Die Sonne brennt unerbittlich auf mich herab. Trotz Hut fühlt sich mein Kopf schon nach wenigen Metern unerträglich heiß an. Mein Rucksack wird mit jedem Schritt schwerer und schwerer mit dem San Pedro hinter mir kleiner wird und sich die Wüste bis ins unendliche fortzusetzen scheint. Dabei sahen die vier Kilometer auf der Karte doch so kurz aus. Auf jeden Fall nicht viel länger als der Weg zurück zum Busbahnhof, an dem wir uns ein Taxi hätten nehmen können.
Auf halben Wege drehen wir um und stolpern in das erste Hotel im Ort, das wir finden können. Irgendjemand muss uns doch hier ein Taxi rufen können! Die Dame an der Rezeption hat Mitleid mit uns und kann uns tatsächlich ein Taxi besorgen. Völlig überteuert, aber immerhin. Die Frage, warum die schönsten Hotels eigentlich immer außerhalb liegen müssen, kann ich mir selbst beantworten, als wir die Einfahrt zum Alto Atacama erreichen. Die Hotelanlage schmiegt sich natürlich an die roten Felsen der Cordillera de la Sal. Das saftige Catarpe Tal verleiht ihr ein oasenartiges Aussehen, das durch die traditionelle Lehmarchitektur noch verstärkt wird.
Kaum zu glauben, dass wir uns in der trockensten Wüste der Erde befinden!
Hier dagegen blühen Lavendelbeete und wachsen rote Granatäpfel an den Sträuchern.
Endlich schließen wir die Tür zu unserem Zimmer auf und lassen unsere Rucksäcke auf den Boden plumpsen. 24 Stunden Busfahrt aus Santiago und ein missglückter Anreiseversuch zu Fuß haben ihre Spuren hinterlassen. Ein Blick in den Spiegel verrät mir, was für einen traurigen Anblick wir wohl bei unserer Ankunft abgegeben haben müssen: Müde, schmutzig vom roten Staub der Wüste und überhitzt von der anstrengenden Anreise.
Im Zimmer ist es dank Lehm-Architektur angenehm kühl und nach einer Dusche sind wir soweit regeneriert uns der „Außenwelt“ zu stellen, die die nächsten fünf Tage unser Zuhause sein wird.
Doch weit kommen wir nicht. Im Restaurant sehen wir bereits die ersten Gäste beim Mittagessen und da meldet sich auch unser Magen. Wer kann duftenden Steaks, frischen Salaten und einer Vielzahl an rafinierten Speisen auch schon widerstehen?
Wir erfahren, dass jeder Gast im Alto Atacama sowohl zum Mittagessen als auch zur Abendzeit mit einem umfangreichen Menü verwöhnt ist. Dieses wird jeden Tag um ein spezielles Tagesmenü erweitert. Glück hat der, der wie wir gleich fünf Tage bleibt – denn so schafft man es entspannt, sich einmal quer durch die Karte zu schlemmen. Und damit beginnen wir gleich zum Mittag. Ich entscheide mich für eine kalte Tomatensuppe, Fischriotto und einen Obstsalat, die den Weg vom Teller in meinem Magen finden. Dazu gibt es einen frisch gepressten Mangosaft. Man fängt ja nicht schon zum Mittag mit einer Flasche Wein an… Finde ich jedenfalls!
Nach dem Mittagessen legen wir dann unseren Exkursionsplan für die kommenden Tage fest. Denn das Alto Atacama bietet nicht nur Raum zum Genießen sondern auch jede Menge Abenteuer im Programm, dass man gut und gerne zwei Wochen beschäftigt wäre um alles zu erleben.
Schließlich entscheide ich mich für ein Programm, dass mich hoffentlich in vier Tagen dazu befähigt, meinen ersten 5.000 Gipfel zu besteigen. Denn so etwas macht man nicht mal so eben nebenbei. Egal wie „einfach“ sich die hohen Berge hier in der Atacama besteigen lassen, die Höhe darf nicht unterschätzt werden. Schließlich liegt mein Wunschkandidat, der Toco-Vulkan mit über 5.600 Metern rund 200 Meter höher als das Mount Everest Basecamp!
Bis zu unserer ersten Tour am Spätnachmittag bleibt genug Zeit um der riesigen Poollandschaft einen Besuch abzustatten. Unzählige kleine mit Schilfgras umgebene Becken erinnern tatsächlich ein wenig an eine Oase und sorgen für angenehme Abkühlung in der heißen Wüstensonne. Abends, wenn es dann schnell kälter wird, kann man sich in zwei beheizten Außenwhirlpools oder im großzügigen Indoorspabereich aufwärmen.
Und wer mal keine Lust auf ein mehrgängiges Mittagsmenü hat, der kann sein Essen ganz einfach mit leichten Salaten und Sandwiches an die Poolbar verlegen.
Die Oasenanmutung zieht sich durch das ganze Hotelgelände. So entdecken wir neben Lavendelfeldern und Lamaweiden einen großen natürlich angelegten Teich, der allerdings nicht zum Baden geeignet ist – wie ich zunächst dachte.
Du fragst dich (zurecht) wie überhaupt das ganze Wasser in die trockenste Wüste der Welt kommt? Der Ort San Pedro liegt am Fuße der Anden, die mit ihrem Schnee und Niederschlägen im Allgemeinen den Quell des Lebens in die Region bringen. Und so kommt es, dass wir in eben dieser trockensten Wüste der Erde jeden Nachmittag von sinnflutartigen Regenfällen heimgesucht werden, die nicht nur meine 5.000er Tour gefährden, sondern auch eine Woche später zu verheerenden Überschwemmungen der ganzen Region führen sollen.
Von all dem ahnen wir natürlich noch nichts, als wir im Anschluss an unsere erste Tour den Abend mit Lachsröllchen und Weißwein einläuten, gefolgt von einem Rindersteak und drei speziellen Eiskugeln der Region…verziert von einem Karamelllama. Lange halten wir es an diesem Tag nicht in der Hotelbar aus und fallen todmüde in unsere Betten.
Der nächste Morgen beginnt ebenso zeitig wie das Exkursionsprogramm. Denn schließlich sind wir ja gekommen um etwas zu erleben. Aber zunächst stärken wir uns am umfangreichen Frühstücksbuffet, das – anders als viele andere in Chile – durchaus mit einen europäischen mithalten kann. Was natürlich nicht fehlen darf sind Avocados, die es in Chile in allen Varianten und rauen Mengen auf jeden ordentlichen Buffet zu finden gibt. Mein Highlight: Ein gusseiserner Sandwichtoaster, den ich natürlich gleich ausprobieren muss. Mmmhhhhhh!
Bei all dem Genuss und Abenteuerprogramm fällt es schwer, unsere kleine Oase nach fünf ereignisreichen Tagen wieder zu verlassen. Als uns der kostenlose Hotelshuttle uns nach 10 Minuten Fahrt wieder in San Pedro absetzt, kommt es mir vor, als wären Wochen vergangen, als wir abgespannt und gestresst mit dem Bus hier – mitten im Nirgendwo – gelandet sind. Auch wenn meine Beine noch von meiner Gipfelexpedition schmerzen und der Kopf wegen der ungewohnten Höhe pocht bin ich entspannt wie lange nicht mehr.
Eins wurde mir mal wieder bewusst: Abenteuer müssen nicht zwangsläufig unbequem sein und Genießen ist keinesfalls langweilig! Ich finde: selbst auf den abenteuerlichsten Reisen muss Platz für ein wenig Genuss sein – und das Alto Atacama bietet die perfekten Ausgangsbedingungen dafür.
Alto Atacama Desert Lodge & Spa: Infos & Preise
Wer sich selbst einen Aufenthalt im Alto Atacama gönnen möchte, findet HIER weitere Informationen. Die Preise beginnen bei 600 USD pro Person für eine Übernachtung im Doppelzimmer inklusive Fullboard-Verpflegung und Ausflugsprogramm. Natürlich gibt es auch günstigere Angebote für Halbpension oder nur Frühstück.
Mein Aufenthalt in der Atacama-Wüste wurde vom Alto Atacama Desert Lodge & Spa unterstützt. Meine Meinung ist und bleibt dennoch wie immer meine eigene.
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Wow, das sieht wirklich traumhaft wunderschön aus! :-)
Das war es auch :-)