Abenteuer Bangkok: Mit dem Fahrrad durch Thailands Metropole

„Bist du verrückt?“ Gepaart mit einem entsetzen Gesicht, war dies die Reaktion, wenn ich jemandem von meiner geplanten Radtour durch Bangkok erzählte. Und irgendwie haben sie ja Recht: Bangkok ist so ziemlich die fahrradunfreundlichste Stadt die ich mir vorstellen kann. Und doch ist mir die Stadt durch eben diese Radtour erst so richtig ans Herz gewachsen. Natürlich habe ich dieses Abenteuer nicht auf eigene Faust gewagt. Wer sonst als ein Holländer kann auf die Idee kommen, Fahrradtouren durch die 8-Millionen-Metropole anzubieten?

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Bangkok, wo bleibt die Leidenschaft?

Es war unser letzter Tag in Bangkok, unser letzter Tag in Südostasien. So sehr mir Kambodscha ans Herz gewachsen war, so wenig wurde ich mit Bangkok warm. Bangkok war irgendwie ein undefinierbares Mischmasch aus südostasiatischem Trubel gepaart mit westlichem Großstadtcharme. Umso mehr freute ich mich darauf, die unbekannten Seiten der Stadt während einer Fahrradtour mit dem wohlklingenden Namen „Colors of Bangkok“ kennenzulernen. Und das hört sich viel schlimmer an, als es eigentlich ist: denn der größte Teil der Route führt durch Pfade, die nicht von Autos oder dem berüchtigten Verkehr von Bangkok passierbar sind. So sind nahezu 95% der Route verkehrsfrei.

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Mitten durch die Slums

Die Tour beginnt an der Soi 71, Rama 3 Road mit einer Begrüßung und Vorstellung der Teilnehmer. Außer uns nahm noch ein holländisches Ehepaar mit Ihren zwei Töchtern teil. Dann geht es an die Auswahl der Fahrräder. Warum die Hollandräder alle mit Mountainbike-Reifen ausgestattet sind, wurde mir erst später klar.

Dann ging es auch schon los, durch die verkehrsberuhigten Straßen und dann hinein in die Slums. Die Bewohner können wahrscheinlich schon die Uhr danach stellen, wann die Entenfamilie auf ihren Fahrrädern wohl wieder vorbei kommt. „We are like a duck family“, sage ich zu unserem Guide Farm. Er lacht! Überall werden wir freudig begrüßt.  „Ausländer aus dem Westen nennen wir hier in Thailand Farangs“, erklärt Farm, Ursprünglich stamme der Begriff von dem Wort „français“ für Franzosen ab, aber die Thais konnten das nicht so richtig aussprechen. Und so wurde aus français eben Farang. Da die Thais uns Westler ebenso wenig auseinander halten können wie wir die Asiaten, gilt das Wort heute für alle Europäer. Farm versichert uns aber, dass das eigentlich nett gemeint sei.

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Wir stoppen an einer Schule, die von Bangkok Biking seit mehreren Jahren finanziell unterstützt wird. Kein Wunder, dass die Locals so herzlich sind. Anders als in Thailand üblich müssen die Eltern  für den Besuch ihrer Kinder hier kein Schulgeld bezahlen. Eine normale Schule könnten sie sich nicht leisten.

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Ein paar Häuser weiter befindet sich ein kleiner chinesischer Tempel. Denn viele Einwohner Bangkoks kommen ursprünglich aus China. Im 19. Jahrhundert sind zehntausende Süd-Chinesen nach Thailand immigriert, da der Handel in Thailand stark florierte, in China dagegen große Armut herrschte.

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Bevor es weiter geht, werfen wir noch einen Blick in eine kleine T-Shirt-Werkstatt. Diese produzieren unter anderem die Shirts der Agentur. Eigentlich schäme ich mich bei Touren immer sehr, wo die Einheimischen wie „Tiere im Zoo“ präsentiert werden . Aber diese hier war anders: dadurch dass man mit der Buchung auch einen winzigen Beitrag für das Wohlergehen der Arbeiterinnen sorgt, freuen sich auch diese Frauen sehr über unseren Besuch. Und da traue auch ich mich dann, ein Foto von ihnen zu schießen.

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Bangkok vom Wasser aus

Weiter geht es zum Ufer des Chao Praya Fluss. Nirgends sonst liegen Slums und Stadtvillen so nah beieinander. Während wir warten, dass unsere Fahrräder in eines der berühmten Long tail Boote verfrachtet werden, ist es Zeit für eine erste Pause. Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel und von Regen ist trotz Regenzeit weit uns breit keine Spur.

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Als alle Räder verladen sind, steigen wir in ein zweites Boot und genießen die Überfahrt. Vom Wasser aus hat man eine phantastische Sicht auf die Skyline.

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Großstadtdschungel wortwörtlich genommen

Als wir das andere Flussufer erreichen bin ich wie verzaubert. Grün, grün und nochmal grün – soweit das Auge reicht. Und das mitten in Bangkok. Das Gebiet von Prapradaeng liegt in einer großen Flussschleife und ist damit eine 19 qkm große Halbinsel, die weit in das Stadtgebiet von Bangkok hineinreicht. Verwaltungsrechtlich gehört es jedoch bereits zur Nachbarprovinz Samut Prakan.

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Nicht durch Großstadtdschungel, nein vorbei an kleinen Farmerhäusern und durch dichten Dschungel fahren wir weiter auf schmalen Betonwegen. Diese sind maximal einen Meter breite und von Wassergräben gesäumt. Teilweise apruppte 90-Grad-Kurven fordern besondere Aufmerksamkeit. Wer möchte schon gerne ein paar Meter tiefer im Wassergraben landen. Übrigens ein Grund, warum auf der ganzen Tour striktes Fotoverbot beim Fahren herrscht. Es sind wohl nicht wenige „Entenkinder“ bei der Tour schon in die Gräben gefallen.

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Vorbei an Palmen, Bananen- und Papayabäumen wird das Dickicht langsam geordneter und wir nähern uns einer riesigen Parkanlage. Der Bang Krachao Park wurde für den König angelegt und ist heute ein beliebtes Ausflugsziel zum Angeln, Picknicken, Bootfahren oder wie in unserem Fall zum Fische füttern. Kleine Stände in der Nähe des Teiches bieten Tütchen mit Fischfutter an. Farm kauft jedem ein Tütchen und wir machen es uns in einem kleinen Pavillon gemütlich. Die Fische scheinen sich förmlich um die kleinen Futterkrümel zu kloppen.

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Was wäre Bangkok ohne Tempel

Auf dem Rückweg besuchen wir am Wat Paket. Der Tempel ist viel älter als Bangkok selbst und mit vielen Holzschnitzereien verziert.

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Farm zückt ein hohes Gefäß mit mehreren Mikadoähnlichen Stäbchen. Auf jedem ist eine Nummer drauf. Er erklärt, dass die Thais während des Betens das Gefäß so lange schütteln, bis ein Stäbchen herausfällt. Am Eingang des Tempels hängen an einer Art Pinnwand nummerierte Zettelblöcke, an denen man sich einen Zettel mit entsprechende Nummer abreißt. Auf dem Zettel befindet sich eine Wahrsagung. Ist diese positiv, nimmt man diesen Zettel mit nach Hause, enthält sie etwas schlechtes, lässt man den Zettel im Tempel. Mein Zettel verspricht Glück auf meinem Weg und so nehme ich ihn mit nach Hause.

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Zwei borstige Bewohner

Bevor wir nun zurück zum Flussufer fahren, machen wir noch einen kurzen Abstecher ins Dorf, um zwei ganz eigenen Bewohnern einen Besuch abzustatten. Mit dieser Ankündigung lässt uns Farm zunächst alleine, bis wir alle die zwei Bewohner entdecken: zwei dicke Hängebauchschweine, die in der Mittagssonne brüten. Sie sind so zahm, dass sie sich sogar streicheln lassen. Ob das jetzt zu jeder Tour dazugehört weiß ich nicht, aber Farm freut sich wie ein kleines Kind, die zwei Borstentieren zu sehen. Und auch sie scheinen sich über seinen Besuch zu freuen.

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Mit dem Linienboot geht es zurück ans andere Ufer und so langsam sind wir alle echt kaputt. Auch wenn die Route nicht wirklich lang ist: bei der Hitze schlaucht jede Bewegung und die vielen Eindrücke lassen die Luft vor unserem Auge flimmern. Dazu kommt noch, dass ich bereits erste Symptome meiner Grippe spüre, die mich nach der Reise direkt ins Krankenhaus führen wird.

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Zu Gast bei Karate Kid

Auf dem Rückweg schauen wir noch kurz in der offene Muay Thai Schule vorbei. Die Kickboxing-Schule ist ein Zufluchtsort für Straßenkinder und Kinder aus ärmsten Verhältnissen, die sonst keinen Ort haben, wo sie hingehören. Hier lernen bekommen sie ein Zuhause, lernen etwas und bauen ihre Aggressionen auf sportliche Weise ab. Leider konnten wir keinen Kampf sehen, da die Schüler gerade Mittagspause hielten.

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Das beste Essen Thailands

Noch durch ein paar enge Gassen und ein paar Kurven später haben wir wieder das Hauptquartier der BBK erreicht. Mit einem gemeinsamen Mittagessen endet eine tolle Tour. Und das hausgemachte Pad Thai – das Nationalgericht der Thais – sollte das letzte feste Essen sein, was ich für längere Zeit zu mir nehmen werde. Das hat allerdings weniger mit dem Essen an sich, als mit der Magen-Darm-Grippe zu tun, die ich mir bereits aus Kambodscha mitgebracht haben muss. Danke lieber Budda, dass du mich damit verschont hast, bis ich meine Reise abschließen und auch noch dieses phantastische Essen kosten konnte. Da hat mein Zettel wohl wirklich Glück gebracht.

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Wissenswertes

Die Tour startet täglich um 8:00 Uhr morgens oder um 13:00 Uhr nachmittags und kostet THB 1250.- (circa 30 Euro). Im Preis enthalten sind Mittagessen, Getränke unterwegs, die Fahrradmiete sowie die zwei Bootsfahrten. Die Tour dauert vier Stunden und ist circa 25 Kilometer lang.

Auch wenn das nicht ganz billig ist, kann ich die Tour nur uneingeschränkt empfehlen. Wenn du so wie ich mit Bangkok irgendwie nicht richtig warm geworden bist, dann mach die Tour mit und du wirst die Stadt mit anderen Augen sehen. Und so viel soziales Engagement unterstütze ich gerne.

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22 Comments

  1. says: Stef

    Das klingt ja echt nach ner schönen Tour und ist auf jeden Fall mal was anderes, muss ich mir merken, wenn ich mal in Bangkok bin :)

    1. says: Bernhard

      Hallo Jana
      Ich sitzte hier in Hoi An Vietnam und habe mich gerade herzlich über Deinen Bericht Bangkok und Kambotscha amüsiert. Kann ich sehr sehr gut nachvollziehen. Wir sind vor 25 Jahren durch Bangkok ohne google maps gefahren.
      Bin gerade mit dem eigenen Bike von Saigon nach Hanoi unterwegs. Bericht steht unter: umdiewelt.de online „vietnam by bike“
      Plane insgeheim auch schon Kambotscha…
      Alles Gute weiterhin!

  2. says: Jana

    Tolle Idee! Hätte niemals daran gedacht in Bangkok eine Fahrradtour zu machen, aber wenn ich mal dorthin fahre dann will ich das auf alle Fälle machen!!! Danke für den tollen Tipp!

  3. says: Planet Hibbel

    Ich bin schon oft in Asien mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Aber an BKK habe ich wahrlich noch nie gedacht. Aber wenn man nicht gerade die Hauptverkehrsadern entlang fährt, warum nicht? Ob das allerdings mit Kinderanhänger möglich ist wage ich zu bezweifeln ;). LG, Nadine

    1. says: Jana

      Ja ich fürchte mit einem Fahrradanhänger wirds knapp auf den Wegen… ;-) Aber vielleicht mal was, wenn die Kleinen ein bisschen größer sind ;-)

  4. says: Sarah

    Hi Jana, ich freu mich das dir die tour auch so gut gefallen hat. Ich werde diesen Winter wenn ich in BKK bin bestimmt nochmal mit radeln, allein wegen dem leckeren padthai zum schluß:-)

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  6. says: Ann-Catrin

    Wow! Das hört sich wirklich großartig an! Zusammen mit meinem Freund ist eine 3 wöchige Rundreise nach Thailand nächsten Mai geplant, nur circa 3 Tage möchten wir aber in Bangkok bleiben. Die Fahrradtour wird aber auf alle Falle mit eingeplant!
    Danke für diesen tollen Bericht!

  7. says: Markus

    Hallo Jana, danke für die Beschreibung dieser schönen Fahrradtour in Bangkok :-).
    Ich hab die tour heute auch mitgemacht und ich fand es war das beste was ich hier in ca. 2 Tagen Bangkok erlebt hatte.
    Ich kann es auch jedem weiterempfehlen.
    Gruß
    Markus

  8. says: Steffi

    Hey Jana kennst du zufällig ein gutes pad Thai rezept?ich liebe es nämlich aber bin noch auf kein gutes gestoßen :-) lg aus Deutschland

    1. says: Jana

      Oh da muss ich leider passen. Ich hab mich noch nie da rangewagt. Ist aber ne gute Idee, das mal zu probieren! Wenn ich ein gutes Rezept finde, wirst du auf dem Blog davon erfahren ;-)

  9. says: Stefan Stulle

    Ich weiß, warum der Thai bei „dug“ gelacht hat. Bezeichnet es doch Zitze, Nippel, Brustwarze. Oder war Duck gemeint? Warum schreibst du eigentlich deine Berichte nicht im Schreibprogramm mit Rechtschreibprüfung? Auch im deutschen Text sind viele Fehler (Jagd mit T im Bericht über Dinge, die beim Reisen ärgern).
    Vielen Dank für deinen Bericht. Nach einer Erwähnung der Tour in einer Reisezeitschrift erwog ich schon, auf das Rad zu steigen. Aber bei der Hitze tagsüber ist das dann doch nichts.

    1. says: Jana

      Vielen Dank für deine konstruktive Kritik. Ich muss zugeben, dass ich leider über Rechtschreibfehler oft drüber lese und mir so viele einfach nicht auffallen. Natürlich benutze ich eine Rechtschreibkorrektur nur ist auch die nicht allwissend. Ich versuche mein Möglichstes um meine Artikel so gut es geht auf Fehler zu überprüfen und sie auch von jemandem externen nochmal lesen zu lassen, aber leider geht trotzdem doch öfter mal was durch die Lappen. Deine zwei Beispiele hab ich natürlich sofort korrigiert! Und schön, dass dir der Artikel trotzdem weiter geholfen hat!

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