„Liebes Tagebuch, heute war ein ganz besonderer Tag für mich. Wir sind durch kunstvoll verzierte Klostermauern aus dem 16. Jahrhundert gestreift, haben vom Wachturm aus den Hafen beobachtet und uns an sündhaft leckeren Puddigtörtchen gestärkt.“ So oder so ähnlich hätte wohl mein Tagebucheintrag an diesem Tag ausgesehen – wenn ich denn Tagebuch führen würde. Aber dafür gibt es ja mein Tagebuch 2.0 und so nehme ich euch heute mit auf einen kleinen Rundgang durch den Lissabonner Stadtteil Belém am Ufer des Tejo.
Im Puddingtörtchenhimmel
Nachdem wir am Vormittag bereits mit der historischen Straßenbahn die Alfama unsicher gemacht haben, sitzen wir nun in ihrer moderneren, kleinen Schwester, die uns in den Westen von Lissabon bringt. Schon von der Straßenbahn aus sehen wir die Menschenschlange die begehrt, was auch wir begehren. Eine dieser unfassbar guten Puddigtörtchen, den Pastéis de Belém, für die Lissabon so berühmt ist. Die Confeitaria dos Pastéis de Belém in der Rua de Belém ist schon seit 1837 für seine Sahnetörtchen bekannt. Bis zu 15.000 Stück wandern hier täglich über die Ladentheke. Das streng gehütete Hausrezept wird natürlich nicht verraten und ist nur den vier Chefkonditoren der Konditorei bekannt.
Wer jetzt denkt, dass ein süßer Zwischenstopp hier ein Loch in die Reisekasse frisst, hat weit gefehlt. Für 90 Cent bekommt man hier eines der süßen Pastéis, für einen für Portugal typischen doppelten Espresso, der hier Bica genannt wird, kommen noch einmal 90 Cent dazu: ein preiswertes und absolut empfehlenswertes Vergnügen.
Durch die historischen Mauern des Klosters Mosteiro dos Jerónimos
Nur ein paar hundert Meter die Straße entlang befindet sich das imposante Mosteiro dos Jerónimos. Rund 70 Jahre und fünf Baumeister benötigte es um im 16. Jahrhundert den Bau des prachtvollen Hieronymusklosters fertig zu stellen. Das Kloster zählt zum Weltkulturerbe und ist eine sehr harmonische Mischung aus gotischen und Renaissance-Elementen. Die beiden Baustiele werden verbunden durch kunstvolle orientalische Steinmetzarbeiten, die das imposante Bauwerk – das übrigens zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt – zu einem Glanzstück der manuelinischen Baukunst.
Die zum Kloster gehörende fast 100 Meter lange Hallenkirche Santa Marina wird dominiert von sechs schmalen, kunstvoll verzierten Säulen, die sich in der 25 Meter hohen Decke wie eine Art Palmendach verzweigen. Links vom Eingang befindet sich das Grabmal des berühmten Portugisischen Seefahrers Vasco da Gamas, rechts fand der Nationaldichter Luís de Camões seine letzte Ruhestätte.
Der Eintritt in die Kirche ist kostenlos. Obwohl der Eintritt mit 7 Euro nicht gerade günstig ist, würde ich dennoch jedem einen Besuch des zweistöckigen Kreuzgangs empfehlen. Besitzer der Lissabon Card haben – so wie wir – auch dorthin freien Eintritt.
Der Innenhof des Kreuzgang gleicht einem orientalischen Palasthof. Das untere Stockwerk ist im spätgotischen Baustiel gehalten, das obere Stockwerk hingegen im Stil der Renaissance. Verbunden werden die beiden Stile durch Verzierungen von Fabelwesen, Pflanzenranken und anderen Ornamenten.
Von der oberen Etage hat man noch einmal einen Zugang zur Kirche, die besonders von dort ihre wahre Imposanz offenbart. Alles in allem würde ich sagen ist das Mosteiro dos Jerónimos das mit Abstand großartigste Kloster, was ich je besucht habe.
Vor dem Kloster befindet sich ein großzügiger Platz, der Praço do Império. Obwohl der Ort eine bewegende Geschichte aufweist, stammt die wunderschöne Parkanlage aus dem Jahr 1940. Im Mittelalter stand hier eine kleine Kapelle zur Heiligen Maria von Belém, in der die Seeleute vor ihrer Abfahrt für eine gesunde Wiederkehr beteten. Ab 1415 begann Portugal von hier aus seine Eroberungsfahrten in das nordafrikanische Ceuta und auch Vasco da Gama machte sich von hier aus im Jahr 1497 auf seinen Weg nach Indien.
Mehr schön als funktional: der Torre de Belém
Durch den Park gelangt man zu dem Wahrzeichen Lissabons schlechthin, dem Torre de Belém. Wie auch das Kloster zählt auch der Wachturm zum UNESCO-Welterbe. Im 16. Jahrhundert wurde der Turm zur Sicherung des Lissabonner Hafens erbaut.
Doch da die Baumeister des mauelinischen Prunkstücks mehr auf das verspielte venezianisch-orientalische Dekor wert legten als auf die militärische Tauglichkeit, wurde der Torre bereits 50 Jahre nach Fertigstellung erst zur Zollstation und später dann zum Gefängnis umfunktioniert. Der Turm wurde im 19. Jahrhundert restauriert, nachdem er von den napoleonischen Truppen fast vollständig zerstört wurde. Der Turm behält bis heute seine wichtige Symbolkraft für die Seefahrer, die bei der Vorbeifahrt der Figur der Maria für eine gute Reise und Heimkehr salutieren.
Der Eintritt in den Turm kostet 5 Euro, auch hier haben wir als Lissabon Card-Besitzer kostenlosen Zugang. Als wir den Turm gegen 18 Uhr erreichen haben wir Glück noch hineingelassen zu werden, denn eine halbe Stunde später schließt das Museum bereits. Von oben hat man einen grandiosen Blick auf den Lissabonner Hafen, dort, wo der Tejo in die Weiten des Ozeans mündet. Für eine gründliche Erkundung der Museumsausstellung bleibt keine Zeit, wir genießen statt dessen lieber das Flair und die tolle Aussicht. Irgendwann habe halt auch ich genug von Kultur.
An dem kleinen Sandstrand hinter dem Turm genießen wir die untergehende Sonne. Wir erfrischen unsere müden Füße im kalten Wasser – schon ein kleiner Vorgeschmack auf den Rest unserer Reise, denn nun geht es an die Algarve und damit wartet weniger Kultur und mehr Strand, Natur und „Dolce Vita“ auf uns. Aber dazu, liebes Tagebuch, beim nächsten Mal mehr.
Schreibt ihr eigentlich auf Reise Tagebuch oder macht ihr euch Notizen zum Erlebten? Wie hat euch Belém gefallen?
Hallo Jana,
du hast wundervolle Foto´s und ich wünschte ich hät damals als ich in Portugal gelebt habe eine DigiCam gehabt.
LG
Joerg
Hallo Joerg, das denke ich mir auch manchmal wenn ich mir meine alten Fotoalben ansehe ;-) Am besten nochmal hinfahren :-)
Ich liebe Kreuzgänge und dieser hier ist besonders schön! Mir hat auch der in Trier sehr gut gefallen.
Reisetagebuch führe ich nicht, dafür habe ich ja meinen Blog. ;-) Ab und an mache ich mir mal Notizen, die ich dann beim Bloggen hervorhole.
Liebe Grüße
Jessi
So mach ich das auch, da ich nur meistens mein Notizbuch vergesse, muss mein iPhone für die Notizen herhalten ;-)
Ein klassisches Reisetagebuch schreibe ich nicht – aber ich bin passionierter zettelsammler. Jeder Bon jedes Ticket, Karte etc wird akribisch gehortet. Nach der Reise pack ich das dann alles zusammen mit den 1000 Fotos in ein Album und freu mich dann Jahre später daran zu wissen was ich in dem und dem Restaurant gegessen habe und was der Spaß gekostet hat. BWL Nerd. :)
Hey Sarah, das kenn ich gut! Nur das Zettelsammeln hab ich kürzlich aufgegeben, weil ich vor lauter Zettelkram meinen Schreibtisch kaum mehr sehen konnte ;-) LG Jana
Das kulturelle von Lissabon ist ja schon sehr beeindruckend. Torre de Belém am Hafen würde ich auch gern mal sehen. Aber deine heißgeliebten Puddingtörtchen sind der Knaller – und noch dazu unschlagbar günstig :)
LG Christina
Ja die Mischung aus Kultur, Natur, tollen Stränden und Kulinarischem ist in Portugal generell einfach grandios – und die Preise immer moderat <3
Hej ho Jana
Wir haben letzte Woche die Pasteis nachgebacken – es hat tatsächlich ganz gut funktioniert und war natürlich super lecker – aber ganz an die Original sind sie nicht heran gekommen!
Aber mit Zimt und Zucker und einem leckeren Tee – ein Gedicht.
Wir haben eine ganz ähnliche Tour wie ihr gemacht, bloß nicht ganz so ausführlich ^^
LG, Lea
Immer her mit dem Rezept <3
Wir haben eine Mischung aus diesen beiden Rezepten gemacht:
http://www.chefkoch.de/rezepte/438381135866829/Portugiesische-Sahnetoertchen.html
http://www.chefkoch.de/rezepte/85071033364828/Pasteis-de-Nata.html
Den Rand Manier haben wir nicht genommen und auch nicht die Milch aus dem ersten Rezept, sondern die Menge der Sahne aus dem zweiten und die Stärke. Waren wirklich phantastisch :D
Hihi glücklicherweise gibt’s die in ganz Portugal wenn auch nicht gaaanz so lecker wie in Belém ;-)