Einfach ins Auto setzen und ganz weit wegfahren ist der Inbegriff völliger Freiheit. Für einen guten Roadtrip braucht es für mich nicht viel: gute Musik, ein paar (viele) Snacks und ein paar Sonnenstrahlen und ich kann stundenlang nur so dasitzen und die vorbeiziehende Landschaft beobachten. In den Dolomiten Auto zu fahren unterscheidet sich jedoch grundlegend von einem gewöhnlichen Roadtrip: statt meditativer Trance ist es mehr der nervenaufreibende Adrenalinkick, der einen überfällt, wenn man sich Serpentine um Sepentine die Pässe hinaufschraubt.
So schön kann Autofahren sein!
Der Weg ist das Ziel
Ich weiß noch gut, wie sehr ich als Kind das Autofahren hasste. Immerzu wurde mir schlecht und ich langweilte mich zu Tode, bis endlich das Urlaubsziel in Sicht kam. Sobald die ersten Berggipfel am Horizont auftauchen, war plötzlich alles vergessen. Auch heute noch hüpft mein Herz vor Freude, wenn die ersten „grauen Riesen“ ins Blickfeld kommen. Ja, die Anreise in die Berge ist ein echtes Highlight. Wenn man über Ulm und den Fernpass durch Österreich fährt, gibt es so viele tolle Panoramen, dass man als „Flachlandtiroler“ im Kopf eine wahre Sinnesexplosion erlebt. Eine Pipipause mit Zugspitzblick gibt es wohl auch nur in den Alpen.
Durch die engen Schluchten des Eggentals
Wenn man dachte, dass schon die Fahrt bis nach Bozen ein Highlight ist, der wird eines besseren belehrt. Sobald man nämlich auf im Ortsteil Kardaun die Abzweigung ins Eggental auf der SS241 nimmt. Dort beginnt die große Dolomitenstraße, die erste Ferienstraße durch Dolomiten, die am 13. September 1909 eröffnet wurde. Die ursprünglich österreichische Straße – Donaumonarchie und so – führt durch drei italienische Provinzen und verbindet Bozen mit dem Wintersportzentrum Cortina d’Ampezzo. Die Straße beginnt mit einer Durchquerung des Eggental, das in seinem unteren Abschnitt eine imposante Klamm ist. Bis 2007 war die Fahrt noch ein wenig spektakulärer, denn seit dieser Zeit is t die historische Straße auf Grund von Steinschlaggefahr gesperrt und die Eggentalschlucht heute fast komplett untertunnelt. Einige Wegstücke – also zwischen zwei Tunneln – lassen noch die frühere Anmutung erkennen. Wenn ich das schon spektakulär finde, will ich nicht wissen, wie die alte Straße mal ausgesehen hat.
Durch Weiden und Wiesen: Welschnofen
Durch Weiden- und Wiesenlandschaft geht es weiter nach Welschenhofen, wo man einen herrlichen Ausblick auf den Rosengarten hat. Der kleine Ort ist als Tor der Dolomiten sowohl bei Winter- als auch bei Sommersportlern beliebt.
Auf Sissis Spuren am Karersee
Mit dem Kararerpass begegnet einem nun die erste Passtraße – ein recht harmloser Einstieg. Unterhalb der Passhöhe kann man einem der Lieblingsplätze der österreichischen Kaiserin Sissi bewundern. Ja die Lady hat Geschmack. Denn der kleine Kararersee in dessen türkiesen Wasser sich der Bergzug der Latenmar spiegelt, ist schon etwas ganz besonderes. Ganz besonders dann, wenn es schon Abend ist und die anderen Touristen längst in ihren Hotels beim Abendessen sind.
Die Abendzeit ist sowieso die schönste Zeit in den Bergen, und besonders in den Dolomiten. Denn das rot der untergehenden Sonne taucht die schroffen Felsen in ein leuchtendes Rot. Dieses ganz besondere Phänomen gibt es nur hier zu bewundern und wird von den Einheimischen als Enrosadira bezeichnet.
Ein wirklich magischer Moment, den wir auch unserer Reise noch öfter zu sehen bekommen. Denn anders als die anderen Bergfreunde, stehen wir nicht schon um 6 Uhr auf, sondern lassen uns Zeit und Frühstückjen in Ruhe. Ich finde, das gehört zu einem guten Urlaub einfach dazu – führt jedoch auch dazu, dass wir uns fast jeden Abend einen kleinen Wettlauf mit der Zeit liefern. So auch an diesem Abend – und ja die Idee mit dem Umweg über die große Dolomitenstraße war von mir… Über den Karerpass erreichen wir schließlich das Fassatal in Trentino.
Es wird spektakulär: Das Pordoi-Joch
Wieder im Tal angekommen, geht es auf der SS48 weiter, wo man vorbei an zahlreichen Urlaubsorten bis Canazei fährt. Von dort aus schlängelt man sich die steile Serpentinenstraße bis zum Pordoi-Joch (Passo Pordoi) hoch. Heute wie auch früher der absolute Höhepunkt der Strecke. Er bildet die Grenze zu Venetien und bietet einen schönen Ausblick auf die Marmolada, den Rosengarten und den Langkofel. Mit der Seilbahn kann man von dort aus auf das fast 3.000 Meter hohe Sasso Podoj gelangen – aber dazu ein andern mal mehr.
Über den Passo di Falzarego nach Cortina d’Ampezzo
Weiter geht es dann durch Venetien auf der SR48 vorbei an den Orten Arabba und Buchensteindie nächste steile Passstraße hinauf zum Passo di Falzarego. Hier kann man ein Freilichtmuseums und Schauplätze des Ersten Weltkriegs besuchen. Von dort fährt man schließlich hinunter ins Ampezzo Tal nach Cortina. Wir dagegen verlassen in Arabba die historische Dolimitenstraße und fahren über den Passo Campolongo ins Hochabteital, das wir die nächsten sieben Tage unser Zuhause nennen. Und ja, es ist schon lange dunkel, als wir endlich im Hotel angekommen. Sorry Schatz! Aber es gab einfach zu viele Haltebuchten…
Dolomiten für Anfänger?
Die große Dolomitenstraße ist wirklich grandios um einen ersten Einblick von den Dolomiten zu bekommen, die übrigens seit 2009 – jedenfalls teilweise – zum UNESCO-Weltnaturerbe gehören. Selbst wenn man anschließend weiter in den Süden fährt, kann ich einen Abstecher dorthin nur empfehlen – oder einfach gleich dort bleiben. Die Dolomiten könnte ich einfach immer und immer wieder bereisen!
Was war euer bisher spektakulärster Roadtrip? Fahrt ihr gerne über Passrouten oder wird euch schon beim Gedanken daran übel?
Ich finde ja die Bilder total schön! War vor einigen Jahren mal in Südtirol und die Bilder wecken schon die ein oder anderere Erinnerung. Ist halt irgendwie kein Wunder, dass die Dolomiten so viele Leute in ihren Bann ziehen, hm? :)
Du sagst es <3 Einfach magisch!!!
Bei den Bildern wird man ja wirklich neidisch. Mein letzter Aufenthalt in Südtirol war im Sommer, jetzt will ich mal die Vorzüge im Winter kennenlernen.
Hallo Jana,
vielen Dank für den tollen Artikel und die wunderschönen Bilder! Mein Mann und ich sind schon diverse Male durch die Dolomiten geroadstert. Im offenen Auto in den Abendstunden sind es wirkliche einzigartige Momente und Bilder in den Dolomiten. Aber auch mit dem Rennrad ist es etwas ganz Besonderes! Ich habe deinen Rad-Artikel ebenfalls gelesen und weiß noch wie stolz ich nach meiner ersten Sella-Ronda war ;-)
Pässe-Fahren kann süchtig machen: probiert mal die 8-Pässe Tour im Herzen der Schweiz!
Ich freue mich auf weitere Artikel von Dir! Mach weiter so!
Herzliche Grüße!
Dankeschön :-) Naja ich glaube für 8 Pässe bin ich noch nicht bereit :-D Viele Grüße, Jana