Wer an Ligurien denkt, hat meistens nur die berühmten Cinque Terre im Kopf, die in den Sommermonaten quasi von Touristen überrannt werden. Aber es gibt noch eine anderen Seite von Ligurien, eine ruhigere. Wo die Uhren ein wenig langsamer laufen, wo ihr durch zauberhafte Bergdörfer schlendern, den Bauern bei der Olivenernte (die übrigens gerade voll im Gange ist) zuschauen könnt und über Blumenmärkte und -felder bummeln. Wo das italienische dolce far niente noch wirklich seinen Namen verdient hat. Gemeint ist die Blumenriviera, die sich die entlang der Küste zwischen Ventimiglia und Cervo im Westen Liguriens zieht.
Wer in dieser charmanten Region seinen Urlaub nur in einem unpersönlichen nullachtfünfzehn Hotel verbringt, dem entgeht das i-Tüpfelchen, das die Blumenriviera bietet – nämlich seine freundlichen und herzlichen Menschen. Menschen, deren Herz für die Region schlägt, die nicht abwandern in die große Stadt sondern mit Sorgfalt und Liebe kleine Familienbetriebe führen. Menschen, wie die sechs Ladies hinter der privaten Vereinigung der Mete di Liguria, die meine Reise in die Blumenriviera nicht nur durch ihre charmanten Unterkünfte unvergesslich gemacht haben. Sie haben sich zusammengeschlossen, um ihre eigene Vision vom Tourismus zu realisieren. Eine Vision, die genau dem entspricht, wie ich mir meine Reisen wünsche. Nachhaltig, individuell, gastfreundlich mit ganz viel landestypischer Kultur.
Während meiner Reise durfte ich mir alle sechs Agritourismus-Betriebe anschauen und die Gesichter dahinter kennenlernen. Wer also auf der Suche nach einer besonderen und individuellen Unterkunft in Norditalien beziehungsweise Ligurien ist und den große Bettenburgen genauso ein Graus sind wie mir, der wird die Mete di Liguria lieben.
#1 – Molino dei Giusi
Das Dumus Virgilii liegt in Molino dei Giusi,umgeben von Olivenbäumen oberhalb von Imperia. Der Blick, den ihr von dem hübsch eingerichteten Apartment mit direktem Zugang zum privaten Pool auf den Golf von Imperia genießen könnt ist einfach traumhaft. Die Ferienwohnung liegt in einem Nebengebäude des Familienanwesens, so dass ihr in Ruhe entspannen könnt. Die Besitzerin, Lorena betrieb einst ein Geschäft mit Luxusartikeln, bevor sie sich ganz auf ihr Tourismusprojekt konzentrierte. Leider spricht sie nur Italienisch, aber ihre Tochter, Virginella, war nicht nur die perfekte Dolmetscherin sondern hat uns auch ihre Lieblingsorte in Imperia gezeigt und mich auf einen morgendlichen Marktbesuch mitgenommen. Zum Anwesen gehören auch ein großer Garten voller Gemüse und Obst sowie ein paar Olivenhaine, die ganz ohne Pestizide auskommen. Und tritt man morgens auf die Terrasse liegt der Duft von Rosmarin und Jasmin liegt in der Luft.
#2 – Torre Rosso
Die zweite Unterkunft von Lorena ist in einem alten sarazenischen Wachturm untergebracht. Der Torre Rosso liegt in die Landschaft eines kleinen ligurischen Dorfes Villa Viani eingebettet. Der älteste Teil des Turms stammt aus dem Jahr 1500 und wurde nach Jahren des Verfalls von der Familie aufwändig restauriert. Im Inneren finden heute drei Appartements Platz, die alle ganz individuell eingerichtet sind – einfach, in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern und einem Hauch von Design in Beleuchtung und Details. Im Garten befindet sich ein kleiner Pool, sowie ein kleiner Gemüsegarten mit Kirschbaum, vom dem die Gäste natürlich auch naschen dürfen.
#3 – Uliveto Saglietto
Versteckt im ligurischen Hinterland befindet sich der kleine Ort Poggi. Ein italienisches Dorf, wie es im Buche steht. Hier befindet sich das Anwesen Tenuta Saglietto der Gastgeberin Tiziana. Mit Blick aufs Meer und die angrenzenden Olivenhaine wohnt ihr hier in einer ihrer Ferienwohnungen, die sich um ein Weingut, eine Mühle, eine prächtige Jahrhundertkiefer drehen. Hier könnt auf der Terrasse des Anwesens lokale Weine probieren oder am Pool unter Olivenzweigen relaxen. Tiziana hat dabei so viele Tipps auf Lager, dass wir problemlos hätten mehrere Wochen bleiben können um alles zu sehen. Am schönsten aber ist das morgendliche Frühstück, wenn die Luft noch frisch und die Sicht auf die Weiten des Meeres noch klar sind.
#4 – L’Adagio in Bardalucco
Das Dorf Bardalucco liegt mitten im Valle Argentina in den sogenannten mystischen Alpen Liguriens. Hier befindet sich das L’Adagio, das Bauernhaus der Familie Roi, die es mit Hilfe zweier Architekten aus Bologna geschafft hat, den rustikalen Charme des Gebäudes mit moderner Einrichtung zu kombinieren. Die fünf 5 Mini-Suiten sind dabei mit ganz unterschiedlichem Einrichtungsstil (elegant, ethnisch, modern, minimalistisch, provenzalisch) hergerichtet worden. Ergänzt wird das Anwesen durch einen Wellness-Bereich, in denen Rosella, die Besitzerin, die heilende Wirkung der Olive wieder entdeckt. Apropos Olive: zu dem Bauernhaus gehört auch eine alte Ölmühle, in der die Familie seit 1900 Olivenöl extravergine produziert. Heute gibt es natürlich modernere Anlagen, aber die einstigen Werkzeuge können immer noch besichtigt werden. Weiteres Highlight neben dem Spa: die terrassenförmig angelegten Gärten, die ein wundervoller Rückzugsort sind um ein Buch zu lesen und das süße Nichtstun zu genießen – immer mit Blick auf Bardalucco, das mit seinen Gässchen auf jeden Fall auch einen Besuch wert ist.
#5 – Borgo Muratori
Das Borgo Muratori liegt nur 3 km von Diano Marina entfernt. Umgeben von alten Olivenbäumen, wurde das alte Haus, einst ein Kloster, fachmännisch unter Verwendung der authentischen Materialien der ligurischen Architektur restauriert – ganz aus den klassischen Materialien Schiefer, Stein und Holz. Die drei Ferienwohnungen haben alle einen schönen Blick auf das Meer und sind mit antiken Möbeln gemütlich und trotzdem modern eingerichtet. Im Garten werden Zitrusfrüchte mit Olivenbäumen, mediterranen Kräutern, Zypressen angebaut. Daneben gibt es zahlreiche Rückzugsorte zum Entspannen sowie einen kleinen Pool. Für ihr Agriturismo gab Maura ihren Lehrberuf und das Schreiben historischer Romane auf. Dass sie ihre jetzige Aufgabe mindestens mit ebenso viel Begeisterung angeht, das merkt man im Borgo Muratori an jedem Detail.
#6 – Agriturismo Valcrosa
Mitten in den Weinbergen befindet sich die Maria Donata Bianchi Farm. Hier werden nicht nur seit 1977 Qualitätsweine produziert, sondern auch Gäste empfangen. Vier unabhängige kleine Häuser wurden von Maria Donata, liebevoll und gemütlich eingerichtet. Ergänzt wird das Anwesen durch einen großen Außenbereich zum Sonnenbaden, Essen und Kochen im Freien sowie einen größeren Außenpool und einen heißen Whirlpool. Bemerkenswert ist auch die Geschichte von der Besitzerin Maria Donatam, die ihre brillante Karriere als Rechtsanwältin an den Nagel gehängt hat um neben der Gästebewirtung den einzigen drei Gläser Weißwein (die wichtigste Auszeichnung Italiens des Weinführers „Gambero Rosso Vini d’Italia“) Liguriens auf ihrem Anwesen zu produzieren.
#7 – I Freschi
Wer es besonders traditionell mag ist in dem kleinen Dorf Freschi (die Frischen) gut aufgehoben. Hier hat Rosanna, einst Kommunalpolitikerin, rund drei Kilometer vom Meer entfernt, einen kleinen Rückzugsort geschaffen. Die Besonderheit: Die Häuser sind nach alt hergebrachter mit von Hand geschlagenen Steinen gemauert. Die insgesamt acht Appartements sind alle unterschiedlich und fallen durch urige Deckenbalken, Holzdecken, Steinmauern, Bögen, Nischen, Stufen und Gewölbedecken auf, welche den Gästen die Geschichte der Gebäude zu erzählen scheinen. Für die Einrichtung der Ferienwohnungen haben die Besitzer antike Familienstücke sowie Möbel aus lokalen Fachgeschäften liebevoll restauriert. Rund um die Steinhäuser wachsen Olivenbäume, duftende Blumen und Kräuter – ein perfekter Ort zum Herunterkommen.
Imperia
Alle sieben Unterkünfte liegen rund um Imperia, eine kleine authentische Küstenstadt, die zwar ebenso schön wie die Cinque Terre, aber dennoch keine typische Touristenstadt ist. Imperia ist nicht nur einer der Hauptumschlagplätze für Olivenöl in Italien, sondern bietet auch eine große Auswahl an landestypischen Restaurants und Geschäften, sowie Sandstrände und kleinere, verstecke Buchten. Am schönsten ist es im historische Stadtzentrum namens Porto Maurizio. Imperia entstand nämlich durch die Zusammenlegen zwei Städte Porto Maurizio und Oneglia. Ebenfalls sehenswert: der Hafen der Stadt, der als Kulisse des Films Bourne Identity bereits Hollywoodkarriere gemacht hat.
Und, wie gefällt euch diese, unbekannte Seite von Ligurien oder ward ihr vielleicht sogar schon mal an der Blumenriviera? Und seid ihr auch so große Fans von individuellen, authentischen Unterkünften wie ich?
Vielen Dank an die Mete di Liguria für die Einladung, die spannenden Eindrücke und den herzlichen Empfang.
Hallo Jana,
wir waren letzten Sommer in Vasia, oberhalb von Imperia.
In diesem kleinen Dorf, fernab vom Tourismus, haben wir uns sehr wohl gefühlt. Wir haben uns sofort in die Landschaft und das leckere Essen verliebt.
Vielleicht werden wir irgendwann mal wieder hin fahren ☺️
Sehr schöne Gegend, ich liebe ja das mediterrane Klima! War letzten Sommer mit meiner Familie an der Blumenreviera und es war super entspannt. Das Essen in der Region kann ich auch jedem nur empfehlen. Man sollte beim Sachenpacken wirklich darauf achten gegen die pralle Sonne gewappnet zu sein.