Lozere – Klettern à la Südfrankreich in der Gorges du Tarn

Lozere beziehungsweise genauer gesagt die Schlucht Gorges du Tarn ist das bedeutendste Klettergebiet Frankreichs. Der Fluss Tarn hat sich hier bis zu 500 Meter tief in die Felsen hinein gefressen und so eine beeindruckende Schluchtenlandschaft geschaffen, die ich so in Frankreich gar nicht erwartet hatte. Und das beste: man muss kein Profi sein, um die Gegend kletternd zu erkunden. Selbst als Anfänger hat man die Qual der Wahl aus verschiedenen Kletterrouten und Klettersteigen in spektakulärer Umgebung. Und so darf ein Stopp dort auf einem FrankreichAktiv-Roadtrip natürlich auf keinen Fall fehlen.

Lozere  – Auf zum Klettern in der Gorges du Tarn!

Klettern zählt für mich zu der Kategorie Sport, die ich gerne viel öfter machen würde. Ob Klettersteig oder Sportklettern, ich liebe es, eins mit dem Fels zu werden. Was vielleicht kitschig klingt, ist aber zu 100 Prozent wahr. Denn wenn man erst einmal im Seil hängt, zählt nichts, außer der nächste Griff und der nächste Tritt. Perfekt also um auf aktivem Wege vom Alltag abzuschalten. So mag ich das! Was ich weniger mag sind Kletterhallen und Co, wo es wirklich nur um den reinen Sport und weniger um das Erlebnis geht. Und ich bin überzeugt, dass jeder, der mal in Lozere einen Felsen oder Kettersteig bezwungen hat, nicht mehr zurück in die Halle möchte. Bei der Landschaft!

Lozere - Auf zum Klettern in der Gorges du Tarn: Die Schlucht von oben Lozere - Auf zum Klettern in der Gorges du Tarn: Zauberhafte DörferLozere - Auf zum Klettern in der Gorges du Tarn: Zauberhafte Dörfer an den Fels gebaut

#1 – Der Klettersteig Via Ferrata des Rousses

Schon die Anfahrt aus der Provence war ein Abenteuer für sich. Über schmale Passtraßen, bei denen man am liebsten gar nicht so genau aus dem Fenster gucken wollte, geht es in fünf statt drei Stunden nach Les Rousses, ein kleines Dorf am Ufer des Flusses Jonte. Obwohl Luftlinie gar nicht so viele Kilometer zwischen Ausgangspunkt und Ziel liegen, könnte die Landschaft unterschiedlicher kaum sein. Statt lieblichen Hügeln und bunten Blumen in Vaucluse, finden wir hier eher raue und unberührte Natur wieder. Und ich kann gar nicht sagen, was ich lieber mag.

Nach einer Stärkung im Jardin des Glaces und der kurzen Einweisung durch unseren Guide Fabien von B&ABA Sport Nature geht es auch schon rein in den Klettergurt und ab hinab an den Fluss. Heute steht der Klettersteig Via Ferrata des Rousses auf dem Programm. Hier kommen Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen auf ihre Kosten. Auf verschiedenen Routen geht es über Harken, Hängeseilbrücken und Seilrutschen über die Felsformationen Grands Causses und des Aigoual oberhalb des idyllischen Flußtales. Eine Mischung aus Klettersteig und Kletterpark also! Und dass wir uns immer für die schwierige Variante entscheiden, sehen wir am Abend an unseren geschundenen Händen. Und dem Muskelkater am nächsten Morgen. Aber das haben wir bei all dem Spaß, den der Klettersteig gemacht hat, überhaupt nicht gemerkt.

Lozere - Klettersteig Via Ferrata des Rousses: Der Fluss Jonte Lozere - Klettersteig Via Ferrata des Rousses: Klettern oberhalb des Jonte Lozere - Klettersteig Via Ferrata des Rousses Lozere - der Klettersteig Via Ferrata des Rousses Lozere - der Klettersteig Via Ferrata des Rousses - auch was für Einsteiger Lozere - der Klettersteig Via Ferrata des Rousses - Highlight Hängeseilbrücke

#2 – Klettern im Cirque des Baumes

Am nächsten Tag geht es dann richtig „an die Wand“. Gemeinsam mit unserem Guide Cyril geht es in das Kletterrevier Cirque des Baumes. Schon seit den 80er Jahren zieht es Kletterfans in die Gorges du Tarn. Es ist die Kombination aus perfekt löchrigem Kalkfels und bis zu 120 Meter lange Routen, welche die Kletterer weltweit so begeistert. Klar, das man da zunächst den Fokus eher auf fortgeschrittene Routen legte. Im Zuge einer Überarbeitung des gesamten Gebiets in 2012 sind auch zunehmend mehr einfache und anfängertaugliche Routen dazugekommen. Und so kommen auch wir Anfänger in den Genuss des legändären Felsenkletterns in der Tarnschlucht. Das Gebiet Cirque des Baumes erstreckt sich zwischen Causse Méjean und Causse Sauveterre und bietet mittlerweile über 40 Routen verschiedenster Schwierigkeitsgrade. In der gesamten Schlucht sind es sogar ganze 700!

Dass Klettern viel mehr mit dem Mindset als mit Armkraft zu tun hat, merke ich wieder einmal eindrucksvoll, während ich mit Cyrils Hilfe über mich hinauswachse und sogar 4a/4b-Routenabschnitte meistere – für den Sportkletterer ein Witz, für mich ein riesiger Erfolg. Und Spaß! Und darum geht es ja schließlich auch beim Klettern finde ich. Und das kaputt-glückliche und stolze Gefühl am Abend, wenn man es geschafft hat. Ich habe übrigens direkt nach der Reise meine eigenen (wie es sich gehört viel zu kleinen) Kletterschuhe bestellt, um in Zukunft öfter meine Sporteinheiten auf den Fels zu verlegen. Im Harz war ich kürzlich schon mal unterwegs und ich freue mich schon auf die nächste Kletterpartie. Vielleicht versuche ich es dann doch mal mit der Halle – gerade im Winter.

Lozere - Klettereinweisung im Cirque des Baumes Lozere - Klettern auch für Anfänger im Cirque des Baumes Lozere - Klettern auch für Anfänger im Cirque des Baumes: Griff für Griff, Tritt für Tritt Lozere - Klettern auch für Anfänger im Cirque des Baumes: Fast oben

Lozere – was man sonst noch so machen kann

Aber die Region Lozere ist nicht nur was für Kletterer. Hier kommen alle Outdoorfans auf ihre Kosten. Wandern, Mountainbiken, Kayaken, Canyoning – die Liste an Sportarten ist lang und ebenso der Drang länger zu bleiben, als wir nach den zwei Tagen schweren Herzens die Region Richtung Norden verlassen.

  • Kayak fahren: die leichte Wildwasserstrecken (WW I bis WW II) unterhalb der teilweise 500 Meter hohen Felstürme sind auch für Anfänger prima zu meistern. Und ich bin beim Anblick der ganzen Kayaks ein wenig traurig geworden, dass wir dafür keine Zeit mehr hatten

  • Canyoning: Im Sommer ist der Tarn der ideale Ort für Canyoning-Anfänger. Sprünge, Abseilen und Rutschen kann hier prima geübt werden. Im Frühling und Herbst ist das Canyoning allerdings eher den Profis vorbehalten.
  • Maison des Vautours: Ein Besuch der Geierstation ist ein absolutes Muss. Mit Teleskopen kann man live die Jungvögel im Nest an den steilen Felshängen beobachten. Danach unbedingt im Alicanta in Le Rozie einkehren, das ganz in der Nähe liegt.

  • Menhire von La Cham des Bondons: Nach Carnac in der Bretagne gibt es in Lozere mit 150 Hinkelsteinen und 30 Grabhügeln die zweitgrößte Megalithkonzentration in Europa. Es gibt einen Wanderweg, der die schönsten von ihnen verbindet, nämlich den „Balade au Pays des Menhirs“. Wir haben nur einen kurzen Abschnitt davon besucht und waren schon sehr beeindruckt. Auch die Hochebene, über die der Weg führt ist wunderschön!

Übernachtungstipp: La Lozerette

Unser Ausgangspunkt für die Erkundungstouren in Lozere war das ökologische Hotel La Lozerette in Cocures. Das familiengeführte Hotel hat mich mit seinen rustikalen und trotzdem geschmackvollen Zimmern und dem leckeren, regionalen Speisen absolut überrascht. So etwas hatte ich mitten in der doch eher einsamen Landschaft der Tarnschlucht gar nicht erwartet. Der ideale Ausgangspunkt also für alle die Natur lieben, aber trotzdem gerne schön wohnen.

Warst du schon einmal in Lozere und hast noch weitere Tipps für mich (und meinen nächsten Besuch)? Dann ab in die Kommentare damit!

PS: Du möchtest wissen, wie mein Reisebuddy Franzi unsere Kletterpartie empfunden hat? Dann schau auf ihrem Blog vorbei!

Meine Reise nach Lozere fand im Rahmen der #FrankreichAktiv-Kampagne der Französischen Zentrale für Tourismus statt. Noch mehr Bilder und Blogbeiträge findet ihr direkt auf der Kampagnenseite.

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