Roadtrip durch die westlichen Highlands, Teil 1 – Doune Castle, Callander und Loch Awe

„Amazing Grace, how sweet the sound..“ klingt es durch die Boxen des Minibusses, während sich die Straße kurvig zwischen den Bergen und Seen hindurchwindet. In einem Tal – oder wie der Schotte sagt Glen – liegt Schnee soweit das Auge reicht, im nächsten präsentieren sich das schottische Hochland genau so wie man es sich vorstellt: grüne Wiesen, rote Heidefelder, weite Seen und nur noch die weißen Gipfel der Berge erinnert daran, dass es gerade Mitte Januar ist. In einem Moment gießt es wie aus Kübeln, im nächsten lässt die Sonne die nassen Wiesen glitzern.

Aber beginnen wir von vorne: Auch wenn wir nur vier Tage in Edinburgh haben, konnten wir es trotzdem nicht lassen, wenigstens einen Tag davon in den schottischen Highlands zu verbringen. So viele Bilder im Kopf von grünen Tälern, unendlichen Weiten und lieblichen Seen wollen einfach verwirklicht werden. Was bietet sich da besser an als eine Ausflugstour mit einem der zahlreichen Veranstalter zu buchen. Wir entschieden uns für die West Highland Lochs & Castles Day Tour von Rabbie´s.

Sonntag um 8 Uhr morgens, während ganz Edinburgh sich noch vom vergangenen Abend erholt, finden wir uns am Treffpunkt an der Royal Mile ein. Nachdem sich alle 16 Teilnehmer im Minibus eingefunden haben, geht es auch schon los. Sobald wir die letzten Häuser von Edinburgh hinter uns gelassen haben, wird es schnell ländlich. Und weiß. Wenn unser Guide nicht gerade im feinsten Nuschelenglisch erzählte gab es schottische Klassiker aus den Boxen. Aber das gehört einfach dazu.

Unseren ersten Stop legen wir am Doune Castle ein. Die spätmittelalterliche Burg in der Grafschaft Sterling ist die Kulisse des Monty Python-Klassikers „Die Ritter der Kokosnuss“. Das Castle hoch-oben auf einem Felsen über de Fluss Teith wurde um 1390 von Robert Stewart, dem ersten Duke of Albany erbaut. Im 15. und 16. Jahrhundert diente sie den schottischen Monarchen, wie Maria Stuart, als Landsitz und Jagdschloss. Aber auch eine dunkle Geschichte hat die Burg: Denn bei ihrem Aufstand 1745 nutzten sie die Jakobiten als Gefängnis. Im 19. Jahrhundert wurde die Burg dann aufwändig restauriert.

Nach einem kurzen Fotostopp im strömenden Regen – trotz Regenschirm in nur 10 Minuten klitschnass zu sein das kannte ich bisher auch nicht – geht es wieder zurück in den Bus und zu unserem nächsten Ziel: das 13 Kilometer entfernte Städchen Callander, das wegen seiner Lage vor dem Loch Lomond and the Trossachs National Park auch als Tor der Highlands bezeichnet wird.

Das beschauliche Städtchen besteht aus nicht viel mehr als einer Hauptstraße mit ein paar kleinen Geschäften, Bäckereien und Restaurants. In dem kirchenähnlichen Gebäude mitten im Ort ist das Fremdenverkehrsamt untergebracht.

Wenn man so durch die Straßen streift, fühlt man sich tatsächlich wie ein Jahrhundert in der Zeit versetzt. Vielleicht liegt es aber auch an der Sonne, die uns in Callander begrüßte, dass ich diesen Ort in so guter Erinnerung behalten habe. Nachdem wir uns jeder mit einem Meal Deal (gibt es in Großbritannien fast überall und umfasst ein Sandwich oder ähnliches mit Getränk und einer kleinen Tüte Chips für 3 Pfund) und einem Kaffee versorgt haben, geht es auch schon fast wieder weiter – endlich hinein in die Highlands. Ich kann es kaum erwarten!

Mitten in den tiefsten westlichen Highlands wartet auch schon die nächste Burg auf uns: das Kilchurn Castle. Die Ruine aus dem 15. Jahrhundert war einst der Sitz der Breadalbanes aus dem Campbell-Clan. Idyllisch liegt die Niederungsburg am Loch Awe im Glen Orchy. Ursprünglich lag die Burg einmal auf einer Insel auf dem See, heute ist die Ruine zu Fuß in etwa 700 Meter von dem kleinen Parkplatz zu erreichen. Der Weg ist nicht ausgeschildert und führt durch die traumhafte Highlandlandschaft aus rot-grünen Wiesen mit schneebedeckten Gipfeln im Hintergrund. Und als wäre das noch nicht schön genug, wagt sich auch die Sonne vor den Wolken hervor.

Im Winter ist die Ruine für Privatbesucher geschlossen, als Teilnehmer der Rabbie`s Tour konnten wir das Gelände trotzdem besuchen. 1760 wurde das Kilchurn Castle durch Blitzeinschlag schwer beschädigt und vollständig aufgegeben. Im Jahr 1879 fiel während des Sturms auch der der verbliebene Turm der Schlossruine zusammen.

Die Ruinen bieten an mehreren Stellen einen fantastischen Panoramablick auf das Tal und den See.

So schnell die Sonne gekommen ist, ist sie auch wieder verschwunden und wir werden von einem heftigen Regenschauer erwischt. Aber das ist eben Schottland und vielleicht macht auch gerade das den Reiz des Landes aus. Generell empfiehlt sich in den Highlands gutes Schuhwerk, am besten Gummistiefel. Meine Lederstiefel haben mir den Ausflug nicht gedankt. Aber zumindest die Füße sind trocken geblieben…

Im strömenden Regen legen wir den Rückweg zum Bus zurück. Während wir unsere kalten Gliedmaßen aufwärmen, steuern wir unseren Mittagsstopp an: die kleine Ortschaft Inveraray am Meeresarm Loch Fyne. Aber dazu beim nächsten Mal mehr. Dann geht es auch in den schneebedeckten Agryll Forest Park und das kleine Örtchen Loss am Loch Lomond.

Hier geht`s weiter: Roadtrip durch die westlichen Highlands, Teil 2 – Inveraray, Agryll Forest Park und Loch Lomond

Die schottischen Highlands im Winter: yey oder ney? Schaut ihr euch bei einem Städtetrip auch gerne die umliegende Landschaft an?

Vielen Dank an Rabbie´s, die uns zu dieser tollen Tour durch die westlichen Highlands eingeladen haben. Weitere Informationen und Buchungsmöglichkeiten zu unserer Tour – die übrigens ganzjährig täglich statt findet – findet ihr auf rabbies.com. Alle Ansichten bleiben meine eigenen – auch dass unser Guide ein bisschen deutlicher hätte sprechen können und ihm ein bisschen mehr Enthusiasmus gut getan hätte. Aber vielleicht war das ja ein Teil der Show…

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9 Comments

  1. says: Nicole

    Als wir in Edinburgh waren sind wir auch einen Tag in die Highlands – natürlich der einzige Tag mit Regen :-( aber es war trotzdem genial! Allerdings würd ich mir beim nächsten Mal eine andere Tour aussuchen ( Ziel war das südliche Ende des Loch Ness und zwischendurch sollten wir diverse Stops machen (z.B. in Stirling) . Leider waren die Pausen aber nicht in malerischen Dörfern auf der Strecke in den Norden, sondern nur Pippi-Pausen an Verkaufskiosken . das war schade). Aber davon abgesehen lohnt es sich mindestens einen Tag oder mehr diese unglaublichen Landschaften zu bewundern.

    1. says: Jana

      Das sehe ich auch so, einmal in die Highlands muss sein! Wie fandest du Loch Ness? Wir wollten ja eigentlich auch dort hin, aber es ist schon eine ziemlich lange Fahrerei dorthin für nur einen Tag. Man hätte wohl viel mehr einfach nur im Bus gesessen und das ist dann ja auch nicht so dolle… Liebe Grüße, Jana

      1. says: Nicole

        also der See ist schon beeindruckend gross und tief und dunkel,,, aber viel machen oder sehen kann man nicht, Jedenfalls nicht in Fort Augustus, wo wir waren. Ich glaube, wenn Loch Ness, dann sollte man lieber anch Inverness fahren. Da gibt es sicher wenigstens ein Museum oder so … Es war schon echt schön, und auf der Bootsfahrt über den/das Loch Ness hat so ein schottischer Crocodile Dundee ( ein Nessie Dundee?) ganz nett über den See und die Nessie Legenden erzählt, aber so ganz viel gibt es eben nicht zu sehen. Ihr hab also nicht so viel verpasst :-) liebe Grüße Nicole

    1. says: Jana

      Hallo Caro, ich kann es absolut nur empfehlen! Das gute am wechselhaften Wetter ist ja, dass es auch seltenst NUR grau und regnerisch ist. Das liebe ich ja so an der Insel!!! Liebe Grüße, Jana

    1. says: Jana

      Hallo Max, vielen Dank :-) der zweite Teil ist gestern online gegangen mit mindestens ebenso schönen Bildern (finde ich ;-)) Liebe Grüße, Jana

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