Vielleicht sollte ich jetzt besser über die ersten Frühlingsboten schreiben. Oder die schönsten Reiseziele um dem grauen Winter zu entfliehen. Oder ein paar Ostergeschenketipps. Mach ich aber nicht. Denn ich liebe den Winter und ich freue mich über jede Sekunde, die ich zur Zeit mit ihm verbringen kann. Denn leider ist er inzwischen in unseren Breiten ein seltener Gast. Umso mehr freue ich mich, wenn ich dem Winter für ein Wochenende nicht entfliehen, sondern entgegen reisen kann – zum Beispiel ins Engadin, einem der höchstgelegenen bewohnten Täler Europas.
Mit dem Rezept für ein perfektes Schneewochenende verhält es sich ähnlich wie mit dem einer guten Tomatensuppe – eigentlich ist sie ganz einfach zu machen und trotzdem schmeckt sie himmlisch gut. Oder das perfekte Käsefondue um beim Thema Schweiz zu bleiben. So einfach und doch sooo gut – eben genauso wie ein Schneewochenende…
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Zutaten für ein perfektes Schneewochenende
#1 Einen idealen Ausgangspunkt
#2 Ein Zugfenster zum Berg
#3 Einen Hauch von Luxus
#4 Gutes Essen
#5 Etwas Neues, z.B. Skiyoga
#6 Neuschnee
#7 Ein Paar Schneeschuhe
#8 Einen Schlitten. Unbedingt.
#9 Eine/n Partner/in in Crime
#10 Ein bisschen Glück
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Einen idealen Ausgangspunkt
Für das perfekte Winterwochenende braucht es einen guten Ausgangspunkt. Er muss gut erreichbar sein (am besten per Bahn oder Flugzeug), wegen der Schneesicherheit möglichst über 1.500 Meter liegen und eine gute Infrastruktur bieten (Skigebiet, Restaurants, Hotels & Co). Merkmale, die St. Moritz schon seit hunderten von Jahren zu einem beliebten Winterurlaubsort macht. Und auch wenn man den Ort heute eher mit Highsociety und Schickimicki in Verbindung bringt, sind er und seine Bewohner mit der Natur fest verbunden. Ein optimaler Ausgangspunkt also!
Ein Zugfenster zum Berg
Okay ich gebe zu mit einer Anreisezeit von fast vier Stunden vom Flughafen in Zürich ist St. Moritz in Sachen Erreichbarkeit vielleicht doch nicht die allererste Wahl. Wenn einen doch aber die Zugfahrt dorthin über eine der schönsten Bahnlinien der Welt, der Albulalinie, die sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, führt, dann kann man doch mal ein Auge zudrücken oder doch besser aus dem Fenster werfen und die wunderschöne Berglandschaft vorbeiziehen lassen oder?
Einen Hauch von Luxus
St. Moritz und Luxus gehören einfach zusammen. Aber statt in irgend ein Luxushotel im Ort einzuchecken, habe ich mir das Kulm Hotel St. Moritz ausgesucht. Denn das 5-Sterne-Haus ist nicht nur irgend ein Luxushotel. Es ist quasi die Wiege des Winterurlaubs. Bereits 1864 wohnten hier die ersten Wintergäste – allerdings eher einfach als in dem prachtvollem Gründerzeit-Interieur, das das Haus heute dominiert. Mein Favorit: der über 1.000 Quadratmeter große Spabereich mit sensationellem Infinitypool, in dem man bei angenehmen 38 Grad Celsius die umliegende Bergwelt anstarren kann. Okay, vielleicht ein bisschen mehr Luxus als nur ein Hauch…
Gutes Essen
Auch kulinarisch lässt das Kulm keine Wünsche übrig. Und selbst wem der Dresscode (Sackopflicht für Männer!) des Le Grand Restaurant zu streng ist, findet in „The Pizzeria“ oder der rustikalen „Chesa al Parc“ eine gemütliche Alternative. Letztere ist mein persönlicher Favorit – vor allem weil sie auch Schweizer Klassiker wie Racelette und Käsefondue serviert.
Etwas Neues z.B. Skiyoga?!?
Wie man Skifahren mit Yoga kombinieren kann? Genau das habe ich mich vor meinem Trip nach St. Moritz auch gefragt. Danach wie ich das eine je ohne das andere machen konnte. Also zumindest das Skifahren. Mein Guide Sabrina Nussbaum hat mir die Augen geöffnet, dass Yoga on Snow viel mehr ist als nur fancy Yogaposen mit Ski unter den Füßen, sondern ein ganzheitliches Erlebnis. Das beginnt mit der richtigen Atmung auf der Piste und endet beim Sonnengruß, den man auf Ski in einer etwas abgewandelten Form praktiziert. Es geht aber auch ganz viel um Naturgenuss, das Leben im Hier und Jetzt und den Spaß – und eigentlich auch um die Aussicht, die sich leider an diesem Tag hinter dicken Schneeflocken versteckt hat.
Neuschnee
Apropos Neuschnee: Natürlich macht eine große Portion Powder ein Winterwochenende in den Bergen erst richtig perfekt. Während die dicken Flocken das Skiyoga ins Tal verlegten, bescherten sie uns am nächsten Tag ein absolutes Winterwonderland mit dick schneebedeckten Tannen und 50 Zentimeter Puderzuckerschicht.
Ein Paar Schneeschuhe
Auch wenn ich das mit dem Skifahren mittlerweile ganz gut hinbekomme, hält es mich nicht davon ab, ab und an mal Pisten, Pisten sein zu lassen und auf die guten alten Schneeschuhe zu wechseln. Hat man doch viel mehr Zeit die Landschaft zu genießen, Fotos zu schießen und dem Knirschen unter den Füßen zu lauschen. Wunderbar geht das auf dem Muottas Muragl, einem 2.453 hohen Ausflugsberg im Oberengadin, der sich dank Zahnradbahn problemlos erreichen lässt. Skifahren darf man dort heute nicht mehr und so ist der Berg ganz den Schneeschuhwanderern und Skitourengehern und natürlich Rodlern überlassen.
Einen Schlitten. Unbedingt.
Ich muss zugeben: vor lauter Skifahren habe ich total vergessen, wie viel Spaß Rodeln macht. Besonders, wenn man seinen Schlitten nicht bergauf ziehen muss, sondern bequem mit der Bahn nach oben transportieren kann. Und so endete mein Ausflug auf den Muottas Muragl mit einer rasanten Abfahrt auf der Schlittenpiste. Übrigens braucht man keinen eigenen Schlitten mitzubringen, sondern kann bequem ein hölzernes Exemplar an der Talstation der Zahnradbahn mieten.
Eine/n Partner/in in Crime
Die beste Freundin? Der Partner? Oder Geschwister? Natürlich macht so ein Schneewochenende erst richtig Spaß, wenn man es mit jemandem teilen kann. Seit dem mich mehr als 500 Kilometer von meiner lieben Schwester trennen, genieße ich unsere gemeinsamen Reisen umso mehr – und sei es nur für ein kurzes Wochenende wie in St. Moritz. Aber es ist auch immer wieder schön neue tolle Menschen kennenzulernen, wie die liebe Elisa von take an adVANture, die ich in St. Moritz zum ersten Mal traf und die auch einen ganz tollen Blog hat.
Eine Portion Glück
Und zu guter Letzt gehört natürlich für Neuschnee & Co eine gute Portion Glück dazu. Aber auch wenn der Schnee mal wieder auf sich warten lässt oder er so stark fällt, dass mal wieder viele Lifte geschlossen sind, werde ich in Zukunft immer an die Worte von Skiyogi Sabrina denken: Schließlich geht es darum anzunehmen, was die Natur für uns bereit hält und das beste daraus zu machen. Und alleine für diese Erkenntnis – so banal sie auch klingen mag – hat sich meine Reise ins Engadin gelohnt. In diesem Sinne: Namaste!
Was gehört für dich zu einem perfekten Schneewochenende dazu? Verrat es mir in den Kommentaren!
PS: Wenn dir mein Video aus St. Moritz gefallen hat, freue ich mich sehr über einen Daumen hoch! Bist du schon dabei?
PPS: Du willst mehr von meinen Skianfängen wissen? Dann lies hier mehr…
- über meine ersten Pistenerfahrungen am Wilden Kaiser
- meine erste Skitour auf das Kitzsteinhorn
- meine Kolumne zum Thema Skifahren lernen als Erwachsener
- wie ich in Davos endlich richtig Skifahren gelernt habe oder
- wie ich in Laax meine ersten Freestyle-Versuche gewagt habe.
Ich wurde vom Kulm Hotel nach St. Moritz eingeladen. Vielen Dank dafür. Meine Meinung bleibt davon natürlich wie immer unberührt.