Helgoland – Ein Tagesausflug auf die einzige deutsche Hochseeinsel

„Es gibt an Deutschlands Nordseeküste viele Inseln, aber keine von Ihnen ist mit Helgoland vergleichbar“, so steht es in der Infobroschüre, die ich gerade durchblättere. Wir befinden uns an Bord der MS Atlantis auf der Fahrt nach Helgoland. Gestartet sind wir am Fährhafen von Cuxhaven. Mit 42,- Euro pro Person ist der Tagesausflug nicht gerade günstig. Aber ich will sie einfach sehen, Deutschlands einzige Hochseeinsel (man streitet sich noch ob das geographisch richtig ist).

Rund zwei Stunden und zehn Minuten dauert die Überfahrt und kann bei stürmischer See so manchen Gelegenheitsseemann umhauen. Jetzt ist die See geradezu gespenstisch ruhig.

Schien in Cuxhaven noch die Sonne, so ist es hier auf dem offenen Meer diesig und durch den Fahrtwind kalt, so dass wir es nicht lange an Deck aushalten. Wir verkrümeln uns ins Schiffsinnere und blicken durch das Bullenauge nach draußen. Wir erfahren, dass die MS Atlantis ein Postschiff ist, eines weniger Schiffe, die über einen Briefkasten und einen eigenen Poststempel verfügen. Das begeistert mich und ich kaufe schnell eine schöne Karte mitsamt Briefmarke im Souvenirladen um an meinen Freund zu schreiben. Die restliche Zeit studiere ich Karte und Infobroschüre der Insel und dann ist es auch schon Zeit wieder an Deck zu gehen und nach der Insel Ausschau zu halten. Und siehe da, im Dunst taucht Helgoland vor uns auf. Jetzt dauert es noch etwa eine viertel Stunde bis die Börteboote auf uns zu kommen und wir ausbooten können. In den kleinen Booten geht es dann an Land.

Die Insel Helgoland ist nur einen Quadratkilometer groß. Die unbewohnte Nachbarinsel „Düne“ ist mir 0,7 Quadratkilometer sogar noch kleiner und bildet zusammen mit der Hauptinsel die amtsfreie Gemeinde Helgoland im Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein. Diese ist zwar Teil des deutschen Wirtschaftsgebiets, gehört aber weder zum Zollgebiet der Europäischen Union, noch zum deutschen Steuergebiet. Man kann also dort zollfrei Einkaufen, was besonders den Parfüm-, Schmuck, Tabak- sowie Spirituosenhandel anregt. Von den Landungsbrücken aus halten wir uns Richtung Zentrum. Das Einkaufen überlassen wir den anderen Touristen – schließlich haben wir ja nur gute drei Stunden Zeit die Insel zu erkunden – und machen uns auf den Weg ins Oberland. Von hieraus bringt uns der Klippenrandweg in 90 Minuten um die Insel (wenn ich nicht so viele Fotos machen würde, hätte das auch geklappt). Zunächst spazieren wir durch den Kleingärtenverein Helgolands. Die liebevoll gestalteten Schrebergärten wirken in der Umgebung fast skuril aber hübsch. Ich habe ganz vergessen zu Erwähnen, dass seit unserer Ankunft auf der Insel die Sonne plötzlich aus allen Knopflöchern scheint und alle Wolken und sämtlichen Wetterpessimismus vom Himmel und unseren Köpfen vertrieben hat.

Von hier oben hat man eine grandiose Aussicht auf das Unterland, die Düne und den weißsandigen Nordstrand. Grün und weiß sehen wir also schon mal. Und auch die roten Klippen lassen nicht lange auf sich warten. Wirklich beeindruckend, wie die roten Felsen fast senkrecht ins Meer ragen. Der wohl bekannteste Felsen und gleichzeitig seit 1865 das Wahrzeichen der Insel ist die „Lange Anna“, ein 45 Meter hoher freistehender Felsenturm (er einzige Deutschlands) an der Nordspitze.

Hier beginnt ein wahres Vogelparadies. In den Klippen tummeln sich tausende Vögel, die kreischend über den Felsen kreisen oder schnatternd an den Felswänden in Grüppen hocken. Am bekanntesten ist der sogenannte Lummenfelsen. Hier brütet jedes Jahr eine Seevogelkolonie mit rund 10.000 Vogelpaaren, darunter Dreizehenmöwen, Tordalken, Silbermöwen, Baßtölpel und die Namensgeber Trottellummen. Könnt ihr euch vorstellen, wie das dort riecht? Aber das ist egal, ich kann mich kaum satt sehen an dem „Vogelgewusel“…

Der Pinneberg ist mit 61,3 m der höchste Punkt von Helgoland und zugleich die höchste Erhebung des Kreises Pinneberg. Der Berg ist nur über einen Trampelpfad zu erreichen. Auf dem Berg befindet sich ein eisernes Gipfelkreuz und sogar ein Gipfelbuch. Süß, was?

Am Leuchtturm vorbei gehen wir nun wieder in Richtung Stadtzentrum. Für den Klippenrandweg haben wir länger gebraucht – mag eventuell an meinem wilden Fotografieren gelegen haben – und so besorgen wir uns erst einmal etwas zu essen. Die Fischbrötchen waren allerdings wenig liebevoll gemacht und schmeckten auch nicht besonders.

Zu allem Überfluss fing es auch noch an zu Regnen. So entschieden wir uns gegen einen Spaziergang zum Nordstrand und besichtigten statt dessen die berühmten Hummerbuden am Binnenhafen. In diesen kleinen Häuschen wohnten einst die Fischer, heute sind sie Museum, Kunstgalerie, Café oder sogar Standesamt.

Nun geht es auch schon wieder auf Börteboote zum einbooten. Die Zeit auf Helgoland ist wie im Flug vergangen, die auf dem Schiff dagegen leider gar nicht. Mit einer halben Stunde Verspätung landen wir schließlich wieder in Cuxhaven.

Für mich war der Ausflug nach Helgoland etwas ganz besonderes und sicher das Highlight unseres Nordseeurlaubs. Die Insel ist wirklich beeindruckend. Man muss sie einfach mal mit eigenen Augen gesehen haben. Aber einen ganzen Urlaub könnte ich hier nicht verbringen.

Ward ihr schon einmal auf Helgoland oder einer anderen Nordseeinsel? Wie hat euch der Ausflug gefallen?

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18 Comments

  1. says: Jessi

    Wow, diese Farben!
    Wir sind mal fast von Wangerooge aus nach Helgoland gefahren, aber dann war das Wetter doch zu schlecht und die See zu rau.

    Bussi

  2. says: Seiltanz

    Wow, sehr schön muss ich sagen. Wenn ich mal wieder im Norden bin will ich glaub auch rübersetzen :-)
    Und ich bin ganz begeistert von deinen Sprungbildern, im richtigen Moment wurde abgedrückt und du guckst nie doof! ;-))

    LG
    Manuela

    1. says: Jana

      Ja ein Tagesausflug lohnt sich auf jeden Fall! Danke :-) Bei den Sprungbildern empfehle ich Sportmodus, Spiegelreflexkamera und Reihenaufnahme ;-) klappt beim ersten Versuch…

  3. says: Michi

    Wir waren in Chersonissos…ein paar Kilometer von Heraklion weg. Die Ortschaft an sich ist naja halt Touriort, aber es gab so ein verträumtes Dörfchen oben am Berg, das war klasse!

    Weitere Berichte sollten noch folgen :)

    es war super super schön dort.

    lg

  4. says: aotearoa

    Die Klippen sehen ein bisschen so aus wie die Cliffs of Moher in Irland. Und immer wieder die allgegenwärtige Foto-Möwe – ich liebe sie :-)

  5. says: Flögi

    Schöne Fotos, den text lese ich erst später…wie schafft denn du immer diese „Sprungfotos“ so perfekt?? :-) Gefällt mir total!! :-)

    1. says: Flögi

      Das meinte ich jetzt nicht mit der Kamera :-) sondern mit dir, daß du in der Luft deine Knie so hoch ziehen kannst. Ich würde so was von hinknallen :-) :-)

  6. says: Katrin

    Ich möchte in so einem kleinen, bunten Haus wohnen! Wie hübsch! :)

    Deine Fotos sind wahnsinnig schön! Da bekommt man sofort Lust, sofort dorthin zu fahren (zumal es gar nicht nach Deutschland aussieht). Ich bin beeindruckt!

    Liebe Grüße
    Katrin

  7. says: Manon

    Da hast du mich jetzt tatsächlich mal extrem angefixt für ein deutsches Urlaubsziel. Steht jetzt sehr weit oben auf der Hitliste! :D

  8. says: Stefanie

    Das tolle an Helgoland ist ja auch, dass sich dort nie etwas ändert. Ich war gerade letzte Woche dort und hätte genau die gleichen Fotos machen können (wenn ich denn so fotografieren oder springen könnte). Falls Dir Deine 1a-Reiseplanung mal Zeit lässt, kann ich wirklich nur empfehlen, über Nacht auf der Insel zu bleiben. Nicht nur weil es auf einmal ganz ruhig wird, wenn die Tagestouristen weg sind. Sondern auch um die Robben auf der Düne zu besuchen. Und natürlich wegen der dramatischen Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge.

  9. says: Volkmän

    Moin
    Schöne Fotos ☺
    Habe auch jede Menge.
    Denn, meine Frau und ich sind seit 2008 einmal im Jahr zwischen 5 & 7 Tagen immer auf Helgoland.
    Komischerweise haben wir dann gerade Hochzeitstag

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