Sizilien für Naturliebhaber – (Noch) ein Geheimtipp

Geheimtipp: Sizilien für Naturliebhaber

Sizilien. Da denken die meisten an Sommer, Sonne und traumhafte Strände. Aber hast du schonmal vom Wald der Ungeheuer, dem sizilianischen Canyon Grotto dei Briganti, den Thermalquellen al Tramonto, und Übernachten in einem Zelt hoch in den Baumwipfeln gehört? Sizilien kann mehr als nur Badeurlaub und Sehnswürdigkeiten! Vor allem der Parco delle Madonie im nördlichen Teil Siziliens ist mit seinen mehr als 150 Kilometern Wanderwegen ein Naturparadies und totales Kontrastprogramm zur mediterranen Küste der Halbinsel. Und genau dorthin hat mich meine Reise verschlagen.

Sizilien – Mit dem Jeep in und um Caltavulturo

„Damit fahren wir?“ frage ich unglaublich, als ich den alten, gelben Jeep vor uns halten sehen. Und tatsächlich wird der Landrover aus den 70er Jahren unser heutiges Gefährt sein. Er gehört Tommaso, der schon sein Leben lang in dem kleinen Dorf Caltavulturo hoch in den Bergen Sizilien wohnt und uns damit seine schönsten Orte zeigt.

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Die wahre Pracht der schroffen Bergwelt des Parco delle Madinie eröffnet sich einem erst von dem Hügel Terravechia, an den sich der Ort malerisch anzuschmiegen scheint. Hoch kommt man entweder zu Fuß oder wie ich über die holprige Zufahrtstraße mit der sogar der Jeep ordentlich zu tun hat. Oben erwartet einen alte Ruinen einer ehemaligen Festung, welche die Stadt gegen Angreifer von der Küste verteidigen sollte. Heute erobert sich die Natur diesen Ort zurück und man kann ungestört in den Ruinen herumspazieren.

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Etwas unterhalb von Caltavulturo wartet uns dann im Bosco di Pietra das landschaftliche Kontrastprogramm. In einem kleinen Waldgebiet breiten sich Bäume wie Ungeheuer über den Waldboden aus. „Wirklich spüren kann man die Magie dieses Ortes nur, wenn alles still ist und man sich voll und ganz den Geräuschen und der Fantasie hingibt,“ erklärt Tommaso. „Ob ich es auch spüre“, will er wissen. Ja, irgendwie fühlt sich der Ort tatsächlich ein wenig magisch an, obwohl ich mir in Gedanken ausmale, wie er wohl erst reagieren würde, wenn er mal in einem unserer deutschen Märchenwälder unterwegs wäre.

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Sizilien – Baden in heißen Quellen

Zum Abschluss unseres kleinen Roadtrips zeigt uns Tommaso schließlich seinen Lieblingsort: eine kleiner Hotpot mitten in den Bergen, den er eigens gebaut hat. Früher gab es hier wohl mal eine richtige Therme, doch die ging Pleite. Das heiße Wasser war aber nach wie vor da. Und so baute er sich einfach selbst seine kleine Therme. Während die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet, genießen wir das Bad im wohlig warmen Wasser. Wenn da nur nicht dieser penetrante Schwefelgeruch wäre, der auch nach der Dusche immer noch an meinem Körper zu haften scheint.

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Petralia Soprana – Das schönste Dorf in Sizilien

Auch wenn es ein bisschen anmaßend ist, zu behaupten Sizilien in nur 5 Tagen wie meine Westentasche zu kennen, ist mir bisher (auf meinen ganzen Reisen!) noch kein so schönes Dorf untergekommen wie Petralia Soprana, idyllisch gelegen mitten im Parco delle Madonie und damit umgeben von einer imposanten Bergkulisse.

Aber es ist nicht nur diese Kulisse, die meinen Besuch dort so eindrucksvoll gemacht hat, sondern dass es sich so anfühlt als wäre die Zeit stehen geblieben. Anscheinend verirren sich kaum Touristen in diesen Ort, statt dessen treffen sich Alt und Jung nach Feierabend auf der Piazza in der Dorfmitte, durch die schmalen Gassen streift die ein oder andere Katzen, die zur Seite springt, wenn mal wieder ein alter Fiat 500 oder Panda um die Ecke fegt und von den Wäscheleinen an den Hauswänden baumelt die frisch gewaschene Wäsche.

Oft sind es doch diese kleinen Dinge, die aus einem schönen Dorf ein besonderes machen.

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Sizilien – Übernachten in einem hängenden Zelt

Ein ganz besonderes Erlebnis – und wohl meine ungewöhnlichste Übernachtung bisher – kann man im Parco Avventura Madonie erleben: und zwar in einem hängenden Zelt hoch in den Baumwipfeln übernachten. Erreicht wird das Zelt über die Kletterrouten des Parks, die natürlich auch alleine schon einen Zwischenstopp wert wären. Wie sehr ich Hochseilgärten mag, habe ich ja hier auf diesem Blog schon das ein oder andere Mal erwähnt. Aber in Kombination mit der ungewöhnlichen Übernachtung war mein Ausflug dorthin das perfekte Abenteuerpaket.

Auch wenn es in den Bergen Sizilien im Herbst schon mal ganz schön kalt werden kann, habe ich dank zwei Schlafsäcken und vier Decken geschlafen wie ein Stein. Erst das Wackeln der Seile durch meine Mitreisenden hat mich morgens sanft aus dem Schlaf geschaukelt.

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Sizilien – Klettern im Parco Avventura Madonie

Eine besondere Herausforderung war am nächsten Morgen dann eine Erfindung namens Powerfan. Hierzu klettert man auf rund zehn Metern Höhe auf einen Baum um dann für einen kurzen Moment im freien Fall wieder herunter zu springen. Wer mich kennt weiß, wie sehr mich so etwas fordert, denn ganz im Gegensatz zum Fallschirmsprung muss ich selbst den Impuls geben (also Springen) und hänge nicht einfach nur „dran“ und ergebe mich meinem Schicksal.

Aber alleine wegen dem beflügelnden Gefühl danach, kann ich jedem den Besuch (eigentlich egal welchen Hochseilgartens) nur empfehlen! Aber auch die anderen Kletterouten waren abwechslungsreich und anspruchsvoll und damit auch prima für Erwachsene geeignet.

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Sizilien – Wandern am Fuße des Pizzo Canna

Selbst wenn man – wie wir – nicht genug Zeit für eine ausgiebige Wanderung mitbringt, kann man im Rahmen eines kleinen, einstündigen Spaziergang entlang des Sentiero dell’aquila, dem Pfad des Adlers ein wenig von der alpinen Landschaft kennenlernen. Und mit lauter grasenden Kühen am Wegesrand und schroffen Bergpanoramen kommt tatsächlich Alpenfeeling auf.

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Sizilien – E-Mountainbiking am Rifuggio Marini

Ich muss ja zugeben: noch nie in meinem Leben habe ich mich darauf eingelassen und bin auf ein E-Bike gestiegen. E-Bike habe ich immer als „für Rentner“ abgestempelt, aber nach mehreren Stunden Klettern und Wandern an einem Tag, war ich am Nachmittag bereit, das „Abenteuer E-Mountainbiken“ zu wagen. Am Rifugio Martini mitten im Madonie-Park kann man sich die E-Bikes ausleihen und entweder auf eigene Faust oder mit einer geführten Tour losziehen.

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Mein Fazit: Je nach Intensität der Unterstützung gleicht das E-Bike fahren entweder mehr einer Scooterfahrt als einer echten Biketour. Wer viel (normales) Fahrrad fährt wird sich fühlen, als würde man eigentlich permanent bergab fahren, auch wenn es bergauf geht. Die Steigung muss schon ganz schön hoch sein, damit man im kleinsten Modus wirklich ins Schwitzen kommt. Aber der Geschwindigkeitsrausch, den man erleben kann ist einfach fantastisch. Ich gebe zu: irgendwie hat es mir doch ziemlich Spaß gemacht  – auch wenn sich meine Vorurteile ziemlich bestätigt haben.

Sizilien – Die Grotten von Gratteri

Der Madonie Park steckt voller Überraschungen. Überall gibt es spektakuläre Felsformationen, Schluchten und Gipfel, die nur darauf warten entdeckt zu werden. Was anderer Orts sicher als Touristenhotspot angepriesen werden würde, scheint hier völlig normal zu sein. Und so kommt es, dass man auch die Grotten oberhalb des Ortskerns von Gratteri ganz für sich alleine genießen kann.

Neben der tatsächlichen Grotte, aus deren Mitte eine Quelle entspringt, gibt es noch einen riesigen natürlichen „Triumpfbogen“ zu bestaunen, den man bei genauem Hinsehen sogar bereits aus dem Tal erkennen kann. Ungefähr eine halbe Stunde dauert der Aufstieg über einen breiten Steinweg, der sich Kurve um Kurve den Berg hinaufschraubt. Aber die Anstrengung ist es auf jeden Fall wert.

Übrigens: An der Weggablung muss man sich rechts halten, nach links geht es ebenfalls zu weiteren Grotten, die allerdings nur mit ein wenig Klettern zu erreichen sind. Wer also Lust hat auf noch mehr Abenteuer, kann in der Gegend noch viel mehr erleben.

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Sizilien – Frühschwimmen in Cefalù

Cefalù gilt als eines der schönsten Badeorte Siziliens und das zurecht. Selten sieht man Strand und historische Alststadt so untrennbar vereint. Am schönsten ist die Stadt am frühen morgen, wenn alles noch schläft und außer ein paar Sportlern und Hundebesitzern der Strand noch einsam und leer ist. Was gibt es da schöneres als eine Runde Frühschwimmen vor dem Frühstück? Das Wasser ist im Oktober noch viel wärmer als man eigentlich denken würde – vor allem wenn man die fünf Tage zuvor in den kalten Bergen verbracht hat. Also nichts wie rein in die Fluten!

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Himeria – „Machu Picchu“ in Sizilien

Die Ruinen von Himeria gehören zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Sizilien. Man kann man sie quasi als eine Art sizilianisches Machu Picchu bezeichnen. Fast ebenso malerisch an den Berghang schmiegen sich die Überreste der einst griechischen Stadt, die im Jahr 648 vor Christus gegründet wurde. Aber im Gegensatz zum peruanischen Pendant wird für den Eintritt gerade mal ein Euro fällig. Das berühmteste und besterhaltenste „Gebäude“ ist der Siegertempel, der sich auf der anderen Seite der Landstraße (leider und leider auch größtenteils von einem Zaun umrahmt) befindet.

Im gleichnamigen Museum kann man hunderte archäologische Fundstücke aus der Gegend bestaunen. Am spektakulärsten ist aber der Blick in den Keller in dem gefühlte Tausend Tonscherben auf ihre Aufarbeitung warten.

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Als ich in Cefalù auf eine Karte von Sizilien stieß und mir meine Route der vergangenen fünf Tage noch einmal genauer ansah, musste ich feststellen, wie groß Sizilien eigentlich ist und was für ein winziger Teil ich tatsächlich besucht habe. Fest steht: es ist ein Teil, der sonst eher ein touristisches Schattendasein führt. Wer mit ein paar Brocken Italienisch und Händen und Füßen zurecht kommt, kann dafür traumhafte Landschaften und fantastisches Essen genießen. Und es gibt noch sooo viel mehr zu entdecken!

Warst du schonmal im Norden Siziliens unterwegs? Was würdest du jetzt gerade am liebsten machen?

PS: Mehr? Kennst du schon mein INTERAKTIVES Video aus Sizilien?

PPS: Sizilien nur mit Handgepäck? Kein Problem! Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie und warum ich nur mit Handgepäck reise, dann leg ich dir meine Video-Reihe Nur mit Handgepäck reisen ans Herz!

PPPS: Du willst wissen, was meine Top Tools für jede Reise sind? Dann schau dir meine 10 Must Haves für jedes Reiseabenteuer an!

PPPPS: Kleiner Einblick hinter die Kulissen gefällig? Auf Chapter One Mag habe ich mal meine Meinung zum Arbeiten von unterwegs kundgetan.

Meine Reise nach Sizilien wurde vom Distretto di Cefalù e dei Parchi delle Madonie e di Himera unterstützt. Vielen Dank dafür. Meine Meinung und Begeisterung sind davon wie immer unbeeinflusst.

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12 Comments

  1. says: Katharina

    Wow, schaut echt toll aus die Landschaft. Das hatte ich bisher noch gar nicht so auf dem Schirm – aber werd ich mir für die Zukunft definitiv merken – dankeschön :)

  2. says: Marike

    Das ist ja toll dort, traumhaft. Wäre für uns auch mal eine tolles Nah-Ziel, nachdem wir nun zwei Jahre hintereinander auf Sardinien waren und dort mittlerweile sehr viel gesehen haben. Die Berge auf deinen Fotos sehen denen auf Sardinien schon sehr ähnlich, aber insgesamt kommt mir Sizilien noch ein wenig ursprünglicher und wilder vor als Sardinien, obwohl Sardinien gerade die Westküste entlang auch schon sehr unberührte Flecken Natur hat. Und wieder ist mein Urlaubswunschzettel gewachsen… :-D

  3. says: Grimm

    Hallo Jana.
    Wie bist du auf die Jeeptour gekommen? Das mit dem Pool sieht auch witzig aus.
    Viele Grüße
    Kevin und Ellen

  4. says: Sabine Stegemann

    Hallo, gibt es eine genauere Ortsangabe zu dem keinen Pool. Bin im Januar 2019 in der Gegend und hätte nichts gegen ein warmes Bad.

  5. says: Anne Fabritius

    Hallo,

    wir sind in der Gegend von Caltavulturo und würden gerne auch eine Tour mit Tommaso machen. Kannst du mir die Kontaktdaten schicken? Vielen Dank!

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