Auf Safari im Torres del Paine Nationalpark

Wer hat eigentlich festgelegt, dass es Safaris nur in Afrika gibt? Wo es doch auch überall sonst eine unglaublich vielfältige Tierwelt zu beobachten gibt? Pumas, Flamingos, Nandus, Kondore, Füchse – sie alle und noch viele mehr tummeln sich im Torres del Paine Nationalpark in Südpatagonien. Nur bekommt man sie auf den Wanderrouten fast nie zu Gesicht. Dafür sind die meisten Trekker einfach zu laut. Wer auf dem O oder W-Trek unterwegs ist, kann sich schon freuen, mal ein paar Guanakos, Verwandte des Lamas zu entdecken, die sich sonst überall im Nationalpark tummeln.

Anders als die meisten Reisenden, die in die Gegend kommen, ist unsere Zeit im Nationalpark mit Ende des Treks noch nicht vorbei. Wir möchten die Gegend noch von einer anderen Seite kennenlernen. Einer genussvollen. Denn was gibt es schöneres, als sich nach fünf kalten Nächten im Zelt mit Tütensuppen bei gutem Essen in einer schönen Umgebung zu erholen. Das Hotel Las Torres bietet dafür die perfekten Ausgangsbedingungen und noch dazu ein spannendes Ausflugsprogramm um bisher unbekannte Seiten des Parks und seine vielfältige Tierwelt zu erkunden. Dass uns dabei sogar ein Pumapärchen über den Weg laufen sollte, hätte ich mir jedoch nie träumen lassen…

Full Paine heißt die Tour, welche den Gästen des Hotels die schönsten Orte des Nationalparks näher bringt. Und dafür muss man kein guter Wanderer sein oder seine Zeltausrüstung meilenweit tragen. Und wenn man ein wenig Glück hat und so engagierte Guides dabei hat wie Debora und Miguel, die Meister im Aufspüren von Tieren sind, dann bekommt man auch in der Abenddämmerung einen wildlebenden Puma zu Gesicht. Einen kleinen Einblick in die Tierwelt der Region und warum es sich lohnt auch als Nichtwanderer in den Park zu reisen, möchte ich euch heute zeigen.

Guanakos

Wer nach Südpatagonien reist, kommt um sie nicht herum: Guanakos bewohnen die Anden sowie die Pampa in Peru, Ecuador, Bolivien, Chile und Argentinien. Da sie das offenes Grasland bevorzugen und nur in sehr harten Wintern in die Wälder fliehen, sind sie sehr leicht zu sichten. Ob bei der Busfahrt von Ushuaia nach Punta Arenas oder auf der Wanderung durch den Nationalpark – Guanakos sind allgegenwärtig. Das heißt aber nicht, dass sie langweilig werden. Jedenfalls mir nicht. Oder findest du die zierlichen Gesichter mit den großen Augen und langen Wimpern nicht auch zum knutschen?

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Nandus

Ebenfalls in der Savanne anzutreffen ist der Nandu, der größte Vogel der neuen Welt. Immerhin stolze 1,40 kann ein Männchen erreichen. Auch wenn sie ähnlich aussehen, sind sie nicht mit dem afrikanischen Strauß verwandt, sondern haben sich parallel zu ihm entwickelt. Oft sieht man ganz in der Nähe eine Herde Guanakos grasen. Denn die verlassen sich gerne auf das bessere Gehör der Nandus, um rechtzeitig vor einem eventuellen Pumaangriff gewarnt zu werden. Andere Feinde haben die beiden Tierarten im Park nicht.

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Schwarzzügelibis

Überhaupt sind besonders Vögel in einer großen Vielfalt im Park anzutreffen. Ich bin zwar kein Hobbyornitologe, aber mir haben es besonders die Exoten angetan. So wie der Schwarzzügelibis, der seinen Namen den schwarzen Flecken am Übergang vom Kopf zum Hals verdankt. Auch er bewohnt am liebsten die Graslandschaften, ist aber auch in Sumpfgebieten anzutreffen. Mit seinem langen Schnabel frisst er vorwiegend Insekten und Schnecken, aber auch kleine Säugetiere und Amphibien. Auch wenn es täuscht: der „Kleine“ erreicht immerhin eine Körpergröße von bis zu 80 Zentimetern.

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Flamingos

Auch wenn ich mittlerweile besonders in der Atacama Wüste und in den bolivianischen Anden hunderte von Flamingos gesehen habe, kann ich mich einfach nicht statt sehen an den kuriosen Vögeln. Dass sie auch in Patagonien vorkommen, war mir vorher gar nicht bewusst. Auch wenn man immer denkt Flamingos gehören in tropische Regionen, der Chileflamingo traut sich auch bis tief in den Süden. Wie alle anderen Flamingos auch bevorzugt er salzige und alkalische Seen, daher findet man ihn (übrigens nur im patagonischen Sommer) meist in größere Gruppen an der Laguna Amarga in der Nähe der Parkadministration. Seine rote Farbe verdankt er den wenigen in dieser Umgebung lebenden Kleinstinsekten.

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Kondore

Majästätisch dreht er in den starken Winden hoch über unseren Köpfen seine Kreise. Miguel legt fast eine Vollbremsung hin und spurtet mit seiner Kamera aus dem Wagen. Ich hinterher. Nicht nur einer, sondern gleich vier Condore gleiten über unsere Köpfe hinweg. Was ich eigentlich erst im Colca Canyon in Peru erwartet hätte, wurde bereits hier Wirklichkeit. Kondore sind die vielleicht eindrucksvollsten Vögel der Welt. Auf jeden Fall sind sie die größten. Ihre Flügelspannweite kann mehr als Metern betragen und ihr Gewicht bis zu 15 Kilogramm.Es ist wirklich ein Wunder, wie sie mit diesem Gewicht noch so wundervoll sanft und anmutig durch die Lüfte schweben können.

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Karakaras

Einen Geierfalken zu sehen ist schon etwas besonderes. Nicht vielleicht im Torres del Paine Nationalpark, denn hier kommen sie zu Hauf vor, aber im Allgemeinen. Aber einen Geierfalken beim Verspeisen eines Guanakos zu beobachten, das bringt sogar unsere Guides aus dem Häuschen.

Karakaras sind anpassungsfähig – mal fressen sie Insekten oder Würmer, mal eben die Aasreste, die die Pumas auf ihrer Jagt hinterlassen haben. Ein Festmahl für eine große Gruppe Karakaras, die uns überhaupt erst auf das tote Guanako aufmerksam gemacht haben. Ich beobachte mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu, wie die Greifvögel die verbliebenen Fleischreste aus den Rippen reißen. Als sie uns entdecken, sind sie schnell verschwunden, nur um wenig später zu ihrer Futterstelle zurückzukehren.

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Graufuchs

Eigentlich wollte ich nur schnell die Toilette aufsuchen, als ich hinter dem Häuschen im Gebüsch eine graue Tiergestalt erkenne. Schnell schnappe ich mein Telezoom-Objektiv und beginne mich langsam und vorsichtig zu nähern. Die Gestalt entpuppt sich als Graufuchs, der in der Sonne ein Nickerchen hält. Ich scheine ihn dabei nicht zu interessieren, denn ich bin mir sicher, dass er meinen Geruch längst bemerkt haben muss.

Füchse sind im Nationalpark ziemlich häufig und nicht wenige von Ihnen sind die Anwesenheit von Menschen gewöhnt. So wie dieser, denn sonst würde er sich wohl kaum hinter dem Verwaltungshäuschen zur Ruhe legen.

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Pumas – die Könige Patagoniens

Das aufregendste an einer Safari ist, dass zu jeder Tiersichtung auch ein wenig Glück dazugehört. Ansonsten könnte man ja auch gleich in den Zoo gehen. Und so ist es immer wieder eine Überraschung, wenn eine neue Tierart vor einem auftaucht. Was der Löwe für Afrika darstellt, ist der Puma für Patagonien. Der scheue Berglöwe ist nachtaktiv, weshalb man ihn nur in den frühen Morgen und späten Abendstunden zu Gesicht bekommt, wenn es sich aus seinem Versteck und auf die Jagt begibt. Auch wenn ich insgeheim gehofft habe, einen freilebenden Puma zu Gesicht zu bekommen, habe ich nicht wirklich damit gerechnet.

Gegen Abend machen wir uns auf den Weg in das Gebiet, wo man am ehesten einen der eleganten Tiere erspähen kann. Als wir schon auf dem Rückweg sind, ruft einer unserer Guides plötzlich das magische Wort: Puma! Wir alle schauen gespannt in die Richtung. Ein Check mit dem Fernglas gibt uns Gewissheit: Ein paar Hundert Meter von uns entfernt streunert nicht nur ein Berglöwe herum, sondern gleich zwei. Ein Pärchen.

Nun heißt es vorsichtig sein und langsam heranpirschen, bis die Tiere auch mit bloßem Auge zu erahnen sind. Plötzlich ein Schrei! Das Pumaweibchen streitet sich tatsächlich vor unseren Augen mit ihrem neuen Partner. Jetzt sind auch unsere Guides komplett aus dem Häuschen und auch noch am nächsten Tag reden sie fast von nichts anderem, als von diesem Abend. Wir haben wohl auf dieser Safari eine große Portion Glück gehabt…

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Magellantaucher

Weniger spektakulär aber nicht minder schön sind die Magellantaucher, eine Entenart, die sich in den kristallklaren Seen des Parks tummeln. Diese beiden haben sich auf jeden Fall die beste Aussicht ausgesucht. Die Bergkulisse mit den zweifabigen Cuernos, die sich in den spiegelglatten Fluten des Sees spiegeln, sucht seinesgleichen.

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Magellangans

Ebenfalls schöne Ausblicke scheint die Magellangans zu bevorzugen, die wir am Lago Penoé in der Nähe vom Bootsanleger antreffen. Anders als ihre tauchenden Mitbewohner lassen sich die Gänse von unserer Anwesenheit nicht im geringsten Stören und putzen weiter in Ruhe ihr Gefieder, als wir uns nähern.

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Eine Bootsfahrt ins Eis

Ich könnte noch stundenlang einfach so durch den Park fahren und nach exotischen Tierarten Ausschau halten, aber an diesem Nachmittag werden wir noch eine andere Seite vom Nationalpark kennenlernen: die Eisige. Wer mein Island-Tagebuch verfolgt hat, der weiß, wie sehr ich das Eis liebe. Schon von oben hat es mir der imposante Grey-Gletscher angetan – jetzt wird es Zeit ihm einen Besuch abzustatten.

Die Bootstouren ganz nah an die Gletscherzunge heran werden vom Hotel Grey angeboten, dass sich am gleichnamigen See befindet. Schon die Fahrt zum Gletscher ist beeindruckend, denn sie führt vorbei an einer atemberaubenden Bergkulisse, die wir schon auf unserem Trek bewundern durften. Von hier unten wirkt alles noch viel eindrucksvoller. Es ist einer dieser Momente, wo man sich plötzlich ganz klein und unbedeutend fühlt. Die Luft kühlt sich merklich ab, als wir uns dem Eis nähern. Fast eine halbe Stunde verbringen wir hier zwischen natürlichen Eisskulpturen. Die Nachmittagssonne lässt sie in den verschiedensten Blautönen schimmern.

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Auf unserem Rückweg vom Bootsanleger, bekommen wir dann doch noch einen weiteren fliegenden Nationalparkbewohner zu Gesicht – nämlich zwei junge Cotoras, eine smaragdgrüne Papageienart, die in einer ehemaligen Spechthöhle auf ihre Mutter warten. Ja Papageien, in Patagonien!

Plötzlich startet der eine von ihnen zu seinem ersten Flug und schwingt sich hoch in die Äste den Rufen seiner Mutter nach. Der kleine von beiden will sich nicht so recht trauen. Erst als wir weg sind, fliegt seine Mutter zu ihm ins Nest und bringt ihm das ersehnte Futter. Vielleicht wird er beim nächsten Mal auch den mutigen Absprung aus dem Nest schaffen…

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Das Hotel Las Torres

Es ist bereits dunkel, als wir das Hotel Las Torres erreichen, das der Ausgangspunkt unserer Safari-Touren durch den Nationalpark ist.  Es liegt mitten im Herzen des Nationalparks, am Fuße der berühmten Torres. So beenden hier hunderte Trekker, die beliebten W- und O-Treks. Der Mirador Torres, der Höhepunkt beider Routen lässt sich aber auch als Tageswanderung vom Hotel aus erreichen. Ideal also für alle, die sich nicht auf Komfort verzichten möchten und trotzdem den Nationalpark zu Fuß erleben möchten.

Für uns war das Hotel der perfekte, genussvolle Ausklang unseres Torres del Paine Abenteuers. Das Exkursionsprogramm bietet eine willkommene Abwechslung zum Wandern und die schönen Zimmer (mit wundervoll weichen Matrazen, besonders wenn man vorher fünf Nächte im Zelt geschlafen hat) eigen sich optimal um den fiesen Muskelkater auszukurieren, mit dem man – jedenfalls ich – von der Tour zurückkehrt.

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Ein besonderes Highlight ist der Pferdetrieb, den man jeden Morgen und Abend bestaunen kann. Denn die Pferde des Hotels dürfen ein wenig entfernt alleine auf der Wiese grasen – ohne Zaun und Stall. Die Gauchos treiben einen Teil der Herde jeden Morgen zurück ins Hotel, der Rest verbleibt auf der Weide. Hier müsste man Pferd sein!

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Am dritten Tag verlassen wir erholt und gemästet gestärkt und mit tollen Erinnerungen im Gepäck den Nationalpark. Am Parkausgang an der Laguna Amarga werfe ich noch einen letzten Blick auf die Flamingos, schließe für einen Moment die Augen und lasse die vergangenen Tage im Nationalpark noch einmal Revue passieren. Jetzt bin ich bereit für neue Abenteuer – Agentinien, ich bin zurück!

Weitere Infos und Buchungsmöglichkeiten findest du auf lastorres.com und lagogrey.cl.

Wo außerhalb von Afrika warst du schonmal auf Safari? Wo sollte ich unbedingt mal hin? Erzähle mir doch von deinem Safari-Abenteuer!

Meine Torres del Paine-„Safari“ wurde vom Hotel Las Torres und dem Hotel Grey unterstützt. Vielen Dank dafür und besonders an Debora und Miguel ohne deren Einsatz und Begeisterung ich wohl viele Tiere nicht zu Gesicht bekommen hätte!

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6 Comments

  1. Pingback: Der Amerika Rückblick ins Netz März 2015 | Rapunzel will raus
  2. says: Daniela

    Liebe Jana aber so was von herrlich, habe nun sehr viele Deiner Momente verfolgt und nun dieses wunderschönen Artikel inhaliert, Patagonien muss ein Traum sein. Parallel im Moment ein Buch am lesen und ich glaube meine Kameras müssen sich da mal auf machen.
    Danke sagt Daniela

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