Just me, myself & I? oder auch: Über das Alleine Reisen

Alleine Reisen - Vorteile und Nachteile

Alleine Reisen – was früher eher ein Tabuthema war wird heute in der Reisewelt im Netz als heiliger Gral verkauft. „Nur wer alleine reist, reist wirklich“, heißt es da“, 10 Gründe warum man unbedingt alleine reisen sollte“ werden geliefert oder Tipps gegeben, wie man als Frau auch alleine ohne Angst die Welt erkunden kann. Und auch was meine Leserpost angeht, ist eine der meistgestelltesten Fragen:

„Sag mal bist du eigentlich (immer) alleine unterwegs?“

Just me, myself and I?

Lange hatte ich auch so einen dieser Artikel in meinem Entwurfsordner, denn grundsätzlich finde ich diesen Trend sehr erstrebenswert und nach zahlreichen Soloreisen habe ich durchaus die Vorteile dieser Reiseart kennenlernen dürfen.

Aber eben auch die Nachteile. Denn ja, natürlich gibt es welche, auch wenn die sehr gerne verschwiegen oder mit schlagkräftigen Argumenten herunter geredet werden. Denn schließlich ist es ja so wie mit fast allem: es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch jede Menge schöner Grautöne. Eben auch beim Alleine-Reisen.

Besser alleine als garnicht!

Vielleicht eins vorweg:

Du planst eine Reise/Weltreise/Was-auch-immer und niemand kann oder möchte mit? Dann geh alleine!

Du solltest dein Glück und deine Träume niemals von jemand anderem abhängig machen.

Und das ist auch genau der Grund, warum ich die Bewegung grundsätzlich so toll und unterstützenswert finde. Weil es eben den Unsicheren genau die Argumente liefert, die sie brauchen, um endlich auf den „Buchen“-Knopf zu drücken und zwar unabhängig davon, ob die beste Freundin nun mitkommt oder es mit ihrem Freund jetzt doch etwas Ernstes wird und sie nun doch nicht mehr mit will.

Vor allem deshalb, weil du als Alleinreisende – vielleicht mal abgesehen von dem All-Inclusive-Resort in der Türkei oder dem Honeymoon-Retreat auf Bali nicht lange alleine bleiben wirst (wenn du es nicht willst).

Ob man das dann allerdings als Soloreisen bezeichnen kann, steht wiederum auf einem anderen Blatt.

Daneben kannst du als Alleinreisender noch weitere Vorzüge genießen:

  • Du kannst den ganzen Tag nur das machen, worauf du Lust hast
  • Du lernst Leute aus aller Welt kennen
  • Du hast in der Regel mehr Zeit, weil du dich nur um dich kümmern musst
  • Du hast Zeit, dich endlich mal mit dir selbst zu beschäftigen und was du im Leben wirklich willst
  • Du kannst manche Momente intensiver erleben, weil du dich ganz auf die Reise und das Erleben konzentrieren kannst
  • Und du machst deshalb auch in der Regel bessere Fotos, weil du eben mehr Zeit hast, dich auf deine Umgebung zu konzentrieren.

Und so habe ich auf meinen Soloreisen schon so wundervoll, intensive Momente erlebt, meine besten Fotos geschossen und tolle Menschen aus aller Welt kennengelernt.

Und doch vermisse ich trotz dieses Blogs, auf dem ich all meine schönsten Momente mit dir und der Welt teilen kann dieses Gefühl, wenn man nach einer Reise sagen kann:

„Weißt du noch? Man, war das schön!“

Geteilte Freude ist doppelte Freunde

Das gilt für mich im Alltag wie auf Reisen. Ich jedenfalls für meinen Teil bin nicht für das Alleinesein gemacht, auch wenn ich es durchaus sehr genießen kann, mal ein paar Tage ganz für mich zu sein.

Dann spätestens nervt mich…

  • die ständige Einsamkeit. Ich rede nun mal einfach gerne.
  • das Alleine-Essen. Seien wir mal ehrlich: Gibt es etwas nervigeres als alleine im Restaurant zu sitzen? Ich hab das nun schon zig Male hinter mir und so richtig genießen kann ich es immer noch nicht. Essen ist für mich einfach eine gesellige Angelegenheit.
  • dass nicht nur geteilte Freude, doppelte Freude ist, sondern auch geteiltes Leid, halbes Leid. Erlebt man unterwegs etwas Schlimmes, hat man jemanden um die Situation zu lösen und später zu verarbeiten.
  • dass geteilte Zimmer einfach mal hab so teuer sind und die Einzelzimmer, wenn es denn mal welche gibt, meist die hässlichsten im ganzen Haus.

Das alles setzt aber natürlich voraus, dass es einen Menschen gibt, mit dem man problemlos viel Zeit verbringen kann, mit dem man Interessen teilt (und zwar mehr als nur die des Reisens) und auf den man sich verlassen kann. Denn ich denke es versteht sich von selbst, dass auch folgendes gilt:

Besser alleine, als mit Irgendjemandem

Und ob eine Freundschaft wirklich eine gute ist, merkt man oft erst, wenn man mal gemeinsam auf Reisen gegangen ist. Das ist nämlich ein bisschen so wie mit den WGs: nicht selten ist eine Freundschaft daran zerbrochen. Vielleicht hier noch der Tipp: Bevor du mit jemanden auf eine längere Reise aufbrichst: Probiert es erst einmal mit einem gemeinsamen Kurztrip. Man merkt eigentlich ganz schnell, ob man auf gemeinsamen Reisen harmoniert.

Und so fällt mein Fazit genauso ambivalent aus, wie dieser Artikel:

Kann ich das alleine reisen empfehlen? Ja.

Ist es der heilige Gral? Nein, jedenfalls für mich nicht!

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9 Comments

  1. Hey Jana,
    danke für diesen Artikel! Wir sehen es da genauso wie du: für uns gibt es mehr Grautöne, als nur schwarz und weiß. Es ist ja wirklich so, dass man mittlerweile auf so gut wie jedem Blog liest: Solo-Reisen hier..Solo-Reisen da. Es wird ja schon so dargestellt, dass man alleine reisen MUSS, um mitreden zu dürfen.
    Wir reisen auch lieber gemeinsam, denn für uns überwiegen da nunmal die Vorteile. Eins der schönsten Dinge am Reisen ist nämlich nach wie vor das Erlebte zu teilen. <3
    Lieben Gruß, Anna & Vanessa

    1. says: Jana

      Ich bin generell kein Fan von Schwarz-Weiß-Malerei und angeblich ultimativen Tipps für die beste Reise. Sowas ist für jeden anders!!!

  2. says: Natalie

    Hurra!
    Danke, Jana, für deinen ganz interessanten Blogpost ;)
    Vor einem Monat habe ich dich gefragt, ob du alleine oder mit Travelbuddy verreist. Dazu habe ich meinen Kommentar bei deinem Post unter „VON LAPPLAND NACH AUSTRALIEN“ verfasst. Ich freue mich daher, dass ein ganzer Blogpost quasi die Antwort auf meine Frage ist. ;)
    Ich selbst reise viel lieber zu zweit oder mit engen Freunden. Schon allein wegen der Erinnerung „Weißt du noch?“ sind Momente zu zweit/dritt/viert einfach wunderbar.
    Ganz liebe Grüße
    Natalie
    http://www.livolett.de

  3. says: Manuela

    Ja, kann ich eg. fast alles so unterschreiben :-)
    Und niemand mit dem man anstoßen kann – fällt mir grad so mit dem Radler in der Hand ein ;-)

    Liebe Grüße aus Quito und meiner Gefängniszelle aka Einzelzimmer
    Manuela

  4. says: Miri

    100% Treffer! :-) Seit wir das Blog haben, kann ich es eher mal genießen alleine unterwegs zu sein. Man hat immer was zu tun, kann filmen, fotografieren, sich komplett unabhängig treiben lassen… auch mal schön, einfach nur so mit einem Buch da zu sitzen und vor sich hin zu dümpeln. Aber ich teile meine Freude einfach auch immer sooooo gerne! Wenn ich mal alleine unterwegs bin, neige ich daher dazu, meinen Whatsapp- Familienchat mit Fotos zuzuspammen und in unseren Social-Media Kanälen abzuhängen um Erlebnisse zu posten. Also wenn ich ehrlich zu mir selbst bin: alleine reisen geht gut, aber mit dem richtigen Reisepartner ist es einfach noch so viel schöner. :-) LG und schönes Wochenende, Miri

  5. says: Bernhard Sieffert

    Hallo Jana, ich lese im Netz viel fragliches ja oftmals dummes insbesondere zum Thema Reisen. Daher zuerst herzlichen Dank für deine Berichte. Ich reise mehrmals im Jahr (dieses Jahr Kolumbien, Griechenland, Motorrad 3 Wochen Rumänien Bulgarien) und und…..! Meine Erkenntnis: wir reisen alle(eins) ob als „ich “ oder in Gruppe. Als Tipp würde ich gerne das Gedicht „stufen“ von Hermann Hesse und ein lebensmotto für eine schlechte Reise ob mit oder ohne Begleitung geben: Seele geht verschlungene Pfade lernet ihre Sprache lesen heute preist sie schon als Gnade was ihr gestern Qual gewesen. So Donnerstag geht’s nach Porto und Lissabon incl. Bvb Champions league. Werde den Mietwagen stornieren und mir den Bahnhof ansehen.Danke! Herzlichst Bernhard

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