Eifelfrühling auf dem Pyrmonter Felsensteig

„Die Eifel magst du schon irgendwie am liebsten“, sagte neulich der Freund zu mir, als ich ihm meine Pläne für das bevorstehende Wochenende verriet. Und es stimmt: wenn ich wählen müsste zwischen Rhein und Mosel, Westerwald oder eben der Eifel gewinnt selbige meist das Rennen. Ich mag eben die Mischung aus weiten Hügellandschaften, die mich fast ein wenig an das Allgäu erinnern, und den vulkanischen Relikten aus vergangenen Zeiten, die teilweise auch heute noch ziemlich präsent sind. So gewann auch bei der Wochenendplanung wieder die Eifel das Rennen und ich machte mich bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg in den kleinen Ort Roes in der Vordereifel. Hier startet der Traumpfad Pyrmonter Felsensteig, der als Deutschlands schönster Wanderweg 2015 nominiert ist und einen Mix aus Feld- und Waldwegen verspricht – wie üblich bei den Traumpfaden mit hohem Pfadanteil.

Unterwegs auf de Traumpfad Pyrmonter Felsensteig

Entsprechend gespannt bin ich, als ich das Auto am Parkplatz an der Brückenmühle parke. Ich habe mich für den Alternativparkplatz entschieden, da ich sicher nicht die einzige bin, die das gute Wetter an diesem Freitag ausnutzen wird. Von Parkplatz geht es über einen 200 Meter langen Zuweg auf direktem Wege auf den Traumpfad, den ich in umgekehrter beziehungsweise Uhrzeigerrichtung starte. Das hat besonders an stark frequentierten Tagen seine Vorteile, da man das Gänsemarschlaufen  so verhindert und den Weg die meiste Zeit für sich alleine hat.

Die ersten fünf Kilometer begegne ich keiner Menschenseele. Der schmale Pfad führt mich bergauf in das Naturschutzgebiet am Juckelberg, das von knorrigen Bäumen, prachtvoll blühende Ginsterhecken und Wildblumen dominiert wird. Vielleicht liegt es an der frühen Uhrzeit, aber ich kann mich nicht erinnern auf einer Wanderung mal von so schönem Vogelgezwitscher begleitet worden zu sein. Es fühlt sich fast ein wenig an als sei ich im Urwald gelandet. Naja irgendwie ist es ja auch ein bisschen so.

Pyrmonter Felsensteig Pyrmonter Felsensteig Pyrmonter Felsensteig

Ein bisschen traurig bin ich, dass ich die mitten im Naturschutzgebiet gelegenen Hauerhütte nicht für meine Mittagpause nutzen kann, denn sie liegt herrlich versteckt zwischen Ginsterhecken und hohem Gras. Die Grillen zirpen und die Vögel singen – ein wahrlich perfekter Ort für eine Rast.

Statt dessen geht es für mich weiter und der Wald spuckt mich auf einer weiten Ebene wieder aus, die von Wiesen und Feldern geprägt ist. So mag ich die Eifel am liebsten! Besonders im Frühling ist diese Passage des Weges ein Traum, denn der Raps taucht die Felder in ein leuchtendes Geb, die Ähren der Getreide sind saftig grün und der Feldrand ist gesäumt von Kamillen, Mohnblumen und Kornblumen. Ein wahres Wildblumenmeer.

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Es geht weiterhin bergauf – wer jedoch steile Alpenwege gewöhnt ist, der merkt die Steigungen quasi kaum. Der Pyrmonter Felsensteig wird mit seinen 361 Metern Steigung als mittel eingestuft. Natürlich gibt es hier und da mal einen steileren Aufstieg – aber insgesamt ist der Schwierigkeitsgrad sagen wir mal sehr moderat.

Dann kann ich plötzlich von weitem ein – ja wirklich – Gipfelkreuz erahnen. Es gehört zum Sammetzkopf, der mitten auf der Ebene einen beeindruckenden Rundblick auf die Vordereifel ermöglicht. So umgeben von Raps wirkt das Kreuz doch irgendwie deplatziert – gerade mal 333 Meter misst die Erhebung. Doch irgendwie ist es auch immer wieder schön nördlich der Alpen ein Gipfelkreuz zu sehen.

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Nach einer kurzen Waldpassage und vorbei an einer alten Kapellenruine führt der Weg – wieder über Felder – über den Heidberg. Hier steht der Raps noch in voller Blüte und die weiten Getreidefelder reichen fast bis zum Horizont. Ich kann mich an der Landschaft einfach nicht satt sehen und frage mich, warum ich diese Schönheit früher nur nie wahrgenommen habe. Muss man manchmal erst einmal um die halbe Welt reisen um das Schöne vor der Haustür zu sehen? Ich meine die Eifel mochte ich ja schon länger, aber dass sie so schön ist?

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Eineinhalb Stunden später und etwa auf der Hälfte des Weges kann ich hinter den Feldern die Pyrmonter Burg zum ersten mal erahnen. An ihrem Fuße liegt die gleichnamige Mühle, der eigentliche Startpunkt der Rundwanderung. Zunächst gilt es aber erst einen Wald und eine Landstraße zu überqueren, welche auch weniger wanderfreudige Gäste an ihr Ziel bringt. Die Pyrmonter Mühle liegt am Ufer des Elzbaches, der sich wenig später in Form des Pyrmonter Wasserfalls den Abhang hinab stürzt. Vom anderen Ende des Flusses hat man einen hervorragenden Blick auf Mühle, Burg und Wasserfall zugleich.

Die Pyrmonter Mühle ist bewirtschaftet und lädt wirklich zu einer Mittagsrast ein, aber dafür ist es leider noch zu früh. Und so folge ich dem Weg durch den Wald hoch zur Burg, die hoch auf einem Schieferfelsen über der Südeifel thront. Ende des 12. Jahrhunderts wurde sie von Kuno von Schönburg erbaut, dessen Sohn Kuno II. sich als erster seiner Familie „Herr zu Pyrmont“ nannte. Seit dem 10. Mai ist sie wieder für Besucher geöffnet, allerdings findet der Einlass nur alle halbe Stunde statt und der letzte Einlass ist gerade vergangen. So verschiebe ich auch diesen Punkt auf meinen nächsten Besuch und setze meine Wanderung fort.

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Es geht wieder hinab ins Tal der Elz – mal rechts des Flusses mal links des Flusses aber immer durch naturbelassene Wälder, die ein wenig Urwaldfeeling aufkommen lassen. Dicht ranken die Bäume über den Fluss und hier und da liegen umgestürzte Bäume quer. Hier hat man die Natur sich selbst überlassen. Dann streift die Elz die sogenannte Teufelskammer, eine Schiefererhebung, auf der sich nun auch der Wanderweg entlang schlängelt. Dieser hat der Traumpfad auch den Namen „Felsensteig“ zu verdanken.

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Oberhalb des Baches folge ich nun selbigem bis zu meinem Start und Endpunkt an der Brückenmühle. Auch wenn der Weg höhenmetertechnisch nicht so anspruchsvoll war, bin ich durch das ständige Auf und Ab doch kaputt. Und froh, mal nicht auf den Wetterbericht gehört zu haben, der mir für diesen Tag in der Eifel „wolkenverhangenen Himmel mit nur wenigen sonnigen Abschnitten“ vorhergesagt hat. Statt dessen gab es Sonne satt auf dem wie ich finde schönsten Traumpfad, den ich bisher gewandert bin. Ich bin gespannt, ob die anderen Traumpfade das noch toppen können.

Als nächstes habe ich mir jedenfalls die Vier-Berge-Tour vorgenommen, die über vier Vulkane der Osteifel führt.

Traumpfad Pyrmonter Felsensteig – Infos & Tipps

Für die knapp 12 Kilometer lange Rundwanderung müssen gut vier Stunden eingerechnet werden. Der Weg ist immer gut durch das bewährte orange Traumpfadsymbol ausgeschildert. Wer trotzdem auf Nummer Sicher gehen möchte, lädt sich vorher die Traumpfade App herunter und die Karte in den Offlinemodus. So kann man immer seine aktuelle Position orten. Mein Tipp: So schnell wie möglich hinfahren, solange das Blütenmeer noch so schön ist, wie es sich jetzt präsentiert. Sonst könnten die langen Feldpassagen vielleicht ein wenig eintönig sein.

 

Weitere Infos zur Route gibt es auf traumpfade.info. Eine Karte findest du HIER. Übrigens: Obwohl der Weg durch die südliche Vordereifel führt, wird er bei den Traumpfaden unter „Mosel“ geführt.

Was ist deine liebste Wanderregion vor der Haustür? Welche Gegend wird deiner Meinung nach völlig unterschätzt?

PS: Wem der Pfad genauso gut gefallen hat wie mir, kann für ihn als Deutschlands schönster Wanderweg 2015 voten.

PPS: Du willst noch mehr Eifel? Wie wärs mit dem Traumpfad Bergheidenweg? Nicht nur im Schnee wunderschön!

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13 Comments

  1. says: Christina / Impressionista

    Tolle Eindrücke, tolle Bilder! Ich war noch nie dort, aber Lust macht es schon. Mein Lieblingsweg ist um den Laacher See (in Maria Laach) herum – das ist mit seinen 9 km etwas kürzer, aber sehr waldig und ruhig.
    Ich glaube man muss wirklich erst mal weggewesen sein, um so manche Schönheit erkennen zu können :)
    Liebe Grüße,
    Christina

    1. says: Jana

      Den Geopfad rund um den Laacher See mag ich auch sehr – aber die Abwechslung machts, finde ich! Liebe Grüße, Jana

  2. says: Marike

    Hi Jana ? echt schöner Bericht mit tollen Fotos ☺️ wir haben dieses Jahr auch das Wandern vor der Haustür für uns entdeckt. Bislang haben wir unsere Wanderschuhe immer nur in Urlaub geschnürt, aber man muss echt nicht erst nach Madeira, in die Toskana oder Sardinien, um toll wandern zu können. Geht sogar im Ruhrgebiet perfekt vor der Haustür ? Unsere Favoriten sind die ganze Region südlich vom Baldeneysee und die Elfringhauser Schweiz südöstlich von Essen (kannte ich bis vor kurzem gar nicht ?). Außerdem kann man auch sehr schön hier die Halden hochwandern, sind dann natürlich kürzere Touren. Da ist unser Favorit die Halde Haniel. Sind nur ca. 4,5 km bergauf, aber dafür schön bergauf. Und oben angekommen gibt’s den Rundumblick aufs Ruhrgebiet, ein bisschen Kunst und eine mondartige Kraterlandschaft ☺️ Liebe Grüße, Marike

    1. says: Jana

      Hey Maraike, ja, früher war ich auch nur in den Alpen und maximal im Harz wandern. Aber einzusehen, dass das Wandern in den Mittelgebirgen auch schön sein kann, auch wenn die richtigen Berge fehlen, war ein langer Weg ;-) Danke für deine Ruhrgebiet Tipps, die sind sicher für den ein oder anderen Leser interessant – und auch für mich, wenn es mich mal wieder zu euch verschlägt! Liebe Grüße, Jana

  3. says: Renate

    Liebe Jana,
    tolle stimmungsvolle Bilder. Vielen Dank für den Tipp. Hach und der Raps blüht so schön. Die Eifel bietet so viel. Auf der Pyrmonter Mühle war ich mal auf einer Hochzeit.

    Lieben Gruß
    Renate

    1. says: Jana

      Danke liebe Renate! Haha, als ich dort war, war auch gerade eine Hochzeitsgesellschaft vor Ort – allerdings oben auf der Burg ;-)

  4. says: Jessi

    Das sind schöne Bilder, die richtig Ruhe und Entspannung ausstrahlen.

    Stell dir vor, ich bin auf Capri auch gewandert. Zwar nur einen relativ kleinen Berg rauf, aber bei der Wärme war das doch recht anstrengend. Hat sich aber gelohnt. :-)

    Vielleicht ist wandern doch nicht so doof…

    Liebe Grüße
    Jessi

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