Sonnenuntergang über Bangkok: Eine Odyssee mit Happy End

Eigentlich sollte dieser Abend der perfekte Abschluss unserer Reise werden. Aber dann kam alles anders. Es ging so viel schief wie nur schief gehen kann und statt mich darüber zu ärgern, konnte ich während dessen nur lachen und es kaum erwarten euch von so viel Pech zu erzählen. Und dann kam plötzlich das Happy End und ich dachte nur: „Mist, Storys mit Happy End sind doch nur halb so schön.“ Dafür erlebte ich den Sonnenuntergang meines Lebens. Nun ich erzähle euch die Geschichte trotzdem. Sie spielt in Bangkok, am letzten Tag vor meiner Rückreise nach Frankfurt.

Hallo Magen-Darm-Grippe!

Ich weiß noch wie ich mich früher immer damit gebrüstet habe, was für einen robusten Magen ich habe. Ich war der Meinung mich könne nichts umhauen. Anscheinend muss ich diese Eigenschaft mit dem Näherrücken der magischen 30 verloren haben, denn neben Buddha Staturen und Holzschmuck brachte ich auch eine fiese Magen-Darm-Grippe aus Kambodscha mit nach Bangkok. Als wenn das noch nicht genug ist, muss ich mir bei meiner Radtour durch Bangkoks Mittagshitze einen Sonnenstich geholt haben. Das ganze macht einen Cocktail aus hämmernden Kopfschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Apropos Cocktail: Mein Symptom-Portfolio steht so ein bisschen im Wiederspruch mit unserer geplanten Abendaktivität: einem Sundowner in einer von Bangkoks berühmten Rooftop-Bars. Es war etwas worauf ich mich schon vor der Reise so unglaublich gefreut hatte. Schließlich liebe ich Ausblicke und Sonnenuntergänge und beides zusammen ist quasi wie ein sechser im Lotto – naja fast. Nun, wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, dann bin ich nur schwer davon abzubringen: Ich schmeiße mir zwei Kopfschmerztabletten ein, stelle mich unter die Dusche und mache mich noch etwas taumelig für den Abend fertig. Von meinem tatsächlichen Zustand sage ich meinen Mitreisenden natürlich nichts – es könnte ja sein, dass sie auf die Idee kommen und mit mir zu Hause bleiben wollen. Wir hatten uns für die Octave Skybar im Stadtteil Sukhumvit entschieden, die als „die Neue“ unter den Skybars gilt. Kein Eintritt, ein loser Dresscode und weniger Andrang hatten uns die Entscheidung leicht gemacht.

Lost in Bangkok

Unsere Pechsträhne beginnt im Taxi. Denn wir haben vergessen, die Adresse der Skybar aufzuschreiben. Ich war – nativ wie ich bin – davon ausgegangen, dass der Taxifahrer schon wissen würde, wo er hin muss, wenn wir ihm die Octave Skybar im Marriot Hotel Sukhumvit nennen. Tja, dem war nicht so. Es ist ja nicht so, dass in Sukhumvit nur eine Hand voll Hotels gäbe – alleine Marriots gibt es zwei. Aber dazu später mehr (ich denke ihr ahnt es schon). Wir brauchen also dringend Internet um die Adresse nachzuschauen. Was liegt da näher, als den verrückten Taxifahrer mit den Klunkern um den Hals und dem pinken T-Shirt um sein funkelndes Smartphone zu bitten und im Internet nach der Adresse zu suchen. Er hat es mir tatsächlich gegeben, dumm nur, dass ich die Adresse nicht in thailändischen Schriftzeichen goggeln kann, geschweige denn die Ergebnisse lesen. Ich gebe schließlich auf und wir lassen uns an der nächsten Ecke rauswerfen. Zu Fuß geht es nun weiter auf der Suche nach WLAN. Wir werden auch ziemlich schnell im nächsten Starbucks fündig. Wir kaufen Kaffee und bekommen das heiß ersehnte Wifi-Ticket in die Hand gedrückt. Manchmal neige ich ja in solchen Situationen zu sehr merkwürdigem Konsumverhalten: denn irgendwie wollte ich plötzlich ganz dringend einen dieser sinnlos überteuerten Warmhaltebecher mit Bangkok drauf haben. Für insgesamt fast 50!! Euro erstehen wir drei Stück und die Odyssee kann weitergehen. Diesmal mit der Adresse in der Hand.

Bangkok-Taxi

„Skybar? Hier gibt es keine Skybar!“

Wir steigen also in das nächste Taxi ein und geben dem Fahrer die Adresse durch. Dieser scheint uns irgendwie nicht so richtig zu verstehen, aber wir bleiben erst einmal entspannt. Schließlich kann jetzt ja nicht mehr so viel schief gehen. Nach nur 5 Minuten Taxifahrt, sehen wir plötzlich das riesige rote Marriot-Schild am Horizont und lassen uns vom Taxifahrer absetzen. Glücklich endlich am Ziel angekommen zu sein, stürmen wir in das Gebäude und erkundigen uns nach der Skybar. Der Marriot Mitarbeiter guckt uns verdutzt an. „Skybar? Wir haben keine Skybar!“ erwidert er uns und schickt uns in das zweite Marriot-Hotel in Sukhumvit, was etwa 12 Kilometer von unserem entfernt ist.

„Nein, da fahre ich nicht hin!“

Also rein ins Taxi Nummer Drei. Doch als wir unser Ziel nennen schüttet der Taxifahrer nur den Kopf. Da fahre er nicht hin. Wir verstehen die Welt nicht mehr. Als uns die nächsten drei Taxifahrer die gleiche Antwort geben und das ganze mit Stau begründen, beschließen wir den Skytrain zu nehmen. Was für jedoch für andere in Bangkok Standard ist, ist für uns totales Neuland. Denn in unseren jeweils ein beziehungsweise zweitägigem Aufenthalt in Bangkok haben wir uns aus Bequemlichkeitsgründen bislang für das Taxi entschieden. Naja nun also doch der Skytrain.

Die Sache mit dem Skytrain

Wir fragen uns zur nächsten Station durch und erfahren, dass unsere Station nur etwa fünf Haltestellen entfernt liegt. Während wir in der Schlange geduldig warten bis die Person vor uns seinen ganzen Frust mit seiner Monatskarte abgelassen hat, wird es bereits dunkel. Weshalb waren wir noch gleich hier? Sonnenuntergang? Nee, den können wir uns sowieso abschminken, denn der Himmel ist inzwischen von einer dichten Wolkendecke überspannt. Irgendwann haben wir doch unsere Tickets in der Hand und sind in den richtigen Zug eingestiegen.

It´s raining men halleluja!

Als wir an der richtigen Station aus dem Zug aussteigen, kommt uns schon ein Schwall nasser Luft entgegen. Es hat angefangen zu regnen – und zwar nicht nur ein bisschen, sondern typisch tropisch in Strömen. Inzwischen wollen wir eigentlich nur noch ankommen – ich möchte hier nochmals meinen eher suboptimalen Gesundheitszustand erwähnen. Anscheinend hat das Schicksal jetzt ein Einsehen mit uns, und wir können die großen Marriot-Leuchtbuchstaben schon von der Skytrain Station sehen. Ich will mittlerweile einfach nur noch irgendwo sitzen. Klitschnass erreichen wir das Gebäude und fahren mit dem Aufzug in das oberste Stockwerk.

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Das kitschige Happy End

Wir steigen also so mir nichts dir nichts in der obersten Etage aus und treten ins Freie. Wir trauen unseren Augen kaum: Während der Regen auf den Boden prasselt und die eine Seite des Himmels in dichten Wolken liegt, ist der Himmel an der anderen Seite in ein zartes Rosa getaucht. Aus Angst, den Moment zu verpassen, springen wir im Regen um die Aussichtsplattform herum und halten jede Seite gleich mehrmals fest. Und dann passiert das unglaubliche: Während es weiter in Strömen vom Himmel regnet wird das rosa am Horizont immer stärker und stärker bis es plötzlich fast lila ist und den ganzen Himmel einnimmt. Ich kann es nicht fassen.

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Inzwischen mit einem alkoholfreien! Cocktail ausgestattet kann ich meinen Blick nicht von diesem unglaublichen Schauspiel reißen. Minute um Minute wird das rot intensiver und leuchtender. Und wenn man glaubte, dass jetzt der Höhepunkt erreicht ist, wurde man Sekunden später eines besseren belohnt. Es war einfach Wahnsinn. Ich vergesse meine Kopfschmerzen, meine Übelkeit und den Schwindel – die Welt um mich herum verschwimmt. Plötzlich bin da nur noch ich und dieser unglaubliche Sonnenuntergang bei dieser unglaublichen Aussicht in dieser unglaublichen Situation. Und auch wenn ich meine Story an diesem Tag nicht bekommen habe – so wird mir dieser Abend für immer in meinem Gedächtnis bleiben.

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Nachdem die Sonne vollends untergegangen und mein Cocktail ausgetrunken war, musste ich dann endgültig kapitulieren und mich meiner Krankheit hingeben. Die Fahrt mit dem Taxi nach Hause, die Nacht sowie die Rückreise nach Frankfurt nehme ich nur noch schemenhaft war.

Tja auch wenn ich es im Nachhinein nur ungern zugeben mag: irgendwie mag ich sie ja doch, diese Geschichten mit Happy End. Jedenfalls diese…

Wann lief bei euch auf Reisen mal etwas so richtig schief? Gab es letztendlich ein Happy End?

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15 Comments

  1. says: Jessi

    Oh wow, sind das geile Bilder!
    Bei mir läuft häufig mal was mit dem Zug oder dem Flugzeug schief, aber ich bin immer irgendwann angekommen. :-)

    Liebe Grüße
    Jessi

  2. says: Janett

    Das hört sich ja echt nach einem Abenteuer an. Und ich muss sagen, das Happy End hat sich gelohnt! Was für tolle Bilder, was für eine schöne Impression. Hört sich fast so an wie unsere Sonnenuntergangsgeschichte in Lissabon (muss ich auch noch mal drüber schreiben) nur das ich da mich MDK hatte. Waren die Skytrains eigentlich überfüllt ?

  3. says: Huberta

    Also die Fotos sind wirklich spektakulär. Da könntest Du wirklich bei einem Fotowettbewerb mitmachen. Freut mich für Dich, dass Du dieses „HappyEnd“ noch erleben durftest wo es Dir doch so schlecht ging. Das ist auch immer die größte Angst wenn ich mal eine Reise mache. Es gibt nichts schlimmeres wie Magen-Darm-Beschwerden…wie lange hat es denn noch angehalten und wie denkst Du hast Du es Dir eingefangen? Kennst Du eigentlich den neuen Blogger-System Anbieter qwer.com Ich würde mich sehr über eine Antwort auch per Email von Dir freuen. Viel Erfolg mit Deinem Blog.

    1. says: Jana

      Dankeschön!!! Ich vermute mal irgendwo in Kambodscha. Es hat circa ne Woche gedauert… Nein kenn ich nicht – ich hoste selber ;-)

  4. says: Nadja

    Hey, echt tolle Bilder und schön geschrieben! Ich war damals in der Moon Bar in Bangkok- super toller Ort mit wunderschöner Atmosphäre! Man hat nahezu das Gefühl sich auf einem riesigen Luftschiff zu befinden! Ich bin mittlerweile ein richtiger Rooftopbar-Fan geworden:)
    Liebe Grüße aus dem sommerlichen Australien,
    Nadja

  5. says: jan

    Hi Jana Bangkok ist schon eine Interessante Stadt, die Widersprüche aus Moderne und uralter Kultur sind sehr fazinierend, aber mir ist die Stadt selber zu gross und zu voll.
    Besser ist das inner Thailand oder auch der Isaan, hier lernt man die Menschen auch noch so kennen wie sie wirklich sind. Dann bemerkt man auch das auch Thais nicht den ganzen Tag über lächeln, sondern auch Sie haben so Ihre Probeme.

  6. says: Daniel

    Mich hat es mal in Chiang Mai dahingerafft, ich vermute es lag am Eis in einem Getränk. Das war mir eine Warnung und ich habe das Eis lieber weg gelassen. Musste dann 2 Tage in einem Zimmer mit eigenem Klo einchecken. Für ein Hostel gings mir zu schlecht. Aber die Apotheker in Thailand haben durchaus Ahnung und sprechen gutes Englisch, sodass ich es sogar ohne Immodium überstanden habe.

  7. says: Elisa

    So eine Geschichte gehört zu einer Asien-Reise irgendwie dazu. Wir hatten so ein ähnliches Erlebnis.
    Die Bilder sehen wirklich sehr schön aus, live muss das Ganze ja noch atemberaubender gewesen sein.
    Seit meiner Asien-Reise nehme ich nun immer Probiotika mit, egal wo es hingeht. Die bauen die Darmflora recht schnell wieder auf und stärken das Immunsystem, also genau richtig für so eine Situation wie du sie erlebt hast.
    Alles Liebe,
    Elisa

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