Abenteuer á la Kuba – Mit dem Fahrrad durchs Tabakland

Kuba und Fahrradfahren. Was auf den ersten Blick nicht zusammenpasst, entpuppt sich in Wirklichkeit als absolutes Dreamteam. Gerade auf dem Land sind die Straßen kaum befahren und die Landschaft herrlich und ziemlich flach. Perfekte Bedingungen also für eine Erkundung auf zwei Rädern.

Natürlich hätten wir uns auch bequem in eines der zahlreichen Oldtimertaxen setzen können.

Natürlich hätten wir eine der beliebten Touristentouren zu den Höhepunkten des idyllischen Tabaktals machen können.

Aber wir wollen das wahre Kuba kennen lernen. Wir wollen keine Höhepunkte, sondern gemütlich vorbei an Feldern und Farmen radeln. Wir wollen eintauchen in die eindrucksvolle Landschaft und das Leben der Menschen dort.

Das Valle de Viñales in dem wir uns befinden, liegt in der Provinz Pinar del Río im Westen der Insel. Es liegt mitten in der Sierra de los Órganos, zu deutsch Orgelpfeifengebirge. Der Name ist zurückzuführen auf die skurrilen Karstberge, die Mogoten, welche dem Tal sein charakteristisches Aussehen verleihen. Die gleichen skurrilen Berge sind es übrigens auch, die der Halong Bay in Vietnam umzingeln. Auch die UNESCO ist schon auf die Schönheit des Landstriches aufmerksam geworden und hat den Nationalpark 1999 zur UNESCO-Kulturlandschaft der Menschheit ausgezeichnet.

Viñales selbst ist ein eher entspannter Ort, der mitten im Tal gelegen ist und zwei mal täglich von Bussen aus Havanna angesteuert wird. Fast jedes zweite Haus bietet Gästezimmer für Reisende an, sogenannte Casas particulares, Hotels gibt es dagegen nur eine Hand voll. Als wir unserer Gastgeberin Rosi gegenüber erwähnen, dass wir auf der Suche nach einem Fahrradverleih sind, stehen keine Stunde später zwei gute Mountainbikes vor unserer Haustür. Die Kubaner sind Weltmeister im Organisieren.

Dass wir anstatt zwei klapprigen Hollandrädern Mountainbikes bekommen haben, zahlt sich noch aus – obwohl wir für den ersten Moment ein bisschen enttäuscht sind. Für mich gehört für so eine Radtour irgendwie ein klappriges Fahrrad dazu. Genau so eins, mit dem der Bauer von nebenan sich gerade auf dem Weg zu seinem Feld macht.

Wir folgen zunächst der Hauptstraße in Richtung Westen bis zur Abzweigung nach Pinar del Río. Diesen lassen wir jedoch links liegen und verlassen den Ort statt dessen auf der „Hauptstraße“, die durch das Tal zur Cueva de Santo Tomás und nach Pons führt. Die nächsten drei Kilometer geht es vorbei an schiefen Bauernhäusern und weiten Tabakfeldern immer tiefer hinein ins Tal, bis wir schließlich an der Abzweigung zur Mural de la Prehistorica vorbeikommen.

Cuba CubaCuba Cuba Cuba

Wir folgen der Abzweigung die uns zwischen zwei eindrucksvollen Mongoten zur Mural de la Prehistorica, die man schon von weitem nicht übersehen kann. Es handelt sich um eine Kunstwerk des mexikanischen Künstlers Leovigildo González Morillo aus den 70er Jahren, das die Evolutionsgeschichte auf einer riesigen Felswand des Mogote Dos Hermanos darstellt. Da ich den Hype um dieses Kunstwerk nicht wirklich nachvollziehen kann, sparen wir uns die 4 CUC Eintritt und begnügen und mit einem Blick aus der Ferne.

Cuba Cuba Cuba Cuba Cuba Cuba

Die bislang asphaltierte kleine Straße wird hinter dem Mural zu einem holperigen Feldweg, dem wir weiter folgen. Ein kleines Pappschild weißt ein paar hundert Meter später auf einen schönen Ausblick hin. Wir folgen dem Schild, was sowieso in unsere Richtung zeigt, den Berg hinauf. Jetzt sind wir dankbar für unsere Mountainbikes, denn der Untergrund ist uneben und es geht immer steiler aufwärts.

Cuba Cuba Cuba Cuba Cuba Cuba

Unsere Mühe wird belohnt, denn oben angekommen erwartet uns auf einem Hügel eine sensationelle Aussicht auf das Tal.

Cuba Cuba Cuba Cuba

Auf der Hügelspitze steht das einsames Haus eines Bauerns, der uns hilfsbereit halb auf Englisch halb auf Spanisch mit der weiteren Wegführung behilflich ist. Denn der eigentliche Weg, den wir nehmen möchten, ist seit ein paar Monaten durch Zäune verbaut und nicht mehr befahrbar. Er verweist uns statt dessen auf eine Alternativroute, die uns links von seinem Hauses durch ein kleines Dorf führt und schließlich wieder zurück Richtung Viñales.

CubaCuba Cuba Cuba

Seit dem  wir das Mural hinter uns gelassen haben, ist uns außer dem Bauern keine Menschenseele begegnet. Nur eine streunende Hündin begleitet uns ein gutes Stück des Weges, bis sie plötzlich verschwunden ist. In dem kleinen Dorf treffen wir auf weitere Bauern, die auf Pferden oder Fahrrädern sitzend ihrer täglichen Arbeit nachgehen. Anders als wir es von der Stadt kennen, werden wir aber angenehm in Ruhe gelassen. Keine Anmachen, keine Heiratsanträge, keine Angebote. Nur ein freundliches Lächeln.

Nach zwei bis drei Kilometern stoßen wir plötzlich wieder auf eine Hauptstraße – und zwar der, auf der wir bereits in das Tal hinein gefahren sind. Für die letzten vier Kilometer zurück ins Dorf nehmen wir uns viel Zeit und genießen die Sonne, die bereits langsam untergeht. Zuhause in unserer Casa wartet bereits der Hausherr mit einem frisch zubereiteten Mojito auf uns – unter uns der beste, den ich je auf Kuba getrunken habe. Genau so stelle ich mir einen perfekten Tag auf Kuba vor.

CubaCubaCuba Cuba Cuba Cuba

Fahrradfahren in Viñales – Infos und Tipps

Für mich ist das Fahrrad das beste Fortbewegungsmittel um das Valle de Viñales abseits der Touristenpfade zu erkunden. Für unser Leihfahrrad haben wir 8 CUC (= Dollar) bezahlt. Wer keine „organisierenden Gastgeber“ hat, kann sich auch im örtlichen Fahrradverleih beim Restaurant Casa de Don Tomás mit Rädern ausstatten lassen. Die gesamte Route ist etwa 14 Kilometer lang und somit gut an einem halben Tag zu bewältigen.

Seid ihr im Urlaub auch so gerne mit dem Fahrrad unterwegs? Was ist für euch das perfekte Fahrradreiseziel? Hättet ihr dabei an Kuba gedacht?

Meine Reise nach Kuba wurde unterstützt von Condor. Vielen Dank dafür.

More from Jana
Temple Bar und Wikinger in Dublin
Unseren vierten Tag in Dublin verbringen wir wieder innerhalb der „Stadtmauern“. Nach...
Read More
Join the Conversation

18 Comments

  1. says: Anika

    Hallo Jana,
    das ist ein toller Bericht mit wunderschönen Bildern. Ich war im letzten Jahr auch auf Kuba und bin ein wenig zu Fuß im Valle de Viñales unterwegs gewesen. Dabei habe ich mich in diese Gegend mit der atemberaubenden Landschaft verliebt.
    Von Fahrradreisen auf Kuba hatte ich vorher schon gehört, konnte es mir aufgrund des Klimas aber eigentlich nicht vorstellen. Nachdem wir das Land mit dem Mietwagen erkundet haben, kann ich aber verstehen, warum es viele Fahrradfahrer auf die Insel verschlägt. Die Straßen sind sehr wenig befahren und für Autos aufgrund der vielen Schäden sehr schwierig zu befahren.

    Danke für diesen Bericht. Bei diesem Wetter hat er gut geholfen, in warmen Erinnerungen zu schwelgen.

    Viele Grüße, Anika

    1. says: Jana

      Wann ward ihr denn dort? Ende November war es angenehm kühl – etwas über 20 Grad. Perfekte Bedingungen also für eine Radtour ;-)

      1. says: Anika

        Wir sind im Juni/Juli dort gewesen und das ist keine Zeit zum Radfahren, denn wir hatten immer um und bei 30°C und an einem Tag habe ich mir den Sonnenbrand meines Lebens geholt. In den Wintermonaten hat man von einer Radtour auf Kuba sicherlich viel, viel mehr. :)

  2. says: Simone

    Hach, sehr schön – da werden bei mir wieder Erinnerungen wach. Exakt heute vor einem Jahr war ich in Vinales – als zweiter Stopp unserer 3-wöchigen Kubareise. Wir waren vier Tage dort, einfach die Natur genießen. Wir sind durch das Tal geritten – aus geplanten 2h wurden dann 6h…es war so traumhaft schön dort. Wolkenbilder habe ich auch sehr schöne aufnehmen können, die landen bald auf meinem Blog. :-)
    Viele Grüße, Simone

  3. says: Charles Rahm

    Traumhafte Bilder!
    Die Bergformationen am Anfang des Artikel erinnern mich ein bisschen an die Karstberge in Guilin China. Ist das nicht verrückt, wie sich Landschaften an komplett verschiedenen Orten dieser Welt ähneln können? :-)

  4. Pingback: 12mal12 Januar - heldenwetter
  5. says: Andrea

    Eine traumhafte Landschaft. Da hast Du ja ein tolles Erlebnis gehabt. In Kuba eine Fahrradtour, bei wunderschönem Wetter, da würde ich auch nicht nein sagen.

  6. says: Beate Pohl

    Diese Bilder haben mich endgültig überzeugt, unsere Silberhochzeitsreise geht nach Kuba. Eine Fahrradtour in der Region Vinales steht ganz oben.

  7. says: ALEX

    Das sieht wirklich unglaublich schön aus. Ich reise im November nach Kuba. Da ich allein Reise und ein wenig backpacke wollte ich wissen wie ihr euch dort orientiert habt. Wie findet man sich dort zurecht? Ist der Pfad gut ausgeschildert?
    Nicht das ich mich da verirre :)

    Dankeschön!

  8. says: Dun23

    Toller Bericht und spannende Bilder! Das klingt richtig super mit dem Fahrrad durch die Tabakplantagen zu fahren. Da würde ich sogar eine Zigarre probieren.

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert