Seit ich als kleines Kind gemeinsam mit meinem Papa gespannt den Dokumentationen über die legendäre Eiger-Nordwand lauschte, die er zu Hauf auf VHS aufgenommen hatte, wusste ich, dass ich diese faszinierende Gegend in den Schweizer Alpen einmal mit eigenen Augen sehen möchte. Ebenso leuchtende Augen, wie damals als Kind habe ich jetzt, rund 25 Jahre später, als ich mit dem Zug durch die Jungfrau Region vorbei an der Eiger Nordwand in Richtung Jungfraujoch fahre.
1. Station: Grindelwald First
Mit Snowtrex erkunde ich die nächsten Tage die Jungfrau Region und merke schnell: die Gegend im Berner Oberland ist schon etwas ganz Besonderes. War ich schon im letzten Jahr von den Panoramen von Laax und Davos geflasht, hauten Grindelwald und Co mich einfach von den Socken. Und das selbst an meinem ersten Tag, als Schnee und Regen abwechselnd die Sicht Richtung Tal trübten.
Ich habe mal gehört es gibt zwei Arten von Menschen: die, die sich von den umliegenden Bergen wundervoll geborgen fühlen, und die, bei denen der Anblick der Berge alleine Beklemmungen hervorruft. Fest steht, dass ich zu Ersteren gehöre. Denn für mich gibt es nichts Schöneres, als an einem nebligen Morgen in Grindelwald aufzuwachen und die in den Himmel ragenden Berge zu bestaunen. Es sind die ersten Eindrücke, die ich an diesem Morgen von dem Örtchen bekomme, denn bei meiner Anreise am Abend zuvor war es bereits dunkel und ich viel mehr beschäftigt bei dem Glatteis meinen Koffer den Berg hinaufzuziehen.
Aber auch jetzt versteckt sich ein Großteil des Panoramas hinter einer dichten Wolkendecke. Aus Regen wird Schnee während wir mit der Gondel in Richtung Bergstation First schweben. Nicht jeder hat hier Skier dabei. Vor und hinter uns wagen ein paar Asiaten ihre wohl ersten Schneeerfahrungen. Denn im Skigebiet Grindelwald-First kann man nicht nur Skifahren. Auch wir legen die Skier erst einmal beiseite und besuchen den 2015 eröffneten Cliff-Walk, einen spektakulären, direkt am Abhang entlang führenden Aussichtsweg unterhalb der Station, den wir bei diesem Wetter ganz für uns alleine haben. Man kann nur erahnen, wie unfassbar die Sicht hier an einem guten Tag sein muss, wenn die dichte Wolkendecke zwischendurch den Blick auf Grindelwald freigibt.
Aber nun nichts wie Skier an und los geht’s. Tage wie dieser sind ideal für ein Techniktraining und so lerne ich nicht nur das Skigebiet kennen, sondern auch meine eigenen Skifertigkeiten wieder einmal zu verbessern. Und, wie wichtig es ist, sich gerade bei Schneeregen und schlechter Sicht auf sein Gefühl zu verlassen. Zugegeben, das fällt mir als noch nicht so geübter Skifahrer nicht besonders leicht.
Zwei Stunden später als die Nässe langsam durch alle Kleidungsschichten dringt, wird es höchste Zeit für die Mittagspause – und da wir ja schließlich in der Schweiz sind, die erste Portion Käse. Und zwar im Berghaus First in Form eines Käseröstis mit Spiegelei. Yummi! Deftiges Essen schmeckt ja bekanntlich bei jedem Wetter, oder? Genauso wie der erste Apré-Ski-Drink. Wer jetzt meint Apré-Ski gibt es nur mit Ballermannmusik und Saufgelage, der wird in der Schweiz eines besseren belehrt. Hier gibt zu Bier und knallblauem Schlumpfshot, der nach Apfelringen schmeckt, stattdessen Lifemusik, oder Rock- und Hiphoptunes – na das ist doch gleich viel mehr nach meinem Geschmack.
Und wenn man das Ganze dann noch in einem alten umgebauten Schulbus („Bus Stop“) am Ende der Talabfahrt zu sich nehmen kann (oder ein paar heiße Mojitos) dann bin ich noch viel mehr dabei. Schließlich landen wir auf ein Bier in der Avocadobar, der coolsten Bar im Ort und hätten beinahe unser Abendessen verpasst. Hier wartet dann auch die zweite Käseportion des Tages (bzw. dritte, wenn man das käselastige Frühstück mitzählt) auf uns ein – wie soll es anders sein – typisches Schweizer Käsefondue.
2. Station: Das Jungfraujoch
Wie gut, dass das Wetter dann doch ein Einsehen mit uns hat. Denn als wir am nächsten Tag auf der kleinen Scheidegg in unseren Zug zum Jungfraujoch steigen, reist die dichte Wolkendecke langsam auf und gibt ein Stück blauen Himmel frei. Alleine schon die spektakuläre Zugfahrt entlang der Eiger Nordwand rechtfertigt einen Besuch des Jungfraujochs und den zugegeben teuren Ticketpreis. Ich komme kaum aus dem Staunen heraus, als der Zug plötzlich im dunklen Bergmassiv verschwindet. 20 Minuten später spuckt uns der Berg auf dem Jungfraujoch wieder aus und da das Wetter gerade aufreißt, machen wir uns auch gleich auf den Weg zum Sphinx-Observatotium, eines der höchsten Sternenbeobachtungsstationen der Welt.
Der wabernde Nebel gibt nun mehr und mehr den Blick auf das umliegende Bergpanorama frei, das zu den spektakulärsten gehört, die ich je gesehen habe. Uns zu Füßen liegt der gigantische Aletsch-Gletscher, der im Winter von einer dichten Schneedecke bedeckt ist, im Sommer aber im Rahmen von Gletschertouren begangen werden kann. Definitiv ein Grund, um dann noch einmal wieder zu kommen. Als wir die Aussichtsplattform verlassen, hat sich der Nebel vollständig verzogen und die Schlechtwetterfront endgültig für diese Woche verabschiedet. Was für ein Glück!
Nach dem obligatorischen Rösti besuchen wir den Eispalast. In Handarbeit wurde hier in den 1930er Jahren mit Eispickel und Säge mitten im Gletscher eine riesige Halle mit über 1.000 m² Fläche erschaffen mit dem Ziel seinen Besuchern den Gletscher und seine Besonderheiten näher zu bringen. Beinahe hätten wir in der Welt aus Eis die Zeit und unseren Zug verpasst, der uns zurück nach Grindelwald und dann weiter zum dritten Stop auf dieser Reise brachte:
3. Station: Meiringen-Hasliberg
Entlang des Brienzersees bringt uns eine weitere spektakuläre Zugfahrt in den Ort Meiringen, wo wir die Gondel direkt ins Skigebiet Meirungen-Hasliberg nahmen und während der Fahrt mit einem perfekten rosa Sonnenuntergang empfangen werden. Das Skigebiet ist international noch recht unbekannt, deshalb teilt man die Pisten eigentlich fast ausschließlich mit Lokals aus der näheren Umgebung.
Dabei sind die vielen breiten blauen und roten Pisten für Anfänger und Fortgeschrittene eigentlich perfekt geeignet. Auch das Panoama ist, wie ich es von der Schweiz gewöhnt bin, wieder atemberaubend. Manchmal schüchtert mich die unheimliche Weitsicht beim Skifahren sogar fast etwas ein, weil dadurch jede Piste irgendwie steiler wirkt – geht das nur mir so?
Zum Mittag kehren wir in die kleine, familiär geführte Hääggenstubli ein, die nur im Winter bewirtschaftet wird. Im Sommer macht die Familie dort ihren Käse, der auch mein Rösti (ähhmm ja nochmal Rösti) an diesem Tag versüßt hat. Das ist, wie alle Speisen in der Hütte, noch von Hand und frisch vor Ort zubereitet. Man sitzt an langen, großen Tischen so gemütlich beisammen, dass es gerade an stürmischen Tagen wie diesem schwer fällt, den Fuß wieder hinaus in die Kälte zu setzen. Ein absoluter Tipp, wenn ihr mal dort seid!
Skifahren und mehr in der Jungfrau Region – mein Fazit
Nach Davos-Klosters, Laax und St. Moritz hat mich auch die Jungfrau Region mit ihren Skigebieten nicht enttäuscht. Gerade wenn man nicht nur Skifahren möchte, sondern auch Interesse an Aktivitäten abseits der Piste hat, kann ich die Region nur empfehlen. Vom Schweizer Apres-Ski bin ich sowieso ein riesiger Fan und die Preise sind auch nicht so teuer, wie man immer glaubt.
Apropos Preise: Snowtrex, der Reiseanbieter mit der ich in der Jungfrau Region unterwegs war, hat sich ganz auf Wintersport fokussiert. Durch die günstige Angebote inkl. Skipass fällt der Skiurlaub in der Schweiz kaum teurer aus als irgendwo sonst und falls einmal doch kein Schnee liegen sollte, kann man seine Reise einfach kostenlos umbuchen. Das wird in der Jungfrau Region aber wohl kaum passieren, da die Skigebiete auf Grund ihrer hohen Lage sehr schneesicher sind.
Beim nächsten Mal will ich auf jeden Fall nochmal unterhalb der Eiger Nordwand auf der kleinen Scheidegg Skifahren gehen. Und natürlich mir das ganze noch einmal im Sommer anschauen, denn für Wandern und Co ist die Jungfrau Region mit ihren Panoramen natürlich mindestens ebenso geeignet.
Warst du schon mal in der Jungfrau Region und/oder hast du noch Fragen und weitere Tipps? Ab in die Kommentare damit!
Noch mehr Eindrücke gefällig?
Meine Reise in die Jungfrau Region erfolgte in Kooperation mit Snowtrex und des Jungfrau Region Tourismus. Vielen Dank dafür!
So schöne Bilder. Ich bin im Sommer in Grindelwald und will dann auch auf das Jungfrau Joch.
Toller Bericht! Das macht Lust auf die Jungfrau Region. Wer die unbeschreibliche Bergwelt dort noch nicht erlebt hat, sollte das auf jeden Fall auf seine Bücket List schreiben.