„Grrrrr wufff“ schallt es plötzlich ohne Vorwarnung durch das Zugabteil. Alle Menschen um mich herum drehen sich zu mir um und ich gucke herunter in die Transportbox, in der Meli schon seit ein zwei Stunden brav liegt. Was sie erschreckt hat, weiß ich nicht. Vielleicht war es das Klappern der Tasten meiner Mitreisenden, vielleicht war ihr auch einfach langweilig und sie wollte sich bemerkbar machen. Ich werde es nie herausfinden. Ich bemühe mich den Hund zu beruhigen und hoffe dass dieser Zwischenfall eine einmalige Sache bleibt. Langsam entspannt Meli sich und auch ich sacke erleichtert zurück in den Sitz. Meine Sitznachbarn widmen sich wieder ihren Laptopbildschirmen.
Fahr ich oder fahr ich nicht?
Nach meiner turbulenten ersten Woche mit Hund, stand in der zweiten Woche bereits die erste Reise an, die uns auf die Ostseeinsel Usedom führte. Die Reise war schon viel länger geplant, weit bevor Meli in mein Leben kam. In der ersten Woche hatten mich riesige Zweifel geplagt, wie sinnvoll es sei, gleich nach einer Woche den Hund wieder aus seiner Routine zu holen. Ob sie nicht besser zu Haue bei meinem Freund und meiner Schwiegermama aufgehoben sei. Aber nachdem sie diese bisher nur verängstigt angeknurrt hatte und mit meinem Freund erst langsam eine zarte Bindung aufbaute, dagegen mir blind zu vertrauen schien war klar: wenn ich fahre, dann nehme ich sie mit. Und andererseits ist das Reisen ja auch meine Routine, an die sich auch der Hund an meiner Seite schnell würde gewöhnen müssen.
Die Qual der Wahl: Zug oder Auto?
Nach einen Gespräch mit „meinem“ Tierschutzverein stand fest: Meli und ich würden nach Usedom fahren und zwar am achten Tag nachdem sie zu mir gekommen ist. Schließlich stand nur noch die Entscheidung aus, ob wir mit dem Auto oder Zug fahren würden. Nach einigen Fürs und Widers für beide Varianten wurde es letztendlich der Zug. Die Fahrt würde zwar insgesamt fast 12 Stunden dauern, wir hatten aber zwischendurch eine Umstiegspause von über einer Stunde, während der ich mit Meli spazieren gehen könnte und generell hat sich Meli ja bereits durch ihre „Blase aus Stahl“ ausgezeichnet. Ihre Transportbox mochte sie auch, erste Restaurantbesuche waren ebenfalls kein Problem und das wichtigste schien ihr eh das „Dabeisein“ zu sein.
Eine Zugfahrt (mit Hund) die ist lustig?!
Und so machte ich mich am Montag Morgen mit Sack und Pack auf den Weg zum Bahnhof. Mein Gepäck enthielt neben der Technik zum Arbeiten nun haufenweise Hundesachen, so dass kaum mehr Platz für meine Klamotten blieb, auf dem Rücken hatte ich einen Rucksack, am Arm baumelte die zusammengefaltete Hundebox und an der Leine führte ich Meli. Alles kein Problem, wenn der Hund nicht ausgerechnet vor meinem Rollkoffer Angst hätte und sich quasi so gut wie gar nicht zum gehen bewegen ließ. Auch konnte ich sie an diesem Morgen ausgerechnet kaum dazu bekommen in die Transportbox zu gehen, damit wir mit dem Auto zum Bahnhof fahren konnten. Wie gut, dass ich für den 10-minütigen Weg eine ganze Stunde! eingeplant hatte. Die brauchte ich tatsächlich auch fast und war froh, als ich endlich im Zug saß, Meli dort freiwillig schnell in der Box verschwand und ich erst einmal durchatmen konnte.
Am Bahnhof Koblenz versuchte ich dann den Hund noch einmal zum Pinkeln zu bewegen. Da sie immer noch Angst vor dem Koffer hatte, ließ ich den zähneknirschend unbeaufsichtigt stehen und ging immer auf und ab in einer Seitenstraße. Es half wenig. Der Hund war zu unsicher um zu machen und er wusste ja auch nicht, dass die nächste Etappe im Zug fast 8 Stunden dauern würde. Glücklicherweise stieß in Koblenz dann Julia zu uns und konnte mir ein bisschen was von meinem Gepäck abnehmen, so dass der nächste Umstieg deutlich besser ging als der erste.
Während der Zugfahrt von Koblenz nach Greifswald lief alles super. Meli schlief tief und fest in ihrer Box, wir hielten zwischendurch ein paar Mal, so dass ich mit ihr auf den Bahnsteig springen konnte – alles in allem war sie der bravste Reisehund, den ich mir hätte wünschen können. Angekommen in Greifswald nutze ich die Stunde Umstiegszeit um eine lange Runde im Park und am Kanal einmal um das Stadtzentrum zu spazieren und Meli lernte dabei ein paar Hunde kennen. Und ehrlich gesagt tat mir die Bewegung nach dem stundenlangen Zugfahren auch ziemlich gut. Abends um halb 9 kamen wir dann endlich auf Usedom an und ich konnte den Schlüssel zu meine Ferienwohnung in Empfang nehmen, in der Hunde erlaubt waren. Ich fütterte Meli und atmete tief durch.
Arbeiten mit Hund? Geht das?
Nach dem Meli ihr Essen verputzt hatte, mussten wir schon wieder los. Denn es stand ein gemeinsames Barbecue mit den anderen Bloggern in der Villa statt. Da dort in den Schlafräumen keine Hund erlaubt sind, war ich in einer anderen Ferienwohnung untergebracht, die rund 10 Minuten Fußweg von dem Bloggerhaus entfernt lag. Auf dem Weg lernte Meli noch eine Zwergpudeldame kennen und dann war es Zeit für die nächste Herausforderung. Im Bloggerhaus warteten nämlich rund 15 Leute auf unsere Ankunft. Erstaunlicher Weise war Meli davon kaum beeindruckt. Ich ließ sie von der Leine und sie erkundete ihre Umgebung. Natürlich kam sie immer wieder zurück zu mir um Schutz zu suchen, aber auch mit einige anderen Hundebesitzern unter den Besuchern freudete sie sich an. Nach einem leckeren Abendessen und Bierverkostung ging es gegen 23 Uhr zurück in die Ferienwohnung. Ich breitete Melis Decke auf dem Bett aus, denn es war klar, dass der Hund sowieso nicht lange im Körbchen bleiben würde und wir schliefen ruck zuck ein.
In den nächsten zwei Tagen drehte sich dann zum ersten Mal nicht mehr nur alles um den Hund. Ich war schließlich zum Arbeiten dort. Glücklicherweise war das Programm recht entspannt und wir verbrachten viel Zeit in der Natur, was natürlich ganz nach Melis Geschmack war. Als Fotomodel machte sie sich auch super. Nur die Drohne, die war ihr nicht geheuer. Deshalb ging Julia in der Zeit, während ich die Drohne startete und landete, mit Meli abseits ein bisschen Spazieren und sobald sie hoch in der Luft war, bekam der Hund eh nichts mehr davon mit.
In den zwei Tagen fuhren wir auf der Rückbank eines Land Rover Defenders (Meli hielt die Nase in den Fahrtwind), gingen am Strand spazieren, standen zum Sonnenaufgang für ein Shooting auf, fuhren mit dem Auto quer über die Insel, gingen in verschiedenen Cafés und Restaurants essen – und Meli war immer mit dabei. Ich hatte sogar das Gefühl, dass ihr der Trubel und die anderen Blogger um sie herum richtig gut taten. Sie hatte nur selten Angst – meistens vor Fahrrädern und Kinderwagen und ansonsten entdeckte sie ihre Leidenschaft fürs Möwen-Jagen. Natürlich nicht wirklich, denn ich hatte sie selbstverständlich an der Leine. Alles in allem funktionierte das Arbeiten mit Hund eigentlich genauso problemlos wie ohne. Und das machte mich sehr, sehr glücklich!
Abschied von Usedom
Dann wurde es auch schon wieder Zeit Abschied von Usedom zu nehmen. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass Meli die Insel sehr gut gefallen hat. Nun wartete wieder eine lange Zugfahrt auf uns. Ich versuchte wieder vergebens den Hund vor Fahrtantritt zum Pinkeln zu bewegen. Sie verstand natürlich (noch) nicht, was ich von ihr wollte. Wegen eines Zugproblems meisterten wir zwei Umstiege in Berlin sowie einen (geplanten) zur Feierabendzeit in Köln. Außer des eingangs beschriebenen Bellens, lag Meli die ganze Zeit brav in ihrer Box bzw. auf meinem Schoss im letzte, überfüllten Zug ab Köln. Und ich war generell überrascht, wie (hunde)freundlich mir die Menschen auf dieser Zugfahrt begegnet sind. Mein Freund holte uns dann vom Bahnhof ab und wir gingen sofort mit Meli ihre Lieblingsrunde über die Felder. Als wir die Haustür aufschließen, wedelte Meli wie wild mit dem Schwanz – ich glaube sie freute sich wieder zu Hause zu sein. Und die Probleme mit dem Anknurren meines Freundes – ja die hatten sich wohl im Ostseewind in Luft aufgelöst…
Wollt ihr wissen, wie es Meli in ihrer dritten Woche bei uns ergangen ist? Und wie klappt das Reisen mit eurem Hund?