Zur Tegernseer Hütte: Frühlingswandern in den bayrischen Voralpen

Wandern Tegernseehütte

Ich weiß nicht, wie das immer passiert, aber EIGENTLICH wollte ich doch nur einen kleinen Ausflug zum Tegernsee machen. TATSÄCHLICH aber finde ich mich plötzlich auf einer 850 Höhenmeter-Bergtour zur Tegernseer Hütte wieder, die es mir bei meiner Internetrecherche so angetan hat, dass ich einfach dort hin musste. So richtig klar wurde mir diese Entscheidung erst, als ich keuchend die ersten Höhenmeter durch den Wald zurücklegte. Es war einer dieser Momente, in denen man sich fragt: Warum zum Teufel tue ich mir das an? Hätte ich nicht einfach gemütlich in der Sonne liegen können?

Leider passiert mir so etwas andauernd! Warum? Ich weiß es nicht. Vielleicht bin ich ein bisschen masochistisch veranlagt. Vielleicht weiß ich aber auch nur, dass die Anstrengung meistens belohnt wird. So auch dieses Mal, aber dazu später mehr.

Das eigentliche Problem: Die Gehzeit von Bayerwald zum Ross- & Buchstein-Gipfel sowie zur Tegernseer Hütte und zurück ist mit viereinhalb Stunden angegeben und ich habe maximal fünf Stunden Zeit, bis ich wieder am Auto sein muss.

Wanderung zur Tegernseer Hütte

Und so kommt es wie es kommen muss: Ich gehe viel zu schnell los und bin viel zu schnell am Ende meiner Kräfte. Vielleicht liegt es auch an dem steilen, unerbittlichen Weg, der sich Serpentine um Serpentine den Berg hinaufschraubt – ohne enden zu wollen oder ein Stück Entspannung zwischendurch zu bieten. Vielleicht habe ich auch einfach nur einen schlechten Tag.

Trotz Fluchen über meine Entscheidung und mehrere Erschöpfungspausen zieht mich eine magische Hand immer höher.

Nachdem ich auf dem ersten Wegstück bereits so viel Zeit verloren habe, glaube ich schon nicht mehr an ein Happy End. Um wenigstens ein Ziel vor Augen zu haben beschließe ich zumindest bis zur oberen Sonnenberg Alm zu gehen, die etwa auf halben Wege zum Gipfel liegt.

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Rund eineinhalb Stunden später kommen die Alm plötzlich in Sichtweite. Jetzt kommt mir der Aufstieg plötzlich gar nicht mehr so schlimm vor. Spätestens als ich die Alm erreiche, ist alle Anstrengung vergessen. Denn mit dem Erreichen des Bergkammes zeigen sich auch die beiden Gipfel und die spektakuläre Tegernsee Hütte zum ersten Mal.

Und sie sind zum Greifen nahe! Jetzt gibt es natürlich kein Zurück mehr. Die verbleibende Wegzeit ist mit einer Stunde angegeben. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich es mit ein wenig Beeilen auf dem Rückweg sicher noch rechtzeitig zurück zum Parkplatz schaffen kann. Puh!

Ohne Pause passiere ich den Kamm und folge dem Weg durch ein paar Schneefelder. Die Kälte die sie ausstrahlen erinnert mich daran, dass ich auch ausrüstungsmäßig nicht für eine Bergtour ausgestattet bin. Nur meine Wanderschuhe lassen erkennen, dass ich nicht zum ersten Mal in den Bergen bin. Wie gut, dass die Niederschlagswahrscheinlichkeit an diesem Tag bei unter 20 Prozent liegt.

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Es dauert nicht lange und ich erreiche die Weggablung an der mich ab jetzt zwei Wege an mein Ziel bringen. Der Altweibersteig, der mich in einer Stunde zum Gipfel bringen würde, ist jedoch wegen Lawinengefahr gesperrt und so bleibt nur der kürzere Weg, der über einen leichten Klettersteig in einer halben Stunde zum Gipfel führt. Die Aussicht auf die Kletterpartie weckt in mir ungeahnte Kräfte und der weitere Weg geht mühelos von der Hand. Ich hatte bereits vorher herausgefunden, dass man für die Klettereien keine Kletterausrüstung braucht und tatsächlich handelt es sich bei dem „Klettersteig“ nur um ein paar ausgesetzte Stellen, die durch Drahtseile gesichert sind.

Viel schneller als erwartet kommt die Tegernseehütte in Sichtweite. Sie sieht in Echt noch viel spektakulärer aus, als auf dem Foto, das mich spontan zu dieser Tour motiviert hat. Aber zunächst halte ich mich nach links und mache mich an den 10 Minütigen Aufstieg zum Rossstein auf 1.698 Metern, der eine tolle Sicht auf die umliegende Bergwelt bietet.

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Als ich wenig später dann die Tegernseer Hütte erreiche, werde ich freundlich von den Gastgebern begrüßt. Sie hätten eigentlich noch nicht auf, könnten mir aber ein Bier und eine Kartoffelsuppe anbieten. Das Angebot nehme ich gerne an, denn inzwischen ist es bereits drei Uhr und ich habe seit dem Frühstück nichts gegessen. Zusammen mit einer Hand voll anderen Wanderern habe ich die Sonnenterrasse fast für mich alleine. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es hier zu Hochzeiten wie im Taubenschlag zugehen soll.

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Schweren Herzens mache ich mich nach dem Essen wieder auf den Rückweg und lasse auch den Bruchstein-Gipfel (für dieses Mal) links liegen. Dunkle Wolken ziehen auf und machen mir den Abschied ein wenig leichter. Da der Altweibersteig gesperrt ist, muss ich auf dem selben Weg zurück wie ich gekommen bin. Eigentlich bevorzuge ich ja Rundtouren, doch in diesem Fall bin ich ganz froh den Weg bereits zu kennen und so die Zeit besser einzuschätzen, die ich dafür benötige.

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Als ich nach kurzer Zeit die Almen erreiche, ist der Himmel über mir bedrohlich dunkel geworden. Ich lege noch einen Zahn zu, doch es hilft nichts. Fünf Minuten später bricht (von wegen 20 Prozent!) ein Gewitter über mich herein. Vor lauter Erleichterung die Drahtseilstellen noch rechtzeitig überwunden zu haben, merke ich gar nicht, wie mir der Regen über das Gesicht rinnt und meine „suboptimalen“ Klamotten in Windeseile durchnässt.

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Lange hält der Regen glücklicherweise nicht an, so dass ich wenig später mein nasses Shirt über den Rucksack hänge und die Sonne meine nasse Haut trocknen lasse. Ich habe inzwischen bereits die Niederalm erreicht, die nur noch eine halbe Stunde vom Parkplatz entfernt ist. Da ich gut in der Zeit liege, lasse ich es nun etwas langsamer angehen und genieße die warmen Sonnenstrahlen. Letztendlich erreiche ich den Parkplatz rund 20 Minuten vor Deadline.

Erschöpft und glücklich, den Weg in der zur Verfügung stehenden Zeit geschafft zu haben, mache ich mich auf den Rückweg nach München. Glücklicherweise war die Autobahn nicht wie sonst verstopft, sonst wäre ich tatsächlich zu spät zu meiner Verabredung gekommen. So blieb sogar noch Zeit für einen kurzen Fotostopp am Tegernsee, den ich ja eigentlich hatte besuchen wollen.

Wandern Tegernseehütte

 Wanderung zur Tegernseer Hütte – Infos & Tipps

Die Wanderung zur Tegernseer Hütte ist wirklich (entschuldige das Superlativ) ein Juwel, das ich in den bayrischen Voralpen so nah an München so nicht erwartet hatte. Wenn ihr also diese Wanderung nachgehen möchtet, macht es NICHT wie ich, sondern nehmt euch genug Zeit um die Tour richtig zu genießen. Viereinhalb Stunden (inklusive Pausen) ist für die rund acht Kilometer lange, als mittelschwer klassifizierte Tour inklusive Rossstein wirklich das Minimum. Ich hätte mir gewünscht mehr Zeit für eine ausgiebige Pause und auch für die Besteigung des Bruchsteins zu haben.

Wer sich nicht sicher ist, ob er die Kletterstellen sicher meistern kann, dem empfehle ich noch ein bisschen zu warten, bis der gesamte Schnee geschmolzen und der Umweg über den Altweibersteig wieder begehbar ist. So kann man sich am Klettersteig versuchen und im Notfall umdrehen und außer herum gehen. Ach ja, und nimm dir Zeit für den ersten Anstieg, denn der hat es echt in sich.

Übrigens kann man in der Hütte, die offiziell vom 2. Mai- bis zum 1. Novemberwochenende geöffnet hat, auch übernachten. Der Sonnenuntergang von der Terrasse soll sich sehen lassen können.

Eine gute Wegbeschreibung inklusive Anfahrt findest du HIER. und hier meine Wanderroute als Google Maps-Karte.

Wie gefällt euch die Wanderung und die Tegernseer Hütte? Hättet ihr so eine spektakuläre Tour in den bayrischen Voralpen erwartet?

Und: Habt ihr noch weitere Tipps für schöne Touren rund um München? Ich war sicher nicht das letzte Mal dort!

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6 Comments

  1. says: Gilly

    Ich bin eigentlich überhaupt nicht der Wandertyp, aber dein Beitrag macht Lust, die Strecke auch mal abzulaufen. Danke.

  2. says: Katharina

    Die Tour ist wirklich klasse, wir haben Sie im Sommer vor 2 Jahren gemacht – und zu unserer Zeit war wirklich „Hochbetrieb“.
    Ich liebe deinen Blog!! Habe mir ein paar Ideen für Bali geholt, das steht im Juni/Juli an, aber alle deine Bilder verstärken das chronische Fernweh noch mehr :-)
    Weiter so!

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