Rom ist laut und hektisch – Motorengeknatter, Menschenmassen, hier und da eine Sirene – sowas muss man mögen. Florenz ist das ganze Gegenteil. Dolce Vita und Kulturgenuss liegen so nah beieinander ohne dabei verschlafen zu wirken. Die Florentiner leben mit den Touristen in perfekter Symbiose. In Florenz braucht braucht man weder Auto noch öffentliche Verkehrsmittel. Alles ist fußläufig zu erreichen, und wer mal genug von Touristen und Kultur hat, der braucht nur die touristische Hauptachse zu verlassen und findet dort das pure italienische Leben vor – perfekt für ein verlängertes Wochenende in Bella Italia oder?
Ich glaube man merkt, wie sehr es mir Florenz angetan hat. Ich würde sogar so weit gehen und die Stadt als meine absolute Lieblingsstadt Italiens zu bezeichnen. (Okay in Rom war ich wie gesagt noch nicht und Neapel könnte auch ein Anwärter auf den Titel sein). Fürs erste aber bin ich verliebt in Florenz. Warum das so ist und welche Orte es mir am meisten angetan haben, verrate ich euch heute.
1. Rund um den Duomo
Ja der Platz vor dem Dom ist touristisch und ja er ist hektisch. Und doch gibt es hier im Herzen von Florenz kulturell so unglaublich viel zu entdecken, dass es sich lohnt hier länger zu verweilen. Ich gestehe: ich bin ein Kulturjunkie und Architektur und Geschichte (jedenfalls die zum „anfassen“ und besonders in Italien) lassen mein Herz genauso hüpfen wie Pizza und Gelati. Und schließlich ist die gigantische Kuppel des Duomo S. Maria del Fiore wohl das Wahrzeichen schlechthin und gehört seit 1982 gemeinsam mit der historischen Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Gegenüber der wahnsinnig prächtigen Fassade des Doms liegt das Battisterio di S. Giovanni. Das achteckige Bauwerk tritt im Vergleich zu seinem Nachbarn optisch eher in den Hintergrund, hat aber historisch gesehen, die ältere Geschichte. Besonders eindrucksvoll sind die goldverzierten Holztüren, die man schon von Weitem an den sich davor drängelnden Menschenmassen erkennt.
2. Florenz zu Füßen: Hoch auf dem Campanile di Giotto
Florenz liegt einem zu Füßen, im wahrsten Sinne des Wortes. Während alle Touristen auf die Kuppel stürmen, kann ich statt dessen die Besteigung des 82 Meter hohen Glockenturms empfehlen, der noch dazu zu den schönsten Glockentürmen Italiens zählt. Von oben bietet sich ein phänomenaler Blick (und ich weiß wovon ich spreche) auf die Stadt und die hügelige Landschaft, optimal für eine erste Orientierung. Und außerdem kann man sich die prächtige Kuppel nebenan von nirgendwo so gut betrachten als vom Campanile di Giotto (und noch dazu das beste Panorama-Foto schießen).
3. Piazza della Signoria
Schlendert man über den Piazza della Signoria spürt man förmlich seine historische Bedeutung. Mein inneres Auge ergänzt das Ensemble aus Palazzo Vecchio mit seinem hohen Turm und Michelangelos David vor dem Eingang, der Loggia dei Lanzi mit seinen Skulpturen und dem Neptun-Brunnen um das bunte Treiben einer der Volksversammlungen, die hier einst zahlreich abgehalten wurden und eine Horde Königlicher Reiter, der die Medici in ihrem Palast bewachen. Bei dieser Vorstellung empfiehlt, die anderen Touristen auszublenden, oder sie sich als Teilnehmer der Volksversammlung in wallenden weißen Gewändern vorzustellen und nicht in Flipflops und knappen Hotpants, die man unter ihnen nicht selten vorfindet.
4. Ponte Vecchio
Der Klassiker schlechthin und wohl das Zentrum des Armeisennests an Touristen ist die Ponte Vecchio, die älteste Brücke über den Arno. Wäre es dort heute noch so wie im 13. Jahrhundert, als die Regierung den Bau von Wohnungen auf ihm errichten ließ, wäre die Ponte Vecchio wohl eher ein unliebsamer Ort. Denn ursprünglich siedelten sich vor allem Fleischer, Gerber und Handwerker, die sich ihrer Abfälle ganz einfach über den Fluss entledigen konnten. Als der Schmelztiegel aus ekeligen Gerüchen im 16. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte, erlaubte der damalige Großherzog Ferdinand der erste nur noch Goldschmieden, sich in den kleinen Häuschen auf der Brücke niederzulassen.
Wer jetzt allerdings glaubt, dass diese Goldschmiede auch heute noch auf der Brücke ihre Waren anbieten irrt. Heute sind die kleinen Einzelhändler längst größeren Ketten gewichen. Wer möchte kann sich gerne einmal in das Gedränge auf der Brücke wagen – ich dagegen kann nur empfehlen sich das Treiben aus sicherer Entfernung von der benachbarten Ponte S. Trinita anzuschauen. Den traumhaften Blick wissen auch die Künstler zu schätzen, die von dort die Ponte Vecchio porträtieren.
5. Ein Spaziergang am Arno
Und damit wären wir auch schon am Arno angekommen, an dessen Ufer es sich herrlich spazieren lässt. Mit ein wenig Glück kann man nicht nur einen fantastischen Sonnenuntergang erleben, sondern auch den ansässigen Ruderverein beim Training beobachten. Spätestens wenn dann noch beides zusammen trifft, packt Florenz seinen Liebestrank aus, dessen Wirkung sich einfach niemand entziehen kann. Erinnert ihr euch an den Roman „Das Parfüm“ von Patrik Süßkind? Der Protagonist entwickelt dort am Ende ein Parfüm, das ihn unwiderstehlich macht. So in etwa ist es auch mit Florenz. Passender Weise ist die Ponte Vecchio ein Drehort der Buchverfilmung, in der die Brücke jedoch kurzerhand „nach Paris verlegt“ wurde.
6. Sonnenuntergang am Piazzale Michelangelo
Wer wie ich nicht genug bekommen kann von tollen Ausblicken, dem kann ich nur einen Besuch des Piazzale Michelangelo ans Herz legen. Der weitläufige Platz liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Arnos, hoch oben auf einer Anhöhe. Der mühsame Aufstieg (übrigens im Vergleich zum Glockenturm eher zahm) wird mit einer fantastischen Aussicht auf die Altstadt und den Arno belohnt, besonders wenn die untergehende Sonne die Stadt in ein sanftes Roségold taucht. Am besten man schnappt sich ein Bierchen von einer der zahlreichen Kioske in der Nähe und genießt auf der Mauer die einmalige Stimmung.
7. Das Kunsthandwerkerviertel Oltrarno
Das Viertel Oltrarno auf der gegenüberliegenden Seite des Arnos hat es mir besonders angetan. Mit jedem Schritt, den man sich vom Flussufer entfernt, wird die Umgebung ursprünglicher – weniger Touristen, dafür mehr Scooter, kleine Läden und eben der normale italienische Alltag. Man könnte fast annehmen man sei in einem toskanischen Dorf gelandet. Oltrarno ist jedoch vor allem bekannt für eines: seine Kunsthandwerker, die sogenannten „Artigliani“, die heute die Tradition des Florentiner Kunsthandwerks fortleben lassen. Auch wenn die autenthischen Geschäfte immer seltener werden – hier findet man sie noch – ob Schuhmacher, Mosaikkünstler, Goldschmiede oder Papierschöpfer. Und was mich am meisten beeindruckt: ich hätte niemals gedacht, dass man für ein Paar handgemachte italienische Lederschuhe mit etwa 100-120 Euro kaum mehr bezahlt als für ein Exemplar von der Stange bei uns. Ach wenn ich doch nur mehr Zeit zum Shoppen gehabt hätte…
8. Das beste Eis von Florenz
Wenn man in Italien ist darf eins nicht fehlen, nämlich Gelati. Natürlich gebe ich mich nicht mit irgendeinem Eis zufrieden, nein ich will das beste Eis Florenz. Nach einigem recherchieren, fragen und probieren habe ich es gefunden. Das beste Eis von Florenz (für meinen Geschmack natürlich) gibt es bei Grom. Ich gebe zu mir ist es sehr schwer gefallen einer Kette – genau das ist Grom nämlich inzwischen – meinen Preis für das beste Eis zu verleihen. Aber Slow Food Philosophie mit frischen ökologischen Zutaten und der absolut fabelhafte Geschmack des Eises haben mich einfach überzeugt.
Probiert auf jedem Fall das Karamel-Eis mit feiner Meersalznote. Ich hätte es mir nie ausgesucht, wenn mir der nette Eisverkäufer nicht vorab ein Schäufelchen zum probieren gegeben hätte. Ich schmelze jetzt noch dahin.
9. Unterwegs in der Chianti Classico Region
Ich finde man war nicht in der Toskana, wenn man sich nicht wenigstens einmal den Lärm der Stadt hinter sich gelassen hat und Landluft geschnuppert hat. Und die duftet hier gerade im Frühling so verführerisch nach grünen Olivenbäumen, saftigen Wiesen und blühenden Sträuchern. Während in Deutschland im April gerade mal die ersten Knospen an den Bäumen aufgehen, steht die italienische Landschaft schon in vollem Grün. Um die Toskanaidylle zu erleben, braucht man gar nicht weit fahren. Das Gebiet des Chianti Classicos (übrigens ein sehr leckerer Wein) breitet sich unweit von Florenz zwischen dem Tal des Arnos und dem des Ombrone aus. Typische toskanische Weingüter und kleine Ortschaften warten nur darauf entdeckt zu werden. Wie wundervoll muss es hier erst sein, wenn von den Reben dicke saftige Trauben hängen.
10. Florentiner Spezialitäten kosten
Bei all dem kulturellen Genuss darf natürlich auch der kulinarische nicht zu kurz kommen. Mal abgesehen von der breiten Palette der italienischen Schlemmereien, die in Florenz an jeder Ecke angeboten werden, gibt es auch ein paar typische Florentiner Spezialitäten. Zum Beispiel das Florentiner Steak, was im Ganzen gegrillt und erst am Tisch frisch aufgeschnitten wird. Oder für die Vegetarier unter uns die Florentiner Ribollita, ein unheimlich leckerer, dicker Gemüseeintopf. Er schmeckt übrigens tausend mal besser als er aussieht…
11. Der Mercato di Sant’Ambrogio
Es gibt nur wenige Dinge, für die ich mich gerne früh aus dem Bett quäle: im Falle von Florenz war es ein Besuch auf dem Wochenmarkt Mercato di Sant’Ambrogio. Wer dem Geheimnis der italienischen Küche und Köche auf die Spur kommen möchte, der kommt ums frühe Aufstehen nicht drum herum. Früh morgens nämlich erwachen Italiens Märkte zum Leben. Hier kennt man seinen Händler noch beim Namen, tauscht sich über Rezepte aus und trinkt den ersten Cappuccino des Tages. Ein Marktbummel ist jedoch vor allem eins: ein Fest für die Sinne.
Der Mercato di Sant’Ambrogio ist der authentischste Markt in Florenz. Kaum ein Tourist verirrt sich dorthin. Außer uns in diesem Falle. Möchte man als Touri etwas kaufen, sollte man wenigstens ein Paar Brocken Italienisch zu seinem Wortschatz zählen (im Notfall reicht zumindest der Name des Objekts der Begierde und ein paar Zahlen) und geht das Risiko ein, der Mittelpunkt von hitzigen Diskussionen der Florentiner Kundschaft zu werden. Jedenfalls dann, wenn man die Nudeln für das heimische Abendessen in 50 Gramm Portionen ordert. Mit meiner Nudeltrophäe in der Hand widme ich mich den Dingen die ich besser kann: nämlich sehen, staunen und beobachten.
Der Mercato di Sant’Ambrogio hat Montag bis Samstag von 7 bis 14 Uhr geöffnet, Mittwoch und Donnerstag sogar bis 19.30 Uhr. Er liegt an der Piazza Ghiberti, die ihr vom Dom in etwa 10-15 Minuten erreicht. Ach ja und bloß nicht mit dem Mercato di San Lorenzo verwechseln, der nämlich ist einfach nur mega touristisch und überlaufen.
Was sind eure liebsten Genießerorte in Florenz und der ganzen Welt? Und habt ihr noch weitere Tipps oder auch Fragen zu Florenz? Dann ab in die Kommentare damit – ich freue mich immer riesig von euch zu lesen!
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Vielen herzlichen Dank an die Fluggesellschaft Vueling und den Hamburger Flughafen für die Einladung nach Florenz. Seit kurzem verbindet eine neue Fluglinie die Hansestadt mit der toskanischen Hauptstadt. Meine Ansichten bleiben meine eigenen und sind in keinster Weise von dem wunderbaren toskanischen Wein beeinflusst, den man mir verabreicht hat…
Toller Bericht über Florenz – die Stadt steht ganz oben auf meiner Bucket List. Hat leider bis jetzt noch nicht geklappt. Aber mit deinen Tipps kann ja dann nichts mehr schiefgehen.
LG Ramona
Bei mir hat es auch lange gedauert, dabei wollte ich als Kind schon immer nach Florenz – freut mich, dass dir meine Tipps gefallen :-)
Meinen Lieblingsort in Florenz hast Du bereits fotografiert. Da hab ich kurz Gänsehaut bekommen. Ein paar Jahre zurückversetzt gefühlt zum Heiratsantrag. Und in Oltarno dieses kleine Restaurant an diesem Miniplatz (leider den Namen vergessen), in dem die Speisekarte komplett auf italienisch war und wir einfach mal drauf los bestellt haben. War witzig :-) Danke wieder für die Bilder…
Gerne – und Florenz ist so ziemlich der perfekteste Ort für einen Heiratsantrag ;-)