Wenn man nur einen Tag in einer Stadt hat und dieser ist ausgerechnet ein Sonntag, ist das schonmal blöd. Wenn allerdings der Samstag davor auch ein Feiertag ist, kann man wohl von ziemlichem Pech sprechen. So erging es mir in Barcelona. Die hübsche Boutique, an deren Schaufenster ich mir die Nase platt drückte, der Mercat de la Boqueria und die kleinen, unscheinbare Bäckerei um die Ecke, die so tolle Teilchen machen soll – sie alle waren geschlossen. Anstatt ihnen hinterher zu trauern (heyy, jetzt habe ich wenigstens einen guten Grund um bald zurückzukehren) habe ich mich den tollen Dingen gewidmet, die man sonntags in Barcelona so erleben kann. Und davon gibts jede Menge!
7:30 Uhr – Sonnenaufgang über den Dächern von Barcelona
Wie könnte man einen Sonntag in Barcelona besser starten, als mit einem Sonnenaufgang auf der 360 Grad-Dachterasse des Barcelo Ravals. Das schicke 4-Sterne-Hotel liegt mitten im Stadtteil Raval und ist der perfekte Ausgangspunkt für die Erkundung der Stadt. Zunächst kann man selbige aber beim Erwachen beobachten – für mich immer wieder ein besonderes Erlebnis.
9:00 Uhr – Streifzug durch El Raval
Wenn das Leben auf den Straßen langsam erwacht, wird es Zeit sich in das Getümmel der Stadt zu stürzen. Ich beginne mit dem Viertel El Raval, in dem auch das Hotel liegt. Das ehemalige Arbeiterviertel ist das dichtbesiedelste Barcelonas. Die Häuser stehen eng beieinander, was zu schmalen Gassen und tiefen Häuserschluchten führt, deren Fassaden mit kleinen Balkonen versehen sind, von denen die Wäsche im Wind baumelt. Heute gilt El Raval wegen seines hohen Migrantenanteils als Multikultiviertel.
10:00 Uhr – Fahrrad mieten bei Bike and Love Barcelona
Nachdem der erste Fahrradverleih, den ich im Visier hatte, leider feiertags geschlossen und ich meine Idee, Barcelona mit dem Fahrrad zu erkunden schon fast abgeschrieben hatte, bin ich schließlich rein zufällig am Bike and Love Barcelona in einer Nebenstraße der Ramblas vorbeigelaufen. Keine 10 Minuten später stand ich mit einem babyblauen Hollandrad mit Fahrradkorb wieder auf der Straße und meine Erkundungstour kann losgehen.
11:00 Uhr – Sonntag, Strandtag
Ich radele die Ramblas bis hinab zum Hafen. Vorbei an Segelschiffen und flanierenden Touristen fahre ich am Hafen entlang nach Osten. Nach einer Viertel Stunde treffe ich auf den ersten Strand, der an diesem Morgen noch angenehm leer ist. Natürlich ist Anfang November auch in Barcelona kein Badewetter mehr, aber viele Einheimische genießen trotzdem das Bad in der Sonne und einige hartgesottene wagen sich sogar in die kühlen Mittelmeerfluten.
12:30 Uhr – Tapas Time
Nach einem ausgiebigen Sonnenbad fahre ich durch das Hafenviertel La Barceloneta. Das ehemalige Fischerdorf bildet heute den kleinsten Stadtteil Barcelonas, der sich vom Port Vell, dem alten Hafen bis zur Platja de Barceloneta erstreckt. Wer guten Fisch essen möchte, ist hier genau richtig.
Mich zieht es dagegen weiter nach El Born. Das lebendige Viertel ist eine Mischung aus Cafés und Bars sowie Museen. Ich bin allerdings wegen einer kleinen familiär geführten Tapas Bar namens El Xampanyet hier, die zwar kein Geheimtipp mehr ist, aber dennoch gerne auch von Einheimischen besucht wird. Zwischen Schuhgeschäften und Boutiquen liegt sie eingebettet und unscheinbar in der Carrer Montcad, so dass ich beinahe vorbeigelaufen wäre. Schon auf der Straße haben sich jetzt zur Mittagszeit ein paar Menschen eingefunden, die ihren rosé Sekt (unbedingt probieren!) und ein paar kleine Snacks genießen.
Im Innneren des keinen Gasthauses tobt das Leben. Nur mit Mühe kann ich mich hineinquetschen. Schnell werde ich von den aufmerksamen Kellnern entdeckt, die mir einen Platz an der Bar freimachen. Ich lasse mir eine bunte Auswahl an Köstlichkeiten zusammenstellen und nippe an meinem Sektglas. Ich beobachte die anderen Menschen im Raum. Viele Touristen kann ich nicht ausmachen. Die Meisten scheinen tatsächlich Einheimische zu sein, die an diesem Feiertag – so wie ich – einen kleinen Mittagsimbiss einnehmen.
13:30 Uhr – Das Gotische Viertel
Gut gestärkt verlasse ich El Born in Richtung Westen. Ich gelange in den Stadtteil El Gotic, das gotische Viertel, das zusammen mit den Stadtvierteln El Raval, La Barceloneta und Sant Pere, Santa Caterina i la Ribera die Altstadt von Barcelona , die Ciutat Vella, bildet. Je näher ich den berühmten Ramblas komme, desto mehr Touristen begegnen mir. Herzstück des Viertels ist die Gotische Kathedrale La Seu, die auf einem leicht erhöhten Platz über der Altstadt thront.
Was wäre ein Barcelona-Besuch ohne einmal die typischen Churros probiert zu haben? Das krapfenähnliche, spanische Fettgebäck wird mit Zucker bestreut und in dickflüssige heiße Schokolade getunkt genossen. Doch Vorsicht: Die kleinen „Stäbchen“ haben es kalorientechnisch faustdick hinter den Ohren.
Da kommt mir ein wenig Bewegung gerade recht. Ich habe mir schon vor der Reise im Internet für 15 Uhr ein Ticket für die Sagrada Familia, die berühmte neugothische Kirche von Antonio Gaudi, reserviert. So spare ich mir das nervige Schlangestehen und kann den monumentalen Kirchenbau ohne Wartezeit betreten. Aber zunächst liegen zwischen mir und dem Bauwerk noch anstrengende 5 Kilometer den Berg hinauf.
15:00 Sagrada Familia
Mein klappriges Fahrrad echtst und knarrt in Anbetracht der Steigung und ich bin schließlich froh, als die verzierten aber immernoch eingerüsteten Türme in Sichtweite kommen. Auch wenn der Kirchenbau gerade mal halb fertig ist, strahlt er eine unglaubliche Faszination aus. Minutenlang stehe ich einfach nur da und starre auf die verzierte Geburtsfassade, die sich – wie der Name vermuten lässt – mit der Geburt Christi beschäftigt. Im Gegensatz dazu steht die Fassade des Leidensweges, die sich durch ihr kantiges Aussehen schon rein optisch von der Geburtsfassade unterscheidet. Ausgestattet mit einem Audioguide geht es nun ins Innere. Hier fangen das Spiel von Licht und Schatten sowie die baumartig verzweigten Säulen die Aufmerksamkeit des Betrachters.
Für einen geringen Aufpreis enthält das Ticket auch einen Besuch von einem der Türme, von dem man eine tolle Sicht auf die Stadt hat und ganz nebenbei das Bauwerk aus einem völlig anderen Blickwinkel betrachten kann. Mein Tipp: zum Sonnenuntergang unbedingt den Turm an der Leidensfassade wählen, von dem man den besten Blick auf die untergehende Sonne genießen kann.
17:00 Uhr Spaziergang durch den Park Güell
Wer noch genug Zeit und Elan hat, kann nach der Sagrada Familia im Park Güell weiter auf Gaudis Spuren wandeln. Statt sich wie ich allerdings mit dem Fahrrad den immer steiler werdenden Berg hinaufzukämpfen bringt einen die Metro deutlich entspannter ans Ziel. Der einer Märchenkulisse gleichende Park kann kostenlos besucht werden. Nur wer die Gebäude von Innen sehen möchte, muss sich in die Schlange für ein Ticket stellen.
Während man durch die verwunschene Garten- und Säulenwelt schlendert, bieten sich fantastische Ausblicke auf die Stadt bis zum Meer. Den besten Blick hat man jedoch vom Mirador oberhalb des Parkgeländes. Zahlreiche Einheimische genießen hier ihren Sonntag und beobachten aus sicherer Entfernung die selfiwütigen Touristen und ich tue es Ihnen gleich.
18:00 Uhr – Gracia – ein Dorf in der Großstadt
Unterhalb des Park Güells erstreckt sich das Stadtviertel Gracia, meinem absoluten Lieblingsviertel. Das ehemalige Dorf gehört erst seit rund 100 Jahren zu Barcelona und hat sich seine eigene Infrastruktur erhalten. Heute ist es vor allem bei Künstlern und Studenten beliebt, die seine dörfliche Atmosphäre schätzen. Besonders an Sonntagen spielt sich das Leben auf den Straßen und vor allem auf den vielen kleinen Plätzen ab, an denen kleine Cafés und Bars liegen. Man hat tatsächlich das Gefühl als befinde man sich mitten in einem kleinen katalanischen Dorf und nicht in der Hauptstadt, obwohl Gracia nur rund 20 Minuten von der Altstadt entfernt liegt.
20:00 Uhr – Abendessen im Barcelo Raval
Im Gegensatz zu den Anstrengungen auf dem Hinweg, brauche ich mich auf dem Rückweg nur noch rollen lassen um zurück nach Raval zu gelangen und damit zum Fahrradverleih. Auch wenn man es vielleicht nicht erwarten würde: Barcelona ist eine absolut fahrradfreundliche Stadt. Überall gibt es gut ausgebaute Radwege und auch die Autofahrer nehmen viel Rücksicht auf die schwächeren Verkehrsteilnehmer.
Kaputt und müde von einem spannenden Tag bin ich froh an diesem Abend nicht mehr das Hotel verlassen zu müssen und mich vom Abendessen im Barcelo überzeugen zu können. Den Abend lasse ich anschließen so ausklingen, wie der Tag begonnen hat – nämlich mit Barcelona zu meinem Füßen auf der Dachterasse – natürlich mit einem obligatorischen Cocktail in meiner Hand…
Was sind eure Tipps für einen Sonntag in Barcelona? Habt ihr noch Ergänzungen?
Vielen Dank an das Barcelo Raval für die Einladung auf diese Reise.
hach, schön! ich war im september dort und habe in etwa die selbe route abgeklappert. schade, dass der markt bei dir geschlossen hatte, es tummeln sich zwar viele touris dort, aber sehenswert ist er schon. und das essen…!!
ich habe auch ein paar berichte auf meinem blog, vielleicht hast du lust, zu gucken..
viele grüße
daniela
Hallo Daniela, ich schaue gerne mal auf deinem Blog vorbei :-) Liebe Grüße, Jana
was für eine traumhafte Stadt
Jaaaa <3
Barcelona ist wirklich eine schöne Stadt. Schöne Bilder & was für ein voll gepackter Tag.
Ich habe das ganze auch mehr oder weniger an zwei Tagen gemacht. Aber wer wirklich nur 24 Stunden Zeit hat und an einem Sonntag da ist, bekommt so einen guten Eindruck von der Stadt…und will bestimmt wiederkommen ;-)
Liebe Grüße, Jana
Dein Artikel kommt wie gerufen, denn wir reisen diesen Samstag nach Barcelona und freuen uns riesig! :-)
Beeindruckendm was du in einem Tag alles erlebt hast! Merci für die Tipps.
Liebe Grüsse aus Zürich,
Valeria