Hätte mich vor zehn Jahren jemand gefragt, ob ich Lust hätte auf einen Ausflug nach Blankenburg, hätte ich wahrscheinlich dankend abgelehnt. Eine verschlafene Harzstadt mit gut 20.000 Einwohnern besuchen? Aber man verändert sich, nicht zuletzt durch meinen Blog habe ich vieles gelernt von einer anderen Seite zu sehen. Statt einer muffeligen Kleinstadt im Osten sehe ich statt dessen heute eine wildromantische Fachwerkstadt mit zwei Schlössern und einem großzügigen Schloßgarten. Eine gute Reise ist eben nur eine Frage des Blickwinkels.
__________________________________________________________________________________________________
Noch mehr Harz-Ausflüge und Abenteuer gefällig?**
Dann schau dir doch mein Buch an mit 52 kleinen & großen Eskapaden im Harz an. Ob wandern, radeln, paddeln oder in aller Ruhe die Natur genießen – die Touren machen Lust, die schönsten Ecken im Harz zu entdecken. Für wenige Stunden, einen Tag oder ein Wochenende: Auf Beerenjagd gehen, Klippen erklimmen oder (wie hier) den Harz zu Fuß überqueren- nichts wie ab nach draußen!
__________________________________________________________________________________________________
Aber bevor es auf große Stadterkundung geht, muss zunächst einmal die kulinarische Seite befriedigt werden. Statt mit Harzer Schmorwurst oder einer anderen lokalen Deftigkeit, verwöhnen wir unsere Mägen völlig untypisch mit fernöstlichen Köstlichkeiten. Das kleine Lokal Asia Thang Long hat sich erst seit kurzem in der Fußgängerzone niedergelassen. Scheinbar hat eine solche Exotik dem kleinen Städtchen gefehlt, denn als wir die Tür zum Gastraum öffnen sind bereits alle Tische belegt. Kein Problem für die findige Gastgeberin. Schnell sind vier Stühle und zwei kleine Tische zusammengestellt und für uns ein Plätzchen hergerichtet. Zur Eröffnungswoche gibt es ein Süppchen vorweg und 10 Prozent auf die eh schon recht preiswerten Gerichte. Wir genießen gebratene Ente auf Glasnudelbett und ein europäisch-scharfes Thaicurry. Das Essen ist lecker, nur leider schmecke ich deutlich die fleischige Geschmacksverstärkernote trotz des Hinweises „kaum Geschmacksverstärker“ auf der Karte. Aber da bin ich auch ein bisschen empfindlich.
Eigentlich sollte nun ein Spaziergang durch die Altstadt und die Schlossgärten folgen, doch unsere gemütlichen Mägen wünschen sich eine heiße Schokolade im Kaffee nebenan: diese bietet das Café Colonial in Hülle und Fülle und allen erdenklichen Geschmacksvariationen. Es geht doch nichts über einen Kakao gegen den Herbstblues.
Auch wenn das nicht gerade zu unserer Agilität beigetragen hat, nutzen wir die letzten Sonnenstrahlen an diesem Tag und marschieren geradewegs auf den Schlossberg hinauf. Von dort bietet sich eine grandiose Sicht auf die Altstadt.
Hoch oben über der Stadt thront das große Schloss auf einem 300 Meter hohen Kalkberg. Der Barockbau gilt als Wahrzeichen der Stadt und ist inzwischen bereits der vierte Bau an dieser Stelle. Seine barocke Architetkur ist größtenteils noch erhalten. Jahrelanger Leerstand hat jedoch zum Verlust seiner architektonischen Pracht geführt. Heute bemüht sich der Verein Rettung Schloss Blankenburg um die Erhaltung heute vom Verfall bedrohten Bausubstanz.
Anfang des 18. Jahrhundert entstand auf dem Steinfelsen eine prächtige barocke Schlossanlage für die damalige welfische Fürstenresidenz Blankenburg. Und diese ist deutlich eindrucksvoller als das leicht heruntergekommene Schloss. Bei ein paar letzten Sonnenstrahlen und traumhaft bunten Bäumen spazieren wir den Panoramaaltstadtweg entlang durch die barocken Terrassengärten in die Altstadt.
In dem barocken Schlossgarten befindet sich auch eine Fasanerie. Leider wollen die Fasane nicht so wie ich will und zeigen sich eher Kamerascheu.
Besonders angetan hat es mir das kleine Schloss, dass sich ebenfalls an den Schlossgarten anschließt. Wasserbassins, sowie eine Reihe von zierlichen Sandsteinfiguren und geschnittenen Hecken dekorieren sich rund um das 1725 errichteten Gartenschloss. Heute beherbergt das Gebäude ein Museum, was jedoch zur Zeit auf Grund von Renovierungsarbeiten geschlossen ist.
Wer hättet bloß so einen Prunk in dieser kleinen Harzstadt erwartet? Das kleine Schloss taufe ich liebevoll „mein kleines Versailles des Südharzes“. Da es langsam dunkel wird und meine Hände vor lauter Fotografieren bei der Kälte schon ganz taub sind (ich hatte vergessen wie das immer im Winter ist) , schlendern wir durch die Altstadt zurück zum Auto nicht ohne das ein oder andere zu entdecken, für das es sich wiederzukommen lohnt. Das Kartoffelhaus beispielsweise sieht urgemütlich aus und riecht so lecker.
Ein schöner Herbsttag geht zu Ende und wir haben wir haben tatsächlich mehr erlebt als man so nah an der Heimat erwartet hätte. Da sieht man mal wieder, dass es auch nur ein paar Kilometer weit weg von zu Hause, spannendes zu sehen gibt. Man muss sich nur darauf einlassen!
Habt ihr schon einmal etwas tolles unweit von zu Hause entdeckt, was ihr bisher immer übersehen habt? Macht ihr auch ab und an mal einen „Sonntagsausflug“ (obwohl unserer ja Samstag war)?
PS: Ihr habt die ein oder andere Tour dank meines Buches oder Blogs gemacht? Dann verlinkt mich doch gerne auf euren Social Media Posts und benutzt den Hashtag #harzeskapaden, damit ich all eure schönen Bilder auch sehen kann!
**Wenn ihr mein Buch über diesen Link bestellt, bekomme ich nicht nur mein kleines Honorar für meine Autorenschaft, sondern auch noch eine geringe Provision von Amazon – ihr zahlt dabei trotzdem das gleiche und könnt mich und meinen Blog ganz nebenbei kostenfrei unterstützen!
…hallo Jana, genau das tun wir das ganze Jahr über, wenn gerade keine *große Reise anliegt, um uns herum, ganz in der Nähe und doch so schöne Sachen finden wir da immer wieder, auf meinem Reiseblog berichte ich auch darüber mit Bildern ausführlich sehr gern…
es muss nicht immer die Südsee sein !!
lG Geli
Hej Jana
Ich würde sagen, dass ist ja wildromantisch. Wunderschöne herbstliche Fotos, ganz großes Klasse!
Und ja, auf jeden Fall alles erst einmal auf sich zukommen lassen, ich finde auch, man sollte jedem Ort, den man erkundet, eine Chance geben – egal was man vorher darüber gehört hat, wo er liegt oder was auch immer. Super Einstellung.
LG, Lea
Wildromantisch – das trifft es genau und ich habe mir erlaubt es im Text zu verwenden ;-)
In Blankenburg war ich auch noch nie… Sieht aber richtig toll aus, was bestimmt auch an den bunten Farben liegt! :-)
Wir machen ja gerne mal am WE Tagesausflüge in die nähere Umgebung, auch zu den Nachbarn in Belgien und den Niederlanden.
Bussi
Hach, meiner Meinung nach eine perfekte Sonntag/Samstag-Reise. :D
Schöne Dinge zum Ansehen, schöne Dinge zum Machen und schöne Dinge zum Essen. Perfekt!
Liebe Grüße
Christina
Wunderschön, erinnert mich etwas an das Eutiner Schloß, wo ich Ostern war.
LG Kilchen
Hallo Jana,
ich komme auch aus der Nähe von dort und muss Dir leider sagen, dass Du das beste Restaurant verpasst hast. Auf Deinem Bild vom Markt (das erste) gibt es doch an der Ecke das Restaurant. Das hat zwar einen deutschen Namen, ist aber eigentlich ein bulgarisches. Das solltest Du bei Deinem vielleicht nächsten Besuch auf keinen Fall verpassen.
Sonst aber sehr schöne herbstliche Bilder. Der Harz ist in der Jahreszeit aber auch besonders fotogen:-)
Beste Grüße,
Peter
Danke für den Tipp! Das merken wir uns fürs nächste Mal vor :-)
Liebe Grüße, Jana
Tolle Herbstbilder! Und ich kann nachvollziehen wie es ist, kleine Highlights ganz in der Nähe zu entdecken. Letztes Jahr habe ich genau das gleiche gemacht: Einfach mal für ein Wochenende nach Braunlage gefahren. Vielleicht nicht gerade ein Blankenburg, aber es gibt brauchbare Unterkünfte, gute Restaurants und Cafés und in der Umgebung natürlich richtig viel zu erkunden, vor allem wenn man wanderfreudig ist.
Immer wieder nehme ich mir vor, sowas öfter zu machen und immer wieder scheitere ich daran ;) Dein Bericht hat mich nun wieder daran erinnert.
Ich bin gerade auf einer größeren Reise und da ich zwar zurückkommen, aber trotzdem nicht wirklich aufhören möchte, zu reisen, nehme ich mir schon viele Ziele vor und Wochenendausflüge in den Harz ist eines davon.
Grüße
Patrick