Pura Besakih, die Mutter aller Tempel auf Bali

„Herzlich Willkommen im Besakih Tempel. Darf ich Sie herumführen?“. Der Mann in dem weißen Gewand mit dem Turban auf dem Kopf wendet sich uns zu. „Of course“ antworten wir überrascht, natürlich auf Englisch. Überhaupt sprechen alle Balinesen ein ziemlich perfektes Englisch. Jedoch am anderen Ende der Welt in unserer Muttersprache angeredet zu werden überrascht uns doch. „Können wir deutsch sprechen? So lerne ich die Sprache besser.“ klärt uns der Balinese auf. So wurden wir in Balis wichtigsten Tempel begrüßt: dem Pura Besakih.

Wir handeln einen guten Preis für die Tempelführung aus und dann geht es los. Der weitläufige Tempelkomplex an den Hängen des Gunung Agung Vulkans besteht aus sage und schreibe 23 einzelnen Tempeln, die alle zusammengehören. Eine Führung hilft da nicht den Überblick zu verlieren. Ich habe auch schon gehört, dass die Sache mit dem Führer wohl eine Touristenfalle sei, aber wir wollten uns ungerne den freundlichen aber direkten Hinweisen widersetzen, mal davon abgesehen, dass man bei der Anzahl an Tempeln und Heiligtümern auf eigene Faust schnell den Überblick verliert. Wir jedenfalls sind für unseren Guide dankbar.

Drei Hauptheiligtümer dominieren die Anlage. Der wichtigste und heiligste Tempel, der auch den Endpunkt der mehrere hundert Meter langen Prozessionsallee darstellt, ist der Pura Penataran Agung Besakih, der der Gottheit Sanghyan Widhi Wasa in seiner wichtigsten Erscheinungsform Shiva gewidmet ist. Dieses Heiligtum schließt rund 60 Einzelbauten auf sieben hintereinander gereihten Terrassen ein, wobei sich der wichtigste Schrein – der dreisitzige Lotosthron, der Ehrensitz für Sanghyang Widhi Wasa – auf der zweiten Terrasse, im Haupthof, befindet.

Hinter dem ersten Tor liegt das noch beeindruckendere Tor zum zweiten Hof, das kori agung.


Der Pura Basukian liegt östlich unterhalb des Pentaran Agung und hat die Funkion eines Nabeltempels.

Das zweite Hauptheiligtum des Besakih-Tempelkomplexes liegt östlich des Pura Penataran Agung Besakih und ist der Gottheit Brahma gewidmet. Es trägt den Namen Pura Kiduling Kreteg.

Westlich des Pura Penataran Agung Besakih wurde das dritte, der Gottheit Vishnu gewidmete Hauptheiligtum, der Pura Batu Madeg errichtet. Die bauliche Realisierung dieser drei Tempel symbolisiert somit auch die hinduistische Dreieinigkeit, „Trimurti“ genannt. Er ist der Gottheit Vishnu gewidmet. Besonders eindrucksvoll finde ich die große Treppe, die von beiden Seiten von einer Drachenfigur bewacht wird.

Neben diesen Tempeln gibt es natürlich noch zahlreiche andere, die zum Beispiel der Kaste der Steinmetze oder den Schmieden geweiht ist. Der höchste Tempel ist den Priestern vorbehalten. Ich muss gestehen, ich habe irgendwann den Überblick verloren. „Soll ich ein Foto von Ihnen machen?“, fragt unser Guide mehr als nur einmal. Ich lehne dankend ab. Überhaupt gehen mit die ständig überall lustig-peinlich-posierenden Touristen auf die Nerven. Kann man sich denn nicht mal einen einzigen Tempel angucken ohne mit einer Grimasse vor jedem Denkmal abgebildet zu sein?

Am tollsten ist ein Besuch im Besakih-Tempel natürlich während einer der zahlreichen Zeremonien, die dort statt finden. Und wir haben Glück: Hunderte balinesischer Männer und Frauen in kunstvollen Gewändern und mit Opfergaben auf dem Kopf – im Falle der Frauen – strömen in das Tempelinnere.

Leider der Tempel, der auf 1000 Metern Höhe am Hang des Gunung Agung erbaut wurde meist wolkenverhangen – und so bleibt uns auch an diesem Tag der Blick zum Vulkan und bis zum Ozean verwehrt. Schade eigentlich!

Wieder unten angelangt verabschieden wir uns von unserem Tempelführer. Ich für meinen Teil hab die Führung sehr genossen, denn alleine hätte ich wohl noch viel schneller den Überblick verloren. Für Kulturbegeisterte ist eine Besuch des Besakih-Tempels definitiv einer der kulturellen Höhepunkt Balis. Wem es nur um die Optik und Atmosphäre geht, der kann den Tempelkomplex getrost auslassen und sich statt dessen lieber von Tempel wie Tanah Lot, Gunung Kawi oder der Elefantenhöhle Goa Gaja verzaubern lassen. Diese zeige ich euch dann in meinem nächsten Bericht.

Wie hat euch der Tempelkomplex Bekasih gefallen? Seid ihr die balinesischen Tempel schon Leid oder geht noch einer?

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2 Comments

  1. says: inka

    Ich glaube, es ist immer Glückssache, ob so ein Führer Tourinap ist oder nicht. Viele haben ja doch irgendwelche Geschichten zu erzählen, sowas höre ich mir gerne mal an und nehme es einfach nicht als wissenschaftliche Quelle. ;) Im Luxor-Tempel z.B. haben wir vergeblich versucht, einen „Führer“ loszuwerden, und der führte uns dann auf einmal in seltsame geschlossene Räume (von denen er den Schlüssel hatte). Hinterher haben wir nachgelesen, was er versuchte, uns mit Händen und Füßen zu erklären (er konnte kein Englisch): Alles stimmte. Wir hatten die heilige (sonst weggeschlossene) Figur einer Fruchtbarkeitsgöttin bestaunen dürfen. Da zahle ich doch gerne mal ein Trinkgeld für. :)

    Achso, und es geht noch einer, ja. ;) Die Tempel sind ja doch alle sehr unterschiedlich. Wozu haben diese Figuren denn da eigentlich Gewänder an, weißt Du das?

    LG /inka

    1. says: Jana

      Ja ich sehe das genauso ;-) Die Gewänder sind leicht zu erklären: Die Figuren haben deshalb Kleidung an, damit sie menschlicher/reeller wirken.
      Schön, dass du noch Lust auf einen Tempel hast, es kommt auch tatsächlich nur noch ein einziger, danach geht’s ins „Paradies“ ;-)
      Liebe Grüße, Jana

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