In Ulm, um Ulm und um Ulm herum – Ein Tag in Ulm

Die Universitätsstadt Ulm liegt an der Donau, am südöstlichen Rand der Schwäbischen Alb, in Baden-Württemberg, direkt an der Grenze zu Bayern.  Mit ihren 120.000 Einwohnern ein eher beschauliches Städtchen. Es ist Ostersonntag – mein Freund und ich brechen zeitig auf um uns vor der Heimreise die Stadt Ulm einmal genauer anzuschauen.

Im Zentrum von Ulm angekommen suchen wir uns ein kleines Café für ein gemütliches Osterfrühstück. Gar nicht so einfach, denn am Ostersonntag haben viele Cafés und Bäckereien geschlossen. Ihr müsst wissen: Ich bin der absolute Frühstücker. Ohne ein gutes Frühstück kann ein guter Tag bei mir nicht beginnen. Schließlich finden wir aber doch ein Café in dem wir bei einem leckeren Frühstück entspannt in den Tag starten können.

Gestärkt beginnen wir unsere Stadttour zunächst damit, die Touristinformation auf dem Münsterplatz aufzusuchen, die glücklicherweise auch an diesem Feiertag geöffnet hat.  Wir werden versorgt mit einer Broschüre inklusive Stadtplan und die nette Angestellte malt uns bereitwillig auf dem Plan sehenswerte Punkte ein.  Die Hauptattraktion Ulms – und ich gebe zu auch wir sind von diesem Highlight getrieben worden – ist das berühmte Ulmer Münster – der mit 161,53 Metern höchste Kirchenturm der Welt.

Ich muss zugeben, je älter ich werde und je mehr Städte ich besucht habe finde ich Kirchen zunehmend reizvoller. Schaut euch doch nur die liebevoll gestaltete und verzierte Fassade an. Das Ulmer Münster ist eine der schönsten Kirchen – vor allem von Außen – die ich in letzter Zeit gesehen habe. Aber damit nicht genug – Kirchturmbesteigungen sind auf Reisen zu meinen liebsten Hobby geworden. Hat die Stadt irgendwo einen Kirchturm, muss ich einfach hinauf. Ich liebe den Weitblick, die Freiheit dort oben und ich finde der mühsame Aufstieg gehört irgendwie dazu. Vielleicht noch ein Relikt aus alten Wanderzeiten in der Familie.

Wer die 768 Stufen bis auf 141 Metern zur obersten Aussichtsplattform hinaufklettert, hat einen prächtigen Rundblick auf das baden-württembergische Ulm und das bayerische Neu-Ulm, genießt bei klarem Wetter eine Fernsicht auf die Alpenkette von Säntis bis Zugspitze. Und genau das tue ich jetzt – allein, denn mein Freund hat Höhenangst und die Qual erspare ich ihm. Der Ausblick ist wirklich atemberaubend und Fitness gibt es gratis dazu. Ich unterhalte mich ein bisschen mit einem Vater, der seinen zwei Söhnen von oben die Sehenswürdigkeiten zeigt. Dort oben ist es so eng, dass keine zwei Menschen aneinander vorbei passen, also geht es in einer Art Einbahnstraße rund um den Turm. Wir haben die Sonnenseite erwischt, dadurch lässt es sich gut aushalten. Generell ist es nämlich trotz Sonnenschein nur ein paar Grad warm.

Gegenüber des Münsters liegt das Stadthaus, ein architektonischer Gegenpol zu dem spätgotischen Münster. Entworfen wurde es vom New Yorker Star-Architekten Richard Meier und beherbergt unter anderem die bereits erwähnte Touristenformation.  Dort hole ich nun meinen Freund wieder ab, der dort lieb auf mich wartet.

Die Grundsteinlegung des Münsters war übrigens im Jahre 1377. Im Inneren der Kirche haben 20.000 Menschen Platz und von Innen ist die Kirche ebenso imposant wie von Außen. Ich habe Schwierigkeiten den ganzen Innenraum auf ein Foto zu bekommen. Wie riesig die Kirche tatsächlich ist, sieht man erst im Vergleich mit den kleinen Menschen, die darin umherirren.

Auf dem Platz hinter dem Münster findet man ein Modell der Stadt Ulm. Hier ist es bedeutend einfacher, das Münster komplett auf ein Foto zu bekommen. Daneben ist eine Wasserinstallation eingerichtet, welche Wasser aus kleinen Düsen in die Luft sprüht und einen perfekten halbrunden Regenbogen zaubert. Beeindruckt bleiben wir davor stehen. Ein Stückchen weiter befindet sich im Schatten des Münsters eine kleine Kapelle – die Valentinskapelle – mit einen Springbrunnen davor. 1458 wurde die Kapelle von der Patrizierfamilie Rembold als Grabkapelle gestiftet, wobei ein Weinkeller (1290) des Klosters Bebenhausen als Gruft verwendet wurde. Nach der Reformation verkaufte man Fett in der Kapelle, daher rührt im Volksmund der Name ‚Schmalzhäusle‘.

Nach der Besichtigung des Münsters und seiner Umgebung schlendern wir als nächstes in den Südosten der Altstadt. Unweit des Münsters liegt das Ulmer Rathaus, unschwer an seiner opulenten Außenbemalung aus der Frührenaissance zu erkennen. In direkter Nachbarschaft zum historischen Rathaus imponiert das auf einer Grundfläche von 28 mal2 28 Metern errichtete pyramidenartige Bau der Stadtbibliothek mit einer Gesamthöhe von über 36 Metern.

Das herausragende Merkmal dieses vom Kölner Architekten Gottfried Böhm geplanten Bauwerks ist jedoch, dass seine Oberfläche zu über 4.995 qm aus Glas besteht.

Weiter geht es die Schuhhausgasse entlang zum gleichnamigen Gebäude. Das 1537 erbaute Gebäude wurde im Mittelalter als Zunfthaus der Schuhmacher genutzt. Vor dem Gebäude befindet sich der Georgsbrunnen von Claus Bauhofer (1580). Direkt daneben liegt die Kunsthalle Weißhaupt. Der keilförmige, dem Städtebau angepasste Gebäudeentwurf, stammt aus dem Münchner Architekturbüro WWA – Wolfram Wöhr Architekten. Und überhaupt – Ulm gefällt uns immer besser. Während wie so durch die kleinen Gassen schlendern, die kleinen bunten Häuschen anschauen und die Sonnenstrahlen genießen (wenn sie denn da sind, denn sonst ist es immer noch ziemlich kalt) beneiden wir unseren Bekannten ein bisschen um diesen tollen Wohnort. Gerade die gelungene Kombination aus alten Gebäuden gepaart mit modernen architektonischen Bauten macht eine tolle moderne Stadt aus.

Wir gehen weiter Richtung Süden durch die Altstadtgässchen und kommen als nächstes am Kornhaus vorbei. Der Bau entstand 1594 und zeigt wesentliche Merkmale der Ulmer Renaissance: den starken Helldunkelkontrast der Fassade und die Wellenrandzier der Giebelränder.

Das Ulmer Stadtviertel „Auf dem Kreuz“ lädt uns zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Etwa die Hälfte der Bauten sind vor 1700 entstanden. Und die freundliche Dame in der Touristinformation hat Recht uns das Viertel besonders ans Herz zu legen. Wirklich zuckersüß sind die kleinen Grabenhäuser. In kriegsbedrohlichen Zeiten pflegte die Reichsstadt zusätzliche Truppen anzuwerben. Als Quartier für diese erbaute die Stadt 1610 die Grabenhäuschen auf dem Stadtmauerwall. Es ist wundervoll an diesem herrlichen Frühlingstag entlang der kleinen Straße auf der Stadtmauer zu spazieren. In den kleinen Kübeln vor den Häusern blühen die Blumen, es duftet nach Frühling. Wie zauberhaft muss es sein in einem der kleinen Häuschen zu wohnen und an dem kleinen Gartentisch vor dem Haus einen Café zu genießen. An den Fenstern sitzen ältere Damen und blicken hinaus in die Welt. Den wirkungsvollen Abschluss der Reihe der Grabenhäuschen auf dem Seelengraben bildet der Seelturm. Der Name stammt vom einstigen Seelhaus vor der Stadtmauer, in dem die Seelschwestern Kranke und Aussätzige pflegten. Später wurde der Turm auch Zundelturm genannt, da hier die Stadt im 18. Jahrhundert den zum Schießen benötigten Zunder lagerte.

Über die Gänsetorbrücke überqueren wir die Donau und landen damit in der Stadt Neu-Ulm. Beide Städte sind nur durch das Donauufer getrennt – Neu-Ulm ist allerdings um einiges jünger als ihre große Schwester und liegt in Bayern. Das Donauufer ist wunderschön angelegt und begrünt. Und auch meine geliebten Möwen genießen auf dem Wasser die ersten Frühlingsstrahlen. Beide Donauseiten laden zum spazieren und verweilen ein, es gibt zahlreiche Parkbänke und Aussichtspunkte und der Straßenlärm ist plötzlich ganz weit weg.

Von der Neu-Ulmer Seite hat man darüber hinaus einen wundervollen Blick auf die Altstadt von Ulm. Seht ihr wie toll sich das Panorama der Stadt im Fluss spiegelt?

Über die Eisenbahnbrücke gelangen wir wieder auf die Ulmer Seite und landen quasi direkt in einem der schönsten Viertel der Stadt: dem Fischerviertel. Seit Ende der 70er Jahre wurde dieses historische Handwerkerviertel liebevoll restauriert und ein Bummel durch die Gässchen ist ein Muss für jeden Ulmtouristen. Ich bin total verliebt in das urige Viertel, was mich mit seinen Fachwerkhäusern ein bisschen an das La Petite France in Straßburg im Elsass erinnert. Am Fuß der Staufermauer, an und über der Blau (das ist der kleine Kanal, der durch das Viertel fließt), liegt das um das 14. Jahrhundert entstandene Schiefe Haus. Die namensgebende Schieflage entspringt der extrem weiten, schräg unterstrebten Verkragung über die Blau (1443). Schon 1620 musste die Schräglage im Zuge einer grundlegenden Erneuerung abgefangen werden. Seit seiner Restaurierung im Jahre 1995 wird das Schiefe Haus als Hotel genutzt. Hübsch, was?

Hier beenden wir unsere Stadttour und machen uns auf den Weg zum Auto, was in dem Parkhaus „Fischerviertel“ geduldig auf uns wartet.

Kaum zu glauben: Die kleine Stadt Ulm hat es geschafft zu einer meiner liebsten Städte Deutschlands zu werden. Sie hat im Schatten zahlreicher berühmter Deutscher Städte wie Heidelberg, München, Köln oder Hamburg definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient. Was meinst du?

PS: Mehr Abenteuer vor der Haustür gefällig?

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8 Comments

  1. says: Seiltanz

    Hast du sehr schön geschrieben, und deine Bilder sind auch toll :-) Der Ulmer Münster ist wirklich beeindruckend!
    Das zweite Bild ist echt toll, ich frag mich nur immer wieso die Stadt nicht darauf achtet wo sie so Lampen hinstellen, überall hat man welche auf Fotos drauf, egal wie man sich dreht und wendet ;-)

    Freu mich schon auf den zweiten Post!
    LG
    Manuela

    1. says: Jana

      Oh vielen Dank! Mit den Lampen hast du Recht, die stören total ;-)
      Morgen gibt es dann Teil 2 von Ulm….vermutlich wird es aber dann wohl noch einen dritten geben *g*
      Liebe Grüße, Jana

    1. says: Jana

      Jaa ich auch!!! Deshalb klettere ich ja auch überall hoch ;-)…hab übrigens auch ein bisschen Höhenangst, aber da muss ich durch…was tut man nicht für einen tollen Ausblick und schöne Fotos *g*

  2. says: Christina

    Wirklich sehr, sehr schön! :D
    Ulm gefällt mir sowieso sehr und der Münster ist einfach unglaublich, aber obwohl ich schon sicher fünf mal davor gestanden bin, bin ich noch nie reingegangen. *lach* Sollte ich wohl dringend nachholen. ^_^

    Und dann muss ich noch sagen: Herzlichen Glückwünsch zu deinem Gewinn und ich erwarte ewige Dankbarkeit und eine Postkarte! ;-DDD
    Eigentlich könntest du ja auch deinen Freund daheim lassen und mich mitnehmen. *laaach*
    Ich wünsch dir auf jedenfall super viel Spass. Wisst ihr den schon wann es losgeht?

    Liebe Grüße
    Christina

    1. says: Jana

      *g* Dankeschöön! Eine Karte kriegst du natürlich, musst mir nur mal deine Adresse an meine E-Mail-Adresse schicken ;-)
      Wann es losgeht weiß ich noch nicht, halte euch aber auf dem Laufenden…gibt auf jeden Fall einen ausführlichen Bericht zum Gewinn *freu*
      Liebe Grüße, Jana

  3. says: Kilchen

    Liebe Jana,
    das sind wunderschöne Ausblicke vom Ulmer Münster. Hübsch auch die ganzen Verzierungen. Ich kenne Ulm tatsächlich nur von dem Spruch aus deinem Posttitel ;-)
    GGLG Kilchen

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