Radfahren in und um Utrecht – Eine Radtour durch Hollands kleinste Provinz

Radfahren in Utrecht? Ich finde ja Fahrradfahren ist einfach die schönste Art sich in den Niederlanden fortzubewegen. Und am schönsten ist es, wenn man einmal die Städte verlässt und sich plötzlich in einer Landschaft aus weiten Wiesen und Feldern, Flüssen und Kanälen sowie kleinen Bauernhöfen und Windmühlen wiederfindet. Vor meinem Besuch in Utrecht wusste ich nicht einmal, dass die gleichnamige Provinz darüber hinaus auch noch wunderschöne mittelalterliche Schlösser und zahlreiche Seen zu bieten hat, die man wunderbar mit dem Rad in einem Tagesausflug erkunden kann.

Start an der Oudegracht in Utrecht

Wenn man an der Oudegracht im Herzen von Utrecht Richtung Norden fährt, dauert es keine Viertelstunde, dann hat man das Zentrum der mir so ans Herz gewachsenen Großstadt hinter sich gelassen und fährt vorbei an Einfamilienhäusern und grünen Wiesen entlang des Kanals, der inzwischen zu einem Fluss, nämlich der Vecht geworden ist. An ihrem Ufer liegen zahlreiche Hausboote vor Anker, auf deren Decks sich die Besitzer gerade zum Frühstück niedergelassen haben. Der Sonntagsblues liegt in der Luft. Die Luft riecht frisch und noch nach Regen, der vor einer Stunde unsere Abfahrt verzögert hatte. Jetzt ist der Asphalt von der Sonne schon fast getrocknet und von den grünen Wiesen steigt Dampf auf.

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Grüne Vororte von Utrecht

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Hausboote an der Vecht

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Das mittelalterliche Slot Zuilen

Nach fünf Kilometern erreichen wir den Ort Out-Zuilen direkt am Ufer der Vecht. Eine Allee führt uns zum Schloss Slot Zuilen. Schon von weitem ist der imposante Backsteinbau zu sehen, der ringsherum von einem Wassergraben umgeben ist. Ursprünglich wurde das Schloss im 13. Jahrhundert erbaut, doch durch holländische Kriege im 15. Jahrhundert komplett zerstört. Dem Wiederaufbau im Jahr 1510 haben wir es zu verdanken, dass man die schönen Mauern heute noch bewundern kann. Und auf Grund der frühen Uhrzeit haben wir das ganze Gelände für uns alleine.

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Die Maarsevensche Plassen

Da es noch zu früh für ein Mittagessen ist, folgen wir nach dem Ort den Schildern zu den Maarsevenschen Plassen, einem Seengebiet nördlich von Utrecht. Wir haben das Vechtufer inzwschischen verlassen und sind auf schmalen Radwegen mitten durch die Felder und Wiesen unterwegs. Unterwegs kommen wir an zwei Windmühlen vorbei, die mein Hollandherz höher schlagen lassen.

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Der Weg ist gut ausgeschildert und so kommen wir wenig später am ersten See der Maarsevenschen Plassen vorbei. Dieser ist umgeben von grünen Bäumen und an seinem Ufer befindet sich ein kleiner Steg an dem ein paar verlassene Ruderboote im seichten Wasser treiben. Außer einer Hundehalterin begegnen wir keiner Menschenseele und haben den See ganz für uns alleine.

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Die Loosdrechtsche Plassen

Weiter geht es Richtung Norden. Wir radeln an ein paar kleinen Häuschen vorbei, deren Besitzer ich besonders wegen ihrer „schwimmenden Vorgärten“ beneide. Hier wird deutlich, dass wir uns langsam den Loosdrechtsche Plassen nähern. Denn dieses Seengebiet war ursprünglich eine Sumpflandschaft. Um das Gebiet zu entwässern grub man Entwässerungsgräben zu den Flüssen Vecht und Drecht in der Nähe gegraben. Und so kommt es, dass fast jeder Holländer, der hier lebt, einen dieser Gräben durch seinen Vorgarten fließen hat.

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Schwimmende Vorgärten an den Loosdrechtsche Plassen

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Auch Störche fühlen sich hier wohl.

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In dem durch die Kanäle entstandenen Niedermoor wurde der Torf im 16. Jahrhundert abgetragen und auf schmalen Landstreifen zum Trocknen ausgelegt. Diese Streifen sind heute noch deutlich erkennbar. Leider sind die Ufergebiete des Sees komplett mit Häusern verbaut. Auf der Suche nach einem freien Seenblick fahren wir auf die Halbinsel Breukeleveen. Am Yachthafen De Valk Loosdrecht werden wir schließlich fündig: Ein Steg führt uns endlich nah ans Wasser heran.

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Häuser direkt am Wasser – zum Neidischwerden!

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Schließlich wird es Zeit umzukehren, denn wir sind hungrig und der Himmel über uns zieht sich mehr uns mehr zu. Über die Felder geht es zurück nach Oud-Zuilen mit allerlei tierischer Wegbegleitung.

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Mittagspause in Oud-Zuilen

Das Restaurant Belle van Zuylen war uns bereits am Vormittag aufgefallen. Es ist in einem alten Backsteinbauernhaus untergebracht. Von der Terrasse kann man herrlich den vorbeifahrenden Schiffen zusehen. Trotz bedrohlicher Wolken lassen wir uns draußen nieder und studieren die Karte. Ich entscheide mich für ein typisch holländisches Mittagsmenü, bestehend aus einer Suppe, einem Klecks Kartoffelsalat sowie einem Vollkorntoast mit Spiegelei und einer Frikandel. Wer das noch nicht kennt: Frikandeln sind eine Art holländische Fleischkrokette. Was sich genau alles darin verbirgt, will ich lieber nicht so genau wissen, aber immer wenn ich in Holland bin, muss zumindest einmal eine dieser Dinger auf den Teller. Man bekommt sie übrigens auch in den ebenfalls für Holland typischen Essen-aus-dem-Automaten-Läden.

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Gut gestärkt machen wir uns auf den Rückweg nach Utrecht und sind keine halbe Stunde später auch schon wieder in der Innenstadt angekommen. Schweren Herzens geben wir unsere Fahrräder wieder im Touristbüro ab.

Die Route

Unsere insgesamt gut 30 Kilometer lange Tour hat uns die Landschaft der kleinsten Provinz Hollands ein bisschen näher gebracht und ich kann nur jedem Utrecht-Besucher raten, sich ein Rad zu schnappen und das wunderschöne Umland zu erkunden. Denn da fängt nämlich erst das richtige Holland an.

Fahrrad, Füße oder Auto: Was ist eure liebstes Verkehrsmittel? Und ward ihr schon einmal mit dem Rad in Holland unterwegs? Verratet es mir doch in den Kommentaren!

Vielen Dank an das Niederländische Büro für Tourismus & Convention für die Einladung nach Utrecht.

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8 Comments

  1. says: Regina

    Hallo Jana, ich glaube auf die Niederlande mit dem Fahrrad hätte ich Lust. Flaches Land, ein huebsches Hollandrad und viel Zeit. Bisher war ich leider erst in Den Haag und Amsterdam. Aber Utrecht sieht süss aus.
    Liebe gruesse
    Regina

    1. says: Jana

      Hallo Regina, wie du merkst ist Utrecht mein Städtefavorit in den Niederlanden. Fahrradfahren ist aber überall schön – selbst mitten in Amsterdam (dann aber nicht so entspannt ;-))… Liebe Grüße, Jana

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  3. says: Jutta

    Hallo Jana,
    Bin die Tour jetzt das 2.mal mit Freunden gefahren, einfach unglaublich schön !!!!
    Vielen Dank für den Tipp. Als Empfehlung, den Tag ausklingen lassen auf der Terrasse vom Le Brasseur in Maarssen. Super leckeres Essen, nette Bedienung, einfach perfekt. Als Tipp, am besten vorher reservieren, ist immer gut besucht.
    Utrecht ist die schönste Stadt, da schließen wir uns an.

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