Burns Night, Haggis und schottische Pubkultur

„Fair fa’ your honest, sonsie face, Great Chieftain o’ the Puddin-race!“, so beginnt das Gedicht des schottischen Nationaldicher, zu dessen Geburtstag am 25. Januar jedes Jahr ein Fest gefeiert wird: der Burns Supper. Mit Dudelsackmusik und der Ode The Address to the Haggis wird die Burns Night eingeläutet. Zu Essen gibt es: Genau! Haggis mit Steckrübe und Kartoffeln (neeps and tatties)Ob es am schottischen Bier lag, das mir den Kopf vernebelt hat? Jedenfalls habe ich es getan: Ich habe Haggis gegessen… Warum das jetzt so schlimm ist?

Das schottische Nationalgericht besteht aus Lamminnereien, die im Schweinedarm (heute künstlich) mit Zwiebeln und Hafermehl zubereitet werden. Wie gut dass ich mich vorher nicht so genau informiert hatte. „Ich glaub ich probiere Haggis“, sage ich zu meiner Schwester, als wir unseren Abend im gemütlichen Pub „Last Drop“ am Grassmarket ausklingen lassen. „Du meinst die vegetarische Variante“ vermutet sie. „Nein, ich meine das echte, das mit den Innereien“, erwidere ich mutig. Was mich da wohl geritten hat? Ich muss dazu sagen, dass ich mich als langjährige Vegetarierin sowieso schwer tue mit Fleischgerichten, aber dass ich einmal Innereien essen würde, das hätte ich niemals gedacht. Anscheinend habe ich mich blenden lassen von den Schwärmereien unseres Guides James und dem brasilianischen Pärchen, die das ganze bereits am Abend zuvor probiert hatten.

Fleisch ist Fleisch sage ich mir mantraartig und probiere mutig den bräunlichen Brei, der mich optisch an Hackfleisch erinnert. Ich muss sagen großartig anders schmeckt es auch nicht. Was daran jetzt so toll sein soll, erschließt sich mir nicht. Ich bin jedenfalls froh, dass ich mir nur eine kleine Portion bestellt habe. Fazit: Man muss vielleicht nicht immer alles probieren, nur weil es ein Nationalgericht ist. Aber eine Erfahrung war es wert…

Was mir deutlich besser geschmeckt hat, ist das schottische Bier, das uns der Barkeeper empfohlen hat. Ein bisschen schmeckt es wie eine Mischung aus deutschem Pils und Guinness – das ich ja schon in Dublin kennen- und liebengelernt habe. Vielleicht ist es auch die gesamte Atmosphäre, die das Bier – auch für einen Nichtbiertrinker wie mich – so gut schmecken lässt. Edinburgh ist ja bekannt für seine Pubs. Fast an jeder Ecke gibt es einen. Besonders beliebt sind die Pubs am Grassmarket, auf dem früher der Vieh- und Getreidemarkt stattfand. Urige Einrichtung, eine entspannte Atmosphäre, traditionelle Musik und gutaussehende Kellner hat das Exemplar zu bieten, das wir uns ausgesucht haben.

Im zweiten Pub an diesem Abend der „Doctors Bar“ findet gerade ein Pubquiz statt. Ein Moderator stellt Fragen, die die Tischgemeinschaften beantworten müssen. Am Ende des Abends werden die Punktezahlen bekannt gegeben und der Sieger gekürt. Und das Ende des Abends kommt in Schottland schneller als man denkt: um 23 Uhr ist hier Schicht im Schacht, am Wochenende kann es auch einmal bis 1 Uhr gehen. Aber das kommt mir als Partymuffel ja nur entgegen. So kann auch ich mal stolz behaupten: ich bin bis zum Ende geblieben.

Und jetzt raus mit der Sprache: Insekten, Froschschenkel oder Meerestiere: Was war das ungewöhnlichste, was ihr auf Reisen gegessen habt?

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13 Comments

  1. says: Lea

    Als Vegetarierin bin ich leider immer auf die Länderspezialitäten angewiesen, die ohne Fleisch gemacht sind (also vor allem auf köstliche Süßspeisen – ist ja auch nicht das Schlechteste *grins*). Aber Innereien – wow, Respekt!
    Oh ja, 23 Uhr Schluss klingt nach genau dem richtigen Land für mich – Schottland, ich komme!

    LG, Lea

    1. says: Jana

      Von Haggis gibt es auch eine vegetarische Variante, für die ich mich im Nachhinein wohl auch entschieden hätte :-D Naja, wer nicht wagt, der nicht gewinnt…

  2. says: Monika @ TravelWorldOnline

    Sieht fast ein wenig aus wie der Black Pudding in Irland, oder? Der entspricht in etwa unserer deutschen Blutwurst, und den gibt’s dort zu jedem „Full Irish Breakfast“ obligatorisch dazu. Was genau darin enthalten ist, weiß ich allerdings nicht. Aber im Laufe der Zeit gewöhnt man sich daran ;-) – allerdings bin ich keine Vegetarierin.

  3. says: Christina

    Woah, Respekt! Haggis war für mich ein Argument NICHT nach Schottland zu reisen. :D (Na okay, neben den kalten Temperaturen.) Ich bin eigentlich nicht so der mutige Esser, eher der „ich-weiß-nicht-was-es-ist-und-das-ist-auch-besser-so“. ;-) Also vielleicht hab ich schon allerlei Getier gegessen aber ich weiß es nicht und bis jetzt war’s gut. Einzige Sache, die ich ganz normal finde und meinen Mitreisenden eine Gänsehaut bereitet sind Girice. Ich nenne sie Fischpommes, den dabei werden ganz kleine Fische mit Mehl bestäubt und in die Fritöse geschmissen. Schmeckt einfach wie etwas gebackenes mit leichten Fischgeschmack, für die meisten ist es aber total eklig, den kompletten Fisch (mit Kopf und Innereien) zu essen. :D (Der ist aber so klein, da merkt man nix.) Wenn du also mal in Kroatien sein solltest, vielleicht etwas für dich und ganz sicher nicht so eklig wie Haggis. (http://www.hallo-welt.cc/2011/09/die-insel-osljak/)
    Liebe Grüße
    Christina

  4. says: sarah

    Ein traditionelles Khmer Frühstück. Bestehend aus Innereien in groben Stücken und blutwurstartigen Fladen mit Brühe drumrum. Ein Fest. Gottseidank esse ich seit 2 Jahren kein Fleisch mehr und kann mich damit jetzt immer rausreden. :-)

  5. says: inka

    Da hattest Du allerdings mehr Glück als ich: Ich hab auch direkt am 2. Tag (meiner Hikingtour durch die Highlands) Haggis gegessen (denn ich liebe Innereien, da bin ich die totale Sau!), fand das jetzt auch nicht sonderlich spektakulär, vor allem auch wegen der verkochten Möhren- und Kartoffelmasse, und, nuja, hatte dann anschließend einen recht unangenehmen Extra-Aufenthalt, wo mir die anderen Trekker dabei zuschauen konnten, wie es oben und unten gleichzeitig… Ich dachte, ich sterbe, echt. :D
    Stellte sich allerdings hinterher raus, dass es nicht (nur) die Haggis waren, sondern wohl eher der Koch, denn zwei Engländer, die im gleichen Pub was anderes gegessen hatten, erzählten mir dann später in englisch-dezenter Weise, dass es Ihnen anschließend „auch nicht so richtig glücklich gegangen sei“. So kann man das auch ausdrücken. ;)
    Aber Hut ab, als Vegetarierin, puh. :)
    LG /inka

      1. says: inka

        :)) Na ich bin jetzt einfach mal fest davon ausgegangen, dass wir uns auf der ITB treffen… Bist du denn am Freitag Abend beim Bloggertreffen? Ich bin jedenfalls da.

  6. says: Tom

    Hallo Jana,

    ich freue mich immer, wenn ich Artikel über mein Lieblingsland lesen kann. Beim schottischen Bier kann ich dir nur Recht geben. Es hat eine tolle „cremige“ Konsistenz und ist sehr „süffig“. Vor allem schön kalt muss es sein. Zumal die meisten Sorten mit ihren 4% auch nicht so sehr auf den Kopf schlagen ;-)

    Falls du nochmal in Edinburgh sein solltest, schau doch mal im Bennet´s vorbei. Ein von außen unscheinbares, von innen aber tolles, Pub in der Leven Street. Sehr zu empfehlen!

    Schade das du an Haggis nichts Besonderes gefunden hast. Ich liebe das schottische Nationalgericht und kombiniere es auch gern mit dem typisch deutschen Sauerkraut inkl. Kartoffeln :-)

    Dem Ganzen kann man aber nochmal eine Schippe draufsetzen: Ich habe in Oban mal frittierten Haggis gegessen. Da wird ein viereckiges Stück Haggis einfach nochmal paniert und in die Friteuse geworfen. Leichtes Fingerfood sozusagen…

    Der Artikel ist ja nun schon etwas älter. Falls du mittlerweile doch auf den Geschmack gekommen bist:
    In diesem Artikel zeige ich, wie man Haggis ganz einfach selbst herstellen kann. Für einen nicht enden wollenden Jahresvorrat ;-)

    Liebe Grüße,
    Tom von ReisezeitZ

    1. says: Jana

      Haha ich bin mittlerweile (wieder) Vegetarier, also ist das für mich jetzt nicht wirklich relevant, aber vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen Leser ;-)

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