Direkt vor den Toren von Bonn liegt das Ahrtal. Der Nebenfluss des Rheins hat hier eine abwechslungsreiche Landschaft mit mediterranem Klima geschaffen, die sich ein bisschen anfühlt, als würde man in eine andere Welt eintauchen. Eine Welt aus sanften Hügeln, schroffen Felswänden, naturbelassenen Wäldern und natürlich Weinbergen. Denn das Ahrtal wird auch gerne das „Tal der Traube“ genannt. Oder besser: Tal der roten Traube, denn das milde Klima bietet ideale Bedingungen für den Rotweinanbau, wie sie an nicht vielen Orten in Deutschland zu finden sind.
Die schönste Art um das Ahrtal zu erkunden und noch dazu ein tolles #Microadventure ist eine Wanderung auf dem sogenannten Rotweinwanderweg. Die Strecke von insgesamt 35 Kilometern von Bad Bodendorf bis Altenahr teilt ihr dabei am besten auf zwei Tagesetappen auf. Schließlich dreht sich im Ahrtal alles um das Thema Genuss. Und es wäre ja auch zu schade an all den Weingütern, Straußenwirtschaften und Vinotheken einfach vorbeizulaufen. Der Weg führt dabei meist auf halber Höhe durch die Weinbergterrassen des Ahrtals. Am schönsten ist die Wanderung wenn dicke Trauben an den Reben hängen und das Laub so langsam beginnt sich beginnt zu verfärben. Wer besonders viel Glück hat, kann den Winzern dann sogar bei der Traubenernte über die Schulter schauen.
Mein Tipp: Parkt euer Auto am besten am Parkplatz Bahnhof Bad Bodendorf und fahrt von dort aus mit dem Zug nach Altenahr. Der Zug fährt alle 30-60 Minuten und ihr seid nach 30 Minuten fahrt direkt am Startpunkt der Wanderung. Dann lauft ihr von dort quasi wieder eurem Auto entgehen. Oder ihr reist gleich mit dem Zug an, denn das ist durch die gute Bahnanbindung im Großraum Köln-Bonn problemlos möglich! Aber nicht nur die Anreise zum Startpunkt ist so ganz einfach. Auch wenn einem mal das Wetter oder die Füße einen Strich durch die Rechnung machen, könnt ihr ganz einfach einzelne Teilabschnitte der Wanderung mit dem Zug abkürzen.
Rotweinwanderweg 1. Etappe – von Altenahr bis Ahrweiler
20 Kilometer, 550 Höhenmeter, Dauer: 5-6 Stunden
Altenahr – Mayschoß
Der schönste Streckenabschnitt begegnet euch direkt am Anfang der Wanderung. Plant hierfür also unbedingt genug Zeit ein. Bereits am Bahnhof findet ihr einen Wegweiser „zum Rotweinwanderweg“. Zunächst geht es durch den niedlichen Stadtkern von Altenahr und dann auf einem schmalen Pfad hinauf zur Burg Are. Damit habt ihr auch schon den steilsten Anstieg (113 Höhenmeter) der Tour geschafft und werdet mit einer grandiosen Aussicht über das Ahrtal belohnt. Nach dem Abstecher geht es auf dem eigentlichen Rotweinwanderweg weiter.
Immer der roten Traube nach passiert ihr zunächst das sogenannte „Weiße Kreuz“. Dann geht es links vorbei auf einem recht breiten Weg leicht abwärts vorbei an der kleinen Michaelskapelle, die auf einem Bergvorsprung thront. Nun geht es in den Wald, der an heißen Tagen für angenehme Erfrischung sorgt. Sonst gibt es auf dem gesamten Weg nämlich recht wenig Schatten. Glaubt mir, ich weiß wovon ich spreche, denn ich habe die Wanderung an einem beziehungsweise zwei heißen Augusttagen mit Temperaturen über 30 Grad gemacht! An einer Gabelung geht es wieder bergab in die Weinberge, die zu den traditionsreichen Mayschoßer Lagen gehören. Auf diesem Teil des Weges sind die Aussichten meiner Meinung nach die schönsten der ganzen Wanderung! Bevor ihr Mayschoß den Rücken zuwendet, kommt ihr noch am Weingut Michaelishof (Dorfstraße 81, Mayschoß) vorbei, das ab 11 Uhr mit seiner gemütlichen Terrasse mitten in den Weinbergen bereits zu einem Frühshoppen lockt.
Mayschoß – Rech
Nun wartet der spannendste Teil des Weges auf euch: Größtenteils auf schmalen, steilen Pfaden führt der Weg weiter nach Rech, dem nächsten Winzerort im Ahrtal. Mal führt der Pfad direkt zwischen den Rebstöcken hindurch durch die Weinberge, mal geht es über oder sogar durch abenteuerliche Felsen – und die Ausblicke sind weiterhin sensationell. Nach rund drei Kilometern könnt ihr entweder nach Rech absteigen oder noch ein Örtchen weiter auf dem Rotweinwanderweg wandern.
Rech – Dernau
Die vier Kilometer von Rech nach Dernau führt der Weg überwiegend auf breiten Wegen durch die Weinberge. Gerade wenn man denkt, es müsste mal ein wenig Abwechslung her, geht es dann doch ein Stückchen pfadig durch den Wald. Wie rund um die sogenannte Dr.-Karl-Näkel-Hütte. Kurz danach entscheiden wir uns für den Abstieg nach Dernau. Denn es ist längst Mittagszeit und unsere Mägen sowie die sengende Mittagshitze verlangen nach einer Pause. In einem wunderschönen Innenhof genießen wir im Hofgarten-Restaurant (Bachstraße 26, Dernau) unsere leckeren vegetarischen Flammkuchen mit dem ersten Glas Ahrwein.
Dernau – Marienthal
Um zurück auf den Rotweinwanderweg zu gelangen, geht es zunächst wieder steil bergan. Die rote Traube führt uns in rund 4 Kilometern durch die Weinberge nach Marienthal. Noch bevor ihr den Ortskern erreicht, lockt mit dem Kloster Marienthal (Klosterstraße 3-5) zur Einkehr. Wir gönnen uns ein Gläschen Blanc de Noirs, bevor wir noch einen Blick auf die beeindruckende Klosterruine werfen.
Marienthal – Walporzheim
Die Stärkung hat sich gelohnt, denn nach der Klosterruine will der sogenannte Trotzenberg erklommen werden. Serpentine um Serpentine geht es für uns in der sengenden Nachmittagshitze hinauf und wir träumen schon insgeheim von der nächsten Weinschorle. Leider hat das Weingut Försterhof (Im Teufenbach 65, Bad Neuenahr-Ahrweiler) an diesem Tag geschlossen – die Karte versprach eine große Auswahl an vegetarischen Gerichten. Unsere Weinschorle bekommen wir dann aber glücklicher Weise doch und zwar im Altenwegshof (Im Teufenbach 100, Bad Neuenahr-Ahrweiler). Nach der Pause machen wir einen Abstecher zum Aussichtsturm Bunte Kuh mit einem tollen Blick über Walporzheim und Ahrweiler am Horizont.
Walporzheim – Ahrweiler
Wir entscheiden uns in Anbetracht der Gewitter-Wolkentürme am Horizont für einen Abstieg nach Walporzheim. Ein steiler Bergpfad führt von der Bunten Kuh direkt ins Stadtzentrum. Von da aus sind wir mit dem Zug in nur 5 Minuten in Ahrweiler, wo wir die Nacht im Hotel Avenida verbringen. Das Hotel wurde kürzlich renoviert und befindet sich in einer Seitenstraße der Ahr in Ahrweiler. Hunde sind hier erlaubt, das Frühstück sehr umfangreich und lecker und es war auch möglich noch kurzfristig einen Tag vorher ein Zimmer zu bekommen. Allerdings hätte eine Übernachtung in einer kleinen Winzerpension meiner Meinung nach viel besser zum Flair der Ahr gepasst. Falls ihr da also Tipps habt, lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen!
Rotweinwanderweg 2. Etappe – von Ahrweiler bis Bad Bodendorf
17,3 Kilometer, 460 Höhenmeter, Dauer: 5 Stunden
Ahrweiler – Bad Neuenahr
Am nächsten Tag führt der Rotweinwanderweg zunächst oberhalb von Ahrweiler und später Bad Neuenahr durch die Weinberge. Dieser Teil der Tour ist leider von viel Industriegebäuden am Horizont und zwei Autobahnüberquerungen geprägt. Dennoch führt der Weg die ganze Zeit über durch Wald oder Weinbergslandschaften, was diese Bedingungen erträglicher macht und quasi das Beste aus dem Streckenabschnitt herausholt. Wer gerne an der Mosel wandert, wird den dort oft vorherrschenden Straßenlärm kennen, der die oft großartigen Panoramen etwas trübt. So ähnlich ist es auf diesem Teil des ansonsten viel ruhigeren und abgeschiedeneren Ahrtal. Der Weg überquert zunächst die Autobahn A573 auf einer Brücke und führt dann am Hang entlang in östliche Richtung.
Bad Neuenahr – Heppingen
Mit der A61 steht dann die zweite Autobahnüberquerung beziehungsweise „Unterquerung“ an. Kurz davor kommt ihr noch am Apollinaris-Brunnen vorbei, aus dem das bekannte Mineralwasser stammt. Kurz vor Heppingen kommt die Burgruine Landskrone auf ihrem eindrucksvollen Basaltkegel in euer Blickfeld.
Heppingen – Bad Bodendorf
Anders als bei den anderen Ahrörtchen führt der Rotweinwanderweg direkt durch Heppingen hindurch. Jetzt wäre es für uns auch Zeit für eine Pause gewesen – allerdings hat der Landgasthof Poststuben (Landskroner Straße 110, Bad Neuenahr-Ahrweiler) leider Ruhetag. Wir folgen dem Weg noch ein Stückchen hinauf auf den Basaltkegel und dann parallel zum Hang, bis uns oberhalb von Heimersheim wie aus dem Nichts ein Wolkenbruch heimsucht und wir kurzer Hand beschließen, die Wanderung am Bahnhof Heimersheim zu beenden. Mit dem Zug fahren wir die letzten vier Kilometer bis zum Ausgangspunkt am Bahnhof Bad Bodendorf.
Zum Abschluss der Wanderung gönnen wir uns noch ein leckeres Mittagessen in Form von hausgemachter Pasta mit Pfifferlingen, Rucola und Kirschtomaten im Marvilla Hotel Restaurant (Hauptstraße 158, Sinzig), das ich wirklich nur empfehlen kann. Wer mag und eine weitere Anreise hat kann seine müden Knochen hier noch eine Nacht erholen.
Fazit: Für mich war es mein erster Besuch des Ahrtals und ich war wirklich begeistert von dem Gefühl keine Stunde Fahrzeit von zu Hause in eine andere, idyllische Welt eintauchen zu können. Es war definitiv nicht meine letzte Wanderung dort. Insbesondere die Gegend rund um Altenahr hat mir sehr gut gefallen und ich werde sicher dort noch die eine oder andere Wanderung machen.
Eine Tageswanderung auf dem Rotweinwanderweg?
Noch ein Tipp für alle, die aus der Nähe kommen und keine Lust auf eine Mehrtageswanderung haben: Ihr könnt natürlich auch nur den ersten Teil der Wanderung gehen, euer Auto in Walporzheim parken und nur diesen Teil des Weges als Tagestour wandern. Da im Ahrtal jeder kleine Ort eine Zuganbindung hat, könnt ihr euch die Länge und Dauer der Wanderung ganz einfach und flexibel aussuchen und gegebenenfalls auch vorher aufhören. Was für ein Luxus oder?
Habt ihr noch Tipps für weitere schöne Wanderungen im Ahrtal oder noch Tipps für den Rotweinwanderweg? Dann freue ich mich riesig von euch zu lesen!
Vielen Dank für die tollen Fotos! In dieser Gegend war ich noch nie, kann es mir aber nun gut vorstellen.
Viel Spaß weiterhin und danke für alles mitreisen dürfen! Tina
wow. Da wünsch ich mir doch gleich den Sommer herbei, damit es losgehen kann!
Auf dem Rotweinwanderweg war ich zum ersten Mal mit Arbeitskollegen auf einem Teamevent. Das war klasse, weil wir uns natürlich ganz dem Namen nach eine kurze Route ausgesicht haben, auf der wir dann örtlichen Wein verköstigt haben (natürlich, wie es sich für Touristen gehört auch noch auf dem Pfad direkt aus der Flasche).
Jetzt kürzlich habe ich gelesen, dass die Aufräumarbeiten und Wiederaufbauten nach der Flut soweit abgeschlossen sind, dass der Wanderweg wieder freigegeben wurde. Also demnächst wieder hin und die örtlichen Menschen unterstützen! :)