzwischen auch den Weg hierher gefunden haben. Plötzlich wimmelt es im ganzen Lokal nur von Radfahrern. Die Besitzer sind das aber gewöhnt, schließlich steht die Tour fast jede Woche auf dem Programm.
Ein paar Tapas später schwingen wir unsere vollen Bäuche wieder aufs Fahrrad und an der ersten Steigung bereue ich es zutiefst, so viel gegessen zu haben. Die Beine sind schwer wie Blei und der Bauch sehnt sich nach einem Nickerchen. Leider vergeblich. Denn es geht nach einer kurzen Abfahrt weiter bergauf und bergab.
Die Landschaft, durch die wir nun fahren gleicht einer Mondlandschaft. Denn das Gebiet rund um Estellence wurde im vergangenen Jahr schwer von Waldbränden zugerichtet. Irgendwie traurig und faszinierend zugleich – denn hier zeigt sich wie überlebensstark die Natur sein kann. Aus den Stämmen total verkohlter Bäume, wachsen bereits einige grüne Zweige heraus. Dennoch wird es sicher einige Zeit dauern, bis sich die Landschaft wieder erholt haben wird.
Schließlich verlassen wir die Küste und fahren nach Südosten ins Landesinnere hinein. Das Schlimmste liegt nun hinter uns und wir machen bei einer langen Abfahrt richtig Kilometer gut.
Mit dem Altweiberpass liegt noch eine letzte kleine Hürde vor uns, die uns von unserem Feierabendweinchen trennt. Die Strecke kennen wir bereits vom Tag zuvor, allerdings in umgekehrter Richtung. Über Escapdella geht es nun zurück nach Santa Ponsa – eine herrliche Strecke, die ich schon am Tag zuvor sehr genossen habe. Sechs Stunden und knapp 900 Höhenmeter später kommen wir angenehm kaputt im Hotel an. Die anschließende Massage und das Gläschen Wein (oder zwei, oder drei) auf der Terrasse habe ich mir redlich verdient.
Rennradfahren auf Mallorca: Mein Fazit
Was soll ich sagen. Ich bin verliebt. Verliebt ins Rennradfahren, verliebt in Mallorca und am meisten verliebt in beides zusammen. Viel es mir doch bisher immer schwer, eine wirkliche Leidenschaft für das Rennradfahren zu entwickeln, hat die Insel und auch die tolle Atmosphäre unter den Radsportlern es geschafft, den Funken in mir zu entzünden. Im Gegensatz zu den Dolomiten, sind die Berge hier deutlich flacher und die Anstiege kürzer, ohne dabei zu unterfordern. So hat man genug Gelegenheit die wunderschöne Landschaft der Insel zu genießen, die sich im Frühling von ihrer besten Seite zeigt. Aber auch die Westküste von Mallorca hat mich mit ihren schroffen Klippen und Bergen voll um den Finger gewickelt. Ich könnte mir durchaus vorstellen, künftig jeden Februar die Rennradsaison hier einzuleiten. Und weil es so schön war, habe ich tatsächlich den bequemen Mietwagensitz am nächsten Tag gegen den Sattel eingetauscht. Und das will schon was heißen…
Vielen Dank an Philips Bike Team und natürlich ganz besonders an Bernd und die ganze Mixed-Truppe für die Einladung nach Mallorca und die tolle Zeit, die ich dort verbringen durfte. Liebe Grüße von der „Zaubermaus“ und auf ein baldiges Wiedersehen!
Hallo Jana,
was für eine herrliche Landschaft und das bereits im Februar. Da bin ich gespannt ob du nächstes Jahr wieder um diese Jahreszeit auf Mallorca bist und die Rennradsaison einläutest.
Liebe Grüße
Summer
Hey Summer, da bin ich auch gespannt ;-) Liebe Grüße, Jana
Liebe Jana,
tolle Mallorca-Berichte! Macht Spaß zu lesen. Die Westküste ist wirklich schön, hat mir auch sehr gefallen „damals“. Unser letzter Urlaub auf der Insel, wo wir uns unter anderem auch Valdemossa und den Torre del Verger angeschaut haben, ist glaube ich jetzt schon fünf Jahre her .
Gruß Lena
Liebe Lena, vielen lieben Dank, die Westküste hat es mich echt abgetan. Ich komme sicher noch mal zum Wandern wieder :-) LG Jana
Tolle Bilder da möchte ich auch hin, wird wirklich wieder Zeit für Reisen und entdecken.