Budapest für Eilige: Eine Stadtrundfahrt mit der Linie 2

Authentisch, preiswert, schnell: Wer nur wenig Zeit in Budapest hat oder einen schnellen Überblick bekommen möchte, dem bietet sich eine Fahrt mit der Straßenbahnline 2 an. Für den Preis eines Einzelfahrscheins kann man bequem die wichtigsten kulturellen Highlights quasi nebenbei „besichtigen“. Die klassische gelbe Straßenbahn klappert in zwanzig Minuten Fahrtzeit das Pester Donaufer ab – von der  Közvágó Brücke bis zur Margareteninsel. Mit einer Tageskarte kann man an jeder beliebigen Station aus und einsteigen und die Sehenswürdigkeiten erkunden.

Ich fahre für mein Leben gerne Straßenbahn, vielleicht liegt das daran, dass ich aus einer Stadt komme in der es keine gibt. Es gibt nichts schöneres als eine Stadt per zuckelnder Straßenbahn zu erkunden. Bevor die gelben Bahnen hier in Budapest Touristen und Einheimische kutschierten, waren sie grün und haben in Hannover die Menschen von A nach B gebracht. Gut möglich also, dass ich in einer der Bahnen bereits in meiner Kindheit  gefahren bin.

Am Vigadó tér, dem Konzerthausplatz, steigen wir in die Straßenbahn der Linie 2 ein.

Während wir an der Donau entlangfahren, kann man am anderen Ufer den Burgberg sowie den Gellértberg bestaunen. im Hintergrund ist auch noch die Elisabethbrücke zu sehen.

Mit großen Quietschen und Rumpel fährt die Bahn nun in einem Tunnel unter der Kettenbrücke hindurch. Sie taucht kurz vor dem Gresham Palast wieder auf, den wir bereits von unserem Hotelfenster aus der Luft bewundern konnten. In dem Jugendstilpalast aus dem 19. Jahrhundert ist heute das Four Seasons Hotel untergebracht. Der einst bestaunte Palast wurde im zweiten Weltkrieg stark zerstört und geplündert. im Jahr 1988 kauften Investoren das baufällige Gebäude mit der Absicht ein Luxushotel zu errichten. Unter der Bedingung, dass die Originalfassade erhalten bliebe willigte die Stadt ein und so erstrahlt der Gresham Palast heute in neuem Glanz.

Auf der gegenüberliegenden Seite kann man das zauberhafte Panorama von Buda bewundern mit der herausragenden Matthiaskirche aus dem 13. Jahrhundert.

Als nächstes passiert die Straßenbahn die Magyar Tudományos Akadémia, die ungarische Akademie der Wissenschaften. Diese befindet sich in einem 1865 eigens für sie errichteten Neorenaissancegebäude.

Dann passieren wir das imposante ungarische Parlament, das Wahrzeichen von Budapest für das es sich auf jeden Fall auszusteigen lohnt. Bei seiner Fertigstellung im Jahr 1902 stellte das Bauwerk mühelos alle bisher dagewesenen Regierungsgebäude in den Schatten und auch heute noch ist es schwer für ein Palamentsgebäude mit der Pracht des Országház mitzuhalten. Es vereint Elemente von Neorenaissance, Neogotik sowie des Neobarocks und erstreckt sich auf einer Länge von fast 300 Meter entlang des Donauufers. 88 Staturen schmücken seine Fassaden. Ein kleiner Tipp vorweg: Man kann die Imposanz des Gebäude erst so richtig erfassen, wenn man es vom anderen Donauufer betrachtet. Dann kommt seine unglaubliche Breite, die 96 Meter hohe Kuppel sowie die opulente Verzierung der Fassade erst richtig zur Geltung.

Das Parlament grenzt an den Lajos-Kossuth-Platz. Der Platz, der einst Országház tér (Parlamentsplatz) hieß, trägt erst seit 1927 den Namen des ungarischen Revolutionärs Lajos Kossuth, einem der Anführer der Revolution und des Freiheitskampfes von 1848/49. Ihm zu Ehren ist auch ein Denkmal aufgestellt.

Eine weitere Gedenkstätte erinnert an die Schlacht der Unabhängigkeit im Jahr 1848.

Gegenüber des Parlaments befindet sich das Néprajzi Museum. Das ethnografische Museum ist im ehemaligen Justizpalast untergebracht und beherbergt die größte Volkskunstsammlung Ungarns.

Die Linie 2 setzt ihre Fahrt nun fort zur Endhaltestelle an der Margrit hid. Hier kann man entweder die berühmte Margareteninsel besuchen, ein beliebtes Ausflugs- und Naherholungsgebiet der Budapester, oder man bleibt einfach sitzen und genießt erneut die Fahrt entlang der Donau.

Hop on, hop off – was in anderen Städten mit teuren, hässlichen Doppeldeckerbussen angeboten wird, gibt es in Budapest stilvoll mit der gelben Straßenbahn zum Einzelfahrpreis von umgerechnet nicht mal einem Euro. Man war nicht in Budapest, wenn man nicht einmal mit der Linie 2 an der Donau entlanggefahren ist. Diese Art des „Instant Sightseeings“  ist sogar für den Kulturfaulsten eine entspannte Alternative ein bisschen von der Stadt zu sehen. Und schließlich ist die Linie 2 auch schon fast ein kulturelles Highlight an sich.

Wie erkundet ihr am liebsten eine Stadt? Nutzt ihr gerne den öffentlichen Nahverkehr?

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11 Comments

  1. says: Jessi

    Ich glaube, meine Eltern haben das auch gemacht und waren total begeistert.

    Das meiste mache ich auf Städtereisen zu Fuß und bin dann abends auch dementsprechend platt… In Städten wie Paris geht es aber nicht ohne die Bahn und um Zeit zu sparen, nehme ich da bevorzugt die U-Bahn.

    Bussi

  2. says: Flögi

    Hallo Jana, ich bin gerade gestern Abend in Budapest angekommen. Ihr habt eigentlich nicht die typischten Sachen gemacht und ich kann es doch bestaetigen, dass man alles in 3 Tagen anschauen kann, habe ich schon öfter jemandem zeigen müssen. Ich finde z.B. nur die Váci Strasse und Gellért Berg für einen Tag sehr wenig. Schade, schade…bin sehr neugierig, wohin ihr es noch geschafft habt. Ich habe echt gedacht, du schöpfst Ideen von meinen Berichten… :-) Aber Hauptsache, dass es euch so auch gefallen hat und genug war…Liebe Grüsse aus Budapest

    1. says: Jana

      Hi Flögi, mit einer kompetenten Stadtführerin wie dir hätten wir bestimmt noch mehr geschafft ;-) aber an diesen Wochenende ging es uns nicht ums schaffen, wir wollten entspannt die Stadt genießen…
      Liebe Grüße und ein schönes WE, Jana

      1. says: Flögi

        Ich verstehe es, und ich muss sagen, wo ich von Sachen nichts weiss, dass es sie überhaupt gibt, dort stört mich es auch nicht, dass ich sie nicht gesehen habe :-)

  3. says: Danilo

    Hey Jana! Sehr schöne Sache, dein Eintrag! Auch wenn er mittlerweile etwas älter ist. Da sich an der Linie 2 aber bislang nichts geändert hat, habe ich mir mal erlaubt, deinen Artikel zu verlinken.
    Beste Grüße, Danilo

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