Die Ehrbachklamm – Schluchtenwanderung im Hunsrück

Es gibt nicht viele Wanderwege, bei denen ich zum Wiederholungstäter werde. Schlicht und einfach weil ich der Meinung bin, dass es da draußen noch so viel Unbekanntes gibt, dass es zu entdecken lohnt. Bei einer Wanderung habe ich jetzt aber eine Ausnahme gemacht – zum einen, weil sie auf nicht mal zehn Kilometern so abwechslungsreich und spektakulär ist, dass ich sie unbedingt ein zweites Mal erkunden musste und zum anderen, weil ich beim ersten Mal unpraktischer Weise keinen Akku in meiner Kamera hatte um meine Wandermomente für den Blog gebührend festzuhalten – nämlich die Ehrbachklamm.

Es handelt sich dabei genauer um die Traumschleife Ehrbachklamm, eine Rundwanderung, die mich Eifel und Westerwald den Rücken zukehren ließ und mich zum ersten Mal in den Hunsrück führte. Dieser weckte zum ersten Mal meine Aufmerksamkeit, als dort vor ein paar Monaten der erste Nationalpark Rheinland Pfalzes eröffnet wurde. Aber um in den Genuss seiner wilden, grünen Landschaften zu kommen, muss man gar nicht so weit fahren. Direkt hinter Boppard am Rhein und der Mosel erheben sich bereits die ersten Höhenzüge, durch die sich nahe dem Stadtteil Oppenhausen auch die Ehrbachschlucht mit dem gleichnamigen Bach hindurchschlängelt.

Unterwegs auf der Traumschleife Ehrbachklamm

Um uns das samstags übliche Gerangel um die Parkplätze am Wanderparkplatz zu ersparen, parken wir unser Auto bereits direkt am Ortseingang von Oppenhausen, wo es noch massig Auswahl gibt. Die Verlängerung des Weges um jeweils einen Kilometer sind bei einer Gesamtweglänge von 8,4 Kilometer kein Problem – schließlich haben wir uns für die kurze Tour fast einen ganzen Tag Zeit genommen. Und so spazieren wir zunächst durch den kleinen Ortskern dem Startpunkt unserer Rundwanderung entgegen.

Trotz des strahlend blauen Himmels sind nicht so viele andere Wanderer unterwegs – eigentlich ein Wunder, wenn man beachtet, dass der Wanderweg zu den beliebtesten der Traumschleifen-Serie des Saar-Hunsrück-Steiges gehört. Ich freue mich über die unerwartete Idylle, die wir ganz ungestört genießen können, während wir vorbei an Apfelbaumwiesen über die Hochebene wandern.

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Es dauert nicht lange und schon schlängelt sich der Weg langsam in das Ehrbachtal hinab – schließlich müssen die knapp 400 Meter Höhendifferenz ja auch irgendwo herkommen. Bereits vom letzten Mal weiß ich, dass dieser Abschnitt mit Abstand zu den „eintönigsten“ der Tour gehört und so wandern wir schnellen Schrittes dem tiefsten Punkt des Tales und damit auch dem Beginn der Ehrbachklamm entgegen.

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Mit dem Erreichen der Schutzhütte ist es dann endlich soweit: Ab jetzt folgen wir auf schmalen Pfaden dem Ehrbach – zunächst noch durch eine weite Auenlandschaft bis sich das Tal immer weiter verschmälert und zu einer richtigen Schlucht wird.

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Hier begegnen uns auch die ersten Seile und Geländer, welche dem Wanderer das Gehen auf den sehr glitschigen, moosbewachsenen Tonschiefersteinen deutlich erleichtert. Jetzt erklärt sich auch schnell die Gehzeit, die für die Tour mit rund zweieinhalb Stunden angegeben ist. Auf dem glitschigen Untergrund kommen wir nur schwer voran – mal ganz abgesehen von den zahlreichen Fotostops.

Ich kann mich einfach an der grünen, fast schon dschungelartigen Landschaft kaum satt sehen beziehungsweise fotografieren. Neben Farnen und Moos sprießen jetzt zur Herbstzeit auch überall kleine braune Pilze aus dem Boden.

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Mal rechts, mal links neben dem Fluss führt uns der schmale Weg rund 1,5 Kilometer durch die Klamm, womit man in der Region übrigens eine „Schlucht“ bezeichnet. Bei der Ehrbachklamm handelt es sich also nicht um eine richtige Klamm nach dem allgemeinen Wortsinn. Aber – ob Klamm oder Schlucht –  schön ist sie auf jeden Fall!

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Als mein Magen langsam zu grummeln beginnt, haben wir das Ende der Schlucht erreicht. Jetzt wird es anstrengend, denn schließlich müssen wir ja auch wieder hinauf zum Ausgangspunkt. Der Aufstieg könnte spektakulärer nicht sein – schließlich führt er in steilen Serpentinen fast senkrecht die Felswand hinauf.

Wer den Sitzgelegenheiten in der feucht-kühlen Schlucht bisher widerstanden hat, wird – oben angelangt – mit einer perfekten Picknickbank mit Ausblick belohnt – jedenfalls wenn diese nicht gerade besetzt ist. Wir haben Glück und können unsere mitgebrachten Leckereien mit Blick auf die Hunsrückhöhen genießen.

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Der folgende Wegabschnitt hat fast schon alpinen Charakter. Denn der schmale Pfad schlängelt sich fast schon kammartig über die mit Eichen bewachsenen, felsigen Hänge und bietet immer wieder fantastische Ausblicke meist inklusive Sitzgelegenheit. Bei der abwechslungsreichen Landschaft hat der Weg seine 93 von 100 (theoretisch) möglichen Erlebnispunkte des Deutschen Wanderverbandes tatsächlich verdient.

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Mit dem sogenannten Steinernen Hund erreichen wir schließlich den vorletzten und spektakulärsten von mehreren Aussichtspunkten entlang des Weges. Es handelt sich dabei um eine überhängende Felsplatte, die eine Panoramasicht auf das ganze Tal ermöglicht und damit eine perfekte Fotolocation darstellt.

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Wir folgen noch ein Stückchen dem schmalen Gratweg vorbei an blühenden Heidebüschen und knorrigen Eichen bis wir schließlich auf einen breiten Waldweg treffen. Hier bietet sich die letzte Gelegenheit die Aussicht zu genießen, bevor der Weg tiefer in den Wald und das Areal des dort ansässigen Waldkindergartens führt.

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Die letzten zwei Kilometer zurück zum Ausgangspunkt legen wir dann wieder zügiger zurück. Erst durch den Wald und später über Wiesen und Felder geht es zurück zu unserem Ausgangspunkt.

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Ob ich die Wanderung noch ein drittes Mal gehen würde? Vielleicht, denn wenn jetzt in zwei bis drei Wochen die Blätter an den Bäumen sich herrlich bunt verfärben ist die Tour sicher noch einmal ein ganz besonderes Erlebnis. Aber fürs erste gibt es auch im Hunsrück für mich noch so viel zu entdecken und so viele Abenteuer, die erlebt werden wollen – wie zum Beispiel die an diesem Wochenende neu eröffnete längste Hängeseilbrücke Deutschlands über die Geierlay, oder die benachbarte Baybachklamm, die mindestens ebenso spektakulär sein soll. Auch der höchste Berg des Hunsrück, der Erbeskopf wartet noch darauf, von mir erobert zu werden.

Wandertipps: Traumschleife Ehrbachklamm

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Übrigens: Wer es gern sportlicher mag und wem die 8,4 Kilometer zu kurz sind, kann die Wanderung auch mit der sogenannten Schöneckschleife, einem Schlenker zur Burg Schöneck, auf 15 Kilometer und 600 Höhenmeter ausweiten.

Bist du schon mal eine der Traumschleifen gewandert? Oder hast du noch weitere Wanderempfehlungen für den Hunsrück? Ich freue mich über jeden Tipp!

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7 Comments

  1. says: Jessi

    Das war wirklich eine schöne und sehr abwechslungsreiche Wanderung. Können wir gerne an anderer Stelle mal wiederholen. Zum Beispiel auch hier, ich habe gestern eine Tourenapp für unsere Region entdeckt. :-)

    Die Fotos sind echt toll geworden, vor allem das Verschwimmen des Wassers hat richtig gut geklappt.

    Mein Bericht wird noch warten müssen… Oder ich schiebe ihn mal irgendwo zwischen.

    Liebe Grüße
    Jessi

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