Die East-Side-Gallery: Ein bedeutendes Stück Geschichte

Eines Morgens ging ein Raunen durch meine Twitter-Timeline. Der Protest für den Erhalt der East-Side-Gallery ging um wie ein Lauffeuer. Das längste noch erhaltene Stück der Berliner Mauer, die einst Ost- und Westberlin trennte, liegt im Berliner Stadtteil Friedrichshein und wurde nach der Wende von 118 Künstlern bemalt. Warum die längste dauerhafte Open-Air-Galerie der Welt plötzlich in aller Munde war? Am 1. März begannen Bauarbeiten für die Umsetzung von Teilen der East-Side-Gallery, um Platz für den Wiederaufbau der Brommybrücke zu schaffen.

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Geschichte der East-Side-Gallery

Direkt nach dem Fall der Mauer wurde im Frühjahr 1990 das Teilstück der Berliner Mauer von Künstlern aus aller Welt bemalt. Die wohl berühmtesten Gemälde sind der Bruderkuss und der die Mauer durchbrechende Trabi. Im Jahr 2009 wurden die verwitternden Gemälde einer umfangreichen Sanierung unterzogen und strahlen heute wieder im Kontrast zur grauen Tristes der Großstadt und der düsteren Geschichte, welche das Denkmal umgibt. Entlang der Mühlenstraße zwischen Oberbaumbrücke und Ostbahnhof kann man heute entlang der Mauer spazieren und die Kunstwerke auf einer Länge von 1.316 Meter bewundern.

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Schon seit sieben Jahren geplant

Die aktuell diskutierte Versetzung von 19 etwa 1,20 Meter breiten Segmenten der Mauer ist bereits 2005 also sieben Jahre vorher vom Bezirk und weiteren öffentlichen Trägern beschlossenen worden. Nach dem Bau der Brommybrücke soll der Teil der Mauer in dem öffentlichen Park hinter der East-Side-Gallery wieder aufgebaut werden – der damals zur sogenannten Todeszone, also dem Gebiet zwischen beiden Mauern, gehörte. Die im zweiten Weltkrieg zerstörte Brücke soll die Verbindung zur Mühlenstraße wiederherstellen und 36 geplanten Luxuswohnungen zur Anbindung und als Fluchtweg dienen.

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Und doch beginnt der Protest erst jetzt, wo die Bagger anrollen. Grund dafür ist die fehlende Aufklärung der Bevölkerung, die von diesem gravierenden Projekt erst erfuhren, als es für Proteste schon längst zu spät war. Auch wenn die Mauerversetzung wohl nicht mehr aufzuhalten ist, die Proteste und Demonstrationen reißen nicht ab. An diesem Wochenende soll sogar David Hasselhoff wie damals beim Mauerfall seinen Song „Looking for freedom“ zum besten geben und damit für den Erhalt des wichtigen Kulturguts einstehen.

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Als ich nun am letzten Wochenende zur Tourismusmesse ITB in Berlin war, stand fest, dass ich dem bedeutenden Kulturdenkmal einen Besuch abstatten muss: zum einen, weil ich diese längste Streetart-Gallerie der Welt bisher nur von Erzählungen und aus dem Geschichtsunterricht kannte und zum anderen um mit meinen wenn auch bescheidenen Mitteln auf die Wichtigkeit des Erhalts von dem wichtigen Denkmal aufmerksam zu machen. Denn so etwas geht nicht nur die Berliner etwas an – die Berliner Mauer ist ein wichtiger Teil unser aller Geschichte. Die East-Side-Gallery und der Todesstreifen sind ein nationales Mahnmal der Deutschen Geschichte und stehen unter Denkmalschutz!

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Auch wenn ich zur Zeit des Mauerfalls noch sehr klein war, habe ich dennoch einige Erinnerungen an die Zeit davor. Denn auch meine Familie wurde durch die Grenze getrennt. Ich wohnte mit meinem Eltern in Goslar am Nordwestharz und meine Familie mütterlicherseits auf der anderen Seite des Harzes in Nordhausen. Was ich noch weiß sind die endlosen Stunden, die wir Nachts an der Grenze gewartet haben um unsere Verwandten besuchen zu können.

Noch mehr Bilder von der East-Side-Gallery:

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Wir sind ein Volk

Wer wie ich für den Erhalt der East-Side-Gallery kämpfen möchte, kann HIER eine Petition für den Stopp der Abrissarbeiten und den Erhalt des Mauerstücks unterzeichnen. Über 75.000 Menschen haben dies bereits getan. Auch wenn der derzeitige Abriss wohl nicht mehr aufzuhalten scheint, ist die Protestbewegung dennoch wichtig, damit solche Entscheidungen in Zukunft nicht mehr einfach so über den Kopf der Bürger hinweg gefällt werden.

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Wie steht ihr zu dem Thema? Ist die East-Side-Gallery als bedeutendes Mahnmal es wert für ihren Erhalt zu kämpfen? Könnt ihr euch noch an die Wiedervereinigung damals erinnern?

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11 Comments

  1. says: Jessi

    Ich kann mich auch ganz dunkel erinnern. Dazu beigetragen hat sicherlich, dass ich so nah an der Mauer gewohnt habe. Sonst hätte ich als Kind schließlich nicht mitbekommen, wie plötzlich diese lauten, stinkenden Autos zu uns kamen und überall Bananen verteilt wurden… ;-)

    Das Bild von dir an der Mauer ist einfach klasse!

    Liebe Grüße
    Jessi

  2. says: Christina

    Dadurch das ich in Österreich wohne und zum Mauerfall auch noch zu jung war, habe ich dazu eigentlich nichts mitbekommen. Nicht mal in der Schule wurde dieses Thema wirklich ausgiebig behandelt (ist halt doch ein anderes Land) aber nichts desto trotz ein sehr wichtiges Mahnmal, dass erhalten werden muss. (Auch wenn ich keine Ahnung davon habe. ;-D)
    Wir sind leider nur mit den Trabis daran vorbei gerauscht aber auf mein Berlin-Demonstraten-vor-der-East-Side-Gallery-Bild bin ich schon ziemlich stolz. *lach*

    Liebe Grüße
    Christina

  3. says: Elke

    Danke, Jana – sehr schöne Bilder! Die Petition hab‘ ich auch unterzeichnet, und es ist toll, wie viele Leute sich jetzt engagieren. Selbst, wenn „nur“ zwei Lücken in die Mauer gerissen werden sollen – es wäre so schade drum! LG, Elke

    1. says: Jana

      Das sehe ich ganz genauso!!! Auch wenn ich als Frankfurterin nicht direkt betroffen bin, finde ich dass das Thema uns alle etwas angeht!!
      Viele Grüße, Jana

  4. says: Nicole

    Da ist auch ein Foto von Ignasi Blanc dabei (das siebte) :-) !!! Ich glaube, der einzige Katalane, der an der Mauer gemalt hat. Ich hab ihn ein paarmal in Barcelona getroffen , voll nett! ich mach auch gleich bei der Petition mit!

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