Im siebten Fotohimmel: Die wahre Mystik von Angkor Wat

Ich stehe auf Tempel und ich liebe es zu fotografieren. Am liebsten aber beides gleichzeitig. Ich muss sagen, die Tempel von Angkor Wat sind kein so einfaches Fotomotiv, besonders wenn man überall fette oder knapp bekleidete Touristen auf seinem Fotomotiv herumstehen hat. Selbst mit genügend Geduld ist es nicht immer einfach die beeindruckenden Reliefs in ihrer ganzen Pracht und Imposanz festzuhalten. Es brauchte drei Tage Übung, ein paar wenig besuchte Tempel und etwas Geduld um meine Fotoleidenschaft so richtig auszuleben zu können.

Preah Khan11

Herzlich Willkommen im Club der Tempelliebhaber! Da ihr offensichtlich freiwillig auf „Weiterlesen“ geklickt habt, scheint ihr wohl ebenso begeisterte Tempelfreunde zu sein wie ich. Auch wenn Angkor Wat in der Regenzeit tatsächlich vergleichsweise menschenleer ist, bin ich immernoch auf der Suche nach dieser einzigartigen Mystik, die ich mir vor meinem Besuch so sehr gewünscht habe. Statt knipsenden Asiaten und Europäern mit Reiseführern im Safari Look wünsche ich mir nichts sehnlicher als Ruhe und Beschaulichkeit um die Atmosphäre so richtig in mich aufzunehmen. Und ich wurde fündig:  Während die kleine Runde die Klassikern miteinander verbindet (also auch von jedem abgeklappert wird), führt die große Runde an weniger bekannten, weniger überlaufenen aber nicht minder schönen oder bedeutsamen Tempeln vorbei. Manche Tempel hat man somit fast gänzlich für sich alleine. Dann ist es so still um einen herum, dass man die Ohren offen hat für die Geschichten, die die Ruinen erzählen…

Banteay Kdei

Wir starten den Rundweg am Tempel Banteay Kadei, der zwar streng genommen noch zur kleinen Runde gehört, wir ihn aber am ersten Tag auf Grund Tempeloverkill und akuten Erschöpfungserscheinungen ausgelassen haben. Die bereits im 10. Jahrhundert unter Rajendravarman II. erbaute „Zitadelle der Zellen“ wurde im 12. / 13. Jahrhundert unter König Jayavarman VII.  zu einem Klosterkomplex umgebaut. Der Bau ähnelt dem Dschungeltempel Ta Prohm. Er ist zwar  weniger verziert und kleiner als sein berühmter Verwandter, aber dafür auch weniger überlaufen. Wegen seiner schlechten Bauweise und des brüchigen Sandsteins ist er heute in schlechtem Zustand, was ihm meiner Meinung nach jedoch nur noch mehr Charakter verleiht.

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Srah Srang

Der große Rundweg beginnt offiziell am Srah Srang, dem königliche Bad. Wobei man die Becken in keinster Weise mit einem antiken Schwimmingpool gleichsetzten kann. Vielmehr diente die Stätte als Wasserreservoir für rituelle Waschungen.

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Pre Rub

Pre Rub bedeutet wörtlich übersetzt „Wenden des Körpers“. Diese Bezeichnung weist auf ein Verbrennungsritual hin. Jedoch wurde auf dem Tempelberg niemand verbrannt. Vielmehr bezieht sich der Name auf seine Bausubstanz aus Laterit und Ziegelstein, die ihm im Gegensatz zu Sandstein bei Sonneneinfall eine unglaubliche Wärme verleiht. Das bekam ich auch ordentlich zu spüren. Denn trotz Regenzeit brütet die Sonne erbarmungslos vom Himmel und von Regen ist auch keine Spur zu sehen. Löwen bewachen die Aufgänge von allen vier Seiten der Pyramide. An ihrer Spitze hat man einen phänomenalen Blick über den Dschungel und die angrenzenden Reisfelder.

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Östlicher Mebon

Der Östliche Mebon liegt einsam in mitten von Reisfeldern. Früher war er eine Insel in einem heute ausgetrockneten Gewässer des Östlichen Barays. Breite Treppen führen zu einer weiten Terrasse aus Laterittgestein. An beiden Ecken der Terrasse übernehmen lebensgroße Elefanten die Rolle von Wächterstaturen. Sie eignen sich auch ganz prima als Schattenspender für ein kleines Päuschen.

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Ta Som

Der Tempel Ta Som liegt er weit abgelegen im nordosten der Angkor Wat Tempelanlage. Während ihres Terrorregimes diente er den Roten Khmer als Versteck. Kein Wunder also, dass der kleine buddhistische Tempel heute arg mitgenommen ist. Dennoch oder gerade deshalb besitzt der Tempel einen eigenartigen Charme. Auch er ähnelt dem Dschungeltempel Ta Prohm, nur eben ohne Touristenmassen. Trotz seines maroden Zustandes sind die Verzierungen erstaunlich gut erhalten. Wer also nach der perfekten Fotokulisse sucht, hat sie hiermit gefunden.

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Neak Pean

Die Trommeln der Khmer Musiker begleiten mich auf dem Weg zum Neak Pean, dem Tempel der sich ineinanderwindenden Schlangen. Über Holzstege erreicht man ein großes Becken in dessen Mitte sich auf einer Insel der Tempel erhebt. Angeblich soll diese Becken dem heiligen Himalaya-See Anavatapa nachempfunden sein, dem man magische Kräfte zuschreibt.

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Preah Khan

Der Tempel mit dem Namen „Heiliges Schwert“ ist wahrscheinlich das Relikt einer provisorischen Angkor-Hauptstadt. Sicher ist, dass die Anlage lange Zeit als Kloster und Universität diente, die über 1.000 Dozenten und fast 100.000 Hilfskräfte beschäftigte. Der riesige und verhältnismäßig gut erhaltene Tempelkomplex aus dem späten 12. Jahrhundert zählt zu den formenreichsten und bedeutendsten Flachtempeln des Kulturkreises. Ich weiß nicht ob es an den abwechlungsreichen Strukturen lag, oder daran, dass ich nun nach drei Tagen ein wenig Übung hatte, aber in keinem Tempel habe ich mehr tolle Fotomotive entdeckt.

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Trotz der gefühlten 1.000 Tempel, die ich in den drei Tagen besucht habe, konnte ich mich nach den drei Tagen nur schwer von Angkor Wat verabschieden. Als ich mit dem Tuktuk das Eingangstor wieder passierte, war ich regelrecht traurig. Es hätte noch so viel mehr zu sehen und zu bestaunen gegeben. Doch Kambodscha wartet auf mich – und Angkor Wat wird mich eines Tages wiedersehen…

Meine Angkor Wat Fototipps

  • Statt die Fotoklassiker (Angkor Wat, Bayon oder Ta Prohm) noch einmal nachzufotografieren, die man eh schon tausendfach gesehen hat lieber unbekanntere Tempel besuchen. So bekommt man einzigartige und individuelle Bilder, die sich von der Masse abheben
  • Nahaufnahmen der Reliefs wirken oft stimmungsvoller, als wenn man versucht die Gesamtszenerie festzuhalten
  • Oft sind es die Zeichen des Verfalls, die ein Foto erst die passende Atmosphäre verpassen. Seien es Verwitterungen, abgeschlagene Köpfe oder wuchernde Bäume: gerade das macht ein Bild besonders interessant.
  • Zeit nehmen: hetzt man schnell von einem Tempel zum anderen, sehen auch die Fotos entsprechend aus. Diesen Fehler habe ich am ersten Tag leider auch gemacht, und mich hinterher gewundert, warum so viele Bilder unbrauchbar beziehungsweise eher langweilig waren. Nimmt an sich genügend Zeit um die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen, finden sich die geeigneten Fotomotive von ganz alleine
  • Geduld haben: Irgendwann wird sich auch der dümmste Touri aus dem Bild herausbewegen
  • Touristen als Statisten nutzen: Warum nicht einfach mal den Spieß umdrehen und die Touris als Teil des Fotomotiv sehen. Besonders toll funktioniert das bei den Koreanern mit ihren schönen, bunten Sonnenschirmen.
  • Akzeptieren, dass ein Foto niemals so toll sein kann wie da Original…

Fällt es euch auch manchmal schwer, die Schönheit des Moments in einem Foto zu konservieren? Was sind eure besten Tempelfototricks?

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9 Comments

  1. says: Karina

    Liebe Jana,

    das sind wirklich sehr schöne und beeindruckende Fotos. Herzlichen Dank für diesen tollen Artikel.
    Hast du eigentlich irgendwo einen Fotokurs gemacht, oder ist es einfach die Erfahrung, die deine Fotos so toll werden lässt?

    Liebe Grüße,
    Karina

    1. says: Jana

      Hey Karina, danke für das liebe Kompliment, ich werd ganz rot :-) Nein einen Fotokurs habe ich bisher noch nie gemacht (würd ich aber gerne mal), meine „Fotokünste“ sind reines lerning bei doing, und das schon seit 20 Jahren :-D

  2. says: Manuela

    Geduld ist nur leider absolut nicht meine Stärke. Und mir fehlt auch oft das Verständnis.
    Am Wochenende in den Bergen. Muss man seine Brotzeit wirklich mit Rückem am Gipfelkreuz einnehmen? Es macht doch wirklich fast jeder ein Foto vom Gipfelkreuz und da will ich net mampfende Leute drauf haben.
    Ähja. Soviel dazu.

    Deine Bilder sind auf jeden Fall toll. Das letzte gefällt mir sehr gut. Und diese Wurzeln auf den Tempeln, einfach genial. Ich muss da hin!

    LG
    Manuela

    PS: Viel Spaß in London.

  3. says: Janett

    Wow was für tolle Bilder !! Da macht sich aber schon bemerkbar das du das ganze mit einer Spiegelreflexkamera gemacht hast. Die Tiefe der Bilder… Schön. Ich glaub ich muss da auch mal hin… Wenn es dort halt nicht so feuchtwarm und so wär…

    1. says: Jana

      Danke :-) Freut mich, dass sie dir gefallen!!! Ja die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit lassen sich in der Tat nicht beschönigen ;-) LG Jana

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