Eine Tuktuk Fahrt ins Grüne: Angkor Wat mal anders

Angkor Wat ist groß. Gigantisch groß. Ich glaube man könnte sich vier Wochen auf dem Gelände aufhalten und hätte immer noch nicht alles gesehen. Auch noch 50 Kilometer von Siem Reap entfernt, findet man mitten im Dschungel noch Zeugen der damaligen Hochkultur der Khmer. Und genau da soll für uns hingehen. Was eignet sich für einen Ausflug ins Grüne besser, als ein Tuktuk. Der kühle Fahrtwind weht einem um die Ohren, während man holpernd durch die wunderschöne Landschaft rumpelt. Es gibt keine schönere Art der Fortbewegung.

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Unser Tuktuk rauscht vorbei an kleinen Dörfern, Reisfeldern und Palmenwäldern. Wobei rauschen eher subjektiv ist. Denn der schlappe Rollermotor hat mit uns drei „dicken Europäern“ im Gepäck ganz schön zu kämpfen. Trotzdem kommt es einem vor, als würde die Landschaft nur so vorbeiziehen. Rund 35 Kilometer sind es zu unserem ersten Ziel. Dafür brauchen wir etwa eine Stunde. Wegen uns hätte die Fahrt ruhig noch länger dauern dürfen, denn wir sind immer noch schlapp von der Fahrradaction vom Vortag. Keine zehn Pferde hätten uns heute nochmal in den Sattel steigen lassen. Und auch unsere Tempellust hält sich in Grenzen. Nach den Sinnesüberflutungen vom ersten Tag Angkor Wat fühlt man sich förmlich tempelgesättigt. Daher eignet sich der zweite Tag bestens für einen Ausflug zu abgelegeneren Tempeln. Denn neben Schreinen, Reliefs und Co gibt es hier vor allem eins: viel Natur.

Banteay Srei

Dem roten Backsteintempel Banteay Srei kann man sich nur schwer entziehen, auch wenn man noch so tempelmüde ist. Kein anderer Tempel ist so wunderbar aufwendig und kunstvoll verziert wie der Tempel, mit dessen Bau bereits im 10. Jahrhundert begonnen wurde.

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Der Grundriss des Tempels ist dabei eher schlicht. Drei Einfassungsmauern, ein Graben und drei heilige Türme dominieren die Anlage. Der Teufel steckt hier im Detail. Je genauer man die Elemente betrachtet, desto mehr liebevolle Details kann man entdecken. Kaum vorstellbar, dass die gut erhaltenen Strukturen bereits über 1.000 Jahre alt sind.

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Weiter geht es durch die immer wilder werdende Landschaft. Schon beim Landeanflug auf Siem Reap merkt man, wie grün das Gebiet im Norwesten Kambodschas eigentlich ist. Zwischen dem Meer aus Grün befindet sich nur hier und da mal ein kleiner Fluss oder eine Straße wie die, auf der wir uns gerade nach Norden bewegen. Rund 15 Kilometer sind es bis zum zweiten Ziel für diesen Tag, dem Kbal Spean.

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Kbal Spean

Die Tempelanlage befindet sich im Westen der Kulen-Berge mitten im tiefsten Dschungel. Wobei „Tempel“ nicht so ganz korrekt ist, aber dazu komme ich später. Unser Fahrer macht es sich auf der Rückbank unseres Tuktuks bequem, während wir uns mit Sack und Pack und ausreichend Getränken (wichtig!!!) auf den Weg machen. Denn anders als bei fast allen anderen Angkor Tempeln führt zum Kbal Spean keine Straße. Besucher müssen eine 45-minütigen Aufstieg auf sich nehmen, um zum Heiligtum zu gelangen. So auch wir.

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Gerade dieser Weg macht den Tempel so reizvoll. Es begegnen uns nur wenige Menschen – viele scheinen den schweißstreibenden Aufstieg zu meiden. Oder auch den holprigen Ritt auf unbefestigten Straßen, die es bis dorthin zu überwinden gibt. Immerhin befinden wir uns nun ganze 50 Kilometer von Siem Reap entfernt mitten im Nirgendwo. Zufällig kommt hier niemand vorbei.

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Der Wanderweg ist gepflegt und leicht begehbar – ein Teil des horrenden Eintrittsgeldes, was man für Angkor Wat zahlt, scheint hier gut angelegt worden zu sein. Ein breiter Pfad führt durch dichten Urwald, über Steine und teilweise auch über Stege und Treppen. Dabei ist alle 100 Meter ein Wegweiser sowie ein Hinweisschild mit der aktuellen Entfernung zum Tempel aufgestellt. Und das ist auch gut so: Denn anders als die zentraleren Tempel ist das Gelände rund um den Kbal Spean noch völlig mit Mienen überseht. Man sollte also unbedingt auf den vorgegebenen Wegen gehen!!!

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Hat man das letzte Hinweisschild passiert kommt man zu einem Fluss. Kaputt und schweißnass lassen wir uns erst einmal auf der erstbesten Bank nieder und lauschen der Mundharmonika des Kambodschaners, der in einiger Entfernung auf einer anderen Bank liegt. Kbal Spean ist eigentlich kein klassischer Tempel. Vielmehr handelt es sich um einen Zufluchtsort mitten in den Bergen, der von den alten Khmer im 11. Jahrhundert genutzt wurde. Dabei steht der Fluss ganz im Mittelpunkt des Heiligtums. Denn die alten Khmer schnitzten heilige Hindugöttinen und über 1.000 Ligams (Phallussymbole) aus dem Flussgestein. Diese sollen das darüberfließende Wasser heiligen, bevor es seinen Weg nach Angkor nimmt.

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Der sympatische Mundharmonikaspieler entpuppt sich als Mitarbeiter des Tempelgeländes und zeigt uns wild gestikulierend und winkend alle Skulpturen, die anders als gedacht, gar nicht so einfach zu entdecken sind. Was wir uns als hohe Säulen vorgestellt haben, sind in Wirklichkeit eher Noppen. Je nach Jahreszeit sind die Reliefs mal vom Wasser umspült und mal völlig freigelegt. Leider sind bereits viele der Kunstwerke durch Plünderer zerstört worden. Trotzdem umgibt den Ort eine mystische Aura. Und alleine schon der Weg zum Heiligtum ist einen Ausflug wert.

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Wissenswertes

Der Banteay Srei-Tempel hat bis 17 Uhr geöffnet, das Kbal Spean-Gelände schließt dagegen bereits um 15 Uhr. Eine Eintrittskarte für Angkor Wat ist bei beiden Tempeln Pflicht. Tageskarten können am Banteay Srey erworben werden, wenn man nicht schon in Besitz eines Dreitagestickets ist. Die Tuktuk-Fahrt dauert hin und zurück jeweils ein bis eineinhalb Stunden und kostet insgesamt 20 Dollar. Wer möchte kann auf dem Rückweg auch noch den ein oder anderen Tempel der klassischen Runde mitnehmen, da man auf dem Hin- und Rückweg sowieso am Hauptgelände vorbeikommt.

Ward ihr schon mal in Angkor Wat? Was war euer Highlight? Hättet ihr den Fußmarsch durch den Dschungel in Kauf genommen?

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12 Comments

  1. says: Summer

    Hallo Jana,
    wieder ein sehr schöner Bericht. Die Tempel haben schon was an sich. Hast du auch „ekelige“ Tiere gesehen? Falls ja, bitte keine Fotos. Liebe Grüße Summer

    1. says: Jana

      Danke :-) Bis auf einen Haufen Riesenarmeisen, die mich beim Versuch sie zu fotografieren beinahe angegriffen hätten nicht ;-)

  2. Das Gebiet rund um Angkor hat schon was. Ich war 2011 auch beim Kbal Spean. Dachte zuerst da gibt es einen Tempel – aber eigentlich sind es ja hauptsächlich die Platten im Wasser. Bei uns war damals der Wasserstand relativ niedrig, weiter unten haben mir die unzähligen Schmetterlinge sehr gefallen. :-) Habt Ihr die auch gesehen?

  3. says: Susi

    Schöner Bericht! Ich fand auch, dass sich die lange Fahrt nach Banteay Srei absolut gelohnt hat – nicht nur wegen des wunderschönen, fast menschenleeren Tempels, sondern auch wegen der idyllischen Tuktuk-Tour übers Land! Bei Kbal Spean waren wir leider nicht, aber ich würde super gern eines Tages nochmal nach Angkor Wat und noch viel mehr der unbekannteren, abgelegeneren Tempel erkunden!!

  4. says: Judith

    Tolle Bilder! Wie haben das alles vor Jahren auch besichtigt.

    Nur eine kleine Anmerkung: ANGKOR WAT heißt eine bestimmte, sehr markante Tempelanlage, das ganze Gebiet heißt nur ANGKOR!

  5. says: Christiane

    Hallo Jana, wir planen Kambodscha im November und Angkor steht natürlich auch auf dem Plan. Was kostet denn so eine Tuk-Tuk-Fahrt zu den abgelegenen Tempeln?

    1. says: Jana

      Da ich bereits 2013 in Kambodscha war, weiß ich leider nicht mehr, was wir bezahlt haben, zumal sich die Preise sicherlich stark verändert haben – würde ich mal schätzen… Es war aber nicht teuer!

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