Brüssel – Tipps & Sehenswürdigkeiten für einen Tagesausflug

Von Aachen aus ist Brüssel nur einen Katzensprung entfernt. Nach einem Besuch des Atomiums, Brüssels berühmten Wahrzeichen starten unseren Stadtrundgang am Gare Centrale. Unsere erste Station ist die Kathedrale Saint Michel, ein echter Blickfang. Über dem Mittelportal ist in einem farbenprächtigen Fenster das jüngste Gericht dargestellt, entlang des Mittelgangs beobachten die lebensgroßen Statuen der zwölf Apostel das Treiben in der Kirche. Die Kathedrale Saint Michel liegt in der Oberstadt. Von hier ist es nicht mehr weit zu zwei bedeutenden Palästen, dem Palais de la Nation und dem Palais Royal.

Zwischen den beiden Palästen erstreckt sich idyllisch der Parc de Bruxelles. Der Palais de Royal ist in den Sommermonaten von Juli bis Mitte September kostenlos für die Öffentlichkeit zugänglich. Leider noch nicht im Juni.

Von dem Palais Royal geht es zum Place Royal. Der neokassizistische Platz strahlt Imposanz aus. Besonders herausstechend ist die Fassade der königlichen Hofkirche, welche einem römischen Tempel nachempfunden ist. Interessant finde ich auch das Kunstwerk, das eine belgische Pommestüte mit Menschen statt Pommes darstellt. Was das wohl aussagen soll?

Vorbei am Place Luise, der nicht nur nobele Geschäfte beherbergt sondern auch einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt darstellt, gehen wir zum  Palais de Justice. Das größte Bauwerk des 19. Jahrhunderts ragt wuchtig über dem Galgenberg hervor. 26.000 Quadratmeter Grundfläche und eine über hundert Meter hohe Kuppel, erschlagen den Betrachter förmlich. Leider ist die Hälfte des Gebäudes und die Kuppel zur Zeit eingerüstet.

Von dem großen Justizplatz Place de Justice hat man einen wunderbaren Blick über die Unterstadt von Brüssel. Von hier bringt ein Lift die Besucher schnell hinunter in die Unterstadt. Und genau den nutzen wir jetzt.

Unterhalb des Justizpalast befindet sich das Trödel- und Künstlerviertel Quartier de Marolle. Dieses charmante Viertel verbindet marode mit sanierten Häusern und strahlt einen ganz besonderen und schönen Charme aus. Da sich langsam unser Hunger meldet suchen wir nun den Place de la Chapelle auf, wo es einen guten Pommesstand geben soll. Denn was ist schon ein Belgienaufenthalt ohne die belgische Nationalspeise. Mit einer Portion der fettigen Sünde setzen wir uns gemütlich auf eine Bank. Die Pommes sind heiß, fettig und lecker! Unsere Bank befindet sich direkt vor der Kirche Notre-Dame de la Chapelle, die wir uns nach dem Essen auch von Innen ansehen. Hier soll es ein Gemälde von Rubens geben (kein Original), welches sich zu Ehren des Malers Pieter Brügel auf dessen Grabstätte befindet. Wir konnten das Gemälde allerdings nicht identifizieren.

Und so führt uns unser Weg weiter hinein in das Marollenviertel und schließlich auf den Trödelmarkt Jeu de Balle. Hier herrscht ein buntes Treiben und Feilschen. In einer kleinen Seitengasse entdecken wir ein kleines hübsches Café namens Chez nous und wir sind uns sofort einig uns hier für eine kleine Pause niederzulassen. Aus einiger Entfernung beobachten wir das Geschehen und freuen uns über die ersten Sonnenstrahlen an diesem Tag.

Nach der kleinen Pause gehen wir, erneut vorbei an der Notre Dame de la Chapelle, bergauf zum Grand Sablon. Auf diesem Platz steht die wunderschöne Kirche Notre Dame du Sablon. Leider ist die Kirche gerade für eine Hochtzeit abgesperrt, dafür aber schön geschmückt und mit einem roten Teppich versehen. Der Petit Sablon, ein kleiner Platz hinter der Kirche, ist idyllisch von Bäumen und Blumen gesäumt und lädt zum verweilen ein.

Verweilen tun wir allerdings nicht lange, denn wir haben ja noch so viel vor. Wir kommen erneut vorbei am Place de Poyal, halten uns dann aber rechts. Dort führen mehrere Stufen wieder hinab in die Unterstadt. Oberhalb der Treppe hat man wieder einen tollen Blick auf selbige und kann auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein im Jahr 1899 erbautes Art-Nouveou-Haus namens „Old England“ bewundern, das heute das  Musikinstrumentenmuseum beherbergt.

Die Rue de la Madeleine bringt uns von der Oberstadt in die Unterstadt von Brüssel. Unten angekommen erwartet uns an einem kleinen Platz der Eingang der Gallerie St. Hubert. Ich hab ja schon einige schöne Passagen gesehen, aber ich glaube keine war so schön wie die St. Hubert. Kleine Geschäfte präsentieren leckere Pralinen aus feinster belgischer Schokolade, eins schöner als das andere. Dazwischen finden sich liebevoll eingerichtete Cafés und Restaurants.

König Leopold I eröffnete die dreigeschossige, mit neoklassizistischen Fassaden, Skulpturen und einem gewölbtem Glasdach erbaute Passage im Jahr 1847. In der Confiserie Neuhaus, die der schweizer Apotheker Jean Neuhaus 1857 als pharmazeutische Süßwarenhandlung eröffnete, wurde 1912 die „gefüllte Praline“ erfunden.

Von der Galerie erreicht man in die in die Rue des Bouchers, den – wegen der rund 80 Restaurants – sogenannten „Bauch von Brüssel“. Liebevoll angerichtete Auslagen von Meeresfrüchten, gut besuchte Restaurants (trotz Nachmittag) und ein geschäftiges Treiben beeindrucken uns. Ganz nach belgischer Art werden hier auch die Meeresfrüchte mir Fritten serviert.

So langsam werden die Straßen voller, wir nähern uns der Rue Nouve, der Einkaufmeile Brüssels. Hier tummeln sich zahlreiche Brüssler und Touristen gleichermaßen. Wir hingegen lassen die Einkaufsmeile im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und schauen uns statt dessen den Place des Martyrs an, der mit Ausnahme von zwei supercoolen Kids in der Mitte des Platzes menschenleer ist.

Im Nordwesten der Stadt besuchen wir die beiden Kirchen St-Jean Baptiste und Ste Catherine. Im Quartier Sainte-Catherine lag früher der Stadthafen und der Fischmarkt. Nach wie vor ist das Viertel bekannt für die vielen guten Fischrestaurants.

Weiter geht es zur Börse La Bourse, deren mächtige Säulen den verzierten Vorbau tragen. An ihrem reichen Figurenschmuck soll sogar Auguste Rodin mitgewirkt haben. Hinter der Börse liegt die Kirche Saint-Nicolas. Gegenüber der Kirche spielt ein Straßenmusiker und überhaupt gefällt mir das bunte und geschäftige Viertel gang besonders gut. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir uns langsam aber sicher dem Höhepunkt ein jeden – sowie auch unserem – Brüsselaufenthaltes nähern: Dem Grand-Place.

Der Grand Place: Das Herz von Brüssel mit seinem figurengeschmückten Rathaus und den prunkvollen Zunft- und Bürgerhäusern lässt das Herz ein jedes Architektur- und Kulturbegeisterten höher schlagen. Er soll einer der schönsten Plätze Europas sein. Der Große Markt wurde 1695 durch den Beschuss französischer Truppen fast vollständig zerstört, und daraufhin mit geschlossener barocker Fassadenfront neu aufgebaut. 1998 wurde der Platz als Ensemble in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.Wir sind zunächst erst einmal fast erschlagen von all dem Prunk. Das geht nicht nur uns so – hunderte von Touristen tummeln sich auf dem großen Platz. Ein paar Reisende haben sich bereits auf dem Pflastersteinboden niedergelassen um das Drumherum in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Wir überqueren den Platz, schießen ein paar Fotos und entdecken am Haus der Herzöge von Brabant an de Stirnseite des Platzes eine kleine Treppe. Von dort aus können wir in Ruhe im Reiseführerschmökern und den Platz begutachten ohne ständig mit anderen Touristen zusammenzustoßen. Wir genießen die Sonnenstrahlen und lassen die Atmosphäre auf uns wirken.

Übrigens sind die merkwürdigen Namen (Fuchs, Wölfin und Co) der Häuser die damalige „Hausnummern“, sie galten der eindeutigen Zuordnung. Auf dem Platz hat sich so manches tragisches abgespielt: Zum Beispiel wurde im 14. Jahrhundert Everhard t’Serclaers während der Verteidigung Brüssels zu Tode gefoltert. In der Acarde des Haus Der Stern ist sein Abbild als Bronzefigur dargestellt. Dem Volksglauben nach soll es Glück bringen die Statue zu berühren. Das habe ich natürlich gleich mal ausgenutzt. Ich überlege gerade ob es schon geholfen hat…

Durch die Stoofstraat – ich nenn sie jetzt mal liebevoll die Waffelstraße – gehen wir zu DEM Wahrzeichen von Brüssel schlechthin: dem Manneken Pis. An einer Hausecke steht ein Brunnen von dem ein winziges Männchen in das Wasser uriniert. Wir waren ziemlich enttäuscht und fragen uns tatsächlich, wie der kleine Mann zu einer solchen Berühmtheit werden konnte. Da wende ich mich lieber Kulinarischem zu. In der Stoofstraat gibt es nämlich zu Hauf eine weitere Belgische beziehungsweise Brüssler Spezialität überall zu erwerben: Die Brüssler Waffel. An jeder Ecke steht eine billige Kopie des Manneken Pis mit der ein oder anderen Waffel in der Hand. Für 1,50 erwerbe ich ein Exemplar mit Puderzucker und geselle mich zu den Männchen. Ich sage euch: Die beste Waffel die ich jeh gegessen habe. Außen leicht karamellisiert, innen weich und saftig. Da läuft mir jetzt noch das Wasser im Munde zusammen.

Da der Nachmittag noch jung ist und das Wetter herrlich machen wir und nun auf den Weg ins Europaviertel. Wenn man im Alltag etwas von Brüssel hört, dann steht es meistens im Zusammenhang mit der EU. Denn die Stadt ist der offizielle Sitz der meisten Institutionen der europäischen Union. Da wir noch genug Zeit haben, bis unser Zug uns wieder zurück nach Aachen bringt, machen wir uns mit der Metro auf den Weg zum EU-Viertel (Station: Schumann). Europaviertel ist der inoffizielle Name der Gegend im Dreieck zwischen dem Brüsseler Park, dem Parc du Cinquantenaire und dem Leopold Park.

Als wir die U-Bahn Station verlassen und in die inzwischen strahlende Sonne treten, sind wir erst einmal überrascht von den Gegensätzen: moderne Glasgebäude sind an die Stelle von klassizistischen Prunkbauten getreten. Daran müssen wir uns erst einmal gewöhnen. Direkt am Round-Point Schumann sitzt die Europäische Kommission und der Europäische Rat.

Eines der bekanntesten Gebäude ist das sogenannte Berlaymont, der Sitz der Europäischen Kommission. Inspiriert von dem UNESCO Hauptquartier in Paris wurde es in den 1960er Jahren errichtet und wurde damit zum Symbol der Europäischen Kommission und der Präsenz der Europäischen Institutionen in Brüssel.

Das Viertel war übrigens ursprünglich eine Wohngegend, aber nach und nach wurden alte Gebäude durch moderne Bürokomplexe ersetzt. Aber es gibt auch den gewohnten Brüssler Prunk im EU-Viertel zu finden – und das gar nicht weit von den Glaskomplexen entfernt: Der Parc du Cinquantenaire beispielsweise, der Jubelpark, wurde 1880 zu Ehren des 50-jährigen Geburtstags von Belgien angelegt. Zum 75 Jubiläum ließ König Leopold II. den Triumphbogen samt den Kolonnaden – der uns ein bisschen an das Brandenburger Tor erinnert – errichten. Die herrliche Nachmittagssonne lockt auch zahlreiche Brüssler in die städtischen Grünanlagen. Wir genießen die Sonnenstrahlen bei einem Spaziergang durch den Park.

Und „grün“ geht es weiter – wir laufen zum Square Ambriorix, der gesäumt wird von noblen Jugendstilhäusern und ebenfalls im totalen Gegensatz steht zu den kalten EU-Gebäuden.

Unterhalb des Ambriorixplatz liegt der Square Luise in mitten welchem ein idyllischer kleiner See angelegt ist. Von hier ist es nicht weit zur Metro-Station Maalbeek, von der wir nun zurück zum Bahnhof aufbrechen.

Ein wunderschöner Tag in Brüssel geht zu Ende. Da wir noch eine Stunde Zeit haben, bis unser Zug in Midi fährt, suchen wir im Bahnhof einen Supermarkt auf, versorgen uns mit einem kühlen Belgischen Bier und Snacks und setzten uns damit auf eine lauschige Bank in einer Seitenstraße. Gegen halb Acht kommt unser Zug, der uns zurück nach Aachen bringt. Kaputt und müde aber glücklich fallen wir in die weichen Thalys-Sitze. Kein Wunder, dass wir bereits um Zehn Uhr vor dem Fernseher einschlafen.

Ich hoffe der Ausflug nach Brüssel hat euch gefallen. Ich finde Brüssel braucht sich neben Städten wie Paris und Amsterdam nicht zu verstecken. Vielleicht aber gerade WEIL die Stadt noch von den Touristenströmen verschont geblieben ist. Belgien hat mich ein zweites Mal positiv überrascht!

More from Jana
Von Wasserfällen, Gletschern und schwarzen Stränden – Islands Süden
Ich weiß noch wie lange ich vor meiner Island-Reise nach der perfekten...
Read More
Join the Conversation

17 Comments

  1. says: Nova

    Was fuer imposante Gebäude…wow

    …und das Viertel ist bestimmt wahnsinnig interessant, diese Geschaefte laden bestimmt nicht nur zum Bummeln ein.

    Tollen Tag und herzliche Gruesse

  2. says: Christina

    Hey Jana,

    ein tolle Bericht und Brüssel sieht richtig, richtig interessant aus. Die vielen kleinen Cafés mit Musikanten und Waffeln… hach, das wäre auch was für mich. ;-)

    Liebe Grüße
    Christina
    PS: Hast du eigentlich etwas an deinem Post-Feed geändert? Seit neuestem kann man nicht mehr deinen ganzen Post lesen. :-/

  3. says: Jen

    Wieder einmal ein wunderbarer Bericht! Bei den tollen Bildern, bin ich doch ein bisschen traurig das unsere Belgien Rundfahrt dieses Jahr doch nicht stattfindet..

  4. says: hazelmate

    Wie immer wunderschöne Fotos.
    Da frag ich mich doch direkt: wie machst du das?
    Wird das Wetter bei dir immer schön, sobald du deine Kamera zückst? Ich hab noch kein einziges verregnetes Bild von dir gesehen!

    1. says: Jana

      Danke für das Kompliment. Da werde ich ja fast ein bisschen rot *g*. Nee es gibt schon Tage beziehungsweise Posts wo es geregnet hat, aber es stimmt schon, wenn ich kann achte ich auf gutes Wetter bei meinen Ausflügen…und vielleicht hab ich ja tatsächlich ein bisschen Glück :-)
      Liebe Grüße, Jana

  5. says: Seiltanz

    Das erste Bild finde ich richtig richtig gut!
    Und das Geschäft sieht ja witzig aus. Total Blickfang :-)
    In Brüssel gibt es ja richtig viel zu entdecken :-)

    LG
    Manuela

    1. says: Jana

      Ja, das liebe ich auch sehr. Dachte schon beim Entdecken des Motivs: Das wird gut *g*
      Ja Brüssel ist wirklich eine verkannte Perle!
      Liebe Grüße, Jana

  6. says: Jennifer

    Hey Jana,

    Ganz toller Bericht und Stadtrundgang. Genau das richtige für mich, da ich nächstes Wochenende selbst mal wieder in Brüssel unterwegs bin und mal ganz in Ruhe das Marollenviertel unter die Lupe nehmen will. :)

    Also vielen Dank für deine super Tipps!

    LG, Jennifer

  7. says: Shani

    Hallo,

    mein name ist Shani und komme aus dem Ruhrgebiet. Nun ich würde mit meiner Freundin einen Tages trip machen nach Brüssel, kannst du mir ein Tipp geben was ich dort unbedingt sehen müsste und Essen? Sowie wie man die gut zu erreichen sind? Würde mich sehr freuen wenn du mir weiterhelfen könntest :D

    lg

    Shani

    1. says: Jana

      Hallo Shani, freut mich, dass du auf meinen Blog gefunden hast. Alle Must Sees, die ich mir angesehen hab, findest du ja bereits im Blogpost, darüber hinaus kann ich dir leider nichts spezielles empfehlen, weil ich ja selbst nur eine Tag dort war ;-) Wünsche dir aber trotzdem einen tollen Trip! LG Jana

  8. says: Pascal

    Toller Beitrag Jana!

    Ich bin für einen Stopover 6h in der Stadt – denkst du das lohnt sich? :) Was muss man umbedingt sehen von den oben genannten Plätzen? :)

    LG Pascal

  9. says: Stacy

    Hi Jana, wow hast Du viele schöne Fotos gemacht… Durch Deinen Blog Beitrag hab ich richtig Lust bekommen, auch mal nach Brüssel zu fahren!

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert