Die eindrucksvolle antike Stätte Gunung Kawi

Es war einmal in einem fernen Land, vor langer, langer Zeit da der Riese Kebo Iwa in einer Nacht zehn bis zu sieben Meter hohe Figuren mit seinen bloßen Fingernägeln aus dem Fels kratzte. So oder so ähnlich lautet der Sage nach die Entstehungsgeschichte der wohl eindrucksvollsten historischen Stätte Balis: Gunung Kawi. Tief im Pakerisan-Tal liegt das Monument, dass zu den größten und ältesten Balis zählt.

Von der Straße führen 315 Stufen hinunter ins Tal. Anstrengend wird es also erst auf dem Rückweg. Gunung Kawi ist unser erster Stop auf unserer Tour rund um Ubud. Während wir die Stufen hinuntersteigen, bietet sich uns ein herrlicher Ausblick über die alten terrassierten Reisfelder. Entlang des Weges bieten Kunsthandwerker ihre Waren an. Frauen nähen und schleifen vor den kleinen Hütten, natürlich gibt es auch ein paar Saronghändler, die versuchen ihr Angebot an den Mann zu bringen.
Durch ein in den Fels geschlagenes Tor erreicht man die antike Stätte. In einem Krug steht heiliges Wasser bereit, dass man sich vor betreten des Tempels mit Hilfe eines kleinen Bambuspinsels auf die Hände spritzen soll. Außerdem weist ein Hinweisschild darauf hin, dass man das Gelände nicht „mit schlechten Gedanken“ betreten darf. Gesagt getan: Hände sind bespritzt und alle bösen Gedanken aus dem Hirn verbannt.
Durch das fruchtbare Tal fließt der heilige Fluss Pakerisan. Durch das Grün erkennt man ein paar Hütten und in der Ferne kann man bereits die riesigen steinernen Schreine (candi) erahnen. Ich weiß nicht ob es an dem Eintrittsritual liegt, oder an der idyllischen Lage, jedenfalls spüren wir die Magie dieses heiligen Ortes, der übrigens eine beliebte Pilgerstätte für Menschen aller Religionen darstellt. Vielleicht sind auf Grund der frühen Uhrzeit nur ein paar andere Touristen in der Anlage unterwegs.
Die auch als „Königsgräber“ bezeichneten archäologischen Monumente befinden sich beiderseits des heiligen Flusses Pakerisan.  Die Bezeichnung Gräber ist jedoch irreführend, denn man hat hier keine Urnen gefunden. Vielmehr handelt es sich um Gedenkstätten. Eine Brücke verbindet die beiden Teile der Stätte. Die imposanten Felsschreine, die wie Statuen wirken, stehen in acht Meter hohen Nischen und wirken fast ein wenig so als seinen sie nicht von dieser Welt. Die fünf Monumente am Ostufer sind der Überlieferung nach dem König Udayana, der Königin Mahandradatta sowie ihrem Sohn Airlangga und seinen Brüdern Anak Wungsu und Marakata geweiht. Anak Wungsu regierte Bali, Airlangga herrschte über Ostjava.
Die vier Schreine auf der Westseite sind der Theorie nach Anak Wungsus Hauptkonkubinen gewidmet. Daher bezeichnet man die vier Monumente auch als „Gräber der Königinnen“. Es auch noch einen zehnten Candi. Dieser steht etwa einen Kilometer weiter südlich im Tal. Der Weg dorthin führt an der Westseite des Flusses durch die Reisfelder. Einer anderen Theorie zufolge sind alle neun Schreine Anak Wungsu und seinen Konkubinen geweiht; der abgelegene zehnte Schrein einem seiner königlichen Minister.
Etwas oberhalb der Stätte befindet sich eine Tempelanlage, die für die Besucher frei zugänglich ist.
Ab jetzt wird es anstrengend, denn die 315 Stufen wollen ja auch wieder erklommen werden. Die feuchte Hitze macht den Aufstieg zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Aber die Mühe ist es wirklich wert.
Für mich ist Gunung Kawi das wohl imposanteste Bauwerk, das wir auf Bali besucht haben – und glaubt mir, das waren viele. Ein bisschen wundert es mich, dass sich bei der Recherche herausstellte, dass das die Stätte ein beliebter Pilgerort und ein noch beliebteres Touristenziel ist. Bei unserem Besuch war es erstaunlich ruhig dort. Vielleicht war es einfach großes Glück, denn so konnte man die Magie des Ortes richtig spüren. Ob das gemeinsam mit hunderten drängelnder Touristen auch noch so gewesen wäre ist fraglich.
Wart ihr vielleicht auch schon mal dort und habt andere Erfahrungen gemacht?
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9 Comments

  1. says: Jessi

    Ich bin mir ganz sicher, dass es überhaupt nicht möglich ist, an einem solch schönen, ruhigen Ort böse Gedanken zu haben! :-)

    Bussi

  2. says: Inka Cee

    Wahnsinn. Wie machst Du nochmal Deine Fotos? Und Deine Schreibe wird immer interessanter! (Ich hoffe, das klang jetzt nicht blasiert!) Wirklich toll geschrieben und ich fürchte, Bali ist nun nicht mehr von der Liste zu streichen. Muss ich also wohl mal einen Dreimonatsurlaub in Südostasien machen? ;)
    Lg /Inka
    (Die, öhm, 2 Rechtschreibfehler gefunden hat – ist das jetzt doof zu „melden“ oder nicht? Dummerweise sehe ich JEDEN Rechtschreibfehler – beruflicher Mist. Einmal hat Anak Wungsu vermutlich „regiert“ und nicht „reagiert“, und dann hat sich bei der Konkubine ein r reingeschlichen. Wenn das jetzt nervt, einfach ignorieren bitte oder meinen Kommentar löschen. :)

    1. says: Jana

      Hi Inka, danke für das Kompliment! Ja, ich gebe mir Mühe trotz chronischem Zeitmangel ;-)
      Die beiden Fehler habe ich behoben – da sieht man mal wieder was passiert, wenn man bis in die Nacht an Blogposts schreibt… Was machst du denn beruflich?
      Liebe Grüße, Jana

  3. says: Janett

    War noch nie in Bali, aber bei diesen Bildern lockt das Fernweh. Ist zwar nicht in den kommenden zwei Jahren geplant, aber auf lange Sicht sicher eine Reise wert !

  4. says: Zwei auf Achse

    Hallo, wir haben heute vor diesen wunderschönen Tempel zu besichtigen und dank deinem Bericht ist die Vorfreude gestiegen ;D

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