Gili Trawangan: Tauchen am Good Heart Reef

„Just let yourself fall backwards from the boat, when I say GO“, ruft Max, unser Tauchlehrer. Als wäre das so einfach! Jetzt sitze ich also hier, die schwere Tauchausrüstung hängt über den Rand des Bootes mitten auf dem Ozean und in nur wenigen Sekunden soll ich mich nun also rücklings ins Wasser plumpsen lassen und meinen ersten Tauchgang beginnen. Ehe ich mich fragen kann, wieso ich mir das wieder eingebrockt habe, höre ich Max „Go!“ schreien und lasse los…

Unser Tauchkurs beginnt um 14 Uhr. Wir können also ganz entspannt in den Tag starten und frühstücken erst einmal genüsslich. Zum ersten Mal seit unseres Indonesienaufenthaltes frühstücke ich keine Pancakes sondern eine „Jaffle“, ein geröstetes Sandwich mit Tomate und Käse. Ausgeruht packen wir unsere Sachen und machen uns auf den Weg an den Strand. Den Vormittag verbringen wir mit faulenzen, eigentlich zum erstem Mal in diesem Urlaub. Wir beobachten die Mädels, die sich wie die Grillhähnchen im strengen 15-Minuten-Takt vom Bauch auf den Rücken drehen. Wir sitzen dagegen im Schatten und genießen unsere frisch-gepressten Säfte. Die Zeit verfliegt und die Nervosität steigt. Ihr müsst wissen, ich bin eigentlich ein ziemlicher Angsthase. Doch oft siegt meine Neugier und ich bringe mich – und meinen Freund – in Situationen, in denen ich mich manchmal frage, warum zum Teufel ich mir das antue. Hinterher weiß ich meistens wieso.

Nun stehen wir also ebenso nervös wie gespannt vor unserer Tauchschule Gili Divers. Max unser Tauchlehrer nimmt uns in Empfang. Neben uns wird noch eine dritte Person am Discovery Scuba-Diving-Kurs teilnehmen. Tara ist Australierin und kennt Max schon von einem früheren Giliaufenthalt. Sie ist im Vergleich zu uns ein alter Hase was das Tauchen angeht, auch wenn sie noch keinen Tauchschein hat. Als erstes suchen wir nun für uns drei die passende Tauchbekleidung. Ein Neoprenanzug ist schnell gefunden, ebenso wie Taucherbrille und Flossen. Dann erklärt Max uns die Tauchausrüstung. Ziemlich viele Knöpfe und Schläuche so für den Anfang. Nachdem wir keine Fragen mehr haben geht es auch schon ab in den Pool hinter dem Haus.

Eine halbe Stunde etwa dauert unsere Pool-Lektion in der wir unter anderem das Atmen unter Wasser, das Entwässern unserer Taucherbrille, das Wiederfinden unseres Mundstücks und natürlich das fortbewegen im Wasser trainieren. Wir scheinen uns wohl nicht so schlecht anzustellen, denn wir sind ruckzuck mit den Übungen durch. Auch der Druckausgleich klappt erstaunlich gut.

Jetzt geht es richtig los. Gemeinsam mit anderen Tauchschülern und -lehrern, die jeweils in unterschiedliche Gruppen eingeteilt sind, geht es hinaus zum Good Heart Reef. Diese Riff im Osten von Gili Trawangan kann direkt vom Ufer oder vom Boot aus betaucht werden. Seine maximale Tiefe von 30 Meter mit einer durchschnittlichen Tiefe von fünfzehn Metern macht das Riff zu einem idealen Tauchspot für Taucher aller Leistungsstufen. Auf dem Weg dorthin verlassen uns immer wieder kleinere Tauchgruppen per Rückwertsrolle aus dem Boot, bis schließlich nur noch wir darin sitzen.

Mit einem Plumps falle ich rücklings ins Wasser. Die aufgepumpte Weste lässt mich trotz Gewichten und schwerer Tauchausrüstung sanft an der Wasseroberfläche treiben. Puh, war gar nicht so schlimm wie ich gedacht hatte! An einem Seil geht es nun langsam nach unten. Immer wieder Druck ausgleichen und wieder ein Stückchen tiefer sinken. Max hat uns beim Training erklärt wie wichtig es ist unter Wasser ruhig zu atmen. Vielleicht liegt es an meinem Sternzeichen Fische, aber ich fühle mich beim Tauchen sofort wohl und überhaupt nicht ängstlich. Ich bekomme gut Luft und beginne mich unter Wasser zu entspannen.

Mein Freund und ich sind bis dato leidenschaftliche Schnorchler. In unseren vorangegangenen Urlauben auf Kreta und Malta haben wir oft stundenlang schnorchelnd im Wasser verbracht. Das ist bestimmt auch ein Grund, warum uns das atmen unter Wasser so leicht fällt. Jedoch ist das Mittelmeer nicht ansatzweise mit dem zu vergleichen, was wir hier vorfanden. Wie Max sagte: Du wist dich fühlen, als würdest du in ein Aquarium plumpsen. Und er hat Recht.

Einen Löwenfisch bekommen wir gleich am Anfang zu Gesicht

Ein kleiner Clownsfisch versteckt sich in den Anemonen

Diving me

Der Büffelkopf-Papagaienfisch hat unseren lieben Fotografen attackiert

Eine riesige Muschel

Noch ein Clownsfisch. Es kann sich dabei nur um Nemo handeln ;-)

Und dann, fast zum Ende des Tauchgangs sehen wir sie: eine Schildkröte. Ganz friedlich grast sie am Korallenboden. Faszinierend und mein persönliches Tauchhighlight!

Und ehe wir uns versehen ist es schon wieder Zeit aufzutauchen. Ich bin stolz, dass unser erster Tauchgang so gut geklappt hat. Natürlich lief noch nicht alles optimal. Aus Angst nicht schnell genug abzusinken um der Gruppe zu folgen habe ich zu flach geatmet und immer mehr an Tiefe verloren. Beim ersten Mal musste Max mich von der Wasseroberfläche wieder nach unten bringen. Die nächsten Male dann konnte ich die Atmung schon bewusster kontrollieren. Immer wenn ich Angst bekam nicht schnell genug abzusinken und somit ein Tier zu verpassen habe ich bewusst ruhig und gelassen geatmet und schon ging es wieder hinunter. Es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Und wenn ihr euch jetzt fragt, wie wir zu den Fotos gekommen sind: In der Tauchschule kann man sich für einen geringen Betrag eine Unterwasserkamera ausborgen. Da wir als blutige Anfänger jedoch mehr mit uns selbst zu tun haben, hat man uns gleich einen ganzen „Fotografen“ zur Verfügung gestellt, der nur mit auf den Tauchgang gekommen ist um Fotos von uns und der Unterwasserwelt zu machen. Wenn das mal kein netter Service ist. So konnten wir unsere ersten Taucherfahrungen für immer auf Fotos festhalten.

Obwohl das Wasser vor den Gili-Inseln angenehme 27 Grad warm ist, frösteln wir ziemlich, als wir wieder an Bord klettern. Schnell die schwere Tauchausrüstung ablegen und ab aufs Sonnendeck. In der warmen Sonne und zwischen all den coolen Tauchern fühle ich mich unglaublich glücklich. Mehr, mehr, mehr, denke ich! Das würde ich jetzt am liebsten jeden Tag haben.

Zurück an Land schälen wir uns als erstes aus dem nassen Neoprenanzug. In der Sonne und bei einem Bintang-Bier trocknen wir und verarbeiten gemeinsam mit dem australischen Pärchen das Erlebte. Tara schreibt sich spontan für den PADI-Tauchkurs ein. Total vom Tauchvirus infiziert würde auch ich am liebsten weitertauchen, aber unsere Zeit ist zu knapp um einen Tauchschein zu machen.

Ein Bintang und zwei Mochitos später ist es bereits dunkel und unser Magen knurrt erbärmlich. Wir machen einen kurzen Zwischenstopp im Hotel um uns zu duschen und frisch zu machen und treffen uns eine Stunde später wieder mit den Australiern zum Barbecue im Restaurants des Scallywags-Hotel. Da die beiden total begeistert von den Ribs schwärmten, wähle ich die spontan, obwohl ich noch niemals zuvor Ribbchen gegessen habe. Dazu gibt es Salate und Beilagen all you can eat vom Buffet. Die Australier teilen eine Flasche Wein mit uns, den sie von zu Hause mitgebracht haben. Im Anschluss an das Dinner, gehen wir noch auf ein Paar Cocktails in die Reggae-Bar nebenan.

Ein fantastischer Abend beendet einen ebenso fantastischen Tag. Alleine der Gedanke schon morgen die Insel in Richtung Gili meno zu verlassen, macht uns sentimental. Dennoch sind wir gespannt, was uns am nächsten Tag so erwarten wird. Dass wir uns an diesem Abend mal wieder auf dem Weg zum Hotel verlaufen, brauche ich nicht zu erwähnen…

Ward ihr schon einmal tauchen? Wenn ja wie hat es euch gefallen? Vielleicht erkennen die Tauchprofis unter euch ja noch mehr Fische, die wir beim Tauchen gesehen haben?

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10 Comments

  1. says: Manon

    Boah das ist ja ein absoluter Traum! Ich bin tot neidisch! Ich war selber auch tauchen (hab auch Open Water), in Réunion und Mauritius, habe aber leider keine / kaum Fotos.
    Die Fische sind aber ähnlich, deine hab ich auch alle gesehen und die Schildkröte war auch mein persönliches Highlight. Abgesehen davon sind Rochen (diese mega…) und Barracudas sehr sehr beeindruckend.

    Da fällt mir ein, dass ich endlich was zum Tauchen finden muss!

  2. says: Jessi

    Oh weh, so wird es mir auch bald gehen. Bin auch ein Angsthase und froh, dass wir nur in einem Schwimmbad üben! Aber es reizt mich ja doch, vor allem jetzt, wo ich all die tollen Bilder sehe!

    Bussi

  3. says: Sarah

    Herzlichen Glückwunsch zum ersten Tauchgang! Hoffentlich folgen noch viel mehr :-) Ich bin seit meinem ersten Mal „unterwasser atmen“ total angefixt und kann gar nicht mehr genug bekommen.

  4. says: Janina Artmayer

    Der Artikel macht wirklich Lust auf Meer – wortwörtlich ;) Ich war selber mal bei so einem Anfängerkurs am Great Barrier Reef dabei, das war ein absoluter Traum! Ist jetzt allerdings auch schon wieder ein paar Jahre her, die Erfahrung müsste ich auch dringend mal wieder auffrischen ;) Ich habe zum Thema Tauchen bzw. Freiwilligenarbeit unter Wasser auch aktuell einen Blogbeitrag geschrieben, vielleicht interessiert dich das ja auch? Würde mich über einen Kommentar von dir sehr freuen :) Du findest den Beitrag unter: http://www.wegweiser-freiwilligenarbeit.com/wildlife/tauchen/.

    Liebe Grüße, weiterhin alles Gute und viel Erfolg mit deinem Blog!

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