Einblick mit Ausblick: Der Gellértberg in Budapest

In meinem Traum eines perfekten Tagesausklangs sitze ich auf einer Anhöhe, blicke ins Tal und genieße die Abendsonne, wie in einem Cowboyfilm. Auch wenn es in Budapest keine Cowboys gibt, gibt es doch eine Anhöhe, den Gellértberg. Dieser 230 Meter hohe Felsen bietet neben einer fantastischen Aussicht über Budapest auch kulturell etwas: eine Festung aus dem 19. Jahrhundert, eine Höhlenkirche, sowie das berühmte gleichnamige Jugendstilbad. Ganz wie in meiner Vision lassen wir hoch oben auf den Gellértberg unseren ersten Tag in Budapest ausklingen.

Vom Pester Ufer aus, sieht man den Berg schon von weitem. Das Ziel vor Augen marschieren wir zu Fuß los – ohne ein Blick in die Karte werfen zu müssen. Über die Erzsébet-Brücke erreichen wir Buda. Der Weg hoch zum Gellértberg ist kaum zu verfehlen. Etwa 25 Minuten sollte man für den Aufstieg einplanen – doch wer genauso fotowütig ist wie ich, benötigt entsprechend länger, den überall winken tolle Fotomotive.

Das riesige Denkmal des heiligen Märtyrerbischofs Gellért ist schon von weitem zu sehen und erinnert an den Aufstand heidnischer Ungarn im 11. Jahrhundert. Sie nahmen, einer Legende zufolge, die gewaltsame Christianisierung Gellérts zum Anlass, ihn in ein Fass zu sperren und den Hügel hinunter in die Donau zu stürzen. Unterhalb des Denkmals entspringt eine Naturquelle als Wasserfall aus dem Gellértberg. Die Gischt erfrischt unsere müden Knochen und lässt uns Kraft für den Aufstieg sammeln.

Immer wieder zwingt uns die tolle Aussicht zum Verweilen. Ein bisschen beeilen müssen wir uns jedoch schon,  schließlich wollen wir ja auch noch oben auf dem Berg etwas von der traumhaften Abendsonne genießen können.

Und da stehen wir auch schon direkt vor Herrn Gellért, der wirklich eine tolle Aussicht hat.

Der nebenan gelegene Burgberg wirkt zum greifen Nahe. Das Kalksteinplateau hoch über der Donau beherbergt einige mittelalterliche Schätze und zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wenn ich nur daran denke, dass wir es aus Zeitgründen nicht mehr dorthin geschafft haben, werde ich ganz traurig. Aber drei Tage reichen eben nicht aus um alles in der Stadt sehen zu können. Und schließlich hilft der gute alte Spruch: man braucht immer etwas für das es sich wiederzukommen lohnt, oder?

Schließlich haben wir das Plateau und damit den Aussichtspunkt erreicht. Wir machen ein anderes Touristenpärchen glücklich, das sich verzweifelt versucht selbst zu fotografieren, indem wir unsere Hilfe anbieten und ein schönes Foto fürs gemeinsame Familienalbum schießen.

Oben auf dem Berg steht die Citadella, eine Festung aus dem 19 Jahrhundert, ursprünglich erbaut von den Habsburgern nach der Revolution von 1848/49 zur Abschreckung gegen mögliche weitere Aufstände. Als sie jedoch fertiggestellt war, regierte längst die Doppelmonarchie Österreich/Ungarn und die Festung hatte jeglichen Sinn und Zweck verloren. Heute beherbergt die düster wirkende Festung ein Hotel mit Restaurant, ein Café und ein Wachsfigurenkabinett. Dieses habe ich jedoch bereits bei meinem ersten Budapestbesuch vor 8 Jahren besichtigt und das Wetter wäre dafür auch einfach zu herrlich gewesen. Statt dessen decken wir uns an einem der kleinen Verkaufsstände mit einer Tüte Knabbereien und zwei Dosen ungarischen Biers ein und nehmen stilvoll auf einer Bank mit regelrechtem Firstclassblick platz.

Besser kann so ein erster Urlaubstag gar nicht ausklingen. Bevor die Sonne jedoch untergeht, verabschieden wir uns schweren Herzens von unserem Traumplatz. Wir werfen noch einen kurzen Blick in die Festung und begutachten die Kanonen, die vor den Mauern aufgestellt sind.

Von der Rückseite der Festung bietet sich ebenfalls eine grandiose Aussicht. Die Abendsonne taucht die Häuser auf der Pester Donauseite in ein weiches, warmes Licht.

Nachdem wir die Festung hinter uns gelassen haben entdecken die Freiheitsstatur, das inoffizielle Wahrzeichen von Budapest. 14 Meter hoch thront sie auf der Spitze des Gellértberges. Das Denkmal stellt eine Frau dar, die einen Palmenzweig in die Höhe hält. Im Jahr 1947 wurde die Statur von den Sowjets als Zeichen der Befreiung von den Deutschen erbaut. Es gibt Gerüchte, dass das Mahnmal eigentlich zum Gedenken an Miklós Horthys Sohn erbaut wurde, der 1942 in einem Flugzeugabsturz ums leben kam, und nach dem zweiten Weltkrieg schlichtweg umgedeutet wurde.

Von dort aus machen wir uns wieder auf den Weg nach unten – diesmal an der Südseite. Als wir den Fuß des Berges erreichen, stehen wir direkt vor dem berühmten Jugendstilbad: dem Gellért-Heilbad. Ursprünglich wurde es von den Türken erbaut, jedoch um 1910er Jahre herum nach Art des Jugendstils umgebaut. Nach seiner fast vollständigen Zerstörung im zweiten Weltkrieg wurde das Bad modernisiert wieder aufgebaut.

Obwohl wir diesmal für ein Bad keine Zeit haben, kann ich einen Besuch des Gellértbades jedem Budapestreisenden nur empfehlen. In diesen prunkvoll verzierten Hallen zu schwimmen ist wirklich ein einmaliges Erlebnis, das wir beide jedoch bereits bei einem früheren Budapestbesuch gemacht haben.

Auf unserem Weg zurück zur Brücke kommen wir an der eigenartigen Felsenkirche Sziklatemplom vorbei. Diese wurde 1931 vom Orden der Pauliner erbaut, jedoch von den Kommunisten in den 50er Jahren geschlossen. Seit 1992 wird die Kirche wieder genutzt. Leider ist sie an diesem Abend bereits geschlossen.

Über die Brücke geht es nun wieder zurück nach Pest. Während unseres Heimwegs beobachten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang, der die ganze Stadt in ein goldenes Licht taucht.

Als wir das Hotel erreichen ist es schon dunkel. Budapest hat sich an diesem Tag einmal mehr von seiner besten Seite gezeigt. Ein Spaziergang auf den Gellértberg ist eine tolle Möglichkeit um einen ersten Eindruck und Überblick – im wahrsten Sinne des Wortes – von Budapest zu bekommen. Auch beim zweiten Mal ist die Aussicht noch genauso atemberaubend schön wie beim ersten Besuch!

Ward ihr schon einmal in Budapest und auf dem Gellértberg?

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